Wenn du Talent hast zur Liebe (eBook)
272 Seiten
Diogenes (Verlag)
978-3-257-61128-1 (ISBN)
Muriel Spark, geboren 1918 in Edinburgh, Autorin von Romanen, Theaterstücken, Kinderbüchern und Gedichten. Zahlreiche ihrer Bücher wurden verfilmt. 1986 wurde sie zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt, 1993 zur Dame Commander of the British Empire; 1999 erhielt sie den Ehrendoktortitel für Literatur der Oxford University. ?Die Blütezeit der Miss Jean Brodie? wurde mit Maggie Smith in der Titelrolle verfilmt. Muriel Spark, die 2006 in Florenz verstarb, wird gerade international wiederentdeckt und gefeiert.
Wenn einer in dieser Mansarde sich wendet
Heut Morgen zum Fenster, kann unten er sehn
Ein Hochkantgemälde von Kensington,
Bereit zur Betrachtung und beinah vollendet.
Häuser neigen zum Licht hin sich schräg,
Im Vordergrund links eine Baumgruppe, die
Ist blau: ein Lakai, weiße Handschuh er trägt;
Der Himmel: zwei Beine; im oberen Eck
Der Farbton so Blaumannblau irgendwie.
Von diversen Kirchen schlägt es vier Uhr,
Und in dem Fensterrahmen erkennt
Man Picasso, zumindest die Szene, er nennt
Es Frühmorgens, nur hat er es niemals signiert.
Alte Damen, Modellboote, Tulpen,
Stabile Babys, mobile Mütter.
Von fern her Busse, Sittichen gleich,
Einsame Männer mit Regenmänteln
Über dem Arm – wo gehen sie hin?
Kommend woher? jetzt, wo überall
Die Sommersachen und Platzregen erblühn,
Als hätt man vergangenes Jahr sie gepflanzt.
Where does she come from
Sipping coffee alone in London?
The shoes, the hair – I do not think
She has anything in the bank.
Has she a man, where is he then,
Why is she sitting at half-past ten
Reading a book alone in London?
Where does the money come from
That lets her be alone and sipping
Not with a man, not in a job, not with a dog
to the grocer tripping?
The clock knocked off at quarter to three
And sat there yawning with arms stretched wide.
And it was set going again by nobody,
It being Sunday and we being occupied.
Therefore the day happened and disappeared,
But whether the time we kept was appropriate
To rend, to sew, to love, to hate,
No one could say for certain; all that occurred
Was Sunday, London, bells, talk, fate.
Woher mag sie wohl sein,
Die da in London Kaffee trinkt allein?
Die Schuhe, die Haare – mir scheint, die ist blank.
Die hat bestimmt kein Geld auf der Bank.
Ob sie einen Mann hat? Wo der wohl ist?
Wieso sitzt die hier, Viertel nach zehn, und liest?
In London, als wär sie ’ne Dame von Welt?
Und woher hat sie bloß das Geld,
Dass die sich das leisten kann, hier rumzusitzen so alleine und
So ohne Mann und nicht im Büro und nicht fürs Abendessen
Einkaufen zu müssen mit dem Hund.
Die Uhr blieb stur stehen um Viertel vor drei
Und hockte da und gähnte und räkelte sich breit,
Und keinem fiel es ein, sie wieder aufzuziehen, weil,
Es war ja Sonntag, und wir hatten keine Zeit.
Und so verging der Tag und rieb sich auf,
Doch ob die Zeit, nach der wir gingen, richtig war
Zum Flicken, Nähen, Lieben, Hassen gar,
Das wusste keiner so genau; weil weiter nichts geschah
Als Sonntag, London, Glocken, Reden und des Schicksals Lauf.
It is the market clock that moonish glows.
Where two hands point, two poplars
interlock.
Night’s verities knock
Normal perspectives comatose,
Proving the moon a market clock,
The trees, time’s laughing-stock.
Their last look round was happening when
The bus pulled up outside.
Nothing burning? Windows tried?
The lights go on and off again
And they are satisfied,
And we already starting off –
But see the house, how curious,
The lights again! and sure enough,
Feeling the catch behind the curtain
A hand – just to make certain.
Die Marktuhr ist’s, die scheint so mondenfahle.
Wo sich zwei Zeiger zweisam drehn, zwei Pappeln sich umzweigen sacht.
Es fällt im Angesicht der Wahrheiten der Nacht
Die Perspektive kurzerhand ins Koma, die normale.
Entlarvt als Marktuhr, wird der Mond verlacht,
Die Bäume – zum Gespött der Zeit gemacht.
Sie schauen noch einmal zurück zum Haus,
Als draußen schon der Bus heranlaviert.
Nichts brennen lassen? Alle Fenster kontrolliert?
Das Licht geht an und wieder aus,
Nun sind sie beruhigt; und wir, couragiert,
Wir gehn schon mal vor –
Doch seht nur, das Haus, wie sonderbar,
Das Licht wieder an! und da, hinterm Store
Eine Hand, die den Riegel schnell –
Einfach sicherheitshalber – noch mal probieren will.
Last thing at night and only one
Man in the street,
And even he was gone complete
Into an absence as he stood
Beside the lamplight longitude.
He stood so long and still, it would
Take men in longer streets to find
What this was chewing in his mind.
Nachts als Letztes, ganz allein,
Ein Mensch auf der Straße da unten,
Und auch der war plötzlich verschwunden,
War nicht mehr da, obwohl wie gebannt
Im Lichtmeridian der Laterne er stand,
So lang und so still, dass keiner erahnt –
Zumindest in dieser kurzen Straße, bei dem geringen Verkehr,
...Erscheint lt. Verlag | 23.2.2022 |
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Übersetzer | Christa Schuenke |
Verlagsort | Zürich |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | All the Poems |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Lyrik / Gedichte |
Schlagworte | Dichterin • Dichtung • Gedichte • Lyrik • Lyrikerin • Poesie • Reime • Sammlung • Schriftstellerin • Verse |
ISBN-10 | 3-257-61128-5 / 3257611285 |
ISBN-13 | 978-3-257-61128-1 / 9783257611281 |
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