Jack Frost. Geküsst von Eis und Schnee (eBook)
342 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60832-8 (ISBN)
C. R. Scott, bürgerlich Carina Regauer, wurde 1984 in Schleswig-Holstein geboren und hat Literatur studiert. Egal ob fantastisch, prickelnd oder verträumt - ihre Liebesromane begeistern ihre Leser*innen. Sie ist als Bestseller-Autorin Mitglied im Montségur Autorenforum und in der Jury für den Selfpublishing-Buchpreis. Wenn sie mal nicht schreibt, geht sie am liebsten mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Hund im Wald spazieren und lässt sich für neue Geschichten inspirieren.
C. R. Scott, bürgerlich Carina Regauer, wurde 1984 in Schleswig-Holstein geboren und hat Literatur studiert. Egal ob fantastisch, prickelnd oder verträumt – ihre Liebesromane begeistern ihre Leser*innen. Sie ist als Bestseller-Autorin Mitglied im Montségur Autorenforum und in der Jury für den Selfpublishing-Buchpreis. Wenn sie mal nicht schreibt, geht sie am liebsten mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Hund im Wald spazieren und lässt sich für neue Geschichten inspirieren.
I.
Kristen
Die Sonnenstrahlen kitzeln mich an der Nase, als ich zurückgelehnt auf dem Beifahrerplatz sitze und mein Gesicht zum Himmel gereckt halte. Die große, pechschwarze Sonnenbrille schützt meine Augen vor dem grellen Licht, während der Fahrtwind für eine angenehme Kühlung sorgt.
»Soll ich die Belüftung in der Rückenlehne einschalten?«, fragt Teresa mich und ihr Blick schwenkt für einen kurzen Moment von der Straße herüber zu mir.
Mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht sehe ich sie an. »Nein, du weißt doch, wie sehr ich es liebe, wenn es so warm ist.«
Grinsend gibt sie Gas und überholt einen Lastkraftwagen, was den warmen, trockenen Fahrtwind für einige Sekunden verstärkt. Damit habe ich kein Problem. Um dem Klischee einer Cabrio-Mitfahrerin zu entsprechen, habe ich es mir nicht nehmen lassen, mir ein Seidentuch mit Leopardenmuster um die braunen, schulterlangen Haare zu wickeln.
Außerdem lenkt Teresa den Wagen ihres Vaters sogar besser über den Asphalt, als ich gedacht habe, und so kann ich mich entspannen und die Landschaft, die an uns vorbeizieht, auf mich wirken lassen.
Im roten Cabriolet rollen wir über die Interstate 25 quer durch Colorado. Mit ihren kurvigen und hügeligen Abschnitten gleicht die Fahrt auf der zweispurigen Autobahn fast schon einem Achterbahntrip und dank Teresas gutem Fahrstil rollen wir wie auf Schienen. Mal fahren wir an riesigen Agrarfeldern vorbei und mal ist die Landschaft grün bewachsen. Vor uns in der Ferne sieht man die imposante Gebirgsformation der Rocky Mountains, an dessen Rand nicht nur Denver, sondern auch Colorado Springs liegt. Nach wie vor fühlt es sich an, als würde die Sonne mit ihrer wohligen Wärme meine Haut streicheln. Da ich Shorts und ein Tanktop trage, kann sie das an vielen Stellen meines Körpers tun. Einen Moment lang mache ich die Augen zu, strahle vor mich hin und genieße den Moment, der es mir erlaubt, meine Seele baumeln zu lassen.
Ich liebe den Sommer und wünschte er würde das ganze Jahr bleiben.
Einige Zeit später erreichen wir das Zwischenziel unserer kurzen Spritztour, mit der wir den Kopf vom Lernen freibekommen wollen, und fahren in Colorado Springs ein. Am Garden of the Gods parkt meine beste Freundin den Wagen und wir schnallen uns ab.
