Die Stadt der Dolche (eBook)

Roman - Der Roman zum BBC-Podcast-Erfolg TUMANBAY!
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2022 | 1. Auflage
640 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27442-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Stadt der Dolche -  Walker Dryden
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Die Tumanbay-Saga beginnt: Der Auftakt einer fesselnden Fantasy-Reihe, basierend auf dem preisgekrönten BBC-Podcast.
Willkommen in Tumanbay - einer Stadt, in der Dolche regieren. Einer Stadt, in der aus Sklaven Regenten werden. Einer Stadt, die von Männern geführt und von Frauen zerschmettert wird. Und alles beginnt an dem Tag, als der Sultan einen abgetrennten Kopf als Geschenk einer Königin erhält. Was er nicht ahnt: Maya, die selbsternannte Rebellenfürstin, hält Tumanbay schon längst in ihrem unsichtbaren Griff. Nun müssen die Anhänger des Sultans eine Revolution niederschlagen - doch wie, wenn Maya so wenig greifbar wie ein Schatten ist? Gregor, der Meisterspion des Sultans, Shajah, die Frau des Sultans, die geheimnisvolle Sklavin Sarah, sie alle schmieden das Schicksal Tumanbays neu. Doch niemand ahnt, nach welchen Regeln sie Mayas Spiel spielen müssen ...

Alle Bände der Tumanbay-Saga:
1. Die Stadt der Dolche
2. Der vergiftete Thron

Walker Dryden ist das Pseudonym des Autorenduos Mike Walker und John Scott Dryden, das mit dem preisgekrönten BBC-Podcast Tumanbay Millionen von Hörern in seinen Bann zog. Gemeinsam haben die beiden die Welt von Tumanbay nicht nur in vier Podcast-Staffeln, sondern auch in Romanen zum Leben erweckt.

John Scott Dryden ist ein preisgekrönter Autor und Regisseur. Er schuf die populäre Podcast-Serie »Passenger List« und hat viele Hörspielserien für die BBC geschrieben und inszeniert.

Mike Walker hat Serien über die Caesars, Plantagenets, Stuarts und Romanovs für die BBC geschrieben sowie eine Reihe von Stücken und einen Thriller.

KAPITEL 2
Das Mädchen


Die See war leer. Nur blaues Wasser, die Sonne in den Augen des Mädchens, das endlose Knarzen des Schiffs, der Knall, mit dem sich das große Lateinsegel unter jeder Windböe blähte, und das weiße Kielwasser, das wirbelnd hinter ihnen zurückblieb, während sie Tumanbay entgegenflogen.

Es war alles so unfair!

Sie lehnte an der Reling, direkt neben der drehbaren Messingkanone. Vielleicht würden Piraten das Schiff überfallen, und für das Mädchen begänne ein Leben voller Abenteuer. Alles wäre besser, als die Frau eines Händlers in einer Stadt zu sein, die sie nicht kannte, in einem Land, in dem sie nicht sein wollte. Ja, wäre sie doch bloß eine Piratenkönigin mit einer eigenen Mannschaft, blutgetränkte Schurken, die das Mittelmeer drangsalierten. Doch so etwas passierte nur in Geschichten, und wenn es doch in Wirklichkeit geschah, dann bestimmt nicht den Töchtern von Händlern. Außerdem gab es keine Piraten mehr. Tumanbay achtete darauf, dass alle seinen Gesetzen gehorchten, und ihr Vater hatte ihr versichert, dass die Marine der Stadt auf den Meeren für Frieden sorgte. Aber wer wollte Frieden? Händler und vermutlich die Ehefrauen von Händlern. Es war nicht fair, es war einfach nicht fair.

Hinter dem Mädchen bellte der Kapitän einen Befehl, und die Seeleute kletterten in die Wanten, um die Segel zu trimmen. Das Segeltuch knatterte im Wind, der Steuermann lehnte sich auf das große Rad, und das Schiff begann beizudrehen. Der Bugspriet wanderte so lange am Horizont entlang, bis er schließlich auf einen Flecken Land wies.

Sie konnte nicht einmal aufs Meer fliehen – ein Mädchen durfte nicht Matrosin werden. O nein, sie musste zu Hause bleiben und tun, was man ihr sagte, und … heiraten … wen? Was, wenn er abscheulich oder alt oder vielleicht sogar beides war? Ihr Vater hatte geschrieben, er wäre ein »feiner junger Mann«, doch das Mädchen wusste nur zu gut, welche Art Jungs er für »fein« hielt. Sie blickte auf das vorbeiziehende Meer. Vielleicht wäre es das Beste zu springen. Gleich hier und jetzt. Das würde ihnen allen eine Lehre sein!

