Syltfluch (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
288 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7182-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Syltfluch -  Sebastian Thiel
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Die Sylter trauen ihren Augen nicht, als die Sturmflut ein altes Wikingerschiff vor der Küste anspült. Gleichzeitig taucht eine Frauenleiche beim Morsum-Kliff auf, kurz bevor die Insel durch den Orkan vom Festland abgeschnitten wird. Oberkommissarin Lene Cornelsen, nach 13 Jahren zurück in ihrer alten Heimat, nimmt die Ermittlungen auf. Ihr einziger Anhaltspunkt ist ein mysteriöser Runenstein, den die tote Frau in den Händen hält. Er führt Lene auf die Spur einer uralten Wikingerromanze - und auf die eines furchtbaren Fluchs.

Sebastian Thiel ist Schriftsteller mit Leib und Seele. Er lebt in Tönisvorst am Niederrhein und liebt es, auf Sylt Zeit zu verbringen. Als Basis seiner Romane dienen historische Ereignisse und Personen, die er zu fantasievollen Geschichten verwebt. Seit mehreren Jahren ist Sebastian Thiel freiberuflicher Autor und widmet sich komplett dem Schreiben.

Sebastian Thiel ist Schriftsteller mit Leib und Seele. Er lebt in Tönisvorst am Niederrhein und liebt es, auf Sylt Zeit zu verbringen. Als Basis seiner Romane dienen historische Ereignisse und Personen, die er zu fantasievollen Geschichten verwebt. Seit mehreren Jahren ist Sebastian Thiel freiberuflicher Autor und widmet sich komplett dem Schreiben.

Kapitel 1 –
Wieder zurück


»Meine sehr verehrten Fahrgäste, wie Sie sicherlich schon mitbekommen haben, wird der außerplanmäßige Zwischenstopp auf dem Hindenburgdamm etwas länger dauern …«

Durch die Musik ihrer Kopfhörer drang die knarzende Stimme des Zugchefs zu Lene Cornelsen durch. Sie erhob sich und öffnete die schmale Fensterluke des Intercity Westerland Expresses. Augenblicklich stieg der salzige Geruch des Meeres in ihre Nase und vermischte sich mit Kaffeeduft und einigen Schweißnuancen im Abteil, auf die sie allzu gerne verzichtet hätte. Eine Windbö der Orkanausläufer zerrte an ihren Haaren, hohe Wellen rollten auf die Schienen zu und brachen sich nur wenige Meter vor ihr. Zeitgleich spritzte weiße Gischt gegen den Waggon und der stürmische Wind trieb die dunklen Wolken in Richtung Festland. Dicke Regentropfen peitschten gegen die Scheibe, Donner grollte in der Ferne und Blitze boten am Horizont ein hektisches Spektakel. Sie sah in einen Sturm aus Wut und Grau.

Bald würden sie den Damm sperren und somit die letzte Verbindung zwischen Sylt und dem Festland kappen.

So kannte sie ihre Insel. Was für eine Begrüßung! Lene lächelte und zog die Kopfhörer von den Ohren. Sie war zu Hause. Nach all den Jahren.

Mehrmals atmete sie durch und genoss die kühlende Luft, bis sich die anderen Passagiere lautstark beschwerten. Ihre Nervosität war beinahe greifbar, immer wieder blickten sie auf die graue Wand draußen hinter dem Fenster und zuckten zusammen, wenn das Licht für einige Sekunden ausfiel. Die Leute vom Festland wussten nicht, was ein Sturm war. Sie allerdings hatte schon einige erlebt. Früher. Das war lange her. Vielleicht zu lange, um die Insel noch ihr Zuhause nennen zu können.

Als sie mit 19 Jahren ihre Heimat verlassen hatte, um in Düsseldorf ein neues Leben zu beginnen, hatte sie sicher einem halben Dutzend der gewaltigen Naturphänomene beigewohnt. Doch diesmal war es anders. Wind, Regen und Wellen schienen sie von der Insel fernhalten zu wollen. Fast wie eine lautstarke Warnung, die noch einmal mit ganzer Intensität in den Waggon pfiff, bevor sie das Fenster schloss. Abgesehen von einer kurzen und schmerzhaften Ausnahme hatte sie vor 13 Jahren das letzte Mal einen Fuß auf den matschig-sandigen Boden des Eilands gesetzt und der Zeitpunkt ihrer Rückkehr hätte nicht schlechter sein können. Gerade jetzt, wo sie ihren Dienst in der Polizeiwache Westerland antreten sollte, gab es eine Sensation zu vermelden, und das passierte auf Sylt bestimmt nicht oft.