Im nächsten Moment ist mir ihr Lächeln sicher. »Und, Kristen, bist du zufrieden mit meinen Fahrkünsten?«
Lachend nehme ich das Kopftuch ab. »Ich werde dich vor deinem Dad gut dastehen lassen, wenn du das wissen willst.«
Sie grinst zufrieden und steigt aus. »Sehr gut. Dann wird er mir Sebi auch anvertrauen, wenn wir übernächste Woche zum Taylor-Swift-Konzert wollen.«
Darüber, dass sie den Chrysler Sebring ihres Vaters mal wieder liebevoll Sebi nennt, schmunzele ich. »Das wäre super.« Ich tue es ihr gleich, öffne die Tür auf meiner Seite und verlasse das feuerrote Fahrzeug.
Kaum habe ich die Tür wieder zugemacht, betrachte ich die Kulisse, die wir vor der Nase haben: Inmitten von saftigen Pflanzen ragen braune Felsformationen hervor, dahinter sieht man grün bewachsenes Gebirge, das schließlich im viertausend Meter hohen Pikes Peak wortwörtlich gipfelt. Der obere Teil des Berges ist mit Schnee bedeckt, weil er in eisiger Höhe liegt. Bei der bloßen Vorstellung daran, mich dort oben aufzuhalten, lege ich wenig begeistert die Stirn in Falten. Bergsteiger, die sich in gefährliche Höhenmeter und unberechenbare Windstürme vorwagen, müssen unfassbar mutig sein – nein, verrückt trifft es eher.
Wir setzen uns in Bewegung und vertreten uns die Beine.
»Wie kalt ist es dort oben wohl genau?«, frage ich und halte mir die Hand an die Stirn, um im Gehen noch mal zum Berg hochzuschauen, ohne dass das Sonnenlicht mich blendet, denn meine große Sonnenbrille habe ich im Auto gelassen.
»Kalt genug, um deinen Fuß erfrieren zu lassen«, ärgert Teresa mich und richtet sich die kurzen blonden Haare, ebenso wie ihre Sommer-Latzhose. »Bis er ganz dunkel ist und abfällt.«
»Igitt«, mache ich und merke, wie mir meine blühende Fantasie zum Verhängnis wird.
»So ein Quatsch«, meint ein Mann, den ich auf Mitte zwanzig und somit etwas älter als uns schätze. Offenbar wollte er uns gerade überholen und hat unseren Wortwechsel mitbekommen. Nickend deutet er auf den Berg. »Auf dem Pikes Peak ist doch kaum noch Schnee übrig, so schnell, wie der schmilzt.«
Teresa bleibt stehen, genau wie der Typ und ich. »Ich sehe es doch aber klar und deutlich«, entgegnet sie. »Dieses weiße Zeug da oben. Noch muss es da also kalt sein.«
»Aber hast du den Schnee mal mit der Menge verglichen, die noch vor dreißig, vierzig Jahren dort herumgelegen hat?«, fragt er streng.
Sie zieht die hellen Brauen hoch. »Äh, nein?«
»Hättest du das gemacht«, fährt der Fremde, der uns einfach angesprochen hat, nüchtern fort, »dann wäre dir aufgefallen, dass der Schnee auf dem Pikes Peak rückläufig ist, so wie eigentlich überall auf der Welt. Das liegt natürlich an der ansteigenden Durchschnittstemperatur, aber das interessiert ja kaum jemanden.« Der Kerl ist nicht zu bremsen. »Der heutige Tag ist leider ein gutes Beispiel für den Klimawandel. So heiß, wie es gerade ist, war es in Colorado früher nur selten. Unser Bundesstaat war immer für seine milden Temperaturen bekannt, aber das gehört langsam der Vergangenheit an, ebenso wie bald Eis und Schnee.«
»Das mag sein«, stimmt Teresa ihm zu und verzieht nachdenklich den Mund.
