Elias & Laia - Das Leuchten hinter dem Sturm (eBook)
592 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7517-0963-7 (ISBN)
Die Welt versinkt im Chaos - der Imperator ist tot, die machthungrige Keris Veturia hat sich zur neuen Herrscherin ernannt, und die so lange versklavten Dschinn sinnen auf Rache. Laia betrauert immer noch den Verlust von Elias, doch ihr Wunsch nach Gerechtigkeit ist ungebrochen. Deshalb schließt sie sich mit Helena dem Kampf gegen das Regime an. Währenddessen wird Elias von den Toten immer mehr auf ihre Seite gezogen. Doch um die Lebenden zu schützen, muss er das Zwischenreich noch einmal verlassen. Vor ihm liegt eine Mission mit ungewissem Ausgang: Es droht die Zerstörung der Welt. Aber es gibt auch noch die Hoffnung auf Rettung. Und wenn diese gelingt, hat sogar seine Liebe zu Laia eine Zukunft ...
Sabaa Tahir war Redakteurin bei der Washington Post. Berichte über den Nahen Osten führten schließlich dazu, dass sie ihren ersten Roman schrieb. Sie wollte eine Geschichte erzählen, die die Gewalt in unserer Welt abbildet. Sie wollte aber auch Figuren erschaffen, die in dieser Welt Hoffnung finden, nach Freiheit suchen und sich für die Liebe entscheiden, egal gegen welche Widerstände. Aus diesem Impuls heraus entstanden die Elias & Laia-Romane.
Sabaa Tahir war Redakteurin bei der Washington Post. Berichte über den Nahen Osten führten schließlich dazu, dass sie ihren ersten Roman schrieb. Sie wollte eine Geschichte erzählen, die die Gewalt in unserer Welt abbildet. Sie wollte aber auch Figuren erschaffen, die in dieser Welt Hoffnung finden, nach Freiheit suchen und sich für die Liebe entscheiden, egal gegen welche Widerstände. Aus diesem Impuls heraus entstanden die Elias & Laia-Romane.
II: LAIA
Die Geschichtenerzählerin in der Ucaya-Herberge versteht es, den vollen Schankraum zu fesseln. Der Winterwind ächzt durch die Straßen von Adisa, rüttelt an den Dachtraufen draußen, und mit derselben Heftigkeit zittert die Stammes-Kehanni. Sie singt von einer Frau, die dafür kämpft, ihre wahre Liebe vor einem rachsüchtigen Dschinn zu retten. Selbst die bierseligsten Stammgäste sind ganz andächtig.
Während ich die Kehanni von einem Tisch in der Ecke aus beobachte, frage ich mich, wie es wohl ist, sie zu sein. All jenen, die man trifft, eine Geschichte schenken zu können, anstatt in ihnen Feinde zu vermuten, die nur darauf aus sind, einen zu töten.
Bei diesem Gedanken lasse ich den Blick erneut durch den Raum schweifen und taste nach meinem Dolch.
»Wenn du diese Kapuze noch tiefer ziehst, dann werden die Leute denken, dass du ein Dschinn bist«, flüstert Musa von Adisa. Der Kundige fläzt auf einem Stuhl zu meiner Rechten. Mein Bruder Darin sitzt wiederum zur Rechten Musas. Unser Tisch steht an einem der halbblinden Fenster, wo die Wärme des Feuers nicht hinreicht.
Ich lasse meine Waffe nicht los. Meine Haut kribbelt, denn mein Instinkt sagt mir, dass ein feindseliger Blick auf mir ruht. Aber alle haben nur Augen für die Kehanni.
»Hör auf, mit deiner Klinge herumzufuchteln, aapan.« Musa redet mich gern mit der marinen Ehrenbezeichnung für »kleine Schwester« an und spricht mit demselben genervten Ton, den ich manchmal von Darin zu hören bekomme. Der Bienenzüchter, wie man Musa auch nennt, ist achtundzwanzig Jahre alt – älter als Darin und ich. Vielleicht ist das der Grund, warum es ihm Freude macht, uns herumzukommandieren.
»Die Wirtin ist eine Freundin«, sagt er. »Hier gibt es keine Feinde. Entspann dich. Wir können sowieso nichts tun, bis der Blutgreif zurückkehrt.«
Wir sind von Marinen, Kundigen und nur ein paar Stammesleuten umgeben. Und doch brandet Beifall auf, als die Kehanni ihre Geschichte beendet hat – so plötzlich, dass ich meinen Dolch schon halb aus der Scheide ziehe.
