Ohne Regel(n) (eBook)

Erotik und Freiheit für Frauen nach der Regel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
250 Seiten
Orlanda Verlag
978-3-944666-70-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ohne Regel(n) -  Anna Freixas
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Erotik von Frauen nach den Wechseljahren kennt keine Regel(n). Die Sexualität von Frauen nach der Menopause ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse in unserer Kultur. Dem gegenüber belegt die Wissenschaft, dass Alter kein Kriterium für sexuelle Aktivität und Befriedigung ist. Ohne Regel(n) untersucht die unterschiedlichen Settings, die für Erotik in dieser Lebensspanne eine Rolle spielen und kommt zu dem Ergebnis, dass Sexualität in den späteren Jahren eine vielschichtige und höchst unterschiedliche Erfahrung ist für die es keine Regel(n) gibt.

Anna Freixas, Psychologin und Feministin, hat lange Jahre an der Universität von Cordoba am Fachbereich für Evolutionspsychologie und Pädagogik gelehrt. Ihre Forschungen und Publikationen beschäftigten sich mit, dem Älterwerden und Feminismus. Sie hat in Spanien bahnbrechende Beiträge zur Entwicklung der feministischen Gerontologie geleistet. Ohne Regel(n) ist ihr erstes in Deutschland erscheinendes Buch.

Anna Freixas, Psychologin und Feministin, hat lange Jahre an der Universität von Cordoba am Fachbereich für Evolutionspsychologie und Pädagogik gelehrt. Ihre Forschungen und Publikationen beschäftigten sich mit, dem Älterwerden und Feminismus. Sie hat in Spanien bahnbrechende Beiträge zur Entwicklung der feministischen Gerontologie geleistet. Ohne Regel(n) ist ihr erstes in Deutschland erscheinendes Buch.

Vorwort


Der Artikel erschien Anfang des Jahres 2000 in The New York Review of Books: „Bevor ich im nächsten Monat 67 Jahre alt werde, würde ich gerne viel Sex mit einem Mann haben, der mir gefällt. Wenn du vorher noch unbedingt reden möchtest … also von mir aus können wir uns über Trollope unterhalten“ (Anthony Trollope war ein englischer Schriftsteller im viktorianischen Zeitalter, von dem W. H. Auden sagte, dass sogar Balzac im Vergleich zu ihm noch romantisch gewesen sei). Unterschrieben war der Artikel von Jane Juska, einer Professorin, die kurz darauf ihr erstes Buch Bevor ich 67 werde … (Originaltitel: A Round-Heeled Woman) veröffentlichte. Der amerikanische Titel bedeutet so viel wie „Sie ist leicht zu haben“, was wohl mit einer BH-Marke namens „Round Heeled“ aus den 20er-Jahren zu tun hat, die dafür bekannt war, dass man die BHs schnell ausziehen konnte. Sprache ist doch ein wundervolles Instrument, oder?

Bevor sie 67 wird? Und warum nicht danach? Mit 70 oder 80? Vielleicht verschwindet die Lust der Frauen in einem bestimmten Alter? Nein, die Lust löst sich nicht auf – aber die Möglichkeiten verschwinden, diese Lust auszuleben, und das aus unterschiedlichen Gründen sozialer, kultureller, wirtschaftlicher und ästhetischer Natur. Der Satz „Ich genieße Sex viel mehr, obwohl ich weniger Sex habe“ fasst die Ergebnisse der Studie, die Anna Freixas durchgeführt hat, gut zusammen – sie hat 729 heterosexuelle, bisexuelle und lesbische Frauen zwischen 50 und 83 Jahren zu ihren Wünschen befragt und dazu aufgefordert, ihre eigene erotische Erfahrung zu bewerten.

