Ein Bistro in der Bretagne (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2022 | 3. Auflage
352 Seiten
Gmeiner-Verlag
978-3-8392-7078-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Bistro in der Bretagne -  H. K. Anger
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Mann weg, Haus weg, Geld weg - Sophie Vidals Leben ist gehörig in Schieflage geraten. Und dann stirbt auch noch ihre beste Freundin in der Nordbretagne. Kurzentschlossen reist Sophie nach Frankreich. Beim Trauermahl im Bistro bricht ein Gast nach dem Genuss einer Jakobsmuschel tot zusammen. Muschelvergiftung oder Mord? Genau das will Sophie herausbekommen. Sie nimmt einen Job als Köchin an und steckt ihre neugierige Nase nicht nur in Rezeptbücher. Daran finden einige Leute überhaupt keinen Gefallen. In der bretonischen Idylle tun sich Abgründe auf ...

H. K. Anger wurde im Ruhrgebiet geboren und ist nach Lebensstationen in Bielefeld, Freiburg und Leipzig im Odenwald heimisch geworden. Die studierte Pädagogin hat in der Erwachsenenbildung gearbeitet, bevor sie 2006 aus Liebe zum Kochen mit dem Schreiben von Kochbüchern begann. Eine weitere Passion von H. K. Anger ist das Reisen mit dem Wohnmobil, wobei die Bretagne ihr erklärtes Lieblingsziel und ihre Seelenheimat ist. Bei Meeresrauschen und einem Gläschen Cidre findet sie die besten Inspirationen für neue Rezepte und Geschichten.

H. K. Anger wurde im Ruhrgebiet geboren und ist nach Lebensstationen in Bielefeld, Freiburg und Leipzig im Odenwald heimisch geworden. Die studierte Pädagogin hat in der Erwachsenenbildung gearbeitet, bevor sie 2006 aus Liebe zum Kochen mit dem Schreiben von Kochbüchern begann. Eine weitere Passion von H. K. Anger ist das Reisen mit dem Wohnmobil, wobei die Bretagne ihr erklärtes Lieblingsziel und ihre Seelenheimat ist. Bei Meeresrauschen und einem Gläschen Cidre findet sie die besten Inspirationen für neue Rezepte und Geschichten.

3. Kapitel


»Lassen Sie mich durch!«, herrschte eine Stimme die wie zu Stein Erstarrten an.

»Sind Sie der Notarzt?« Sophie hatte sich als Erste wieder gefangen. Sie schaute den Mann mit dem schlohweißen dichten Haar, dem Bart und den buschigen Augenbrauen in derselben Farbe verwundert an. »Wieso haben Sie Ihren Notfallkoffer nicht dabei?«

»Ich bin Docteur Bonnet, Allgemeinmediziner im Ruhestand, und wohne ein paar Häuser weiter«, erwiderte der Mann. »Dafne hat mich angerufen. Der Notarzt wird sicherlich noch einen Moment brauchen, bis er hier ist.«

»Wenn Sie Arzt sind, dann stehen Sie nicht so rum! Machen Sie was!«, zischte Lona.

Bonnet eilte zu Tangi und tastete mit dem Zeige- und Mittelfinger nach der Halsschlagader. »Kein Puls«, stellte er fest.

»Ich habe auch keinen gespürt.« Lona hatte sichtliche Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

»Helfen Sie mir, ihn auf den Boden zu legen«, sagte der Doktor zu Simon, der an seine Seite geeilt war.

Behutsam hoben die beiden Männer Tangi vom Stuhl. Sophie rollte geistesgegenwärtig ihren Ponchoschal zu einer Art Kissen zusammen und legte ihn unter Tangis Kopf.

»Zur Seite!« Bonnet ließ sich etwas schwerfällig auf die Knie sinken, knöpfte Tangis dunkelgraues Hemd auf und begann mit einer Herzdruckmassage. Nach etwa einer Minute stoppte er und wischte Tangis Gesicht mit einer Serviette ab, die ihm Simon gereicht hatte. Dann neigte er den Kopf des Bewusstlosen nach hinten, wobei er gleichzeitig dessen Kinn ein wenig anhob und die Nase mit Daumen und Zeigefinger verschloss. Er legte seine Lippen dicht um den leicht geöffneten Mund und blies Luft ein, wodurch sich Tangis Brustkorb nach oben bewegte und kurz darauf wieder nach unten senkte. Ein weiteres Mal beatmete der Doktor Tangi, bevor er erneut zur Herzdruckmassage überging. Die Wiederbelebungsmaßnahmen setzte er fort, bis der Notarzt eintraf.

