Tomtom und die wilden Häuser (eBook)

Band 1

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
224 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-7336-0399-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tomtom und die wilden Häuser -  Siri Kolu
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Stell dir vor, dein Haus läuft los - und du bist mittendrin! Tomtom und seine Familie dürfen in die berühmte Villa Knisterburg ziehen, ein großzügiges Mehrfamilienhaus am Rande der Stadt. Dort ist es noch wundervoller, als Tomtom es sich ausgemalt hat. Doch direkt nach dem Umzug erhebt sich die Villa plötzlich und läuft auf Beinen los - mit allen Bewohnern an Bord. Wohin ist die Villa unterwegs? Und wie lässt sie sich aufhalten? Tomtom und seine Freunde stecken in einem gewaltigen Abenteuer, das größer wird, je mehr sie über die geheimnisvolle Villa Knisterburg herausfinden!  Band 1 des rasanten Abenteuers mit viel Phantasie und Humor, herrlich schräg illustriert von Johanna Lumme. »Ein mitreißendes Kinderbuch, über ein laufendes Haus, die Kraft der Freundschaft und darüber, wie wichtig Veränderungen im Leben sein können.« Linus Giese

Siri Kolu, Jahrgang 1972, arbeitet als Autorin, Dramaturgin und Regisseurin. 2010 wurde sie für das Kinderbuch »Vilja und die Räuber«, der Auftakt einer dreibändigen Serie, mit dem Finlandia Junior Preis ausgezeichnet. 2015 kam die Verfilmung des Buches in die internationalen Kinos. Siri Kolu lebt in Vantaa bei Helsinki, Finnland.

Siri Kolu, Jahrgang 1972, arbeitet als Autorin, Dramaturgin und Regisseurin. 2010 wurde sie für das Kinderbuch »Vilja und die Räuber«, der Auftakt einer dreibändigen Serie, mit dem Finlandia Junior Preis ausgezeichnet. 2015 kam die Verfilmung des Buches in die internationalen Kinos. Siri Kolu lebt in Vantaa bei Helsinki, Finnland. Johanna Lumme, Jahrgang 1990, arbeitet als bildende Künstlerin und Grafikerin und ist in Finnland für ihre Schulbuchillustrationen für die Grundschule bekannt. Daneben hat sie ihre erste Bilderbuchserie veröffentlicht.

2. Der Umzugstag


Bald darauf war es so weit: Papa hatte tatsächlich die Räder in der Van-Böök-Stiftung wieder zurückgedreht. Als unsere Sachen in den Umzugskartons verstaut waren und die Kartons im Möbelwagen standen, schrie ich vor Freude: Nun wurden wirklich wir die neue Hausmeisterfamilie. »Lotsenstraße, wir kommen!«, rief ich.

 

Ich sah mein Leben in der Villa in bunten Bildern vor mir. Es war einfach genial: Kajo Rimpinen und ich waren schon lange befreundet – jetzt wohnten wir im gleichen Treppenaufgang und konnten ab sofort gemeinsam zur Schule radeln. In der Klasse würden wir den anderen von unserem Leben in der Villa erzählen. Die würden Augen machen! Einladen konnten wir aber immer nur ein paar auf einmal, damit unsere Nachbarn sich nicht gestört fühlten.

Bislang hatte ich die Van-Böök-Bewohner immer nur aus der Ferne bestaunt. Sie veranstalteten jeden Sommer ein Fest mit Venedig-Motto, wofür sie extra die Straße absperrten. Sie saßen in schicker Verkleidung an langen Tafeln, aßen und tranken, und später wurde unter den Laternen, die in den Bäumen hingen, wild getanzt. Autos hatten an diesem Festtag nichts in der Lotsenstraße zu suchen. Auch an normalen Tagen erkannte man die Bewohner der Villa – an dem kleinen Abzeichen mit dem Haus, das sie am Kragen oder an der Brust trugen. Es hatte etwas von einem Geheimclub. Und jetzt gehörte unsere Familie dazu! Ich konnte es kaum fassen. Warum wir wohl ausgewählt worden waren? Ich hatte gehört, dass manche seit vielen Jahren in die Villa einziehen wollten und nie eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekamen. Papa musste bei seinem Termin im Stiftungsbüro einfach toll gewesen sein.

 

Ich fuhr mit meinem Rad hinter dem Umzugswagen her. Als ich in den Garten vor der Villa einbog, stand Kajo schon an der Haustür und rannte mir entgegen.

»Tomtom, das musst du unbedingt sehen! Sofort!« Vor lauter Schwung riss Kajo mich fast vom Rad.

