In Flammen (eBook)

Leben und Werk von Stephen Crane

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
1200 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-00610-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

In Flammen -  PAUL AUSTER
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Paul Auster nimmt den Leser mit auf eine lebhafte Reise durch die kurzen 29 Jahre von Stephen Cranes Leben. Crane war der strahlende Stern der US-Literatur zur Jahrhundertwende, ein Frühvollendeter in jeder Hinsicht - wichtigster Vertreter des amerikanischen Naturalismus und Autor des legendären Bürgerkriegsromans «The Red Badge of Courage» («Die rote Tapferkeitsmedaille»). In den wenigen Jahren, die ihm vergönnt waren, verfasste er neben diesem ikonischen Roman ein reiches Werk aus Lyrik, Kurzgeschichten und Novellen und führte ein abenteuerliches, ja fiebriges Leben u. a. als Kriegskorrespondent im Spanisch-Amerikanischen und im Griechisch-Türkischen Krieg. Er erlitt Schiffbruch vor der kubanischen Küste, wurde in eine skandalöse Liebesaffäre verwickelt, die ihn zwang, seine Heimat zu verlassen, bereiste mehrere Kontinente, wurde in Kriegseinsätzen beschossen - all dies vor dem Hintergrund des pulsierenden, sich rapide wandelnden Lebens im blühenden Industriezeitalter. Und so ist Austers liebevoll genaues und detailreiches Porträt des Schriftstellers Crane auch eines seiner Zeit und der Welt im Fin de Siècle des neunzehnten Jahrhunderts am Übergang zum zwanzigsten.

Paul Auster wurde 1947 in Newark, New Jersey, geboren. Er studierte Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University und verbrachte nach dem Studium einige Jahre in Frankreich. International bekannt wurde er mit seinen Romanen Im Land der letzten Dinge und der New-York-Trilogie. Sein umfangreiches, vielfach preisgekröntes Werk umfasst neben zahlreichen Romanen auch Essays und Gedichte sowie Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik.

Paul Auster wurde 1947 in Newark, New Jersey, geboren. Er studierte Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University und verbrachte nach dem Studium einige Jahre in Frankreich. International bekannt wurde er mit seinen Romanen Im Land der letzten Dinge und der New-York-Trilogie. Sein umfangreiches, vielfach preisgekröntes Werk umfasst neben zahlreichen Romanen auch Essays und Gedichte sowie Übersetzungen zeitgenössischer Lyrik. Werner Schmitz ist seit 1981 als Übersetzer tätig, u. a. von Malcolm Lowry, John le Carré, Ernest Hemingway, Philip Roth und Paul Auster. 2011 erhielt er den Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis. Er lebt in der Lüneburger Heide.

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Bevor wir zu Crane selbst kommen, ein kleiner Überblick über die amerikanischen Verhältnisse zwischen 1871 und 1900, Zeit und Raum seines Lebens.

Zu den Neuheiten, die in diesen Jahren in die Welt kamen, zählten unter anderem: Stacheldraht, Ohrenschützer, das Getreidesilo, Bluejeans, das Suspensorium, der Mimeograph, das Telefon, die Trockenbatterie, der Phonograph, die Kabelbahn, Heinz-Ketchup, Budweiser Bier, die National League of Professional Baseball Clubs, die Registrierkasse, die Schreibmaschine, die Glühbirne, die Teppichkehrmaschine, der Transcontinental Express (von New York nach San Francisco in 83½ Stunden), die Kinematographie, das automatische Klavier, das elektrische Bügeleisen, der Füllfederhalter, die elastische Filmrolle, die Universalkamera mit Fixfokus, das selbstladende Maschinengewehr, die Drehtür, der Wechselstrommotor und Transformator, die Heftklammer, das Salzwasser-Taffy, der Wolkenkratzer, der Münzautomat, der Strohhalm, der Flexible-Flyer-Schlitten, der Münzfernsprecher, der Rasierapparat, der Elektrolüfter, der elektrische Stuhl, die Lötlampe, die Linotype-Zeilensetzmaschine, der Straßenbahnwagen, Cornflakes, der Deckenventilator, Farbfotografie, die automatische Telefonzentrale, die Melkmaschine, Coca-Cola, drahtlose Telegraphie, der Geschirrspüler, Röntgen, Basketball, der Comicstrip, die Rolltreppe, die Tabelliermaschine, Shredded Wheat, der Rauchmelder, der Reißverschluss, das Wählscheibentelefon, der Kronkorken, die Zackenschere, die Mausefalle, Einmalhandschuhe, Volleyball, die Wahlmaschine, der vertikale Aktenschrank, die modernen Olympischen Spiele, der Boston Marathon, die tragbare Filmkamera, der Filmprojektor, die Fernbedienung, der Verbrennungsmotor, die Fliegenklatsche, die Reißzwecke und die Zuckerwatte.

