Baby.leicht -  Kareen Dannhauer,  Anja Constance Gaca

Baby.leicht (eBook)

Was Eltern und Babys wirklich brauchen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
366 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-86641-7 (ISBN)
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Ein Baby zu bekommen ist aufregend und schön. Viele neue Fragen wollen beantwortet werden: Was braucht unser Kind für eine gesunde Entwicklung? Wie erkennen wir seine Bedürfnisse? Was brauchen wir Eltern? Und vor allem: Was brauchen wir nicht? Baby.leicht zeigt einen gelassenen und feinfühligen Weg für die ersten 12 Monate. Liebevoll und sachkundig begleiten die beiden erfahrenen Hebammen Kareen Dannhauer und Anja Constance Gaca frisch gebackene Eltern und sorgen durch Konzentration auf das Wesentliche für mehr Zeit und Gelassenheit. Ob stillen oder fläschchenfüttern, Babys gesunde körperliche und emotionale Entwicklung oder die notwendige Erstausstattung: Die beiden Autorinnen beschreiben alles Wichtige rund um das Wohl von Kind, Eltern und Umwelt und tragen zur Entlastung in diesem turbulenten ersten Jahr bei. Mit einem Vorwort von Dr. med. Herbert Renz-Polster.

Kareen Dannhauer ist Hebamme seit 1994, Mutter von zwei Kindern und erfolgreiche Buchautorin. Sie podcastet wöchentlich im Hebammensalon und schreibt auf ihrem Blog into-life.de. Sie lebt in Berlin und Hamburg.

Ankommen


Wenn du dieses Buch liest, wird dein Baby vielleicht schon auf der Welt sein oder die Geburt kurz bevorstehen. Deshalb gibt es hier auch keine schlauen Tipps für die Klinikauswahl oder zum Finden einer Hausgeburts- oder Beleghebamme, auch wenn das wesentlich zu einer selbstbestimmten Geburt beitragen kann. Vielmehr möchten wir dir eine Idee davon geben, wie gute Bedingungen für den Beginn einer lebenslangen Liebesbeziehung aussehen können und welche Details du mitbestimmen oder auch nachholen kannst. Auch wenn du schon geboren hast, kann dir das helfen, zu verstehen, an welchen Stellen es vielleicht besonders gut lief und an welchen du dir etwas anders gewünscht hättest. Auch dein Kind erlebt, genau wie du, seine Geburt intensiv und zeigt dies vielleicht in seinem Verhalten.

Ein Kind gebären


Das Erleben einer Geburt hat ganz weitreichende Auswirkungen in die Babyzeit hinein und darüber hinaus. Sie ist mit Sicherheit eines der bedeutendsten biografischen Ereignisse unseres Lebens, und damit sind alle Beteiligten – Mutter, Baby und Vater – gemeint.

Dabei sind weniger die äußeren Bedingungen allein entscheidend, ob es etwa der geplante Kaiserschnitt war oder eine Geburt bei Kerzenschein im heimischen Birthpool. Viel wichtiger für das subjektive Erleben von Geburt ist es, welchen Grad an Selbstbestimmung und empathischer Unterstützung du erfahren hast. Die – ganz allgemein gesprochen – »gute Geburt« gibt es nicht. Noch nicht mal mit dem Wort »natürliche Geburt« können wir – immerhin erfahrene Hebammen – wirklich etwas anfangen, auch wenn dies immer wieder an verschiedensten Stellen als Ziel auf einen großen Marmorsockel gestellt wird.

Ein wichtiger Faktor ist zum Beispiel, welches Maß an medizinischen Interventionen bei deiner Geburt notwendig war und wie du das erlebt hast. Dabei ist entscheidend, wie sinnvoll und notwendig gewisse medizinische Eingriffe waren – so du das beurteilen kannst – und wie sehr du in Entscheidungsprozesse einbezogen worden bist. Manchmal sind in der Geburtshilfe bestimmte Interventionen notwendig, die nichts mit der erhofften Geburtsvorstellung zu tun haben. Manchmal ist das Leben tatsächlich hardcore, und wir müssen Abschied nehmen von dem, wie es hätte sein können. Eine Geburtserfahrung kann im Nachhinein vor allem dann getrübt sein, wenn für dich nicht nachvollziehbar und verständlich war, warum wann was und wie gemacht wurde, oder wenn ihr euch gar übergriffig, respektlos oder verletzend behandelt gefühlt habt. Diese Erfahrung kann für alle Beteiligten, für die Frauen, die Väter und auch ihre Geburtsbegleiterinnen, belastend sein und bedarf auch in der Rückschau der feinfühligen Begleitung und Erklärung, vielleicht wieder und wieder, sofort oder nach einer gewissen Zeit. Oder erst noch viel später, etwa in einer folgenden Schwangerschaft.

Eine kontinuierliche Betreuung unter der Geburt ist ein elementarer Faktor, der – das zeigen Zahlen – ganz wesentlich zu einer als »gut« erlebten Geburt beiträgt. Auch die Leitlinien für eine Geburt, die von allen Fachgesellschaften als Best Practice veröffentlicht werden, fordern diesen Aspekt ausdrücklich in ihren aktuellen Papers. Leider ist in Zeiten eines belasteten Gesundheitssystems (mit hier und da auch überfüllten Kreißsälen) die dafür so wichtige 1:1-Betreuung oft nicht so gegeben, wie es wünschenswert wäre.

