Immer Ärger mit den Bambini (eBook)

Roman | »Der kleine Lord« auf Italienisch - eine herzerwärmende Geschichte voller Humor

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
352 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2738-9 (ISBN)

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Immer Ärger mit den Bambini -  Tessa Hennig
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'Ich habe gar keinen Enkel ...' Ehe kaputt, Weinhandlung pleite. Alles, was Sandra vom großen Glück geblieben ist, sind Likes auf Instagram. »Gejammert wird trotzdem nicht«, findet ihre rüstige Mutter Heike. Guter Wein muss her. Also auf nach Apulien! Doch die Reise der beiden wird schon am Gotthard-Tunnel jäh unterbrochen: Auf einer Raststätte gabeln sie den fünfzehnjährigen Federico auf. Er ist aus dem Heim abgehauen und will zu seinem Großvater Alessio nach Brindisi. Den kennt er allerdings nur vom Foto, weshalb Alessio wenig erfreut ist, als Sandra und Heike den Jungen bei ihm abladen wollen. Ein Bambino hat ihm gerade noch gefehlt! Der mürrische Alte lebt einsam auf einem Weinberg und behauptet, er habe gar keinen Enkel.? Es braucht?Heikes ganzen Einfallsreichtum und Federicos jugendlichen Charme, um Alessios, aber auch Sandras Glück ein wenig nachzuhelfen...

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Kapitel 2


Mein lieber Schwan! Die Schweizer Autobahn war wirklich top in Schuss. Da gab es nix zu meckern, aber mit Raststätten und somit Möglichkeiten, die Blase zu entleeren, geizten die Eidgenossen. Heike war nicht entgangen, dass Sandra schon seit gut einer Viertelstunde die Beine zusammenzwickte. Gotthard stand zwar unentwegt angeschrieben. Die Fahrt dorthin zog sich aber. Und das lag nicht daran, dass sie zu langsam fuhr, weil ihr alter Fiesta nicht mehr hergab. Ein kleiner Tunnel nach dem anderen. Nur der Gotthard kam nicht. Das schier endlose Grün nadelwaldgesäumter Berghänge konnte eine Blase mit Überdruck nicht wirklich besänftigen.

Erst kleckern und dann klotzen. Die Raststätte am Gotthard entpuppte sich als hypermoderner Riese mit ansprechender Architektur und allem Komfort, den man sich nur wünschen konnte. Ein Euro fürs Klo. Wucher! Sandra hatte angeblich kein Kleingeld zur Hand. Solange sie genug »Großgeld« dabeihatte, konnte Heike damit leben, denn weit kamen sie mit dem mageren Bestand in ihrem Geldbeutel in Italien sicher nicht. Im Restaurant musste sowieso schon die EC-Karte herhalten, zum einen, um die Barreserven zu schonen, und zum anderen, weil der Umrechnungskurs dann laut der Kassenkraft günstiger sei. Sandra hatte bereits einen sonnigen Platz im Außenbereich erspäht und war sogleich nach draußen gestürmt. Angeblich, um zu verhindern, dass jemand ihnen den sonnigen Platz vor der Nase wegschnappte. Dort waren doch noch so viele Tische frei. Aber auf diese Weise konnte sie sich vor dem Bezahlen drücken. Sandras Sprint zum Rand der sonnenschirmgepflasterten Terrasse hatte sich trotzdem gelohnt. Was für ein herrlicher Ausblick! Gleich daneben verlief ein Spazierweg vor einem rauschenden Fluss, über den sich eine Hängebrücke zum Fuß eines Berges spannte. Vermutlich war die Raststätte deshalb so gut besucht. Das war wie Urlaub vor dem Urlaub. Sandra schien diese Idylle ebenfalls zu genießen. Sie wirkte entspannt und nahm ihren Cappuccino und einen pappsüßen Nussplunder mit Wonne entgegen. Heike hingegen stärkte sich mit einem kräftigen Erbseneintopf.

