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Louma (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
400 Seiten
OKTOPUS by Kampa (Verlag)
978-3-311-70297-9 (ISBN)
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Als Louma viel zu jung stirbt, hinterlässt sie vier Kinder von zwei Vätern. Die beiden Männer sind wie Feuer und Wasser, Tristan und Mo verbindet nur, dass sie mit derselben Frau verheiratet waren. Noch ehe Louma beerdigt ist, eskaliert die Situation, und die vier Kinder müssen mitansehen, wie sich ihre Väter prügeln. Beide meinen zu wissen, was das Beste für Toni, Fabi, Fritte und Nano ist, keiner von beiden würde dem anderen seine Kinder anvertrauen. Da hat Fritte eine Idee: Damit die Geschwister nicht auseinandergerissen werden, ziehen die ungleichen Väter einfach zusammen. Und während sie alle auf ihre Weise um Louma trauern, müssen sie zueinander finden. Kann aus der Zweck-WG eine richtige Familie werden?Das berührende, mit feinem Humor erzählte Porträt einer Frau, die über ihren Tod hinaus die Menschen, die sie lieben, verbindet. Ein Roman über Familienbande und den Mut, sich seinen Ängsten zu stellen.

Christian Schnalke, geboren 1965, Internatskind, Literaturstudent, erfolgreicher Autor für Broadway-Theater und Stand-up-Comedy. Schnalke lebte mit seiner Frau mehrere Jahre in Tokio, wo er sich angewöhnt hat, unterwegs zu schreiben: im Wald, in Cafés oder auch in der U-Bahn. Nach seiner Rückkehr entstanden preisgekrönte TV-Events wie Die Patriarchin, Krupp. Eine deutsche Familie, Afrika, mon amour, Duell der Brüder. Die Geschichte von Adidas und Puma und Katharina Luther. Zuletzt erschienen im Piper Verlag seine historischen Romane Römisches Fieber und Die Fälscherin von Venedig sowie im Oktopus Verlag Louma und Gewitterschwestern. Heute lebt Christian Schnalke mit seiner Familie in Köln.

Christian Schnalke, geboren 1965, Internatskind, Literaturstudent, erfolgreicher Autor für Broadway-Theater und Stand-up-Comedy. Schnalke lebte mit seiner Frau mehrere Jahre in Tokio, wo er sich angewöhnt hat, unterwegs zu schreiben: im Wald, in Cafés oder auch in der U-Bahn. Nach seiner Rückkehr entstanden preisgekrönte TV-Events wie Die Patriarchin, Krupp. Eine deutsche Familie, Afrika, mon amour, Duell der Brüder. Die Geschichte von Adidas und Puma und Katharina Luther. Zuletzt erschienen im Piper Verlag seine historischen Romane Römisches Fieber und Die Fälscherin von Venedig sowie im Oktopus Verlag Louma und Gewitterschwestern. Heute lebt Christian Schnalke mit seiner Familie in Köln.

1


Es dämmerte bereits, als Mo mit den vier Kindern über die Friedhofsmauer kletterte. Mo reichte Fabi erst die beiden Kleinen hinauf und dann das Zelt, die Tasche, den Rucksack und die Schlafsäcke. Er machte für Toni eine Räuberleiter und kletterte schließlich als Letzter über die Mülltonne, die sie vom Hinterausgang des geschlossenen Blumenladens hergerollt hatten, auf die Mauer. Er hätte sich fragen können, wie sie später von der anderen Seite wieder zurückklettern sollten, wenn ihnen keine Mülltonne zur Verfügung stand, aber vorauszudenken war nicht Mos Stärke. Schon in der Klinik damals hatte man vergeblich versucht, ihm das nahezubringen.

Die beiden Großen, Toni und Fabi, trugen die Tasche und drei der Schlafsäcke, Mo trug die anderen beiden Schlafsäcke, das Zelt und den Rucksack mit dem Proviant. Fritte trug die Picknickdecke und Nano die Taschenlampe, die sie für später mitgebracht hatten. Er hatte darauf bestanden, sie nicht in die Tasche zu packen, sondern in der Hand zu behalten, falls es plötzlich dunkel würde.

»Wieso soll es plötzlich dunkel werden?«, hatte Fritte gefragt. Aber Mo hatte ihr gesagt, wenn Nano die Lampe nehmen wolle, dann sei das in Ordnung.

»Ob die Toiletten nachts wohl abgeschlossen sind?«, fragte Toni.