Das Mädchen stieg auf das … sie wusste nicht, wie es hieß … das Eisending, an dem sie die Taue festbanden, und beugte sich weit über die Seite. Die Sonne zeichnete schwindelerregende Muster auf die Wellen. Sie schob sich noch ein Stück höher hinauf und weiter hinaus …

»Was machst du da ohne Umhang? Die Sonne und der Wind werden dich noch …«

Zu spät! Sie stieg wieder auf das Deck hinunter.

»Und lehn dich nicht so weit hinüber, sonst fällst du noch ins Meer, und wo wärst du dann?«

»Im Meer, Mutter.« Wenn es doch nur so wäre!

Die Mutter des Mädchens seufzte entnervt. »Zieh das über.«

»Mir ist heiß. Ich brauche keinen Umhang.«

»Doch, tust du.«

Ihre Mutter musste ihr nicht erklären, wieso sie es wollte. Dass die Mannschaft und der Kapitän ihre Tochter beäugten, war ihr offensichtlich zutiefst zuwider. Außerdem kannte sie den genauen Wert jeder Ware und wollte nicht, dass der blasse Teint des Mädchens vor dem Abschluss des Geschäfts gebräunt und von der Witterung aufgeraut wurde. Sie drapierte den Umhang über die Schultern des Mädchens und führte sie am Arm zum Heck, wo sie das schaumige Kielwasser und vom Himmel herabschießende Seevögel betrachteten. Die Tiere tauchten nach Küchenabfällen, die jemand durch ein Bullauge unter ihnen ins Meer kippte. Mutter und Tochter standen wortlos nebeneinander, das Mädchen war fest entschlossen, das Schweigen nicht als Erste zu beenden.

Schließlich fragte ihre Mutter: »Wirst du mit mir sprechen?«

»Ich spreche doch mit dir, Mutter.«

»Du weißt, was ich meine. Du bist seit unserem Aufbruch schlecht gelaunt. Möchtest du denn Tumanbay nicht sehen? Es ist die großartigste Stadt der Welt.«

Diesen Vortrag hatte das Mädchen schon so oft gehört, dass sie stumm die Lippen mitbewegte, während ihre Mutter sprach. Ja, einerseits wollte sie die Stadt sehen …

»Aber nicht so«, platzte es aus ihr heraus.

Sie wusste, was ihre Mutter dachte: Wenn das Mädchen erst einmal verheiratet wäre, würde sie schon zur Ruhe kommen. Aber sie wollte nicht zur Ruhe kommen. Es gab so vieles, worüber sie in der Bibliothek ihres Vaters gelesen hatte – Burgen auf Berggipfeln, Gewürzstädte, das große Binnenmeer, Reiter, die zu Tausenden durch die Prärie zogen –, und nun würde sie niemals etwas davon zu Gesicht bekommen. Stattdessen würde sie in einem goldenen Käfig …

»Und was ist mit deinem Vater? Willst du ihn denn nicht wiedersehen?«

»Natürlich will ich. Nur nicht so.«

»Nicht wie?«

»Du verstehst mich schon, Mutter.«

Die beiden hatten diese Unterhaltung bereits Hunderte Male geführt und drehten sich dabei immer nur im Kreis.

»Dein Vater sagt, dass er ein feiner junger Mann ist. Vertraust du deinem Vater etwa nicht?«

Natürlich nicht, wollte das Mädchen schreien, nicht, wenn es um Jungs geht. Doch stattdessen sagte sie: »Natürlich vertraue ich ihm, ich möchte nur nicht …«

»Na, siehst du«, sagte ihre Mutter. Das war ihre Standardantwort, die das Mädchen bis zum Tag der Vertragsunterzeichnung sicher noch oft zu hören bekommen würde.

Sie wollte gerade zu ihrer üblichen Erwiderung ansetzen, als ein durchdringendes Quietschen ertönte und die am weitesten von ihnen entfernte Decksluke aufschwang. Einen kurzen Moment lang stieg ihr ein schrecklicher Gestank in die Nase, dann wurde er vom Wind fortgerissen. Das Mädchen lief zur Reling vor dem Steuerruder, von wo es auf das Deck hinunterblicken konnte.

»Warte …«, rief ihre Mutter und folgte ihr nach, während zwei vierschrötige Seemänner jemanden aus der Dunkelheit heraufzerrten: einen großen, dunkelhäutigen Mann, der nur eine Kniehose trug. Seine Handgelenke waren vor dem Körper zusammengekettet. Er blinzelte ins Sonnenlicht, das ihn nach der langen Zeit unter Deck so stark blendete, dass er stolperte und hinfiel. Seine Begleiter rissen ihn brutal vom Boden hoch und trieben ihn zum Fuß des großen Hauptmasts. Dort banden sie ein Tau an seine Handschellen und holten es kurz, bis er mit den Händen über dem Kopf daran baumelte.

