Die Legende von Frostherz 2. Flucht aus Aurora -  Jamie Littler

Die Legende von Frostherz 2. Flucht aus Aurora (eBook)

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2022 | 1. Auflage
460 Seiten
Verlag Friedrich Oetinger
978-3-96052-239-3 (ISBN)
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Ash und der Rest der Frostherz-Crew sind endlich in der Festung Aurora angekommen und können es kaum erwarten, den nächsten Hinweis zu finden, der sie zu seinen Eltern führen wird. Doch schnell wird klar, dass sie sogar in der Festung nicht sicher sind. Denn eine fanatische Pionier-Kapitänin treibt in der Stadt alle Klangweber zusammen. Ash muss erneut fliehen. Welchen Gefahren müssen er und die Crew sich jetzt im Schneemeer stellen? Die packende Fortsetzung der 'Legende von Frostherz'-Trilogie!

Jamie Littler ist ein britischer Illustrator, der mit der Frostherz-Trilogie sein Debüt als Autor feiert.

Jamie Littler ist ein britischer Illustrator, der mit der Frostherz-Trilogie sein Debüt als Autor feiert.

1 Der Mittelpunkt der Welt


Die zerschlissenen roten Segel blähten sich im Wind, als die Frostherz über die Schneeebene schoss.

Sie war ein großer Pionierschlitten, trotzdem wirkte sie neben dem gewaltigen Berg, der vor ihr aufragte, regelrecht winzig.

Ash hielt sich an der Reling fest. Sein wirres schwarzes Haar wehte ihm wild in die Augen, während er staunend zusah, wie sie in den gigantischen Schatten des Berges eintauchten. Von den Hängen erhoben sich Türme in den Himmel, wie ein Wald aus kunstvollen Bäumen, in denen warmes Licht leuchtete. Auf dem Gipfel erahnte Ash eine große Kuppel, unscharf und umnebelt, als wollten die Wolken sie wie ein Geheimnis hüten.

»Unglaublich …«

Vor der Abreise aus seinem alten Zuhause vor mehreren Monden hatte er nichts gekannt, was höher gewesen wäre als das Dach von Alderman Kindils Haus. Die gesamte Feura-Festung hätte gerade einmal bis an die niedrigsten Ausläufer dieser gargantischen Erhebung gereicht. Ashs Aufregung war von Tag zu Tag, an dem sie dem Berg näher gekommen waren, gewachsen, sodass er sich nun nicht mehr halten konnte. Er johlte und lachte laut.

»Ziemlich cool, was …?«, kommentierte Ashs beste Freundin Lunah neben ihm, während ihr mit Sternbildern bestickter Umhang im Wind wehte.

Nachdem die Frostherz vor mehreren Wegstunden eine erste gewaltige Mauer passiert hatte, näherte sie sich nun einer zweiten, die den Berg vollständig umgab. Sie war so hoch wie eine Felswand und bot sowohl Wachtürmen als auch Windmühlen Platz, deren rotierende Flügel ihnen hoch über dem Schlitten zuzuwinken und sie willkommen zu heißen schienen.

»Unter dem Schnee reichen die Wände noch mal so tief runter wie drüber nach oben«, erklärte Lunah so stolz, als hätte sie selbst sie erbaut. »Da kommt kein Leviathan durch, der meint, hier rumschnüffeln zu müssen, verstehste?«

In der Ferne sah Ash weitere Pionierschlitten, die auf verschiedene Tore in der Mauer mit dem gewaltigen Umfang zutrieben. Dieser Wall musste mehrere Wegstunden lang sein. Ash überlegte, wer wohl an Bord der anderen Schlitten sein mochte und welche Abenteuer sie bestanden hatten. Ob auch diese Mannschaften zwischendurch befürchtet hatten, nie wieder heimzukehren, so wie die der Frostherz. Als er sich zu der Crew umdrehte, die ihn unter ihre Fittiche genommen hatte, wurde ihm trotz der Kälte warm. Er wusste, im ganzen Schneemeer gab es keine Truppe, bei der er lieber wäre.

»CHECKPOINT AHOI!«, rief Teya, der Ausguck, nach unten.

»Signalflaggen hissen!«, befahl Kapitänin Nuk von der Brücke aus.

