Schatten über Saint-Tropez (eBook)

Ein Fall für Conny von Klarg - Kriminalroman
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2022 | 1. Auflage
464 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-28455-8 (ISBN)

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Schatten über Saint-Tropez -  Sabine Vöhringer
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Sommer in Saint-Tropez. Glitzerndes Meer, elegante Jachten und Savoir-vivre in den charmanten Gässchen. Doch ein Mord überschattet die Idylle ...
Die Reisejournalistin Conny von Klarg will ihre Freundin Simonette Bandelieu in Saint-Tropez besuchen. Die Grande Dame der französischen Hotellerie war für Conny nach dem Tod ihrer Eltern wie eine Mutter. Heute steht Simonettes Hotel, in dem einst Brigitte Bardot abstieg, kurz vor dem Ruin. Doch als Conny an der Côte d'Azur eintrifft, wird sie nicht etwa mit einem Pastis begrüßt, sondern muss die alte Dame in der Gendarmerie aufsuchen. Simonette soll den Milliardär Henri Moreau erstochen haben. Überzeugt von Simonettes Unschuld stellt Conny Recherchen an und stößt in dem Küstenstädtchen auf alte Geheimnisse, die bedrohliche Schatten werfen ...

Sabine Vöhringer zog nach einem Jahr in Südfrankreich und dem Design-Diplom nach München, wo sie eine Kommunikationsagentur gründete. Krimis und die Côte d'Azur sind ihre Leidenschaft, und beides verbindet sie in ihren Kriminalromanen um die Reisejournalistin Conny von Klarg. Sabine Vöhringer lebt mit ihrer Familie im Münchner Süden.

1


Conny von Klarg hetzte über das Rollfeld des kleinen Privatflughafens in Oberschleißheim, wenige Kilometer nördlich von München. Ihr erster offizieller Auftrag als Reisejournalistin für das Magazin La Voyagette führte sie nach Südfrankreich.

Es war ihr gelungen, die Herausgeberin Marie Sommer für einen Beitrag über Saint-Tropez zu begeistern. Genauer gesagt für ein Porträt über Simonette Bandelieu, die Grande Dame der Hotellerie an der Côte d’Azur, mit der sich Conny seit frühester Kindheit tief verbunden fühlte. Die rüstige Siebzigjährige führte in zweiter Generation ein Boutiquehotel am Alten Hafen des ehemaligen Fischerdörfchens. Ein einmalig schöner, wildromantischer Ort mit traumhaftem Blick über die Bucht, in dem nicht nur Brigitte Bardot und Gunter Sachs, sondern auch Connys Eltern ihre erste gemeinsame Nacht verbracht hatten. Die berühmte Liebe auf den ersten Blick.

Conny freute sich riesig auf Simonette und ihr kleines Paradies, das wie geschaffen war für ihren ersten Artikel für La Voyagette, der überzeugen musste. Außerdem hatte sie ihrer großmütterlichen Freundin einiges zu erzählen und brauchte dringend ihren Rat. Sie war an einen Punkt gelangt, an dem es galt, mit jemandem über die neu gestellten Weichen in ihrem Leben zu sprechen. Niemand würde sie besser verstehen als Simonette, auf deren umsichtige Klugheit sie fest vertraute und die ihr helfen würde, letzte Zweifel zu zerstreuen.

Es war kurz nach sechs Uhr morgens – viel zu früh für Connys Empfinden – an einem Montagmorgen Mitte Juni, der mit einem heftigen Sommergewitter zu beginnen drohte. Im Westen türmten sich bereits dunkelgraue Wolkengebirge auf. Der Wind peitschte ihr Regentropfen und ihre schulterlangen blonden Haare, die sich an den Spitzen lockten, ins Gesicht. Zu dumm, dass sie sich vor lauter Vorfreude auf die mediterrane Wärme für das weiße Sommerkleid statt für Jeans entschieden hatte. Immerhin hatte sie sich vor dem Verlassen ihres neuen Apartments in Bogenhausen ihre honigfarbene Lederjacke über die Schulter geworfen, sonst hätte sie jetzt noch mehr gefroren.

Conny war längst in die Jacke geschlüpft, deren auffällige Farbe mit ihrem von Natur aus warmen Teint verschmolz und bei Sonnenschein das Blau ihrer Augen in hellem Türkis leuchten ließ. Mit jeder Muskelfaser ihres zierlichen, aber drahtigen Körpers kämpfte sie jetzt gegen die Naturgewalten an. Sie presste sich ihre Reisetasche aus wasserdichtem Segeltuch fester gegen die Brust und spürte den Laptop hart an den Rippen. Sie war spät dran. Der Berufsverkehr auf dem Mittleren Ring war dichter gewesen als gedacht.