Musa löst sanft meine Hand vom Heft. »Du befreist Elias Veturius aus Schwarzkliff, brennst Kauf nieder, treibst den Imperator der Martialen mitten in einen Krieg, trittst dem Nachtbringer öfter gegenüber, als ich zählen kann – und dann zuckst du bei ein bisschen Getöse zusammen? Ich habe dich für unerschrocken gehalten, aapan.«
»Lass es gut sein, Musa«, beschwichtigt Darin. »Besser schreckhaft als tot. Der Blutgreif würde das auch so sehen.«
»Sie ist eine Maske«, gibt Musa zurück. »Sie werden mit diesem Wahn geboren.« Der Kundige beobachtet die Tür, und seine Heiterkeit schwindet. »Sie sollte inzwischen zurück sein.«
Es ist seltsam, sich Sorgen um den Greif zu machen. Bis vor einigen Monaten dachte ich, dass ich meinen Hass auf sie mit ins Grab nehmen würde. Aber dann belagerten Grímarr und seine Horde karkaunischer Barbaren Antium, und Keris Veturia verriet die Stadt. Tausende Martiale und Kundige flohen nach Delphinium, auch ich, der Greif und ihr neugeborener Neffe, der Imperator. Die Schwester des Greifs, Imperatorregentin Livia, ließ die Kundigen frei, die noch immer in den Ketten der Sklaverei lebten.
Und irgendwie wurden wir zwischen damals und heute Verbündete.
Die Wirtin, eine junge Kundige etwa in Musas Alter, taucht mit einem Tablett voller Speisen aus der Küche auf. Sie rauscht auf uns zu, und die Wohlgerüche von Kürbissuppe und Knoblauchbrot wehen ihr voraus.
»Musa, mein Herz.« Die Wirtin stellt das Essen ab, und plötzlich merke ich, dass ich am Verhungern bin. »Ihr wollt nicht noch eine Nacht bleiben?«
»Tut mir leid, Haina.« Er wirft ihr eine Goldmark zu, die sie geschickt auffängt. »Das sollte für die Zimmer genügen.«
»Mehr als das.« Haina steckt die Münze weg. »Nikla hat schon wieder die Kundigensteuern erhöht. Nylas Bäckerei wurde letzte Woche dichtgemacht, weil sie nicht bezahlen konnte.«
»Wir haben unseren größten Verbündeten verloren.« Musa spricht von dem alten König Irmand, der seit Wochen krank ist. »Und es wird noch schlimmer werden.«
»Du hast die Prinzessin geheiratet«, sagt Haina. »Könntest du nicht mit ihr sprechen?«
Der Kundige bedenkt sie mit einem schiefen Lächeln. »Nicht, wenn du deine Steuern nicht noch weiter in die Höhe treiben willst.«
Haina geht, und Musa greift nach der Suppe. Darin zieht einen Teller mit gebratenen Okraschoten heran, die noch im Öl knistern.
»Du hast erst vor einer Stunde vier Maiskolben auf der Straße gegessen«, zische ich ihm zu und angle nach dem Brotkorb.
Als ich ihn zu fassen bekommen habe, fliegt die Tür auf. Schnee wirbelt in den Schankraum, zusammen mit einer großen, schlanken Frau. Ihre silberblonde Haarkrone liegt zumeist unter einer Kapuze verborgen. Der schreiende Vogel auf ihrem Brustharnisch blitzt einen Augenblick lang auf, bevor sie ihren Umhang darüber zieht und mit großen Schritten auf unseren Tisch zugeht.
»Das riecht unglaublich.« Der Blutgreif des Martialenimperiums lässt sich Musa gegenüber auf einen Stuhl fallen und nimmt ihm den Teller weg.
Angesichts seiner verdrießlichen Miene zuckt sie die Achseln. »Damen zuerst. Das gilt auch für dich, Schmied.« Sie schiebt mir Darins Teller zu, und ich beginne, das Essen herunterzuschlingen.
»Und?«, fragt Musa. »Hat dir dieser glänzende Vogel auf deiner Brust die Türen zum König geöffnet?«
Die blassen Augen des Blutgreifs blitzen auf. »Deine Frau«, sagt sie, »ist eine ganz gewaltig –«
»Verirrte Frau«, unterbricht sie Musa. Eine Erinnerung daran, dass sie einander früher vergöttert haben. Jetzt nicht mehr. Ein bitteres Ende für eine Liebe, die, wie sie gehofft hatten, ein ganzes Leben hätte halten sollen.
Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut.
Elias Veturius schleicht sich in meine Gedanken, obwohl ich versucht habe, ihn auszusperren. Er zeigt sich, wie ich ihn zuletzt gesehen habe, mit scharfem Blick und unnahbar außerhalb der Zwischenstatt. Wir alle sind nur Besucher im Leben des anderen, hat er gesagt. Du wirst meinen Besuch bald genug vergessen.
