Rette dich selbst! (eBook)
192 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-7865-7 (ISBN)
Werner Tiki Küstenmacher ist evangelischer Pfarrer, Journalist und Illustrator. Er wurde insbesondere durch den mit Lothar J. Seiwert verfassten Erfolgsratgeber 'simplify your life' bekannt. Die simplify-Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt und weltweit über 4 Millionen Mal verkauft. Der Autor lebt in Gröbenzell bei München.
Werner Tiki Küstenmacher ist evangelischer Pfarrer, Journalist und Illustrator. Er wurde insbesondere durch den mit Lothar J. Seiwert verfassten Erfolgsratgeber "simplify your life" bekannt. Die simplify-Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt und weltweit über 4 Millionen Mal verkauft. Der Autor lebt in Gröbenzell bei München.
Hinweis zur Optimierung
Impressum
Einleitung
Anspruchshaltung in Dankbarkeit verwandeln
Überdruss in Geduld verwandeln
Selbstmitleid in Selbstmitgefühl verwandeln
Stressige Mitmenschen in Lehrer verwandeln
Ängste in Ratgeber verwandeln
Grübeln in Handeln verwandeln
Selbstaufopferung in Liebe verwandeln
Zum Schluss
Danke
Der Autor
ANSPRUCHSHALTUNG IN DANKBARKEIT VERWANDELN
»Seien Sie anspruchsvoll!«
Fast ein Jahrzehnt warb die Süddeutsche Zeitung mit diesem Satz für ihre Produkte. Er gibt ein typisches Lebensgefühl des frühen 21. Jahrhunderts wieder: Nun, da die Grundbedürfnisse erfüllt sind, sollen sich die Konsumenten den höheren Genüssen zuwenden. Geben Sie sich nicht mit Minderwertigem zufrieden – minderwertiger Information, minderwertiger Politik, minderwertigen Produkten. Seien Sie anspruchsvoll.
Menschen mit hohen Ansprüchen sind schwer zufriedenzustellen. »Das kaufe ich doch nicht von meinem Taschengeld!«, ruft der anspruchsvolle Junior empört, der von seinen Eltern mit einem aktuellen Smartphone und den neuesten Sneakers ausgestattet werden will. »Warum zahlt das nicht die Krankenkasse?«, maulen die Patienten. Die Versandkundin erwartet, dass das bestellte Abendkleid portofrei zurückgenommen wird, auch wenn sie es eine Party lang getragen hat.
Für die Anspruchsvollen plagt man sich, aber die Anspruchslosen liebt man.
Marie von Ebner-Eschenbach
Die deutschen Sozialgesetze regeln akribisch genau, wer worauf Ansprüche hat. Tendenz: steigend. Dies und das und noch mehr sollte der Staat leisten. Die Versicherungen sollten es auch, die Hersteller und die immer zahlreicher werdenden Dienstleister aller Art. Ist es also erstrebenswert, anspruchsvoll zu sein? Um eine ungesunde Anspruchshaltung in Dankbarkeit zu verwandeln, muss ich mir zunächst im Klaren darüber sein: Welche meiner Ansprüche sind berechtigt, legitim, und welche sind unrealistisch, ungesund oder schlichtweg unverschämt?
Auf der Suche nach der Quelle
Um dieses Dilemma rund um den Begriff »Anspruchshaltung« zu klären, lohnt sich ein Blick auf die Herkunft des Wortes. Es beruht auf dem schlichten Verb »ansprechen«, aber in einem speziellen Zusammenhang: Sie sprechen jemanden an, um ihn um etwas zu bitten. Zur Süddeutschen Zeitung sagen Sie also: Bitte geben Sie mir Artikel zu lesen, die mich herausfordern. Versorgen Sie mich mit Informationen, die besser sind als der Durchschnitt. Anspruch haben bedeutet dabei, dass Sie die Zeitung in dieser Weise ansprechen dürfen. Denn Sie bezahlen ihr etwas dafür, und zwar mehr als einer Durchschnittszeitung.
Eine Frage der Balance
In der Sozialgesetzgebung heißt dieses Gegengewicht zum Anspruch »Leistung«. Die besteht aus Zahlungen in die Rentenkasse, Steuern, geleisteten Arbeitsjahren usw. Wenn Sie etwas geleistet haben, erwerben Sie sich damit Ansprüche. Das lässt sich zwar theoretisch ausrechnen, aber in der Praxis fühlen sich viele ungerecht behandelt.