Sven Olafsson, Jungunternehmer und Hobbypilot aus Stockholm, erwartete sie bereits vor der Cessna, seinem Privatflugzeug. Sosehr sie sich auch freute, ihn wiederzusehen, versetzte sein Anblick ihr doch einen Stich. Denn Sven war der beste Freund von Félix Weißenstein, mit dem Conny seit nunmehr rund zwölf Jahren und bis vor vier Monaten eine komplizierte Beziehung geführt hatte. Kompliziert nicht nur deshalb, weil Félix als Halbfranzose seit sechs Jahren in Frankreich lebte. Als sie alle drei noch in München gewohnt hatten, hatten sie so manche feuchtfröhliche Nacht miteinander durchgefeiert, obwohl die beiden Männer zehn Jahre älter waren als sie. Jetzt fiel es ihr schwer, angesichts des immer gut gelaunten Schweden nicht an Félix zu denken.

Sven musste jährlich eine gewisse Anzahl an Kilometern fliegen, um seine Fluglizenz zu behalten. Das hatte er nun zum Anlass genommen, endlich die seit Jahren verschobene Reise zu Félix anzutreten, der in Nizza das Haus seiner Familie mütterlicherseits übernommen hatte.

Conny und Sven waren sich vor zwei Tagen zufällig in Schwabing über den Weg gelaufen, nachdem sie in den letzten Jahren wenig Kontakt gehabt hatten. Er wohnte jetzt in der schwedischen Hauptstadt und hatte in München einen Zwischenstopp eingelegt, um ehemalige Studienfreunde zu besuchen. Als sie angedeutet hatte, beruflich nach Südfrankreich zu müssen, hatte er ihr spontan die Mitfluggelegenheit angeboten, und sie hatte – ebenso spontan – zugesagt.

Ungeduldig lief Sven jetzt mit seinen überlangen Beinen neben seiner treuen Cessna auf und ab. Der Geruch von Kerosin lag in der Luft, wie um Conny zu verdeutlichen, dass sie ihr Leben gleich dem schlaksigen Schweden und seiner kleinen Propellermaschine anvertrauen würde.

Das Flugzeug wirkte bei diesem Wetter wie ein Spielzeug im Matchbox-Format, nie und nimmer wie eine leistungsstarke Maschine, die sie beide über die Alpen nach Cannes bringen könnte.

Einige Meter vor dem Flugzeug sprang ihr plötzlich ein faustgroßer roter Ball, vom Wind getrieben, entgegen. Reflexartig ließ Conny ihre Reisetasche auf den Boden gleiten und bekam den Ball gerade noch mit beiden Händen zu fassen, bevor die Böen ihn auf die Weite der Rollbahn treiben konnten. Sie blickte sich um.

Der Ball gehörte anscheinend einem vielleicht vierjährigen Jungen, der im Hangar neben einem Mann im blauem Overall stand, der mit einem Schraubenzieher in den ölverschmierten Händen über eine Flugzeugmotorhaube gebeugt ebenfalls zu ihr herübersah – wohl der Vater. Beide lächelten sie erwartungsvoll an.

Obwohl Sven ungeduldig mit den Armen gestikulierte, rannte Conny zu dem Kind und drückte ihm den Ball in die weit geöffneten Hände. »Was für ein schöner Ball! Pass gut auf ihn auf, sonst trägt ihn noch der Wind fort.«

Der Junge griff nach seinem Spielzeug und strahlte sie glücklich an.

Unwillkürlich musste Conny an ihre eigene Kindheit und ihre Eltern denken. Man verlor so leicht, was man liebte. Aber das wollte sie dem Kleinen nicht sagen. Er wusste noch nicht, wie es war, wenn das Schicksal mit voller Wucht zuschlug.

Begeistert warf der Junge den Ball auf den Boden und fing ihn lachend wieder auf. Der Vater nickte Conny dankend zu, bevor er sich tief über die Haube beugte und weiterschraubte.

Sie eilte zurück, hob ihre Tasche auf und lief die restlichen Meter zu Sven.