In den Jahrzehnten zwischen dem Attentat auf Abraham Lincoln und dem Attentat auf William McKinley im September 1901, das zur Präsidentschaft Theodore Roosevelts führte (zeitweilig Cranes Freund und eifriger Leser und später sein unerbittlicher Gegner), durchlebten die Vereinigten Staaten eine lange Phase des Wachstums, der Unruhen und des moralischen Versagens, in der das rückständige, isolierte Land sich zu einer Weltmacht entwickelte, deren Führungspersonal jedoch mehr oder weniger unfähig oder korrupt oder beides war, weshalb die beiden großen, untrennbar mit dem amerikanischen Experiment verbundenen Verbrechen – die Versklavung schwarzer Afrikaner und die systematische Ausrottung der ersten Bewohner des Kontinents, einer enormen Vielzahl von Kulturen, die man unter der Bezeichnung Indianer allesamt in einen Topf wirft – niemals gebührend thematisiert oder gar gesühnt wurden, und mag auch die Sklaverei abgeschafft worden sein, so war doch von den Nachkriegsbemühungen der Reconstruction 1877 nichts mehr übrig, mit der Folge, dass die schwarze Bevölkerung in den Südstaaten unter einem zwar neuen, aber gleichermaßen schändlichen System von Unterdrückung, Elend, Isolation und Einschüchterung leben musste, bis hin zum Tod am Ende eines Stricks, der ihnen von den rassistischen Mitgliedern des Ku-Klux-Klans um den Hals geknüpft wurde. Und was die Indianer betrifft, so wurden sie in diesen Jahren von der Kavallerie der Vereinigten Staaten massenhaft abgeschlachtet (oft unter dem Kommando von Generälen, die im Bürgerkrieg zu Helden geworden waren), die Überlebenden von ihrem Land vertrieben und in von der Regierung kontrollierten Reservaten zusammengepfercht, entlegenen, trostlosen Landstrichen, einer Hölle auf Erden an Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Ende Juni 1876 kam es zur Schlacht von Little Bighorn (auch Custer’s Last Stand genannt), eine Woche vor Amerikas Einhundertjahrfeier, und so aufgebracht waren die weißen Bürger der Republik über die Niederlage gegen Wilde wie Chief Gall, Crazy Horse und Chief Two Moons, dass die allseits dazu ermutigte Armee sich entschloss, die Indianerfrage ein für alle Mal zu lösen. Ein Werk, das vollbracht war, nachdem man am 29. Dezember 1890, zwei Monate nach Cranes neunzehntem Geburtstag, eine Gruppe geistertanzender Männer, Frauen und Kinder bei Wounded Knee in South Dakota niedergemäht hatte.

Unterdessen füllte sich der dünn besiedelte Westen mit weißen Siedlern, dazu kamen Massen von Chinesen über den Pazifik, um in Kalifornien Arbeit zu suchen, während die Industriestädte an der Ostküste Millionen von Einwanderern aus allen Ländern Europas aufnahmen, dringend benötigte, billige Arbeitskräfte für die Manufakturen, Fabriken, Bergwerke und andere Ausbeutungsbetriebe. Die Bedingungen waren für alle hart. Die Siedler in der Prärie hatten oft Hunger zu leiden und mussten Sommertemperaturen bis vierzig Grad und Wintertemperaturen von dreißig, vierzig Grad minus ertragen. In San Francisco, Los Angeles und Seattle kam es zu Ausschreitungen gegen die Chinesen, die ohnehin mit gnadenloser Diskriminierung, blutrünstigen Übergriffen und spontanen Lynchaktionen wütender weißer Horden fertigwerden mussten. (Die Chinesenfeindlichkeit erreichte ihren Höhepunkt 1882, als der Kongress den Chinese Exclusion Act verabschiedete, der chinesischen Arbeitern für die nächsten zehn Jahre die Einreise verwehrte; 1892 verlängerte der Kongress die Sperre um weitere zehn Jahre.) Die europäischen Einwanderer drängten sich in schmutzigen, muffigen Mietskasernen, zu arm, um anderswo zu leben als in rauen, gefährlichen Slums, während sie für einen Hungerlohn in Zwölfstundenschichten arbeiteten, unter Bedingungen, die nicht weniger rau und gefährlich waren, ohne Gewerkschaften oder Arbeitsgesetze, die sie schützen konnten. Städtisches Leben am unteren Ende der gesellschaftlichen Stufenleiter: eine schöne neue Welt, in der sich Iren, Deutsche, Italiener, Griechen, Skandinavier, Ungarn und Polen gegenseitig und alle miteinander die Schwarzen und die Juden verachteten.