Auch Ruso kam auf mich zugelaufen, allerdings mit etwas weniger Schwung. Ich ließ mein Fahrrad ins weiche Gras fallen. »Mensch Kajo, er muss sich doch erst mal in Ruhe umschauen«, sagte sie. »Bevor du ihn in unsere Geheimnisse einweihst, sollten wir ihm alles zeigen. Komm, Tomtom, wir erkunden die Bibliothek und die Aula und auch den Hinterhof, dort gibt es heute Sommersuppe mit viel frischem Gemüse.«

Aber Kajo hörte nicht auf sie, sondern packte mich am Arm und schleifte mich die Verandatreppe rauf, hinein ins Haus. In einem solchen Tempo, dass ich fast stolperte.

»Das hier war heute Morgen noch nicht da!«, rief Kajo und donnerte die Faust gegen die Wand.

»Du meinst die Tapete?«, fragte ich irritiert.

Kajo tippte mit dem Finger auf eine ganz bestimmte Stelle.

»Sie hat sich schon wieder verändert! Das Muster sah vorhin noch anders aus, ganz sicher! Ruso, hast du es fotografiert?«

Sie schüttelte den Kopf.

Was redeten die Zwillinge nur? Ich kapierte kein Wort. Ich stand verdattert in meinem neuen Zuhause, genauer gesagt einem großen Raum mit Bücherregalen und einem schwarzen Flügel, und sah mich um. Zwischen den Regalen befanden sich Wohnungstüren mit den Nachnamen meiner neuen Nachbarn drauf. Das hier musste eine Art Gemeinschaftsraum sein.

Ruso sah meinen fragenden Blick. »Dies ist die Aula, wie es im Grundriss der Villa heißt, oder auch Musikaula«, erklärte sie. »Den Flügel darf jeder benutzen, und auch die Bücher sind für alle da. Sie haben früher mal dem alten Herrn van Böök gehört. Es sind viele seltene Erstausgaben dabei und wertvolle Bildbände mit Zeichnungen. Er hat uns seine komplette Sammlung überlassen, ist das nicht toll?«

Kajo war mit den Gedanken noch bei der Wand, tippte weiter auf die Stelle und sah uns ernst an:

»Dieses Haus ist absolut eigenartig. Erst heute Nacht haben wir einen Fahrstuhl rumpeln gehört.«

»Ja, und dabei gibt es hier gar keinen Fahrstuhl«, ergänzte Ruso.

»Wir haben uns sofort aus unserem Zimmer geschlichen«, erzählte Kajo. »In der oberen Aula im ersten Stock konnte man es richtig laut und deutlich hören. Wir sind schnell runtergeschlichen ins Erdgeschoss, da gab es zwar kein Fahrstuhlgeräusch mehr, dafür hat die Tapete knisternde Laute von sich gegeben. Wir sind hier an diese Stelle gegangen und haben mit eigenen Augen gesehen, wie sie sich verändert.«

»Das klingt völlig verrückt«, sagte ich leise und merkte, wie mein Mund breiter und breiter wurde und ich von einem Ohr zum anderen grinste. Das fing ja phantastisch an! Ich war begeistert, echt begeistert.

»Tomtom, das Haus heißt nicht umsonst Knisterburg«, sagte Ruso und klang nachdenklich. »Es lebt. Es verändert sich. Es verändert sich die ganze Zeit.«

»Ja«, sagte Kajo, »an den Tapeten sieht man es deutlich. Jede Wohnung hat ein anderes Tapetenmuster, das sich langsam, aber sicher verwandelt. Früher waren die Tapeten vollkommen weiß. Dann tauchten dünne Linien auf, die aussahen wie Bleistiftschmierereien. Mama wurde stinksauer und dachte, dass wir das wären. Aber wir sind unschuldig, die ersten feinen Striche gab es schon, als wir einzogen. Sie wurden dicker und immer mehr. Wie Pflanzen, die wachsen. Und irgendwann waren bunte Muster da. Aber das ist längst nicht alles. Immer, wenn man denkt, jetzt kennt man das Haus vom Keller bis zum Dachboden, verändert sich wieder etwas.«

»Wie ist das möglich?«, fragte ich.

»Ich sage nur eins: Herr van Böök«, flüsterte Ruso.

Kajo zuckte zusammen und sah sich unruhig um. Als könnte uns jemand belauschen.

»Genau«, bestätigte Kajo und warf Ruso einen mahnenden Blick zu. »Jedenfalls ist es großartig, dass du da bist, Tomtom«, Kajos Stimme klang schon wieder entspannter. »Wir brauchen dich, und die Villa braucht dich auch!«

Ruso wollte noch etwas sagen, aber Kajo würgte sie mit einer Geste ab. Hörte uns irgendjemand zu? Ich spitzte die Ohren. Außer dem Gepolter der Umzugsmänner konnte ich nichts hören. Die schweren Schritte hallten durchs gesamte Haus.