Mit der Entspannung war es dann aber schlagartig vorbei, als eine Kleinfamilie mit einem schreienden Baby und einem Kleinkind in der Trotzphase keine zwei Tische weiter Platz nahm. Sandra gingen gleich die Augen über. Das Baby beruhigte sich, nachdem der junge Familienvater es aus dem Kinderwagen gehievt hatte und sanft tätschelte. Das schätzungsweise vierjährige Kind hingegen schrie die ganze Terrasse zusammen. Heike konnte ihrer Tochter ansehen, wie sehr sie litt. Prompt warf Sandra der Mutter des Schreihalses einen genervten Blick zu. Der wirkte, denn sie nahm das Mädchen auf den Arm und verzog sich mit ihm nach drinnen. Sandra atmete auf und fing endlich an zu essen. Heike ebenso. Warum versteifte sich ihre Tochter nun schon wieder? Wie ein Erdmännchen, das Gefahr witterte, kam sie Heike vor.

»Sag mal, ist der nicht etwas zu jung zum Trampen?«, fragte Sandra unwillkürlich. Sie blickte in Richtung eines Jungen mit Rucksack, der vor einem älteren Ehepaar stand, das offenbar nicht zu ihm gehörte. Bettelte der etwa um Geld? Wo um Himmels willen waren denn seine Eltern?

Die beiden grauhaarigen Eminenzen schüttelten einhellig den Kopf. Der Junge ließ sie stehen, sah sich für einem Moment suchend um und erspähte offenbar seine nächsten Opfer, die er, ohne mit der Wimper zu zucken, ansprach.

»Der will bestimmt Kohle«, mutmaßte nun auch Heike. Er war zwar recht klein, doch nach zweimaligem Hinsehen aus dem Grundschulalter raus. Das sah man an den Klamotten. Zu hip, und Babyspeck hatte er auch keinen mehr im Gesicht. Heike war gespannt, ob das zweite ältere Paar den Geldbeutel zückte. Nichts dergleichen geschah. Heike konnte aus der Distanz nicht vernehmen, welcher Art die Moralpredigt war, die sich der Junge anhören durfte, doch die abschließende Handbewegung ließ sich nur mit »Schleich dich!« interpretieren. Der Mann schüttelte noch den Kopf. Was wollte der Junge von diesen Leuten? Es konnte nur Geld sein. Mittlerweile stand er etwas ratlos da. Seine Schultern hingen sicher nicht, weil ihm der Rucksack mittlerweile zu schwer geworden war. Für einen Moment begegneten sich ihre Blicke. Hübscher Kerl. Feine Gesichtszüge. Dunkles lockiges Haar und schöne dunkle Augen. Und die blickten wieder suchend umher. Anscheinend hatten ihn die jüngsten Abfuhren von älteren Herrschaften derart entmutigt, dass er es bei den nächsten Gästen dieser Generation gar nicht mehr versuchte. Er schlenderte in ihre Richtung, ohne sie jedoch ins Visier zu nehmen. Einen jungen Mann im Motorrad-Outfit ließ er links liegen. Eine Familie mit vier Kindern ebenfalls.

»Der scheint es nur auf ältere Leute abgesehen zu haben«, vermutete Sandra und sprach somit aus, was Heike sich dachte.

»Vielleicht braucht er Hilfe«, überlegte Heike laut. Wenn es um Kinder ging, auch wenn es größere waren, weitete sich sofort ihr Herz.

»Ich sag’s dir. Der will bestimmt nur Kohle für irgendeinen Scheiß«, mutmaßte Sandra.

»Also, ich frag ihn jetzt mal.«

»Was?« Sandra verschluckte sich fast an ihrem Cappuccino.

Heike winkte ihn prompt zu sich her. Und wie sich seine Miene da auf einmal aufhellte. Sandra schlang gleich das letzte Stück des Nussplunders in sich hinein, als ob sie Angst hätte, dem Jungen ein Stück davon abgeben zu müssen.

»Ich bin Heike, und das ist meine Tochter Sandra. Wir haben dich dabei beobachtet, wie du die Leute ansprichst.« Heikes direkte Art war ein Erfahrungswert im Umgang mit Jugendlichen, die sich bisher stets ausgezahlt hatte.

»Ich heiße Federico«, stellte er sich vor, nachdem er sich zu ihnen gesellt hatte.

»Brauchst du Hilfe? Sah irgendwie so aus.«

Der Junge schien für einen Moment zu überlegen, was Heike nun doch etwas irritierte.

»Bist du allein unterwegs? Und deine Eltern?«, fragte Sandra.