»Ich geh da sowieso nicht rein«, meinte Fabi. »Ich mach lieber ins Gebüsch.«

»Auf einem Friedhof

Nano lief mit seiner Taschenlampe voraus. Er fand problemlos den Weg an den Reihen von Gräbern entlang, an der Friedhofskapelle und der großen Wiese vorbei und bis zu dem Wäldchen am hinteren Ende des Friedhofs, wo am Mittag die Beisetzung von Louma stattgefunden hatte. Mo war überrascht gewesen, wie viele Menschen gekommen waren. So viele, die er nie zuvor gesehen hatte. Er hatte alte Freundinnen von Lou kennengelernt, die bedauerten, dass der Kontakt zu ihr in den letzten Jahren abgebrochen war, von Coffee Queen waren einige gekommen, deren Namen Mo gleich wieder vergessen hatte, natürlich Lous Schwester Kitty mit ihrem Mann und den Kindern, die keine Kinder mehr waren, sondern Studenten. Er hatte die Eltern von Tristan kennengelernt und eine Handvoll Tanten oder Großtanten und zwei Cousins, die Mo nie zuvor gesehen hatte. Dafür kannten die Tanten Tristan noch von irgendeiner Familienfeier, die zehn Jahre zurücklag.

Jetzt war der Friedhof vollkommen menschenleer. Dafür wurde er von anderen Wesen bevölkert.

»Kaninchen!«, rief Nano und wies mit der Taschenlampe auf die Wiese. Unzählige braune Wildkaninchen hoppelten herum, mümmelten in der Dämmerung Gras und blickten aufmerksam herüber.

»Ob man die streicheln kann?«, fragte Fritte. Ihr richtiger Name war Friederike. Sie war schon immer zu dünn gewesen und hatte diese hellgoldene Haarfarbe, und niemand weiß, wer damit angefangen hatte, sie Fritte zu nennen, aber es war dabei geblieben.

»Klar«, feixte Fabi. »Die werden hier nachts immer gestreichelt. Von den Zombies!« Toni, die Älteste, stieß ihrem vierzehnjährigen Bruder vorwurfsvoll gegen die Schulter.

Als sie den Trauerwald erreichten, konnten sie den Baum, unter dem Loumas Urne begraben war, schon von Weitem erkennen, weil ein Berg bunter Blumengestecke darunterlag. Sie suchten eine Stelle, die halbwegs frei von Wurzeln war, und breiteten die Decke darauf aus.

»Ich baue das Zelt direkt auf. Bevor es dunkel wird«, erklärte Fabi. Das Zelt würde nicht zwischen die Bäume passen, deshalb packte er es ein paar Meter weiter auf einer kleinen Lichtung aus. Sie wollten es ohnehin nur im Notfall benutzen. Falls es wider Erwarten zu regnen anfinge oder falls es in den Morgenstunden zu sehr abkühlte.

»Ich glaube nicht, dass es zu kalt wird«, sagte Toni. Tatsächlich war es immer noch erstaunlich warm. Genau der richtige Abend, um auf dem Friedhof zu campen, dachte Mo. Doch Fabi schien glücklich zu sein, eine Aufgabe zu haben. Während die anderen etwas befangen am Grab ihrer Mutter standen, begann er, kleine Kiefernzapfen beiseitezuwerfen, den Zeltstoff auseinanderzufalten und sorgfältig auszubreiten.

»Hallo, Lou«, sagte Mo. »Wir sind wieder da.«

»Wir wollten nicht, dass du in der ersten Nacht ganz allein bist«, erklärte Nano. »Papa hat erlaubt, dass wir hier übernachten.«

»Nano wollte unbedingt«, sagte Fritte. »Er hat geweint.«

»Sag ihr das doch nicht!«, zischte Nano ärgerlich.

»Ist doch so«, meinte Fritte.

Während sie mit ihren langen Beinen wie ein Storch durch die Kränze und Blumengestecke stakste, um Schleifen gerade zu rücken und zerdrückte Blüten aufzurichten, stellte sich Toni hinter Nano und legte ihre Arme um ihn.

»Ich krieg keine Luft«, sagte Nano.

»Möchtest du Louma auch etwas sagen?«, fragte Mo, doch Toni antwortete nicht.

Mo zuckte mit den Schultern. »Dann machen wir es uns erst einmal gemütlich. Wir sind ja die ganze Nacht hier.«

»Wo sind denn die Zeltstangen?«, fragte Fabi.

»Na, in dem Sack«, antwortete Mo.

»Nein.«

»Hm.« Mo strich sich nachdenklich durch seinen Vollbart. »Die muss ich vergessen haben einzupacken, als wir neulich das Zelt im Garten aufgebaut haben …«

Während Mo Fabi half, das Zelt wieder zusammenzufalten, setzten sich die anderen auf die Decke und packten aus, was sie mitgebracht hatten. Vor allem Reste, die ihnen Ralf, der Storemanager des Coffee Queen, nach der Trauerfeier eingepackt hatte. Kaum saßen Mo und Fabi bei den anderen, stand Fritte schon wieder auf und verkündete: »Ich gehe und streichle die Kaninchen.«

Während sie zwischen den Bäumen verschwand, sagte Toni: »Ich wette, das schafft sie.«

»Never ever!«, widersprach Fabi.