Lene seufzte, nahm wieder Platz und setzte die Kopfhörer auf, um das angespannte Gemurmel der anderen Fahrgäste auszublenden. Die Artikel über ihre Heimatinsel kannte sie mittlerweile fast auswendig, trotzdem öffnete sie den zerknitterten »Weser-Kurier« und studierte die Abbildung.

Es war nur eine grobkörnige Aufnahme, bei der man die Silhouetten höchstens schwerlich erahnen konnte. Aber mit einiger Fantasie war es tatsächlich möglich, so etwas wie ein Wikingerschiff auszumachen.

Natürlich gab es im Internet mittlerweile bessere Bilder, doch dieses hier gefiel Lene am besten. Es hatte etwas vom legendären Seeungeheuer Nessi. Mit dem Unterschied, dass die Fotografie nicht aus Schottland, sondern vom Sylter Morsum-Kliff stammte. Hätten die tief hängenden, bleischweren Wolken und der Regenwall die Sicht nicht eingeschränkt, hätte sie von ihrem Platz sogar die hellen Sanddünen des Kliffs ausmachen können. Fast spürte Lene den roten Limonitsand zwischen ihren Zehen, eine leichte Brise auf ihrer Haut …

Erneut wurden ihre Gedanken von der knarzenden Stimme aus den Lautsprechern unterbrochen: »… leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass sich die Weiterfahrt noch verzögert.«

Diesmal schaltete sie die Musik aus und verstaute die Kopfhörer in ihrer Reisetasche. Während die Menschen um sie herum laut stöhnten, intensivierte Lene ihren Blick, als ob sie so durch die dichten Regenschleier sehen könnte. Wer hätte das gedacht? Ein echtes Wikingerschiff vor dem beschaulichen Sylt? Kein Wunder, dass Weltpresse und Archäologen ein Wettrennen veranstalteten, um als Erste am Wrack zu sein, wenn sich das Wetter endlich bessern sollte. Die Insel platzte aus allen Nähten und ausgerechnet jetzt kündigte der Wetterdienst die Gefahr einer Sturmflut an. Es gab definitiv bessere Zeiten, um nach Hause zurückzukehren … und vor allem bessere Gründe. Behutsam, fast zärtlich streichelte sie über den Ringfinger ihrer rechten Hand. Anstatt auf Widerstand zu treffen, spürte sie lediglich die Abdrücke auf ihrer Haut. Seltsam, wie schnell man sich an Dinge gewöhnte.

Der Ehering, der sie über Jahre begleitet hatte, lag nun wohlbehütet bei einem Düsseldorfer Pfandleiher. Hoffentlich würde er einem anderen Mädchen mehr Glück bringen. Wenigstens hatte sie ihren Mädchennamen behalten und musste nun nicht bis zum Ablauf des Trennungsjahrs Steinke heißen. Vielleicht lag es daran, dass sie die letzten Monate in Düsseldorf schnell vergessen wollte. Besonders die geheime Liebschaft zwischen ihrem Ex-Mann und ihrer Kollegin und ehemaligen besten Freundin. Monatelang hatte er sie betrogen, bis Lene es zu ihrer vollumfänglichen Demütigung auf der Weihnachtsfeier auf der Polizeiwache erfahren hatte. Natürlich hatte sie ihrem Ex vor versammelter Mannschaft und mit voller Wucht in die Weichteile treten müssen, was weitere Probleme nach sich gezogen hatte.

Obwohl sie es nicht wollte, stahl sich ein breites Grinsen in ihr Antlitz. Sicher war es nicht einer ihrer glorreichsten Momente gewesen, allerdings dachte sie allzu gerne daran, wie er mit schmerzerfülltem Gesicht zusammengesackt war. Sie war noch in derselben Nacht ausgezogen, hatte online alle Daueraufträge gekündigt und das gemeinsame Konto aufgelöst. Die letzten Wochen hatte sie in einem billigen Motel am Rand der Stadt verbracht. Nur weg, nur vergessen. Er alleine würde das schicke Loft in Oberkassel nie halten können.

Viel Spaß bei der Wohnungssuche, du Arsch!

Zumindest dieser kleine Triumph war ihr geblieben.

