Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar... (eBook)

Philosophie verstehen durch Witze
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
240 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-26937-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar... -  Thomas Cathcart,  Daniel Klein
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Eine Einführung in die Philosophie - der witzigste Weg zu philosophischer Weitsicht
Üblicherweise sind Witze eine Sache, Philosophie eine ganz andere. Hier aber bringen Witze auf den Punkt, worüber sich die großen Denker den Kopf zerbrochen haben, groteske Pointen lassen philosophische Erkenntnisse zum Vorschein kommen. Dieser philosophische Crash-Kurs aktiviert die Lachmuskeln und vermittelt nebenbei tiefe Einblicke in alle wichtigen Denkdisziplinen wie Logik, Metaphysik, Ethik, Sprach- und Staatsphilosophie.

Das ganz besondere Geschenkbuch

Thomas Cathcart studierte in Harvard Philosophie. Er arbeitete mit Straßenkindern in Chicago, ist verheiratet und lebt in New England.


Metaphysik

Die Metaphysik geht die großen Fragen frontal an: Was ist Sein?
Was ist die Natur der Realität? Haben wir einen freien Willen?
Wie viele Engel können auf einer Nadelspitze tanzen? Und wie
viele braucht man, um eine Glühbirne auszuwechseln?

DIMITRI: »Tasso, es gibt da eine Sache, die mir in letzter Zeit ziemliches Kopfzerbrechen bereitet.«

TASSO: »Und das wäre?«

DIMITRI: »Was ist der Sinn von allem?«

TASSO: »Was allem?«

DIMITRI: »Du weißt schon, Leben, Tod, Liebe – das ganze gefüllte Weinblatt.«

TASSO: »Was bringt dich auf den Gedanken, dass irgendetwas davon einen Sinn hätte?«

DIMITRI: »Weil es so sein muss. Andernfalls wäre das Leben doch bloß …«

TASSO: »Was?«

DIMITRI: »Ich brauch’ einen Ouzo.«

Teleologie


Hat das Universum einen Sinn?

Laut Aristoteles hat alles ein Telos, sprich ein ihm eigenes Ziel, das zu werden es anstrebt. Eine Eichel hat ein Telos: eine Eiche zu werden. Das ist der »Endzweck« einer Eichel. Vögel haben ein Telos, und Bienen haben eines. Und unten in Boston, in Bean City, behaupten sie, dass sogar Bohnen einen Endzweck haben. Ein immanenter Endzweck ist Bestandteil der Grundstruktur der Wirklichkeit.

Wenn Ihnen das ein wenig zu abgehoben erscheint, lesen Sie die folgende Geschichte: So einfach holt Mrs. Goldstein das Telos auf die Erde herunter.

Mrs. Goldstein geht mit ihren Enkelkindern die Straße hinunter und trifft eine Freundin. Wie alt denn die Kleinen seien, will die Freundin wissen.

Darauf Mrs. Goldstein: »Der Arzt ist fünf, und der Anwalt wird sieben.«

Hat das menschliche Leben ein Telos?

Aristoteles war davon überzeugt. Für ihn bestand der Endzweck des menschlichen Lebens in der Erreichung der Glückseligkeit, eine Ansicht, die allerdings nicht von allen Philosophen geteilt wird. Sieben Jahrhunderte später postulierte zum Beispiel Augustinus die Liebe zu Gott als Telos des menschlichen Lebens, und für einen Existenzialisten des 20. Jahrhunderts wie Martin Heidegger liegt das Telos des Menschen darin, ein Leben ohne Verleugnung der wahren Bedingungen des Menschseins und insbesondere des Todes zu führen. Glückseligkeit? Wie oberflächlich und banal!

Witze über den Sinn des Lebens vermehren sich so schnell wie Theorien über den Sinn des Lebens, die sich ihrerseits wiederum so schnell vermehren wie die Philosophen.

Ein Sinnsuchender hört, dass der weiseste Guru von Indien auf der Spitze des höchsten Berges des Landes lebt. So wandert der Suchende viele Tage und Wochen, bis er schließlich vor dem sagenumwobenen Berg steht. Der Berg ist unglaublich steil, und mehr als einmal verliert er den Halt und fällt. Als er endlich die Spitze erreicht, ist er am ganzen Körper zerschunden und zerschlagen, aber das spürt er kaum, denn da sitzt vor ihm der Guru mit übereinander geschlagenen Beinen vor seiner Höhle.