Die abnehmende Lust von Frauen ab der Menopause oder ab einem bestimmten Alter war schon immer ein heiß diskutiertes, aber auch schwer zu bestimmendes Thema, weil es wenige Studien dazu gibt; und die wenigen, die zur Sexualität im Alter vorliegen, sind meist von weißen Männern verfasst, die ihre Gruppe als Vorbild sehen. Man sagt ja eigentlich, dass alte Menschen immer gerne aus dem Nähkästchen plaudern, doch bei einem bestimmten Thema trifft dies auf Frauen ganz und gar nicht zu. So schreibt Anna Freixas: „Wenn es etwas gibt, das die Sexualität von Frauen in allen Altersklassen definiert, dann ist es das Schweigen in Bezug auf ihre Sexualität; ein Schweigen, das umso größer wird, wenn es um jene Frauen geht, die die mysteriöse Menopause überschritten haben.“

Das Schweigen zu durchbrechen ist das Ziel dieses wundervollen Buches. Anna Freixas, Professorin der Evolutionspsychologie, untersucht schon viele Jahre den Alterungsprozess von Frauen, dokumentiert und analysiert Entwicklungen über Generationen hinweg und bringt Bereiche ans Licht, die sich bis dato komplett im Verborgenen gehalten haben – wie etwa alles, was mit lesbischen Beziehungen im Alter zu tun hat. Ihre Forschungen, von ihrem ersten Werk Mujer y envejecimiento (1993) bis zum letzten, Tan frescas. Las nuevas mujeres mayores del siglo XXI, liefern wertvolle Informationen darüber, wie wir Frauen denken und wie wir uns fühlen, wenn wir die 60 überschreiten. Bei dieser Gelegenheit hat es Freixas geschafft, dass einige Hundert Frauen über 50 über ihre eigenen erotischen Erfahrungen sprechen, und somit einen Komplex voller Aussagen ganz unterschiedlicher Art zusammengestellt, der dabei helfen soll, die kulturell verwurzelte Vorstellung der Asexualität von älteren Menschen aus den Köpfen zu verbannen.

Keine Angst, es gibt keine Schreckensbotschaften; vielmehr sorgt die Lektüre dieses Buches für eine gewisse Heiterkeit. Trotz der vielen Tabus, Probleme und gesellschaftlichen sowie kulturellen Vorurteile schaffen es ältere Frauen mehr oder weniger, diesen Urteilen zu entgehen: Die meisten wissen das Leben bereits zu genießen, einschließlich dessen, was einem vom Leben bleibt, also auch die Sexualität. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die heute 70-jährigen Frauen in sexueller Hinsicht glücklicher sind als die, die vor 30 Jahren so alt waren. Die Frage ist, ob die heute 30-Jährigen glücklicher sein werden als wir, wenn sie unser Alter erreicht haben. Anna Freixas erwartet, dass sie zumindest besser in der Lage sein werden, das Thema Sex in die allseits bekannten intimen Gespräche von Frauen untereinander einzubringen, wozu wir – Vorreiterinnen in so vielen Dingen – nicht genügend imstande waren. Die Stille bleibt weiterhin bedrückend.

Es ist auch künftig eine notwendige feministische Aufgabe, über das zu sprechen, was einige der Befragten so wunderschön als „Verlangen nach Haut“ beschrieben haben, aufzuhören, sich zu schämen, und nicht zuzulassen, dass andere einen beschämen, die Tür zu anderen Dimensionen zu öffnen, die Vergnügen bereiten.

Anna Freixas ist außerdem darauf bedacht, zu verhindern, dass neue Mythen über Alter und Sexualität entstehen – nicht dass sie uns erst abgesprochen und dann für uns verpflichtend wird, indem neue, ebenso unterdrückende Stereotype aufkommen. Der Gedanke, dass eine andauernde sexuelle Aktivität für Jugend und Gesundheit steht und zudem der Sex mit dem Koitus gleichzusetzen ist, ist eine von Grund auf maskuline Vorstellung, die genauso tyrannisch für die Frau sein kann wie die Verleugnung ihrer Lust. Die Anstrengung, Jugendlichkeit und Attraktivität auszustrahlen, die erschöpfende Arbeit, das Altern hinter Make-up zu verstecken, impliziert eine Ablehnung des Körpers aus Angst, dass er nicht mehr attraktiv genug sein könnte. Freixas behauptet, dass wir Frauen eine neue Sprache für das Alter bräuchten, die anerkennt, dass das Älterwerden den weiblichen Körper ganz offensichtlich verändert und umformt, ohne dass Frauen deswegen aufhören müssten, die Lust am Sex und an der Sinnlichkeit auszuleben. Sie sagt, wir sollten uns daran erinnern, dass wir uns umso mehr voneinander unterscheiden, je älter wir werden, weil wir unterschiedliche Erfahrungen anhäufen, die uns einzigartig machen, sodass – laut den gesammelten und analysierten Aussagen – beides gesund sein kann: den Sex regelmäßig zu praktizieren oder auf ihn zu verzichten.