»Liebe Fahrgäste, wie Sie erkennen können, lässt es die Wetterlage nicht zu, dass wir unsere Fahrt nach Sylt fortsetzen.«

Protestierende Rufe vermischten sich mit erleichtertem Gemurmel. Offensichtlich waren einige Reporter mehr als glücklich, nicht auf die sturmflutbedrohte Insel zu müssen. »Wir werden langsam nach Niebüll zurücksetzen. Von dort aus können Sie …«

Die letzten Worte bekam Lene nicht mehr mit. In einer raschen Handbewegung ergriff sie ihre Tasche und drängte sich zwischen wild telefonierenden Journalisten und empörten Urlaubsgästen hindurch. Zurück ans Festland? In ihr altes Leben? Niemals.

Heute sollte der erste Tag eines Neuanfangs sein, eines ruhigen Polizistendaseins, fernab von stressigen Ermittlungen im Großstadtmilieu. Lene wollte runterkommen, wie man so schön sagte, sich mit gestohlenen Fahrrädern und geklauten Touristengeldbeuteln beschäftigen, statt mit Drogendealern und Zuhältern. Alleine der Gedanke an eine Verzögerung ließ sie schaudern.

Geübt griff sie in ihren langen brünetten Zopf, entfernte das Haargummi und legte ihr charmantestes Lächeln auf, als sie den Bahnmitarbeiter endlich zu fassen bekam.

»Entschuldigen Sie bitte, ich müsste ganz dringend nach Sylt«, säuselte sie zuckersüß. »Wäre es möglich, dass Sie mich hier einfach herauslassen? Das letzte Stück würde ich zu Fuß gehen.«

Der junge Mitarbeiter blickte kurz hoch, schüttelte den Kopf und tippte im Anschluss wieder auf seinem elektronischen Lesegerät herum. »Leider nicht möglich«, knurrte er. »Haftungsfrage.«

Puh, allem Anschein nach hatte sie das Flirten tatsächlich verlernt. Nicht verwunderlich nach sieben Jahren Ehe und einem ziemlichen Knacks im Selbstbewusstsein. »Ich kenne mich hier aus«, beteuerte Lene und berührte sanft seine Schulter. »Schon als kleines Mädchen habe ich auf dem Damm gespielt, wenn die Tiden es zuließen.«

»Das Spielen auf Bahngelände ist strengstens untersagt«, ratterte er monoton herunter und drehte sich abweisend zur Seite, um die nächste Reklamation entgegenzunehmen, während seine Finger unablässig über das Display sausten.

Natürlich. Was hatte sie denn gedacht?

Die Klamotten trug sie seit zwei Tagen, sie könnte mit Sicherheit eine Dusche vertragen und ihre Augenringe waren so groß wie Wagenräder. Lene hatte sich sofort auf den Weg gemacht, als ihr Versetzungsantrag genehmigt worden war. Weg von der Wache, wo sie zu jeder Zeit auf sie treffen konnte. So ein spontaner Umzug kostete Kraft und auf so manche Annehmlichkeit galt es zu verzichten. Außerdem war sie keine 18 mehr, und das süße Püppchen zu spielen stand ihr einfach nicht.

Ihre Gesichtszüge wurden mit einem Mal ernst, der Ton ihrer Stimme so rau wie das Wetter. »Lene Cornelsen, Kriminalpolizei.« Eine gewisse Genugtuung überkam sie, als der junge Reisebegleiter erstarrte und mit verwunderter Miene zum gezückten Dienstausweis sah. »Sie behindern eine polizeiliche Ermittlung. Machen Sie die Türen auf, lassen Sie mich raus, ich übernehme die volle Verantwortung.«

Lene steckte den Ausweis in die Hosentasche und tippte mit den Fingern ungeduldig auf ihren Unterarm. Dabei bohrte sich ihr Eisblick in ihn hinein. Zumindest das hatte sie nicht verlernt. Wenn es darum ging, einen Verdächtigen in Grund und Boden zu starren, konnte ihr niemand so schnell etwas vormachen. Das Geheimnis war, einfach einen Punkt auf der Nasenwurzel zu fixieren. Doch das war hier kaum nötig.

Anscheinend glücklich, zumindest einen der...

Erscheint lt. Verlag 9.2.2022
Reihe/Serie Kriminalromane im GMEINER-Verlag
Oberkommissarin Lene Cornelsen
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Fluch • Neuer Krimi 2022 • Nordfriesland • Orkan • Runenstein • Schleswig Holstein • Sturm • Sylt • Wasser • Wikinger • Wikingerschiff
ISBN-10 3-8392-7182-7 / 3839271827
ISBN-13 978-3-8392-7182-7 / 9783839271827
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