»Ich fürchte, Sie kommen zu spät.«

Der Notarzt stellte seinen Koffer ab und unterzog Tangi einer kurzen Untersuchung. »Sie haben leider recht. Das sieht alles andere als gut aus.« Er winkte den Sanitäter mit der Krankentrage herbei. »Herzkreislaufstillstand.«

Die beiden Männer hoben Tangi auf die Trage und der Sanitäter schob ihn in den Rettungswagen, wo er ihn umgehend an verschiedene medizinische Apparaturen anschloss.

»Was ist passiert?«, wollte der Notarzt wissen.

»Er hat sich an die Brust gefasst und ist vornübergekippt«, erwiderte Lona unter Schluchzen. »Es war bestimmt wieder ein Herzinfarkt.«

»Wieder ein Herzinfarkt?«, hakte der Notarzt nach. »Das heißt, er hatte bereits einen erlitten?«

Lona nickte, schien aber nicht imstande zu sein, weitere Fragen des Notarztes zu beantworten.

»Arthur hatte vor drei Jahren mitten im Unterricht einen Herzinfarkt«, mischte sich sein ehemaliger Kollege Paskal in das Gespräch ein. »Danach ist er nicht mehr richtig auf die Beine gekommen und wurde in den Vorruhestand versetzt. Aber in den letzten Monaten hatte ich den Eindruck, dass es ihm deutlich besser ging. Er hatte noch so viel vor. Und jetzt das …«

»Mados Tod hat ihm das Herz gebrochen«, sagte eine ältere Frau.

»Jetzt sind sie wenigstens im Himmel vereint«, warf eine zweite ein und bekreuzigte sich.

Der Arzt klappte den Notfallkoffer zu. »Wir bringen ihn ins Centre Hospitalier nach Saint-Brieuc. Bei wem sollen die Kollegen sich melden? Bei Ihnen?«, fragte er Lona, die sich wieder ein wenig gefangen hatte.

»Nein, nein. Ich bin nur eine Bekannte«, wehrte sie ab. »Arthur hat Familie in Dinan. Ich glaube, eine Schwester.«

»Haben Sie die Telefonnummer?«

»Nein.« Lona schüttelte den Kopf.

»Ich kümmere mich darum«, versprach Tangis ehemaliger Kollege.

»Bon. Mein Patient wartet.« Der Notarzt verließ eilig das Bistro.

Ein paar der Gäste schlüpften in ihre Jacken und machten sich ebenfalls zum Gehen bereit.

»Tut mir leid, aber unter den Umständen …«, entschuldigte sich die Frau, die sich eben bekreuzigt hatte.

»Ich kann euch verstehen«, erwiderte Simon und drückte ihre Hand.

»Wir gehen auch.« Einer nach dem anderen verabschiedete sich, bis nur noch die Hälfte der Trauergäste im Bistro verblieben war.

Simon ließ sich schwerfällig auf einen Stuhl fallen und vergrub den Kopf zwischen den Händen. Alwena befingerte nervös den silbernen Anhänger ihrer langen Halskette. Eric, ihr Ehemann, stand bedrückt neben ihr.

Simon stieß einen lang gezogenen Seufzer aus und richtete sich wieder auf. »Bon sang, so einen Abgang hat Mado weiß Gott nicht verdient.«

»Nein, das hat sie nicht.« Sophie berührte kurz tröstend seinen Oberarm. »Aber es war auch nicht Arthurs Schuld.«

»Nein. Trotzdem – warum musste er ausgerechnet hier und jetzt einen Herzinfarkt bekommen?«

»Darauf kann nur der Herr da oben eine Antwort geben«, sagte Loïc und wies mit der Hand in Richtung der Zimmerdecke.

Dafne und Mikaela machten sich schweigend daran, die zerbrochenen Gläser aufzusammeln und die Scherben zusammenzufegen.

»Ich weiß nicht, wie es euch ergeht«, sagte Sophie. »Aber ich könnte jetzt gut etwas Hochprozentiges vertragen.«

»Gute Idee«, stimmte Simon sofort zu.

Dafne legte die Kehrschaufel zur Seite. »Ich bringe euch eine Flasche Lambig und Gläser.«

Bonnet schlüpfte in sein Jackett, das er vor den Wiederbelebungsmaßnahmen abgelegt hatte. »Ich gehe dann auch mal.«

»Mais non!«, protestierte Simon. »Trinken Sie doch ein Gläschen mit uns, Docteur.«

»Wenn Sie meinen …«

»Setzen Sie sich!« Simon klopfte einladend auf den freien Stuhl neben sich. Die verbliebenen Gäste nahmen ebenfalls wieder an den Tischen Platz.

