Blutiger Abschied. Ostfrieslandkrimi -  Dörte Jensen

Blutiger Abschied. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2021 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-498-6 (ISBN)
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»Da will euch jemand aus dem Weg räumen!« Offensichtlich versucht jemand, Kommissar Joost Kramer und seinen Kollegen Robert Fengler bei ihren Mordermittlungen auf Norderney mit aller Macht zu stoppen. Erst wird Robert brutal zusammengeschlagen, dann wartet auf Joost eine noch perfidere Überraschung. Die beiden Ermittler hatten den brisanten Fall Marten Dekker übernommen. Der Polizistenkollege aus Aurich wurde ertrunken am Nordstrand von Norderney gefunden, der Mörder hatte ihn vor seinem Tod betäubt. Ist der Täter in den Reihen von Marten Dekkers Boßelverein zu finden, der auf der Ostfriesischen Insel das Wochenende verbrachte? Lässt der bereits verhaftete Verdächtige nun aus dem Gefängnis seine Kontakte spielen? Und hatte der ermordete Polizist selbst eine Leiche im Keller? Die Sorgenfalten des ostfriesischen Kommissars werden immer größer, als auch noch seine schwangere Freundin Ricarda auf Norderney erscheint und es sich in den Kopf setzt, ihn bei den Ermittlungen zu unterstützen...

Hilfsbereitschaft


 

Norderney, Juni

 

In der Polizeistation sucht Joost im Internet nach Informa­tionen zu Barkemeyers Bauunternehmen und speicherte die Suchergebnisse auf der Festplatte. Neben einigen Fotos, die ihn bei verschiedenen Richtfesten und mit Regionalpoliti­kern zeigten, fand der Kommissar auch kritische Berichte, in denen von Ausbeutung seiner Mitarbeiter, schwarzen Kassen und Korruption zu lesen war. Bisher schienen alle Anschuldigungen allerdings jeder Grundlage zu entbehren, da die beiden Anzeigen, die im letzten Jahr gegen die Barkemeyer Immobilien GmbH eingereicht worden waren, zurückgezogen wurden. Hatte Barkemeyer seine Gegner durch Gewaltandrohung derart eingeschüchtert, dass sie auf eine Anzeige verzichteten?

Heino war zwar ein echter Bullerballer, dem er in einem Wutanfall Körperverletzung durchaus zutraute, aber würde er auch bezahlte Schläger auf unschuldige Leute hetzen?

»Willst du heute keinen Feierabend machen?« Joost, der den Inselpolizisten beim Eintreten nicht gehört hatte, drehte sich zu Gerrit um.

»Später. Wusstest du, dass bisher kaum jemand juristisch gegen Barkemeyer vorgegangen ist und die einzigen beiden Anzeigen zurückgezogen wurden?«

»Na und? Wenn er sich nichts zuschulden kommen lässt, muss er sich auch nicht vor Gericht verantworten.«

»Es ist schon seltsam, dass keiner der gegen ihn erhobenen Vorwürfe jemals …« Der Kommissar verstummte, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte, und nahm den Anruf entgegen. Zwei Minuten später beendete er das Gespräch und legte den Hörer mit den mechanischen Bewegungen einer Puppe zurück.

»Was ist passiert?«, erkundigte sich Gerrit. »Du bist total blass geworden.«

»Robert, er ist …« Joost stand auf und griff nach seiner Jacke.

»…was?«, fragte der Inselpolizist ungeduldig.

»Im Krankenhaus. Er wurde zusammengeschlagen. Ich muss sofort zu ihm.«

»Ich komme mit.«

»Es wäre mir lieber, wenn du hierbleibst, um eine Fahn­dung nach dem Täter in die Wege zu leiten. Da der Mistkerl Norderney heute nicht mehr verlassen kann, sitzt er hier in der Falle. Er darf keinesfalls entkommen, hörst du?«

»Nach wem suchen wir denn?«

»Keine Ahnung. Robert war bisher nicht ansprechbar.«

»Okay, dann bleibe ich hier. Ruf mich sofort an, wenn du Neuigkeiten hast.«

Aber das hörte der Kommissar schon nicht mehr, denn er war bereits auf dem Weg ins Krankenhaus. Dort suchte er nach dem behandelnden Arzt, der ihm mitteilte, dass sich Robert nicht in Lebensgefahr befand, wegen der vier gebrochenen Rippen aber zunächst im Hospital bleiben musste.

