Bretonisch mit Herz (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Emons Verlag
978-3-96041-909-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bretonisch mit Herz -  Gabriela Kasperski
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Kriminelles Chaos in der Bretagne In Camaret-sur-Mer organisiert Tereza Berger, Buchhändlerin mit Kampfgeist, ein Literaturfest. Während der Vorbereitungen entdeckt sie in ihrer geerbten Villa das Manuskript eines unbekannten Shakespeare-Stücks. Ist es womöglich ein Original? Die Kunde von dem spektakulären Fund ruft Literaturinteressierte aller Art auf den Plan - und einen geheimnisvollen Fremden, der behauptet, der wahre Besitzer der Villa zu sein. Tereza wird klar, dass nicht nur ihr Zuhause gefährdet ist, sondern auch ihr Leben.

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. 2024 erhielt sie den »Zürcher Krimipreis« für ihren Roman »Zürcher Verstrickungen«. www.gabrielakasperski.com

Gabriela Kasperski war als Moderatorin im Radio- und TV-Bereich und als Theaterschauspielerin tätig. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Familie in Zürich und ist Dozentin für Synchronisation, Figurenentwicklung und Kreatives Schreiben. Den Sommer verbringt sie seit vielen Jahren in der Bretagne. www.gabrielakasperski.com

2


Über die Landstraße fuhr ich nach Camaret-sur-Mer zurück und verspeiste vor Aufregung eine halbe Tafel bretonische Milchschokolade mit fleur de sel aus dem Notvorrat in meiner Boule-rouge-Tasche. Wie lange war es her seit meinem letzten Date? In den Jahren nach der Scheidung hatte ich vor allem meine Wunden geleckt. Wut, Trauer, Verzweiflung, dieses Hamsterrad hatte ich endlos abgespult, bis ich in die Bretagne gekommen war. Beim ersten Versuch, erneut aufs Liebeskarussell zu springen, war ich gleich wieder hinuntergeschleudert worden. Danach hatte sich lediglich ein Kinobesuch mit Isidore Breonnec ergeben, meinem Handwerker fürs Grobe, der immer dann zur Stelle war, wenn ich ihn brauchte.

Und dann gab es noch Gabriel Mahon, den Commissaire der Police nationale. Unsere Beziehung war so zwiespältig, dass mich seine Abwesenheit nicht kaltließ.

Als ich bei der Erinnerung an unsere letzte Begegnung aufs Gas drückte, kam mir unvermittelt ein Wagen entgegen, fuhr stur in der Mitte, wich kein Jota aus. Ich trat voll auf die Bremse, schlitterte über Rollsplit, der Motor würgte ab, einen Millimeter weiter, und ich wäre im Wassergraben gelandet. Während das metallfarbene Auto an mir vorbeirauschte, ertönte ein aggressives Hupen.

»Idiot!«, schrie ich.

Das Telefon summte. Die hundertfünfzigste Nachricht von Sylvie, diesmal in Form einer Sprachnachricht.

»Komm heim, Tereza. Im ›DEJALU‹ ist das Chaos ausgebrochen.«

***

Quer über die Schaufensterscheibe zog sich ein Riss, in der Mitte prangte ein Loch, zwischen den drei Büchern glitzerten die Scherben.

»Saludo.« Isidores tiefer Bass hatte wie immer eine beruhigende Wirkung, er war gerade dabei, transparente Folie aus seinem Mopedanhänger zu holen.

»Elende Vandalen, das ist eine Art Terroranschlag und somit ein Staatsverbrechen.« Er rückte sein Käppi zurecht. »Du musst Mahon informieren, Tereza.«

»Er ist in Schottland im Urlaub.«

»Nicht mehr. Gestern angekommen, ab heute im Amt.«

»Dann kann ich mich ja warm anziehen. Wahrscheinlich denkt er, ich hätte den Pflasterstein selbst geworfen. Damit er die Suche nach dem Kapuzenmann wieder aufnimmt.«

»Hör auf zu unken. Mahon ist ein guter Commissaire. Er wird das Geheimnis um deinen Widersacher lösen. Und ich helfe ihm dabei. Mir reicht’s nämlich.«

Isidore schob die Elektrozigarette in den anderen Mundwinkel und maß das Loch mit den Augen, um anschließend die Folie zuzuschneiden. »Ein Provisorium. Die Scheibe können sie erst am Montag liefern«, erklärte er.

»Aber dann ist alles vorbei.« Und ich bin enteignet, dachte ich und schluckte.