Die Arbeit von Anna Freixas hilft dabei, einige vorgefertigte Klischees zu durchbrechen, unter anderem das Vorurteil, dass die sexuelle Lust mit der Menopause stetig oder radikal abnimmt. Laut ihrer Studie stimmt es zwar, dass es einen klaren Rückgang gibt, aber nur, was die sexuelle Aktivität angeht, nicht die Lust – was vor allem die heterosexuellen Frauen ab 70 im Gegensatz zu den Lesben und Bisexuellen betrifft. Entgegen der unangenehmen Vorstellung, dass „die Lust abnimmt, wie schrecklich“, führen uns die Aussagen der befragten Frauen eher zu der großartigen Feststellung, dass „die Lust nicht verschwindet, wie gut“. Es scheint sogar, als würden manche Frauen „diese Zeit dazu nutzen, ihre Erotik neu zu erschaffen“, weil sie gerade neue Aspekte an ihren gewohnten Partnern entdecken oder weil sie andere suchen, oder aber, weil sie sich in ihren sexuellen Interessen neu orientieren und stattdessen in anderen Frauen die Möglichkeit erkennen, ihre Sinnlichkeit ganz neu zu entwickeln. Außerdem greifen manche – auch wenn sie es nicht zugeben wollen, scherzt Freixas – aufs Internet zurück, um mehr Chancen auf eine Beziehung zu haben.

Das Resultat ist, dass mehr als 50 % der Frauen über 50 mit ihrem Sexualleben zufrieden sind und nur 15 % ganz klar unzufrieden. Sie haben es nicht leicht, aber ungefähr 40 % behaupten auch, mit ihrem Sexualleben über 70 zufrieden zu sein. Ist das eine gute oder eher eine mittelmäßige Nachricht? Was werden die heute 30-jährigen Frauen in 40 Jahren sagen? Wir könnten ihnen helfen, indem wir das Thema Älterwerden und Sex in die feministische Debatte einführen und ihnen positive Modelle von älteren Frauen anbieten, die es auf ihre eigene Art geschafft haben, sexuelle und sinnliche Lust zu genießen – weitab von Rollen, die durch eine noch immer männlich dominierte Kultur vorgeschrieben sind. Was wäre zum Beispiel, wenn man, wie Freixas fordert, mit den Verantwortlichen in Pflegeheimen über solche Themen spräche, damit auch sie diese verborgenen Tatsachen kennenlernen? Was wäre, wenn wir selbst mal darüber sprächen? Was wäre, wenn wir beispielsweise alles, was Freixas erforscht hat, mit unserer Sichtweise abgleichen?

Das erinnert mich an einen Zeitungsartikel, in dem es um die Vorteile der Menopause in Bezug auf Sex ging. Es war keine medizinische Fachzeitschrift, sondern eine glorreiche Kolumne von Maruja Torres, die sich 1992, anlässlich der Feierlichkeiten zu den Olympischen Spielen und des 500-jährigen Jubiläums der Entdeckung Amerikas, vornahm, ihr eigenes Fest zu veranstalten: Mit einem Gefolge an ihrer Seite schritt sie, gekleidet als Miss „Endlich frei“, die Straße zum Meer entlang, bis sie schließlich, dort angekommen, eine kleines Schiffchen voll mit Binden, Tampons, Spermiziden, Diaphragmen, Monats-/Vierteljahres-Verhütungsmitteln und der „Pille danach“ zu Wasser ließ. Mit ruhiger Hand schmetterte sie eine Flasche gegen den Schiffsrumpf, während eine Band „Sempre...

Erscheint lt. Verlag 16.12.2019
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte Erotik • Feminismus • Feministische Gerontologie • feministische Psychologie • Frauen • Frauen & Alter • Frauengesundheit • Gerontologie • Gesellschaft & Alter • Sexualität • Wechseljahre
ISBN-10 3-944666-70-4 / 3944666704
ISBN-13 978-3-944666-70-9 / 9783944666709
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