»Ich weiß, dass sich das eigenartig anhört«, sagte Bonnet, als er an dem Apfelbrand genippt hatte. »Aber ich habe meine Zweifel, ob Tangi tatsächlich einen Herzinfarkt hatte. Als ich eintraf, habe ich keinen der typischen äußerlichen Hinweise erkennen können. Die Schaumbläschen um seine Mundwinkel passen auch nicht dazu. Wirklich seltsam.«

»Aber er hat sich vor seinem Zusammenbruch an die Brust gefasst«, widersprach Alwena. »Das ist doch ein typisches Zeichen, oder? Wir haben es alle gesehen. Madame Perrot kann das bestimmt bestätigen.« Alwena suchte den Raum mit den Augen ab. »Wo ist sie denn?«, fragte sie perplex.

»Keine Ahnung«, sagte Sophie verwundert. »Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie gegangen ist. Ohne sich zu verabschieden. Das finde ich nicht gerade höflich.«

»Ja, aber ich kann es verstehen«, erwiderte Simon. »Sie war total geschockt und wollte bestimmt so schnell wie möglich nach Hause.«

Bonnet ließ sein Glas nachdenklich zwischen den Handflächen kreisen. »Ich werde morgen mal in Saint-Brieuc anrufen und bei den Kollegen nachfragen«, sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen.

Sophie musste plötzlich an Tangis Gesichtsausdruck denken, kurz bevor er kollabiert war. »Seine Augen waren so eigenartig«, sagte sie. »Und ich hatte den Eindruck, dass er uns etwas mitteilen wollte. Er ist jedoch nicht mehr dazu gekommen.«

»Er war in Panik. Wahrscheinlich wollte er uns signalisieren, dass er Hilfe braucht«, vermutete Alwena.

»Ja, bestimmt. Doch ich glaube, da war mehr als nur Panik, weil ihm die Luft wegblieb. Für mich sah das nach grenzenlosem Entsetzen aus«, widersprach Sophie. »Und von einem Moment auf den anderen erschlaffte sein ganzer Körper. Dann dieses fürchterliche Röcheln, und es war aus.«

»Was hat er denn vor dem Zusammenbruch gegessen?«, fragte der Doktor in die Runde.

»Das Gleiche wie alle anderen. Zuerst eine hausgemachte Sardinenrillette. Anschließend eine Jakobsmuschel«, antwortete Dafne. »Die Menüfolge war mit Simon und Alwena abgesprochen.«

»Eh bien, das ist interessant.« Der Doktor lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Die Symptome, die er gezeigt hat, könnten meiner Meinung nach auch auf eine Muschelvergiftung hinweisen.«

»Leidet man dabei nicht eher unter Übelkeit, Erbrechen und Durchfall?«, wunderte sich Alwena.

»Es kommt darauf an, welches Gift die Ursache ist«, erklärte der Doktor. »Die diarrhöische Form einer Muschelvergiftung entsteht durch Okadasäure. Die Folgen dieses von marinen Algen verursachten Toxins sind zwar unangenehm, aber davon stirbt man nicht. Anders sieht es bei der paralytischen Form aus. Die wird durch Saxitoxin ausgelöst. Durch das Nervengift kommt es zur Steigerung der Herzfrequenz, zu Brustschmerzen und Speichelfluss. In schweren Fällen stellen sich schlaffe Lähmungen mit ausgeprägter Ateminsuffizienz ein. Man wird also bewusstlos und verstirbt in kürzester Zeit.«

»Wie schrecklich.« Alwena suchte die Hand ihres Mannes, der die ihre tröstend drückte.

Loïc, der aufgrund seines Berufes meist eine frische und gesunde Gesichtsfarbe hatte, wurde bleich. »Wir haben alle Jakobsmuscheln gegessen. Heißt das etwa, dass wir alle krank werden?«

»Woher stammten die Jakobsmuscheln?«, wollte Bonnet wissen.

»Sie sind gestern Nacht in der Bucht gefischt worden. Ich habe sie von einem Freund meines Vaters gekauft, bevor dessen Fang in der Fischauktionshalle versteigert wurde«, sagte Dafne. »Die Qualität war ausgezeichnet.«

»Ja, sie schmeckten ganz zart und frisch«, versicherte Simon, um Dafne zu entlasten.

»Eh bien, dann gehe ich davon aus, dass sich das Toxin lediglich in einer einzigen Muschel gesammelt hat. Ich an...

Erscheint lt. Verlag 9.2.2022
Reihe/Serie Bistroköchin Sophie Vidal
Kriminalromane im GMEINER-Verlag
Verlagsort Meßkirch
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bistro • Bretagne • Bretagne-Krimi • Côtes-d’Armor • Crêpes • Erquy • Frankreich • Hobbyermittlerin • Jakobsmuschel • Kochen • Köchin ermittelt • Kriminalroman • Nordbretagne • Rezepte • Sophei Vidal • Zeitgenössischer Kriminalroman
ISBN-10 3-8392-7078-2 / 3839270782
ISBN-13 978-3-8392-7078-3 / 9783839270783
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