»Kann ich zu ihm?«, bat Joost.

»Sie können in sein Zimmer. Ich habe ihm allerdings ein starkes Beruhigungsmittel gegeben, daher ist er nicht ansprechbar.«

Wenige Augenblicke später stand der Kommissar an Roberts Bett. Kabel und Schläuche krochen wie bunte Schlangen unter der Decke hervor und liefen zu Maschinen, die seine Vitalwerte überprüften und in regelmäßigen Abständen ein Piepen von sich gaben. In seinem linken Handrücken stecke eine Hohlnadel, die über einen durch­sichtigen Schlauch mit einem Tropf verbunden war.

Sein Partner war auf den ersten Blick nicht wiederzu­erkennen. Die Nase war gebrochen, die Lippen aufgeplatzt und blutverkrustet. Das linke Auge war zugeschwollen, die Stirn bandagiert. Der Brustkorb hob und senkte sich in ruhigen Atemzügen.

»Wer auch immer dich zusammengeschlagen hat, wird dafür bezahlen.« Joost beugte sich über Robert und ergriff die Finger seiner rechten Hand, als wollte er sein Verspre­chen damit besiegeln. Dann wandte sich der Kommissar an den Arzt, der das Zimmer nach ihm betreten hatte. »Wissen Sie, wer meinen Partner so zugerichtet hat?«

»Leider nicht. Das herauszufinden ist Ihre Aufgabe. Ich bin für seine Genesung verantwortlich.«

»Wer hat ihn denn gefunden?«

»Ein älteres Paar, das mit ihrem Hund unterwegs gewesen ist. Anscheinend ist er im Hinterhof der Friesenpizza zusam­mengeschlagen worden, hat sich dann aber noch bis zur Straße schleppen können. Wenn sie ihn nicht gefunden und sofort den Rettungsdienst informiert hätten, wäre er mögli­cherweise an seinem eigenen Blut erstickt. Er hat großes Glück gehabt.«

»Glück hatte ich mir bisher immer anders vorgestellt«, bemerkte Joost mit einem Blick auf Robert süffisant, bevor er sich beim Arzt bedankte und sich von einer Kranken­schwester die Kontaktdaten des Ehepaares geben ließ, das seinen Partner gefunden hatte.

Nachdem er Gerrit angerufen und ihm die Informationen durchgegeben hatte, verließ Joost das Krankenhaus. Der Inselpolizist hatte bereits seinen Kollegen Enno Behnke aus dem Bett geklingelt, um gemeinsam mit ihm den Tatort nach Spuren zu untersuchen.

Vor der Eingangstür blieb der Kommissar stehen, ballte die Hände zu Fäusten und schlug vor lauter Wut Löcher in die Luft. Das Klingeln des Mobiltelefons riss ihn aus seinen Gedanken. Er zog das Gerät aus der Jackentasche und warf einen Blick auf das Display.

Ricarda. Im ersten Moment wollte er das Gespräch wegdrücken, weil er keine Kraft für eine weitere Auseinan­dersetzung hatte. Dann nahm er das Telefonat doch entge­gen, schließlich musste er wissen, ob mit ihr und dem Baby alles in Ordnung war.