»Aber mal angenommen«, werfe ich ein, »es würden sich plötzlich alle Menschen für den Umweltschutz interessieren, oder sagen wir zumindest mal die Hälfte aller Menschen.«
Ernsten Blickes nickt der Mann. »Das wäre ja ein Traum, damit ließe sich viel bewirken.«
»Aber was könnte diese Hälfte deiner Meinung nach tun, so ganz konkret?«, frage ich und zucke mit den Achseln.
»Ich habe auch keine Universallösung parat.« Überfragt hebt er die Hände.
»Wir hätten zum Beispiel nicht mit dem Auto herkommen dürfen, was?«, mutmaßt Teresa und zeigt sich schon fast reuevoll.
Allerdings, lese ich daraufhin in seinem vorwurfsvollen Blick und dem tiefen Seufzen, das er von sich gibt. »Der Punkt ist: Jeder kann schon mit Kleinigkeiten seinen Teil zum großen Ganzen beitragen. Allein schon wenn jeder zweite Mensch auf der Welt …«
Mehr bekomme ich von ihrem Gespräch nicht mit, denn obwohl ich es nicht uninteressant finde, zieht mich der Anblick des Pikes Peak aus irgendeinem Grund magisch an. Er fasziniert mich und ich verspüre plötzlich das starke Bedürfnis, mich ihm zu nähern. Wie gebannt schaue ich auf den großen Berg und halte ihn mit den Augen fixiert, während ich einen Schritt auf ihn zugehe. Normalerweise halte ich mich von Gebirgen und Schnee fern. Das mag seltsam erscheinen, bin ich doch in Denver aufgewachsen, einer Stadt, die ebenfalls nahe der Rocky Mountains liegt und als Anlaufstelle für viele Touristen gilt, die von dort aus in die umliegenden Skigebiete fahren. Aber so ist es. Dunkelheit und Kälte sind nichts für mich. Vor allem Kälte, denn selbst wenn Schnee das Tageslicht grell reflektiert, kann ich mich beim besten Willen nicht für den Winter begeistern. Kälte macht mich lustlos und müde, macht es mir schwer, fürs Marketingstudium zu lernen oder für meinen Nebenjob im Restaurant aufzustehen. Der Schnee, der im Winter auf Denver fällt, führt nicht selten zum Verkehrschaos, dann passieren Unfälle und Menschen werden ernsthaft verletzt. Darüber hinaus hat Kälte für mich schon als Kind für das Gegenteil von Leben gestanden … eben für den Tod. Als unsere damalige Schulklasse einen Skiausflug gemacht hat und ich den Hang hinabgestürzt bin, wurde mir das klar. Dass ich mir dabei das Bein gebrochen habe, war die eine Sache, aber wie groß letztlich die Lawine wurde, die ich ausgelöst habe, als sie unten im Tal ankam, hat mich erschreckt und sich in mich eingebrannt. Seitdem meide ich Skigebiete und halte mich im Winter, so gut es geht, drinnen auf – verreisen mag ich dann schon mal gar nicht.
Der schneebedeckte Gipfel des Pikes Peak erinnert mich an alle meine Ängste. Diese eisig kalte Bergspitze steht für all das, was jede Faser in mir fürchtet: Kälte, Höhe, Härte. Eis, Schnee, Lawinen. Weiße Flocken, die wie Zuckerwatte wirken und in Wahrheit eine unberechenbare Gefahr darstellen.
Ich starre noch immer auf den großen vereisten Berg und stelle erst nach einigen Augenblicken fest, dass ich mich inzwischen viele Meter von Teresa entfernt habe. Genau genommen bin ich ein gutes...
Erscheint lt. Verlag | 2.12.2021 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Eiskönigin • Fantasy Liebesromane • fantasy romance deutsch • Frozen crowns Lionera • impress ebooks • Märchenadaption • Märchen für Erwachsene • Märchenromane • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Scott Brilliant Deal • Scott Loving Mr. Cold • Urban Fantasy Bücher |
ISBN-10 | 3-646-60832-3 / 3646608323 |
ISBN-13 | 978-3-646-60832-8 / 9783646608328 |
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