»Klassenfahrt. Aber der Scheißbus ist ohne mich abgefahren.«

»Was? Das gibt’s doch nicht«, entrüstete Heike sich.

»War aufm Klo. Hat länger gedauert. Ich kann halt nicht, wenn ich so früh am Morgen rausmuss. Die lassen einen nicht mal in Ruhe kacken. Und dann waren sie weg.«

Heike und Sandra tauschten entsetzte Blicke.

»Und wohin geht die Klassenfahrt?«

»Nach Italien«, rückte Federico dann heraus.

»Und wo genau nach Italien?«, hakte Heike nach.

»Puglia. Apulien.«

»Na. Das gibt’s doch nicht. Dort fahren wir auch hin«, entfuhr es Heike kopfschüttelnd.

Der Junge strahlte. Sandras Augen hingegen weiteten sich vor Entsetzen.

»Könnten Sie mich mitnehmen? Der Bus fährt ja die gleiche Strecke, und die fahren immer nur hundert max. Wenn Sie etwas schneller fahren, holen wir ihn bestimmt ein. Ist auch nicht zu übersehen. Knallrot mit weißer Schrift …«

Heike hielt den Vorschlag für bedenkenswert.

»Wie alt bist du?«, fragte Sandra argwöhnisch.

»Sechzehn«, kam es wie aus der Pistole geschossen. Das deckte sich mit Heikes Einschätzung aufgrund der Art, wie er sprach und sich gab, obwohl er die Stimmbruchphase sicherlich noch nicht so lange hinter sich hatte. Vermutlich die Aufregung, sagte sie sich.

»Hast du ’nen Personalausweis? Ich meine, wir möchten keine Schwierigkeiten …«, hakte Sandra nach.

»Hab ich noch nicht beantragt. Und meinen Kinderausweis hat der Schneider. Unser Lehrer. Der hat die alle eingesammelt«, erklärte er.

»Kann der nicht zählen? Also unsere Lehrer haben früher auf Klassenfahrt nach Pinkelpausen immer im Bus abgezählt«, fuhr Sandra fort.

»Bio und Sport. Nicht der Hellste«, sagte Federico.

»Bist du Italiener? Dein Name klingt so …«, wollte Heike wissen.

»Ich nicht, aber mein Großvater.«

»Sprichst du Italienisch?«

»Nur ein paar Brocken. Ich hab meinen Vater und Großvater nie kennengelernt. Nehmen Sie mich jetzt mit?«

Der Junge hatte offenbar genug von der Fragerei. Heike konnte es ihm nicht übel nehmen. Sandra gab die Polizistin und stocherte schon lange genug in seinem Privatleben herum.

Sein fragender Blick wanderte zu Sandra, die nach wie vor wenig begeistert wirkte.

»Also ich hab das schon mal gelesen, dass auf einer Klassenfahrt ein Kind vergessen wurde«, versicherte Heike ihr.

Sandras üblicher Brummlaut folgte. Immerhin sah sie Federico nicht mehr so an, als ob er die Krätze hätte.

»Klar nehmen wir dich mit«, versicherte Heike ihm, doch erst als Sandra ebenfalls nickte, zeigte sich ein entspanntes Lächeln in seinem Gesicht.

»Könnten wir gleich gehen?« Sandra hatte es aber auf einmal eilig. Der Grund dafür erschloss sich Heike aus den Augenwinkeln. Der Schreihals war wieder im Anmarsch, und wie auf Knopfdruck legte die Kleine erneut los.

Federico verzog ebenfalls das Gesicht, als die Kleine anfing zu plärren. Damit schien er bei Sandra zu punkten, denn nun lächelte sie auch.

Mama hatte sich offenbar vorgenommen, den roten Bus auf alle Fälle noch vor...

Erscheint lt. Verlag 30.6.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alter • Apulien • Autofahrt • beste • Brenner • Familie • Frau • Herz • Humor • humorvoll • Italien • Italienurlaub • Komödie • Lieblingsbuch • lustig • Meer • Reise • Road Trip • Sommer • Sonne • Strand • Ü 50 • Urlaub • witzig
ISBN-10 3-8437-2738-4 / 3843727384
ISBN-13 978-3-8437-2738-9 / 9783843727389
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