Stimmt das Verhältnis von Leistung und Gegenleistung nicht, bekommt das Wort Anspruch einen negativen Beigeschmack. Wer etwas beansprucht, ohne eine angemessene Entschädigung zu leisten, gilt als »zu anspruchsvoll«: Wenn jemand einen Luxusartikel als selbstverständliche Grundausstattung betrachtet. Wenn jemand ein nagelneues Kleid zu einer Einladung trägt und es danach umtauscht, ohne dafür zu bezahlen. Wenn jemand sich an Leistungen ohne Gegenleistung gewöhnt hat.
Kinder erheben Anspruch, von den Eltern geliebt, beachtet und finanziert zu werden. Bei mehreren Geschwistern kommt es dabei leicht zu Verteilungskämpfen. Es kann eine große Last sein, von den eigenen Ansprüchen beherrscht zu werden.
Eine Frage des Ansprechpartners
Es gibt noch eine wichtige Person, die Sie ansprechen und an die Sie mehr oder weniger hohe Ansprüche stellen können: Sie selbst. Spitzensportler beispielsweise tun das. Sie erwarten nicht nur optimale Trainingsbedingungen und professionelle Betreuung von ihren Helfern, sondern auch Bestleistung von ihrem eigenen Körper und ihrem persönlichen Engagement. Auch im Berufs- und selbst im Privatleben scheint es immer mehr in Richtung Leistungssport zu gehen: Nachdem die Arbeitsbedingungen in den meisten Unternehmen immer besser werden, schrauben die Mitarbeitenden ihre Ansprüche an die eigene Leistung immer höher und höher und höher. Der Soziologin Eva Illouz zufolge ist sogar unser Liebesleben mittlerweile korrumpiert von den Gesetzen des Marktes. Datingportale im Internet befeuern den beliebig austauschbaren Warencharakter erotisch-emotionaler Begegnungen. Dabei wissen wir alle: Unrealistisch hohe Ansprüche sowie ständiges Vergleichen machen unzufrieden – mit sich, dem eigenen Körper, dem Job, dem Partner und dem Kind.
Magengeschwüre bekommt man nicht von dem, was man isst, sondern von dem, wovon man aufgefressen wird.
Mary Wortley Montagu
Burn-out, die Anspruchskrankheit
Wer von sich mehr fordert, als er leisten kann, geht kaputt. Der medizinische Begriff dafür ist »chronisches Belastungssyndrom«, kurz Burn-out. In einer Metastudie für die Berliner Humboldt-Universität hat die Arbeitspsychologin Dr. Christina Guthier im November 2020 viele Untersuchungen der letzten 30 Jahre aus zahlreichen Ländern ausgewertet und kam dabei zu einem überraschenden Ergebnis: Nicht die Belastungen am Arbeitsplatz lassen Burn-out entstehen, sondern der Stress im Unternehmen entsteht vor allem durch die an Burn-out leidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das ließ sich an fast 30 000 Befragten nachweisen.
»Je weiter sich Burn-out entwickelt, umso mehr Stress, wie zum Beispiel Zeitdruck, nehmen die Menschen bei der Arbeit wahr«, erklärt Prof. Christian Dormann von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dieser Effekt sei viel stärker als der umgekehrte Effekt, den Arbeitsstress auf Burn-out ausübt. Es sind also weniger die Ansprüche des Chefs, die seine Leute krank machen, sondern die Ansprüche seiner Leute an sich selbst. Stress bei der Arbeit und Burn-out schaukeln sich gegenseitig auf. Als typische Burn-out-Symptome gelten Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Reizbarkeit und Zynismus. Guthier hat beobachtet: »Um sich vor weiterer Erschöpfung zu schützen, versuchen manche Betroffene, eine psychische Distanz zu ihrer Arbeit aufzubauen, das heißt sich von der Arbeit und damit verbundenen Personen zu entfremden und zynischer zu werden.«
Ein intelligenterer Ansatz wäre, die eigenen Ansprüche an sich selbst zu senken. Sehen Sie Burn-out nicht als unveränderliches Naturereignis. Und damit wären wir bei der ersten magischen Verwandlung, mit der Sie sich selbst retten können.