»Aye, aye!«, antwortete Kailen und zog am Bug des Schlittens eine Leine mit bunten Fahnen in die Luft, um den Wachposten auf der Mauer zu signalisieren, wer auf sie zukam. Ihr kurzes flachsfarbenes Haar bedeckte ihr vernarbtes blindes Auge, während sie den Torwächtern dabei zusah, wie sie an großen Rädern drehten, um das massive Tor knarrend zu öffnen und die Frostherz einzulassen. Bei der Durchfahrt konnte Ash endlich zum ersten Mal den Fuß des Berges sehen, der von brodelnden Tümpeln umgeben war, aus denen Dampf in die kalte Luft aufstieg. Zu Ashs Überraschung entdeckte er an den Bergflanken grüne Abschnitte, die von Menschen mit für ihn vollkommen fremden Werkzeugen bearbeitet wurden. »Was …?«, setzte Ash an.

»Farmen«, antwortete Lunah, bevor er ausreden konnte.

»Farmen?«

»Farmen. Dieser Berg war früher mal ein Riesenvulkan, und durch die ganze Hitze, die noch immer von unten hochkommt, und das ganze Wasser, was hierhergeleitet wird, ist er einer der wenigen Orte im Schneemeer, an denen man so richtig was anbauen kann. Hier müssen sie nicht ständig Jäger losschicken, die irgendwo draußen auf Nahrungssuche gehen. Ziemlich clever.«

Ash konnte ihr nur recht geben.

Er grinste, als er sah, dass sein riesiger Yeti-Vormund Tobu das Krankenzelt verließ. Vor einigen Wochen war Tobu auf der wagemutigen Flucht der Frostherz vor einem Dämonenangriff schwer verwundet worden. Doch nachdem er sich lange ausgeruht hatte (was allein Arla, der alten Heilerin des Schlittens, zu verdanken war, die den Yeti förmlich angefleht hatte, nicht mit dem Speer zu trainieren), hatte er sich endlich erholt und ging schon fast wieder vollkommen aufrecht, in all seiner beeindruckenden Größe.

»Hier baut man das Essen direkt vor der Tür an, Tobu!«, sagte Ash zu ihm, als er sich neben sie stellte. »Stell dir nur mal vor, nicht mehr auf Jagd gehen zu müssen!«

Tobu grunzte, was wohl bedeutete, dass er beeindruckt war – ein deutlicheres Zeichen der Anerkennung war von dem Yeti nicht zu erwarten.

»Glaub mir, das war noch gar nix, Feuerjunge …«, prahlte Lunah, die ihre Rolle als Ashs inoffizielle Reiseleiterin offensichtlich genoss.

Das gewaltige Tor, durch das man Zugang zum Berg – und damit zur eigentlichen Festung Aurora – hatte, kam näher. Der darüber positionierte Wächter blies in ein gebogenes Horn, dessen Ruf über die Schneeebene hallte, um ihr Eintreffen zu verkünden.

Auf den mächtigen Holztüren bemerkte Ash aufwendige Verzierungen und Schnitzereien, die die Geschichte der Pioniere zu erzählen schienen. Allerdings blieb ihm nicht viel Zeit, sie zu bewundern. Als die Frostherz das Tor passierte und in den Berg fuhr, regnete Eis aufs Deck. Yallah, die Turbinörin des Schlittens, stellte den Sonnensteinantrieb ab, und die Frostherz kam in einer Höhle mit hoher Decke zum Stehen, die gerade breit genug war, um dem Schlitten Platz zu bieten.

Wuchtig schlossen sich hinter ihnen die Türen, sodass die Höhle in Dunkelheit getaucht wurde. Nach dem blendenden Weiß des Schnees draußen dauerte es einige Schläge von Ashs wild pochendem Herzen, bis er sich an das Zwielicht gewöhnt hatte. Neugierig reckte er den Hals, um zur Höhlendecke zu blicken, und stellte überrascht fest, dass weit oben Licht leuchtete. Auf den ersten Blick erkannte er darin etwas, das nach großen, hohlen Baumstämmen aussah, die aus den Wänden ragten. War das der Weg nach draußen? In diesem Fall … Wie zum Teufel sollten sie da hochkommen?! Der Rest der Mannschaft schien allerdings völlig unbesorgt. Teya kletterte aus dem Krähennest, um Kob, Picke und Kailen dabei zu helfen, die Segel einzuholen.

»Also, äh … wie kommen wir da rauf?«, wollte Ash wissen.