Sie standen auf, um Fritte zu folgen, aber Mo hielt sie zurück: »Lasst sie.«

»Wir stören sie nicht! Wir schauen nur«, erwiderte Fabi.

»Schauen ist stören. Bleibt hier.«

Als Fritte nach einer Viertelstunde immer noch nicht zurückgekommen war, wurde Mo allerdings selbst neugierig. »Kein Geräusch!«, mahnte er. Sie schlichen, so leise sie konnten. Als sie die Wiese erreichten, traute Mo seinen Augen nicht. Das Bild, das sich ihnen bot, sah aus wie auf einem Werbeheft einer buddhistischen Sekte: Fritte kniete mitten auf der dämmrigen Wiese, die von Bäumen und Gräbern eingerahmt war, vollkommen reglos, die Hände auf ihren dünnen Oberschenkeln, als ob sie meditierte. Die Kaninchen grasten friedlich und ohne jede Scheu um sie herum. Eines kam ganz nah, streckte mit angelegten Ohren den kleinen Kopf vor und schnupperte an Frittes Knie.

»Die Seelen der Toten …«, raunte Fabi. Doch diesmal verzichtete Toni darauf, ihn zu stoßen.

Und Mo vergaß zu atmen, während er in das ruhige Auge des Kaninchens schaute.

*

Was die wenigsten wissen: Lou Albarella war die Coffee Queen. Lou hieß eigentlich Louise, aber so nannten sie nur ihre Mutter und ihre Schwester Kitty. Tristan hatte oft Louie gesagt, Mo manchmal Loulou und gelegentlich Loubär, die Kinder Louma oder Loumi, Hummel bellte einfach Wou, und wenn Simone mit ihren Freundinnen gehässige WhatsApps austauschte, schrieb sie die Louserin. Aber für gewöhnlich sagte alle Welt Lou. Und so stand es auch auf dem kleinen Stein an ihrem Baum im Trauerwald.

Bevor Tristan und Lou gemeinsam das erste Café eröffneten, hatte Tristan lange überlegt, wie es heißen könnte. Er hatte den Traum, eine kleine Kette von Coffeeshops zu betreiben. Dabei ging es ihm weniger darum, von früh bis spät den Gästen Kaffee und Kuchen zu servieren, obwohl er durchaus Freude daran hatte, wenn die Leute sich bei ihm wohlfühlten und einen guten Kaffee genossen. Aber das war nicht die Rolle, in der er sich selbst sah. Vielmehr wollte er immer schon »etwas aufziehen«, und zwar etwas Großes. Es musste also ein filialtauglicher Name her. Und vor allem wollte Tristan, dass Lou in dem Namen steckte. Der Traum seines Lebens und die Liebe seines Lebens vereint. Sie tranken gemeinsam Wein, sie probierten Worte und Schriften aus, und Lou kritzelte kleine Bildchen: dampfende Tassen, Kaffeebohnen, Gesichter – und plötzlich war es dann da: das in schwungvollen Linien gezeichnete Gesicht mit den genussvoll geschlossenen Augen. Die Coffee Queen.

»Coffee Queen!«, rief Tristan. »Das ist es! Das bist du!« Sie hätten nachher nicht sagen können, wer von beiden die Idee gehabt hatte. Sie war im Durcheinander und Miteinander entstanden. Und als er sie vor sich sah, gab es für Tristan keinen Moment des Zweifels mehr. Lou schlug vor, noch ein paar Alternativen zu überlegen, um sicher zu sein. Aber Tristan sagte nur: »Ich bin sicher.« Und nachdem Lou zwei Tage an dem Logo herumgezeichnet und doch noch alles Mögliche ausprobiert hatte, stand es: das Logo von Coffee Queen, wie man es heute kennt.

Am Anfang arbeiteten sie eng zusammen. Sie suchten Möbel aus, sprachen mit Inneneinrichtern, saßen in Banken und bei Gastronomiegroßhändlern und führten Bewerbungsgespräche. Es war ihr gemeinsames Ding. Als Tristan das zweite und dritte Coffee Queen eröffnete, beobachtete Lou, wie er zur Höchstform auflief. Er war in den Läden, brachte die Mitarbeiter auf Spur, löste Probleme, fand Verbesserungen, scherzte mit Gästen und war überall zugleich. Inmitten von Menschen war er in seinem Element. Er brachte studentischen Aushilfen geduldig bei, wie man Kaffee aufbrüht, er griff zum Lappen und wischte über einen Milchfleck, er half bei der Abrechnung, experimentierte mit einem Koch an den angebotenen Snacks und Salaten, optimierte gemeinsam mit den Filialleitern das Bestellsystem und gab jedem das Gefühl, wichtig zu sein und gebraucht zu...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2021
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Patchwork-Familie • Tod • Trauer • Väter • Wohngemeinschaft
ISBN-10 3-311-70297-2 / 3311702972
ISBN-13 978-3-311-70297-9 / 9783311702979
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