»Ihr solltet in eure Kabine gehen, meine Damen«, knurrte der Kapitän.

»Warum, was passiert hier?«, fragte das Mädchen.

»Nichts, was euch bekümmern müsste. Wenn ihr bitte …«

»Es macht uns nichts aus«, schnaubte die Mutter des Mädchens. »Ich sehe nicht zum ersten Mal, wie ein Sklave gezüchtigt wird, Kapitän. Das gehört zum Geschäft.«

»Aber vielleicht deine Tochter …?«, gab der Kapitän zu bedenken.

»Unsinn. Es wird Zeit, dass sie sich mit den Realitäten unseres Lebens vertraut macht. Sie wird ebenfalls zusehen.«

Wenn es etwas gab, das sie in ihre düstere Kabine zurückzutreiben vermochte, dann war es die Anweisung ihrer Mutter, sich nicht vom Fleck zu rühren, doch irgendetwas an dem Sklaven fesselte ihre Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich seine Furchtlosigkeit, aber auch die Tatsache, dass er sich nicht zur Wehr setzte. Stattdessen hing er bloß da, umfasste mit seinen kräftigen Händen die Kette und zog sich mit angespannten Oberarmmuskeln ein winziges Stück in die Höhe, damit ihm die Eisenbänder nicht ganz so tief in die Handgelenke schnitten.

»Was glaubst du, was er getan hat?«, flüsterte das Mädchen.

»Das spielt keine Rolle«, erwiderte ihre Mutter. »Manchmal ist es einfach nötig.«

»Macht Vater das mit seinen Sklaven auch?«

»Natürlich, anders geht es nicht.«

Der Sklave zuckte unter einem entsetzlichen Peitschenhieb zusammen. Das Mädchen schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Blut und Fleischfetzen spritzten aus dem Rücken des Sklaven. Doch er gab keinen Ton von sich, während sich die Peitsche hob und senkte. Sein Gesicht war starr und zeigte weder Wut noch Furcht, als wäre er weit weg und hätte nichts mit alldem zu tun.

»Wieso schreit er nicht? Es ist, als wäre es ihm egal. Wie kann ihm das egal sein?«

»Sie kommen aus einer unzivilisierten Welt und spüren den Schmerz nicht so wie wir. Sie sind Barbaren.«

»Aber wozu soll das dann gut sein, Mama?«

»Was meinst du?«

»Wenn er es nicht spürt, was bringt es dann, ihn auszupeitschen?«

Der Seemann mit der Peitsche hielt inne und rief zum Achterdeck hinauf: »Reicht das, Herr?«

Die Antwort des Kapitäns überraschte das Mädchen nicht. »Mach weiter.«

Tränen verschleierten ihr den Blick. »Genug, genug …«

Der Kapitän sah sie nachdenklich an. Dann nickte er. »Es reicht. Lasst ihn herunter.«

Sie senkten das Tau ab. Der Sklave ließ die Arme sinken und stand breitbeinig auf dem Deck, als wäre nichts geschehen. Als hätten die blutigen Fleischstücke um ihn herum, die nun mit mehreren Eimern Seewasser weggewaschen wurden, genauso wenig mit ihm zu tun wie die weißen Knochen, die in seinem zerfetzten Rücken schimmerten. Ohne irgendjemandem Beachtung zu schenken, drehte er sich um, ging zu der offenen Luke zurück und stieg wieder hinunter.

Das Mädchen fragte sich, wie er das schaffte – sich nicht zu rühren, während sie ihn auspeitschten, und seine Peiniger anschließend anzusehen, als wären sie diejenigen, die bestraft worden waren.

Wenn sie sich doch bloß mit ebenso viel Mut gegen ihre Mutter und ihren Vater behaupten könnte … wenn sie ihnen die Stirn bieten und nein sagen...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Reihe/Serie Die Tumanbay-Saga
Übersetzer Urban Hofstetter
Sprache deutsch
Original-Titel City of a Thousand Faces (Book 1)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • Akram El-Bahay • Arabische Fantasy • Brent Weeks • buch zum podcast • Das Königreich aus Kupfer • Demon Zyklus • Die Lügen des Locke Lamora • Die Stadt aus Messing • eBooks • Epische Saga • Fantasy • Fantasy für Erwachsene • Fantasy für Männer • Fantasy Neuerscheinung 2022 • Fantasy Orient • Fantasy Saga • Game of Thrones • Haus Martell • Historische Romane • Intrige • Königreich Dorne • Low Fantasy • Neuerscheinung • Peter V. Brett • S. A. Chakraborty • Scott Lynch
ISBN-10 3-641-27442-7 / 3641274427
ISBN-13 978-3-641-27442-9 / 9783641274429
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