»Ich schätze, ich sollte mal zu meiner Familie gehen und mit anpacken«, sagte ich.

Ruso sah aus, als wollte sie dringend noch etwas loswerden.

»Wenn die Villa wirklich ein Geheimnis hat, dann werden wir dahinterkommen«, versuchte ich sie aufzumuntern. »Wir behalten die Stelle hier in der Aula einfach im Auge. Und in ein oder zwei Tagen schauen wir zusammen nach, okay? Wenn die Wand sich dann noch weiter verändert hat, gehen wir der Sache auf den Grund.«

Ich war zuversichtlich, doch ich hatte ja keine Ahnung, was uns noch alles erwartete.

 

In der ersten Nacht in meinem neuen Zuhause, in den geheimnisvollen Stunden nach zwölf, als alle schliefen, verwandelte die Villa sich weiter. Während alle in ihren Betten lagen und auch ich und meine Familie zwischen unseren Umzugskartons träumten, tat die Villa Knisterburg etwas absolut Verrücktes.

Sie löste sich vom Erdboden und wackelte sanft mit den Beinen, die sonst tief im kühlen Erdreich steckten. Sie dehnte und streckte sich, aktivierte ihre Mechanik, wechselte vom Barfuß- in den Schuhmodus für Spaziergänge und setzte sich langsam in Bewegung. Mit ruhigen, sicheren Schritten ging sie die Lotsenstraße entlang und ließ an ihrem alten Platz einen gewaltigen Krater zurück. Das alles geschah so friedlich, dass niemand von uns Bewohnern aufwachte.

Unser neues Zuhause trug uns dem Abenteuer entgegen.

Die Treppen der Knisterburg

 

Hallo Amir! Hoffentlich erreicht dich mein Brief. Du wunderst dich bestimmt schon, wo ich abgeblieben bin. Mach dir bloß keine Gedanken, es hat nichts mit dem Fahrrad zu tun, das wir neulich im Graben gefunden haben. Das hatten wir doch geklärt. Du hast es zuerst gesehen, und wenn sich kein Eigentümer meldet, kannst du es behalten. Also, tut mir leid, falls du dir Sorgen gemacht hast, weil ich einfach verschwunden bin. Es ist alles okay, aber ich werde wohl noch eine Weile wegbleiben. Im Moment habe ich keine Ahnung, wann ich wieder in die Schule komme.

 

Ich versuch’s mal zu erklären, ist eine längere Geschichte. Papa hat einen neuen Job, und wir sind mit ihm umgezogen, wie immer. Eigentlich nur in die Lotsenstraße, also echt nicht weit. Theoretisch! Denn praktisch hat unser neues Haus gleich in der ersten Nacht eine Beinfunktion ausgefahren und stiefelt nun mit uns irgendwohin. Kajo und Ruso sind auch dabei, sie wohnen ja hier im ersten Stock. Wir sind also insgesamt drei, die jetzt in der Klasse 3B fehlen. Ihr wundert euch bestimmt. Vielleicht kannst du dir irgendeine schlaue Erklärung ausdenken? Oder sag einfach allen, dass wir verreist sind. Sind wir ja irgendwie auch. Allerdings haben wir keine Ahnung, ob die Villa jemals wieder umkehrt. Es könnte also eine längere Reise werden.

Schade, dass du nicht dabei bist! Aber ich habe mir vorgenommen, alles genau für dich aufzuschreiben. Wenn du meine Briefe liest, ist es fast so, als würdest du alles miterleben.

 

An den ersten Tagen in der Knisterburg habe ich mich ständig verlaufen. Eigentlich gibt es nur das Erdgeschoss, den ersten Stock, einen Dachboden und den Turm. Und zwei Treppenhäuser, den Treppenaufgang A und den Treppenaufgang B. Der Wohnblock, in dem wir vorher gelebt haben, ist viel größer, und trotzdem habe ich mich da schneller zurechtgefunden. Hier verlaufe ich mich ständig und muss jeden Tag dazulernen. Ich bin noch in der Orientierungsphase. »Liebe Knisterburg«, habe ich einmal gesagt, »ich lerne dich erst kennen. Hilf mir dabei.«

 

Am besten klappt es, wenn ich mich mit...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2022
Reihe/Serie Tomtom und die wilden Häuser
Illustrationen Johanna Lumme
Übersetzer Elina Kritzokat
Zusatzinfo 43 s/w Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer • Diversität • Familie • Finnland • Freundschaft • Geheimnis • Humor • nicht-binär • Oskar • Phantasie • Rico • Rico, Oskar • Spannung • Spion • Vilja und die Räuber • Villa Kunterbunt
ISBN-10 3-7336-0399-0 / 3733603990
ISBN-13 978-3-7336-0399-1 / 9783733603991
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