»Wir gehen mit dem Schlitten eine Runde schwimmen …« Lunah grinste, als Ash über sich auch schon Rauschen hörte. Aus den Baumstämmen spritzte Wasser, das sich in tosenden Fluten in die Höhle ergoss. »Los geht’s!«, rief Lunah begeistert. Zu Ashs Verblüffung füllte sich das Gewölbe recht schnell, sodass die Frostherz vom steigenden Wasser in die Höhe getragen wurde. Hoch, hoch und immer höher ging es.

Lunah kicherte, breitete die Arme aus und rannte herum, als würde sie fliegen. Ash ließ sich anstecken, und gemeinsam alberten sie ausgelassen herum, während sie lachend durch den Sprühnebel der aufstiebenden Gischt hüpften und tanzten.

»Wie sieht’s aus, packt ihr Grünschnäbel vielleicht auch mal mit an?«, rief Kailen ihnen mit hochgezogener Augenbraue zu und hielt ihnen auffordernd ein Tau hin.

Kapitänin Nuk gluckste. »Ach, lass die Racker doch in Ruhe, Kailen. Sogar du erinnerst dich doch bestimmt noch daran, wie begeistert du bei deiner ersten Fahrt mit Auroras Aqualift warst!«

Kailen schwieg, doch Ash entging nicht, dass sie tatsächlich kurz lächelte.

»Also hergehört, Mannschaft!«, rief Nuk. »Wie immer möchten Master Podd und ich euch allen für eure heldenhaften Dienste an Bord der Frostherz und für euren standhaften Mut danken, mit dem ihr euch für die Mission der Pioniere einsetzt.«

»In der Tat«, bestätigte Master Podd mit seiner tiefen Stimme. Der kleine Vulpis stand neben Nuk, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und den Kopf hoch erhoben.

»Wir haben es geschafft, meine lieben Freunde. Wir sind wieder zu Hause!«

Im selben Moment, als die Crew in Jubel ausbrach, erreichte der Schlitten den Rand des Aqualifts. Licht flutete das Deck, während die wahre Pracht Auroras zum Vorschein kam.

Ash blieb der Mund offen stehen.

Vergessen war die Höhle, die sie gerade verlassen hatten – der ganze Berg war ein gigantischer Hohlraum, der die größte, fantastischste Festung beherbergte, die Ash sich je hätte träumen lassen. Auf mehreren Terrassen erhob sich stufenförmig eine mächtige Stadt bis ganz hinauf zum Gipfel des schwindelerregend hohen, schlummernden Vulkans. Von Lava war zum Glück nirgends etwas zu sehen. Die Steingebäude, Paläste und Türme waren größer, als Ash es für möglich gehalten hätte, und alles war aufwendig mit Schnitzereien, Kacheln und moosbedeckten Säulen verziert. Blendend helle Schleier aus Licht fielen durch große Öffnungen in der Bergwand und erhellten die dichten Menschenmengen, die sich in den vornehmen Straßen tummelten. Brücken und Wasserleitungen durchzogen die gewaltige Fläche, und in Kanälen, die sich wie Baumwurzeln durch die Stadt schlängelten, glitten Kanus.

Verglichen mit den Feura waren alle Festungen, die Ash in den vergangenen Wochen gesehen hatte, beeindruckend gewesen – eine mächtiger als die andere. Doch das hier stellte alles in den Schatten.

Es war so riesig, dass Ashs Augen nicht fassen konnten, was sie sahen.

Es war Ehrfurcht gebietend.

Es war wunderschön.

»Mach den Mund zu, dein Kinn hängt ja gleich am Boden, Ash!«, sagte Lunah und stieß ihm in die Seite. »Sabbern ist hier nämlich streng verboten.«

Ash...

Erscheint lt. Verlag 5.1.2022
Reihe/Serie Die Legende von Frostherz
Illustrationen Jamie Littler
Übersetzer Nadine Mannchen
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 9 • Abenteuer • action • Adoption • Außenseiter • Eis • Eislandschaft • Fantasy • Freundschaft • Frost • gegen Langeweile • Graphic Novel • Held • Kinderbuch • Klangweber • Klimawandel • Magie • Manga • Reise • Schnee • Schneemonster • Singen • Waise • Yeti • Zusammenhalt
ISBN-10 3-96052-239-8 / 3960522398
ISBN-13 978-3-96052-239-3 / 9783960522393
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