Geburten sind so individuell in ihrem Verlauf wie auch die Gefühle und Bedürfnisse von Frauen in dieser Phase. Geburten lassen sich nicht vergleichen – das gilt übrigens auch für Babys, dazu kommen wir natürlich noch – und unterliegen keinem Leistungsprinzip. Du hast dein Kind geboren – egal, wie und wo und egal, wie viel und welche Unterstützung du dabei in Anspruch genommen hast und welche medizinischen Interventionen notwendig waren. You did it! Und niemand sonst. Auf deine und eure gemeinsame, manchmal sicher schicksalhafte Weise.

Bonding


1991 wurde die gemeinsame Initiative »Babyfreundliches Krankenhaus« von der WHO und UNICEF gestartet. In Deutschland werden unter diesem Dach die sogenannten BESt-Kriterien (Bindung, Entwicklung, Stillen), verschiedene verbindliche Qualitätsmerkmale rund um die Geburt, festgelegt, die in einem fachübergreifenden Zertifizierungsprozess an diesen Kliniken umgesetzt werden. Dazu gehören verpflichtende Fort- und Weiterbildungen des gesamten Personals und ein gelebtes Commitment der geburtshilflichen Abteilung. Eine gute Aufklärung über diese Aspekte schon vor der Geburt gehören genauso dazu wie die Unterstützung des Ankommens der Babys ohne unnötige Interventionen, eine ungestörte Begleitung des Bondingprozesses, selbstverständliches Rooming-In, Familienzimmer und eine fachlich exzellente, frühe Unterstützung des Stillens nach aktuellen Standards.

Für das erste Knüpfen des emotionalen Bandes nach der Geburt zu deinem Kind gibt es einen eigenen Begriff. Mit Bonding ist der Prozess des Bindungsaufbaus gemeint. Vielleicht hast du am Infoabend in der Geburtsklinik schon diesen Satz gehört: »Wir unterstützen das Bonding nach der Geburt«. Mit Unterstützen ist hier meist gemeint, dass »weniger tatsächlich mehr ist«: Weniger Störungen und weniger Eingreifen von außen, dafür umso mehr Raum und Zeit, in der die Eltern und das Baby sich – idealerweise im direkten Hautkontakt – kennenlernen dürfen.

Der Begriff Bonding beschreibt dabei nicht ein einzelnes Ereignis direkt nach der Geburt, sondern einen Prozess. Ein recht weit verbreitetes Missverständnis dürfte sein, dass Bonding etwas sei, das man aktiv »macht«, nicht etwas, das einfach »entsteht«, indem wir uns – relativ banal – in einem geschützten Rahmen instinktgesteuert und intuitiv verhalten. Neben allen individuellen und durch die verschiedensten Faktoren geprägten Mustern gibt es offenbar Verhaltensweisen, die bei uns allen – ob wir darum wissen oder nicht – sehr ähnlich ablaufen. Wenn ein Baby weint, werden bei uns sofort Botenstoffe und Stresshormone ausgeschüttet, die uns kaum eine andere Wahl lassen, als uns um dieses Weinen zu kümmern. Nehmen wir ein Baby in den Arm, machen wir intuitiv Geräusche wie sch-sch-sch und wiegen oder schuckeln es in einem Rhythmus von 60 bis 80 Impulsen pro Minute, was dem menschlichen Herzschlag entspricht. Weint ein Baby (es muss nicht mal das eigene sein), beginnt die Milch bei stillenden Frauen zu fließen. Es scheint tatsächlich etwas wie biologische Konzepte zu geben, bei denen es die Natur nicht unbedingt dem Zufall überlassen möchte, dass die Versorgung kleiner, hilfloser Babys sichergestellt ist. Manchmal ist das, was wir hier ein wenig vereinfacht »Instinkt« oder »Intuition« nennen, auch etwas verschüttet. Unsere eigenen Kindheitserfahrungen, bestimmte Glaubenssätze, gesellschaftliche Erwartungen, kulturelle Überlagerungen – all das beeinflusst uns, manchmal viel mehr, als wir gemeinhin annehmen.

Wir sind uns dessen nicht immer bewusst, manchmal hat uns auch die Geburt so sehr angestrengt, dass da erst mal nichts an überbordender Liebe zu sein scheint. Oder wir fühlen uns emotional so erschöpft, dass wir nicht immer in der Lage sind, diese Feinfühligkeit, von der überall die Rede ist, abzurufen. Dann fühlen wir uns schlecht, als weniger gute Mutter oder Vater und schämen uns vielleicht für diese Gedanken oder so empfundene Defizite.

An unterschiedlichen Stellen auf dem Weg als Eltern lernen wir, dass das Konzept »handelnd, aktionistisch, planend« eine Idee ist – die Realität aber eine andere. Das gilt für den Kreißsaal, für alles Unwägbare, Unvorhergesehene, das uns dort begegnet, und es gilt auch für die Zeit danach. Gleichzeitig ist es so, dass viele innere Prozesse genau dann angestupst werden, wenn wir eben nichts »machen«, sondern innehalten. Spüren, was geschieht – schauen, staunen, geschehen lassen.

Die Art, in der wir Hebammen über diese großartigen und großen Dinge sprechen, klingt mit dem nüchternen Blick, den wir Millennials uns so zugelegt haben, schnell esoterisch oder schlicht etwas abgehoben – typische Hebammen-Moods mit Kuschelfaktor eben. Glücklicherweise sind all diese Erkenntnisse rund um die Eltern-Kind-Bindung – und welche Einflüsse ...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
ISBN-10 3-407-86641-0 / 3407866410
ISBN-13 978-3-407-86641-7 / 9783407866417
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