»Was hat die Prinzessin gesagt?«, will Darin vom Greif wissen, und ich verstoße Elias aus meinem Kopf.
»Sie hat nicht mit mir gesprochen. Ihre Haushofmeisterin meinte, die Prinzessin werde meine Bitte anhören, wenn sich König Irmands Gesundheitszustand gebessert habe.«
Die Martiale funkelt Musa an, als wäre er derjenige, der ihr die Audienz abgeschlagen hat. »Die verfluchte Keris Veturia sitzt in Serra und enthauptet jeden einzelnen Botschafter, den Nikla schickt. Die Marinen haben keine anderen Verbündeten im Imperium. Warum weigert sie sich, mich zu treffen?«
»Das würde ich auch gern wissen«, entgegnet Mura, und ein schillerndes Flackern neben seinem Gesicht verrät mir, dass seine Wichte – winzige Geschöpfe, die ihm als Spione dienen – in der Nähe sind. »Aber obwohl ich Augen an vielen Orten habe, Blutgreif, gehört das Innere von Niklas Kopf nicht dazu.«
»Ich sollte schon wieder in Delphinium sein.« Der Greif starrt in den tobenden Schneesturm hinaus. »Meine Familie braucht mich.«
Sorge legt ihre Stirn in Falten, was bei einer so einstudierten Miene ungewöhnlich ist. In den fünf Monaten, seit wir aus Antium entkommen sind, hat der Blutgreif ein Dutzend Mordversuche an dem kleinen Imperator Zacharias vereitelt. Das Kind hat Feinde unter den Karkaunen wie auch unter Keris’ Verbündeten im Süden. Und sie kennen kein Erbarmen.
»Wir haben das erwartet«, sagt Darin. »Sind wir also entschlossen?«
Der Blutgreif und ich nicken, doch Musa räuspert sich.
»Ich weiß, dass der Blutgreif mit der Prinzessin sprechen muss«, erklärt er, »aber ich würde gern zu Protokoll geben, dass ich diesen Plan viel zu riskant finde.«
Darin lacht auf. »Daher wissen wir, dass es ein Laia-Plan ist – vollkommen wahnsinnig und höchstwahrscheinlich mit dem Tod endend.«
»Was ist mit deinem Schatten, Martiale?« Musa sieht sich nach Avitas Harper um, als könnte die Maske wie aus dem Nichts auftauchen. »Welche jämmerliche Aufgabe hast du dem armen Mann diesmal wieder aufgehalst?«
»Harper ist beschäftigt.« Der Körper des Blutgreifs versteift sich einen Moment lang, bevor sie weiter Essen in sich hineinstopft. »Mach dir keine Sorgen um ihn.«
»Ich muss in der Schmiede eine letzte Lieferung annehmen.« Darin steht auf. »Ich treffe dich gleich am Tor, Laia. Viel Glück euch allen.«
Während ich zuschaue, wie er die Schenke verlässt, überkommt mich Beklommenheit. Als ich im Imperium war, ist mein Bruder auf meine Bitte hier in Marinn geblieben. Wir haben uns vor einer Woche wiedergesehen, als der Greif, Avitas und ich in Adisa angekommen sind. Jetzt trennen wir uns schon wieder. Nur ein paar Stunden, Laia. Es wird ihm nichts geschehen.
Musa schiebt meinen Teller näher zu mir. »Iss, aapan«, sagt er nicht unfreundlich. »Alles ist besser, wenn du nicht hungrig bist. Ich werde dafür sorgen, dass die Wichte ein Auge auf Darin haben, und treffe euch alle am nordöstlichen Tor. Siebte Glocke.« Er zögert und runzelt die Stirn. »Seid vorsichtig.«
Als er hinausgeht, schnaubt der Blutgreif. »Marinenwachen können einer Maske nicht das Wasser reichen.«
Da kann ich nicht widersprechen. Ich habe erlebt, wie der...
Erscheint lt. Verlag | 27.5.2022 |
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Reihe/Serie | Elias & Laia |
Elias & Laia | |
Übersetzer | Barbara Imgrund |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Sky Beyond the Storm |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Die Herrschaft der Masken • Dschinn • Eine Fackel im Dunkel der Nacht • Elias • Große Gefühle • High Fantasy • In den Fängen der Finsternis • Junge Erwachsene • laia • Nachtbringer • Romantasy • Seelenfänger • starke Heldin |
ISBN-10 | 3-7517-0963-0 / 3751709630 |
ISBN-13 | 978-3-7517-0963-7 / 9783751709637 |
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