Der Drohbrief, der Angriff, die Scherben … nicht gerade der Beginn eines wunderbaren Festivals.

»Was ärgerst du dich, chérie? Wir machen daraus, wie nennst du das immer?« Isidore lächelte mir aufmunternd zu. »Ein Win-win. Gagnant-gagnant. Über das kaputte Fenster hängt ihr einfach das Werbebanner, das ist kein Problem, bis Samstag wird es weder regnen noch stürmen.«

Zehn Minuten später war die Welt gekittet. Das offizielle Festivalbanner, in nächtelanger Handarbeit von meinen Freundinnen, den Femmes de Camaret, genäht, verdeckte das Loch in der Fensterscheibe.

Isidore legte einen Arm und mich und betrachtete sein Werk. »Sieht doch aus, als ob es so geplant gewesen wäre.«

Plötzlich ertönte ein Knall.

»Unmöglich kann ich neben dieser Hobby-Expertin nächtigen«, donnerte eine männliche Stimme aus dem Hausinneren. »Eine Zumutung! Eine Beleidigung! Ich gehe ins Hotel, Madame Sylvie! Adieu!«

Der Mann in Knickerbockern und einer Anzugjacke aus englischem Tweed, bei dessen bloßem Anblick mir der Schweiß ausbrach, kam so unvermittelt zur Tür heraus, dass wir zusammenprallten.

»Sie müssen die Köchin sein. Bringen Sie mein Gepäck zum Grandhotel.«

Hinter dem Mann trat Sylvie auf die Straße, ihr T-Shirt trug wie meins die Aufschrift »DEJALU«, sie hatte eine Reisetasche umgehängt und zog zwei Koffer.

»Wie bereits erwähnt, Monsieur Millier. Das Dorf ist ausgebucht. Außerdem gibt’s in Camaret kein Grandhotel.«

Das klang genervt, und dabei hatte Sylvie normalerweise eine Engelsgeduld mit störrischen Kunden.

»Jedes Loch ist besser als das Zimmer hier. Nom de Dieu!«, zeterte der Mann weiter.

Mittlerweile hatte Sylvie mich erspäht. »Es ist Carrick Millier«, flüsterte sie, als sie neben mir stand. »Ich habe dich gewarnt. Gleich reißt mein Geduldsfaden, ich garantiere für nichts. Dein Kunde, Tereza.«

Sie war dagegen gewesen, Carrick Millier zu engagieren, obwohl er als einer der namhaftesten Shakespeare-Experten Europas galt und außerdem Bretone war. Ein Snob, fand Sylvie, ein Glücksfall, fand ich, als mir Henry Beaumont vor einigen Monaten den Kontakt vermittelt und Millier in der Folge sogar zugesagt hatte.

»Findet er das Turquoise zu popelig?«, flüsterte ich zurück. Dabei gehörte das Zimmer mit seiner türkisgrün schillernden Tapete, in dem die seidene Bettwäsche nach Meersalz roch, zu unseren Prunkstücken, außerdem war es bestückt mit den seltensten Ausgaben von Shakespeares »Sommernachtstraum«. Offenbar war es nicht gut genug.

»Dann trete ich ihm das Atlantique ab«, ergänzte ich.

In der »Villa Wunderblau« hatten alle renovierten Zimmer Namen, unser jüngstes Goldstück war das Armorique im zweiten Stock, eben erst fertig geworden, ein Traum in Apricot und Pulverblau. Im Gegensatz dazu stand das Dachzimmer, mein Reich, das Atlantique, ziemlich karg ausgestattet, dafür als Einziges mit Meerblick. Trotzdem schlief ich meist auf dem Klappbett in dem kleinen Kabuff direkt neben der Buchhandlung. Nur jetzt gerade nicht, weil es zu stickig war, darum die Hängematte im Garten.

»Wir sollten ihn im Hotel einquartieren.« Sylvies Flüstern wurde zum Zischen. »Es gibt ein weiteres Problem. Er denkt, dass sein Workshop ausgebucht ist. Dabei kommt kein Mensch. Beim Eröffnungsfest sieht es nicht viel besser aus. Wir haben zu wenig Werbung gemacht, wir Idiotinnen. Magalie hätte längst neue Flyer liefern sollen.«

Magalie gehörte zu den Frauen von Camaret, sie war Barfrau im »La Coquille«, einer Bar-Tabac an der Mole, und Armand Kerouags Strohwitwe. Mehrfach hatte ich sie in der Vergangenheit mit einem blauen Auge gesehen, ihre Erklärungen waren so phantasievoll wie hilflos gewesen. Nach seinem Verschwinden war sie allmählich aufgeblüht, aufgewacht aus einem Alptraum, so kam es mir vor. Sie traute sich sogar, den Job der Marketingfrau für unser Festival zu übernehmen, und hatte einen Flyer kreiert. Auf dessen Nachlieferung warteten wir allerdings seit Tagen vergeblich.