DER MAGISCHE RICHTUNGSWECHSEL
Finden Sie heraus, ob Ihre Ansprüche an sich und andere gesund und hilfreich sind. Wenn Sie hohe Erwartungen an sich oder andere haben, fragen Sie sich:
- Sind meine Ansprüche hilfreich? Motivieren sie mich, das Beste aus mir herauszuholen, oder hemmen sie mich und machen mich unglücklich?
- Sind meine Ansprüche realistisch? Ist das, was ich mir vorgenommen habe, unter den gegebenen Rahmenbedingungen überhaupt machbar?
- Richte ich meine Ansprüche an die richtige Person?
- Stimmt das Verhältnis von Geben und Nehmen?
- Wie kann ich mit weniger zufrieden sein?
Mit den richtigen Antworten auf diese Fragen kann sich Ihre Anspruchshaltung verwandeln: vom lauten »Gib mir!« zu einem leisen »Danke!«.
»Ich bin dankbar für mein nacktes Leben«
Das habe ich Menschen sagen hören angesichts von verheerenden Naturkatastrophen – Menschen, die alles verloren hatten. Darin steckt nicht nur der verzweifelte Ruf »Wir haben ja sonst nichts mehr«, sondern in diesem Dank steckt eine ganz besondere und ganz besonders tiefe Kraft. Wer dankt, öffnet sich für etwas, das über das eigene Ich hinausgeht.
Ich kenne diese neue Lebensenergie auch von Menschen, die eine schwere Krankheit überlebt haben. »Ich lebe jetzt viel bewusster«, sagen sie, »ich nehme jeden Tag als Geschenk. Ich weiß, wie unendlich wertvoll jede Stunde meines Lebens eigentlich ist.«
Menschen können vom nahen Tod etwas fürs Leben lernen. Wenn es aber nicht um eine Erfahrung an der äußersten Grenze geht, sondern jemand dauerhaft in einer unangenehmen Lage ist, die ihn ständig unzufrieden macht und von innen langsam aushöhlt, ist es viel schwieriger, zur Dankbarkeit zu finden. Wenn ein Mensch seine Arbeitsstelle verliert, wenn sein Einkommen wegbricht, wenn zwischen zwei Menschen die Liebe erstirbt, wenn eine Krankheit das Leben beherrscht – dann ist es für Außenstehende sehr schwierig zu sagen: »Sei doch dankbar für das, was du noch hast!« Das kann zynisch klingen und verletzend.
Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.
Francis Bacon
Die Epoche der Dankbarkeit
Und doch ist es wahr. Was vielen unzufriedenen Menschen fehlt, was im kollektiven Sinn einer Gesellschaft fehlt, sind der dankbare Blick und das dankbare Herz. Wie lässt sich Dankbarkeit lernen oder wiederentdecken? Ist es heute vielleicht besonders schwer? Es gab eine Zeit, da schien das viel leichter zu sein.
Meine Eltern haben mir viel erzählt von den Schrecken und Entbehrungen des Krieges. Rückblickend kommt es mir so vor, als hätte es keinen einzigen Tag in meiner Kindheit gegeben, an dem ich nicht irgendeinen Seufzer der Dankbarkeit von meinem Vater oder meiner Mutter gehört habe....
Erscheint lt. Verlag | 2.2.2022 |
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Reihe/Serie | Lebenshilfe |
Lebenshilfe Selbstcoaching | |
Lebenshilfe Selbstcoaching | |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | Achtsamkeit • ändern • Angst • Bestseller • Bewältigung • Dankbarkeit • Denken • Emotion und Gefühl • Entspannung • Ganzheit • Gelassenheit • Gesundheit • Glück • Glücklich • Grübeln • GU • humorvoll • Illustrationen • Innenwelt • Lebensführung • Lebenshilfe • Meditation • mehr selbstbewusstsein • Mental • Mitgefühl • Mitmenschen • Motivation • Persönliche Entwicklung • persönlichkeits-training • Positiv • Ratgeber • Resilienz • Selbst-Coaching • Selbstmitgefühl • selbst-vertrauen • Selbstvertrauen • Simplify your life • Stress-Abbau • Zufriedenheit |
ISBN-10 | 3-8338-7865-7 / 3833878657 |
ISBN-13 | 978-3-8338-7865-7 / 9783833878657 |
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