Die Reichen jedoch waren sehr reich, und die Reichsten unter ihnen, die sogenannten Raubritter jenes sogenannten Goldenen Zeitalters, scheffelten Vermögen, die in die Hunderte Millionen Dollar gingen (heute müsste man von unzähligen Milliarden sprechen). Bemerkenswerterweise sind uns die meisten ihrer Namen noch heute geläufig: J. P. Morgan, Andrew Carnegie, Cornelius Vanderbilt, John D. Rockefeller, Jay Gould, Leland Stanford und zahlreiche andere. Sie machten ihr Geld mit Eisenbahnen, Stahl, Öl und Banken, und sie alle waren kluge, zielstrebige, umtriebige, ehrgeizige Unternehmer und gelangten zu ihrer außerordentlichen Macht, indem sie mit allen legalen und illegalen Mitteln gegen ihre Konkurrenten zu Felde zogen. Es war die Ära der Trusts – einer neuen Form von Monopolen zur Umgehung der Antimonopolgesetze –, erfunden von einem von Rockefellers Anwälten (Samuel C. T. Dodd), und kaum hatte man in der Ölindustrie damit angefangen, zogen andere Industrien nach, zum Beispiel Kupfer, Stahl, Tabak, Zucker, Gummi, Leder und sogar Landwirtschaftsgeräte. Der Sherman Antitrust Act von 1890 sollte derart massiven Ballungen von Reichtum einen Riegel vorschieben, wurde aber nur halbherzig durchgesetzt und durch eine Reihe abschlägiger Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs weiter geschwächt. Wohl wahr, einige der größten Tycoons und ihre Erben haben sich später der Philanthropie verschrieben, doch ist nicht weniger wahr, dass Vanderbilts Sohn William (berühmt für die verschwenderischsten und teuersten Partys seiner Zeit, zweifellos die verschwenderischsten und teuersten seit dem Untergang des Römischen Imperiums) die Frage eines Reporters nach seiner Verantwortung für das Allgemeinwohl mit der Bemerkung konterte: «Die Leute sind mir egal.» Und der Eisenbahn-Magnat Jay Gould, einer der extravagantesten Gauner im Kapitalismus des 19. Jahrhunderts, soll geprahlt haben: «Ich kann die eine Hälfte der Arbeiterschaft anheuern, die andere Hälfte umzubringen.»

Entgegen Goulds Behauptung brachten die Arbeiter sich keineswegs gegenseitig um, sondern wurden Opfer eines Systems, das dazu gemacht war, auf Kosten der Gesundheit, Erwerbsfähigkeit und Sicherheit der Arbeitnehmer maximalen Profit zu erwirtschaften. Widerstand gegen den Kapitalismus hatte sich in Europa schon lange vor Beginn des Amerikanischen Bürgerkriegs geregt, doch mit den Einwanderern gelangten verschiedene Formen dieses Widerstands auch in die Neue Welt – Marx’ revolutionärer Sozialismus, Bernsteins evolutionärer Sozialismus, die subversiven Lehren des Anarchismus (McKinley wurde von dem Anarchisten Leon Czolgosz ermordet) –, und auch in der bereits einheimischem Bevölkerung bildeten sich oppositionelle Gruppen, manche davon progressiv und reaktionär zugleich, wie etwa die Populist Party und The Grange, die den kleinen Mann und die Bauern gegen die Ausbeutung durch das Großkapital verteidigten, jedoch von Einwanderern und (keine Überraschung) Schwarzen und Juden nichts wissen wollten, aber es traten auch einige fortschrittlichere und offenere Arbeiterorganisationen in Erscheinung, wie etwa der Noble Order of Knights of Labor (gegründet 1869), der in den 1880er Jahren auf seinem Höchststand siebenhunderttausend Mitglieder hatte, und die American Federation of Labor, die 1886 von Samuel Gompers gegründet wurde und sich für den Achtstundentag, die Abschaffung von Kinderarbeit, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen einsetzte. Neben diesen gemäßigten, praktischen Bestrebungen gab es die rabiateren Positionen der Sozialisten (etwa in Gestalt von Eugene Debs, der sich fünfmal um die Präsidentschaft bewarb), der...

Erscheint lt. Verlag 25.1.2022
Übersetzer Werner Schmitz
Zusatzinfo Zahlr. s/w Abb.
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte 19. Jahrhundert • Amerikanische Literatur • Amerikanischer Bürgerkrieg • Amerikanistik • Autobiografien Autoren • Biographie • Bürgerkriegsromane • Die rote Tapferkeitsmedaille • Griechisch-türkischer Krieg • Kriegsliteratur • Literaturwissenschaft • moderne amerikanische Literatur • Moderner Realismus • Naturalismus • psychologischer Realismus • Schriftsteller Biografien • Spanisch-amerikanischer Krieg • Stephen Crane • the red badge of courage
ISBN-10 3-644-00610-5 / 3644006105
ISBN-13 978-3-644-00610-2 / 9783644006102
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