»Joost, warum hast du auf meine bisherigen Anrufe nicht reagiert? Ich habe dir im Laufe des Tages schon drei Mal auf die Mailbox gequatscht, aber der Herr Kommissar ist anscheinend zu beschäftigt, um sich um seine schwangere Freundin zu kümmern.«

»Ricarda, ich hatte einen echt beschissenen Tag.«

»Ach ja? Im Gegensatz zu mir hast du aber sicherlich keine drei Stunden im Wartezimmer der Frauenärztin gesessen, nur um dann von einer schnöseligen Arzthelferin …«

»Robert. Er ist im Krankenhaus.« Seine Stimme bebte.

Ricardas nerviger Tonfall änderte sich schlagartig. »Was ist passiert?«

»Er wurde zusammengeschlagen, mehr weiß ich nicht. Sollte ich den Mistkerl in die Finger kriegen, werde ich ihm eine ordentliche Abreibung verpassen.«

»Keine Selbstjustiz, das hast du immer gesagt. Hängt der Angriff mit deinen Ermittlungen zusammen?«

»Das weiß ich nicht, denn Robert hat noch kein Wort gesprochen. Wenn er wieder aufwacht, wissen wir hoffent­lich mehr. Blöd ist nur, dass wir momentan noch keine Personenbeschreibung des Täters haben. Wenn wir den Verbrecher bis zur ersten Fähre nicht erwischen, kann er Norderney verlassen und untertauchen. Der Gedanke, dass der Bastard damit durchkommt, macht mich wahnsinnig.«

»Beruhige dich. Was willst du jetzt unternehmen?«

»Informationen sammeln, die mich zum Täter führen können. Ich rufe dich morgen wieder an, okay?«

»Melde dich, sobald du etwas Neues erfährst.«

»Das wird aber erst am späten Abend sein. Ich möchte dich nicht wecken.«

»Ich kann jetzt ohnehin nicht mehr schlafen. Ruf mich an, wann auch immer.«

»Okay.« Joost beendete das Telefonat und steckte das Handy wieder ein.

Nach einem Moment des Nachdenkens marschierte er zum Strand. Der Rückweg würde auf diese Weise zwar etwas länger dauern, aber ein Spaziergang am Meer entlang würde ihn beruhigen und seine Gedanken, die wie Konfetti in seinem Kopf umherwirbelten, ordnen.

Joost hatte etwa die halbe Strecke auf dem Weg zum Januskopf zurückgelegt, als er streitende Stimmen hörte, die aus den Dünen jenseits des Weges kamen.

Der Kommissar blieb stehen und lauschte. Plötzlich ertönte ein schriller Schrei, der von einer Frau zu kommen schien und abrupt abbrach. Joost zögerte keine Sekunde und rannte zu der Stelle, von der der klagende Laut gekommen war. Seine Füße sanken im weichen Sand bis zu den Knöcheln ein, als wollte ihn die Natur daran hindern, rechtzeitig bei einem Menschen zu sein, der seine Hilfe benötigte. Nachdem er Robert schon nicht beistehen konnte, würde er diese Frau nicht auch noch im Stich lassen.

Entschlossen kämpfte er sich durch die Dünen, bis er zu einer Mulde kam, die von außen nicht eingesehen werden konnte. Dort drückte ein Mann eine auf dem Rücken liegende Frau in den Sand und hielt ihr den Mund zu. Ihre langen schwarzen Haare umrahmten ihren Kopf wie einen Fächer.

»Baby, jetzt zier dich nicht so, du willst es doch auch.«

Sein Opfer strampelte mit den Beinen und wand sich wie ein Fisch, hatte der Kraft ihres Angreifers allerdings nichts entgegenzusetzen.

»Aufhören, aber sofort!«, rief der Kommissar ihrem Peiniger zu. Dieser ließ von der Frau ab und drehte sich zu ihm um. In der Dämmerung konnte er das unter einer Kapuze verborgene Gesicht nicht erkennen.

»Alter, verpiss dich.«

»Wenn Sie die Frau nicht auf der Stelle loslassen, werde ich …«

»… was tun?...

Erscheint lt. Verlag 10.12.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-498-X / 396586498X
ISBN-13 978-3-96586-498-6 / 9783965864986
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