»Irgendetwas ist da schiefgegangen, ich schreibe ihr gleich.«

»Tu das. Sie soll nachdrucken und die Halbinsel mit Flyern überschwemmen.« Vor sich hin schimpfend, verschwand Sylvie wieder im Laden, während ich mich Carrick Millier zuwandte, der sein Gepäck sortierte.

»Monsieur Millier, herzlich willkommen. Tut mir sehr leid, dass das Turquoise nicht nach Ihrem Geschmack ist. Aber Sie müssen verstehen, Camaret ist nur ein kleines Dorf, es ist Hochsaison und …«

Er unterbrach mich. »Mir egal. Ich wohne nicht in einem Zimmer neben dieser Pimperlise.«

»Meinen Sie mich?«

Eine zweite Person trat auf die Straße. Sie war zierlich, trug orangefarbene Latzhosen, ein gepunktetes Shirt und Wanderschuhe, hatte kupferrote Zöpfe und eine Zahnspange. Konnte das Elinor Fettiplace sein, unsere Expertin aus Britannien, ein literarisches Schwergewicht?

Als sie Millier erblickte, fiel sie gespielt in Ohnmacht. »Sieh, wer da steht. Ein Geist.«

»Falsch zitiert, Fettiplace.« Millier schäumte. »Madame Berger! Rufen Sie ein Taxi.«

Elinor Fettiplace stellte sich ihm in den Weg. »Pimperlise ist beleidigend, unterstellend, üble Nachrede. Ein Straftatbestand.« Sie blinzelte mir zu. »Sie sind meine Zeugin.«

Ich versuchte, die Wogen zu glätten. »Ich denke, Monsieur Millier meinte nicht Pimperlise, das Wort existiert gar nicht, sondern das französische Chanson ›Für Elise‹. Dass Sie aussehen wie Elise.«

Der Versuch war so kläglich, dass Millier selbst mich korrigierte. »Natürlich gibt es das Wort. Liederliche Lise, genau das habe ich gemeint.«

»Quatschen Sie nur weiter.« Fettiplace holte ihr Handy heraus. »Ich habe alles aufgezeichnet. Gleich kommt’s auf Instagram. Hashtag Millierbelästigt.«

Social Media war Millier egal. »Meine Zunge wird die Wut meines Herzens erzählen …«

»Sie schmeißen mit Zitaten um sich? Der Widerspenstigen Zähmung, hab ich recht?« Sie tippte auf das Display. »Da. Der Post hat bereits zehn Likes. Die verdoppeln sich sekündlich. Nur um es zu sagen, ich habe 5K Follower.«

»Fünf? Ich bin beeindruckt.« Zynismus triefte aus Milliers Stimme. »Meine handgeschriebenen Newsletter erreichen Hunderte.«

»Ich spreche von Tausenden, Sie Frosch. Und wenn Sie nicht sofort das Maul halten, poste ich, wie unerträglich versnobt Sie sich benehmen.«

Mit seinen aufgeblasenen Wangen sah Millier tatsächlich ein wenig aus wie ein Giftfrosch. Bevor er platzte, stellte ich richtig, dass ich nicht die Köchin, sondern die Chefin war.

»Wir würden Sie ausgesprochen gern hier im Ort haben, Monsieur Millier. Der Presse haben wir das bereits so mitgeteilt, eine Konferenz ist für morgen angesetzt …«, ich machte eine geistige Notiz, Vivienne Danieau zu informieren, eine junge Bekannte, die gerade ein Praktikum bei der neuen Onlinezeitung »Breizh News« machte, »… und wir disponieren um. Sie kriegen das...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2022
Reihe/Serie Teresa Berger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bretagne Krimi • Cosy Crime • Emotional • Ferienkrimi • Frankreich Krimi • Französisches Flair • Frauenpower • Humor • humorvoll • Kulinarik • Lokalkolorit • Meer • Sommerlektüre • Spannung • Starke Frauen • Tereza Berger • Urlaubslektüre
ISBN-10 3-96041-909-0 / 3960419090
ISBN-13 978-3-96041-909-9 / 9783960419099
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 3,1 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99