»Endlich.« Er strich sich seine von den Regentropfen feuchten blonden Strähnen aus der Stirn, nachdem er Conny kurz an sich gedrückt hatte. So fest, dass sie einen Moment nach Luft rang. »Wenn wir nicht gleich starten, lässt die Flugleitung uns nicht mehr hoch. Das Gewitter kommt rasant näher.«

Conny beobachtete skeptisch die dicken Wolken am Himmel, die sich jetzt bedrohlich nah immer dichter übereinanderschichteten.

Sven nickte ihr auffordernd zu, und sie kletterten ins Flugzeug. Es wackelte, als eine Windbö nach der anderen sich unter die Tragflächen schob.

Conny erklomm wie selbstverständlich den Copilotensitz und verstaute ihre Reisetasche im Fußraum dahinter, bedacht darauf, dass ihr Laptop gerade lag. Dann schnallte sie sich an und war startklar. Das feuchte Baumwollkleid klebte an ihren Schenkeln.

Sven warf ihr einen prüfenden Blick zu.

»Nur zu!«, beruhigte sie ihn. Sie hatte in seinem Blick einen letzten Zweifel erkannt, ob sie den nächsten Stunden gewachsen wäre. Denn was er bei diesem Flug wohl am wenigsten gebrauchen konnte, war eine Hysterikerin, die ihr Frühstücksmüsli auf der Windschutzscheibe verteilte.

»Ich vertraue dir voll und ganz«, sagte sie und schluckte den jähen Anflug von Bedenken tapfer hinunter. Vernünftig war das nicht, was sie gerade taten. Aber wann waren sie je vernünftig gewesen?

»Und wenn wir gegen eine Felswand geschleudert werden?« Sven grinste sie an.

»Dann laufen wir eben zu Fuß weiter.« Entschlossen presste sie die Lippen aufeinander, während jede Faser ihres Körpers vor Erregung zu kribbeln begann.

»Und wenn sich einer von uns dabei verletzt?« Er blieb hartnäckig.

»In dem Fall schleppe ich dich bis zur nächsten Hütte.«

Er lachte gebeugt zu ihr hinab, weil er bei seiner Größe selbst im Sitzen den Kopf etwas einziehen musste, um nicht an die Decke zu stoßen. »Ich hatte ganz vergessen, dass du über Bärenkräfte verfügst.«

»Mach dich nur lustig.« Sie streckte sich und knuffte ihn in die Seite.

Sven setzte das Headset auf und funkte den Tower an. »Hier Cessna 172. An Flugleitung.«

»Hier Flugleitung.«

»Cessna 172, SE-ASTO. Auf dem Vorfeld. Wir fliegen nach Sicht. Auf dem Weg nach Cannes. Bereit zum Start.«

Aus dem Funkgerät ertönte durch eine Rückkopplung ein Pfeifen, dann war die Stimme des Flugleiters zu vernehmen. »Sind Sie wirklich sicher, dass Sie da hochwollen? Die meisten Flüge wurden gestrichen.«

»Wir müssen. Alles im Griff.«

»Sie werden schon wissen, was Sie tun. Start frei.«

Conny sah, wie Vater und Sohn am Hangar ihnen nachwinkten, und riss bei der Beschleunigung den Mund weit auf. Die Räder hoben ab, und sofort wurde die Cessna von einer Bö erfasst, sodass sie ruckartig an Höhe gewannen. Luftwirbel tobten unter den Tragflächen, während das Flugzeug dröhnend durch die Wolken pflügte.

Sven zwang die Maschine in eine steile Linkskurve, brachte sie auf Kurs. Geschickt fand er Wolkenlöcher, tastete sich höher und höher. Nach einer gefühlten Ewigkeit geschah das Unerwartete, und sie durchbrachen die letzte Wolkenschicht. Sonne und blauer Himmel empfingen sie so jäh und strahlend, dass sie kurz geblendet waren.

»Ursprünglich wollte Félix seinen Vater in München besuchen und mit uns zurückfliegen. Aber wie so oft in letzter Zeit ist ihm was dazwischengekommen«, sagte Sven mit seinem schwedischen Akzent, während er den Autopiloten einschaltete, den Sitz schräg drehte und sich sichtbar entspannter...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2022
Reihe/Serie Ein Fall für Conny von Klarg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • eBooks • Frankreich • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Neuer Band der Reihe • Neue Reihe • Neuerscheinung • Neuerscheinung Krimi Thriller • Provence • Reihe • Softcover • spannende Bücher • Taschenbuch
ISBN-10 3-641-28455-4 / 3641284554
ISBN-13 978-3-641-28455-8 / 9783641284558
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