»Oh weiser Guru«, ruft der Suchende,»ich bin den ganzen Weg zu dir gekommen, um dich nach dem Geheimnis des Lebens zu fragen.«

»Ach ja, das Geheimnis des Lebens«, erwidert der Guru. »Das Geheimnis des Lebens ist eine Teetasse.«

»Eine Teetasse? Ich habe mich auf der Suche nach dem Sinn des Lebens den ganzen Weg hier herauf gemüht, und du sagst mir, der Sinn des Lebens sei eine Teetasse?«

Der Guru zuckt mit den Achseln. »Nun ja, vielleicht ist er ja auch keine Teetasse.«

Das Telos des Lebens zu formulieren ist, wie der Guru offenkundig weiß, ein überaus gewagtes Vorhaben – und das zudem nicht nach jedermanns Geschmack.

Allerdings besteht ein Unterschied zwischen dem Telos des Lebens – sprich jenem dem Menschen innewohnenden Endzweck – und den Zielen, die ein bestimmter Mensch in seinem Leben verfolgt – das also, was er sein möchte. Strebt Sam, der Zahnarzt in der folgenden Geschichte, wirklich das universelle Telos des Lebens an, oder macht er nur sein eigenes Ding? Seine Mutter jedenfalls hat eindeutig ihre ganz eigene Vorstellung vom Telos des Lebens ihres Sohnes.

Sam Lipschitz, ein Zahnarzt aus Philadelphia, reist nach Indien, um dort den Sinn des Lebens zu finden. Monate ziehen ins Land, ohne dass seine Mutter auch nur ein Wort von ihm hört. Schließlich setzt sie sich in ein Flugzeug und folgt ihm nach Indien. Dort angekommen, erkundigt sie sich nach dem weisesten Mann des Landes, woraufhin man ihr den Namen eines Ashrams nennt. Vor dem Ashram sagt ihr ein Wächter, dass sie eine Woche auf eine Audienz mit dem Guru warten müsse und dann, wenn es so weit sei, nur drei Worte zu ihm sagen dürfe. Sie wartet und überlegt sich sorgfältig, was sie sagen soll. Als man sie schließlich vor den Guru führt, sagt sie zu ihm: »Sam, komm heim!«

Wenn Sie »Metaphysik« im Wörterbuch nachschlagen, erfahren Sie, dass der Begriff dem Titel eines Bandes philosophischer Schriften des Aristoteles entstammt und die Disziplin sich mit Dingen auf einem Abstraktionsniveau jenseits (meta) der wissenschaftlichen Beobachtung befasst. Doch wie sich zeigt, handelt es sich dabei um etwas, was der Lateiner post hoc locum (nach dieser Stelle; A. d. Ü.) nennt. Tatsächlich nämlich nannte Aristoteles seine Schrift gar nicht »Metaphysik«, ganz zu schweigen davon, dass er sich darin mit jenseits der sinnlich erfahrbaren Welt liegenden Dingen beschäftigte. In Wahrheit geht der Begriff auf einen Herausgeber der gesammelten Werke Aristoteles im ersten Jahrhundert nach Chr. zurück, der diesen Titel wählte, weil das Kapitel »jenseits« (oder einfach »nach«) Aristoteles’ Abhandlung über die »Physik« kam.

Essentialismus


Welches ist das Wesen der Wirklichkeit? Welche spezifischen Eigenschaften machen die Dinge zu dem, was sie sind? Oder, wie Philosophen gerne sagen: Welche Attribute sind dafür verantwortlich, dass die Dinge nicht sind, was sie nicht sind?

Aristoteles unterschied zwischen essentiellen und zufälligen Eigenschaften. Die essentiellen Eigenschaften sind, wie er es formulierte, diejenigen, ohne die ein Ding nicht das wäre, was es ist, während die zufälligen Eigenschaften bestimmen, wie eine Sache ist, nicht aber, was sie ist. Zum Beispiel war Aristoteles der Meinung, dass die Vernunft essentiell für das Menschsein sei, und da Sokrates ein Mensch war, war Sokrates’ Vernunft essentiell dafür, dass er Sokrates war. Ohne die Eigenschaft der Vernunft wäre Sokrates schlicht nicht Sokrates gewesen. Demgegenüber hielt Aristoteles Sokrates’ Eigenschaft der Stupsnasigkeit für bloß zufällig; Stupsnasigkeit war ein Teil dessen, wie Sokrates war, aber nicht essentiell dafür, was oder wer er war. Anders ausgedrückt: Nimm Sokrates seine Vernunft weg, und er ist nicht länger Sokrates; schick ihn zum Schönheitschirurgen, und er ist Sokrates mit einer Nasen-OP. Was uns an einen Witz erinnert:

An seinem siebzigsten Geburtstag entscheidet Thompson, sein Leben radikal umzukrempeln. Er will länger leben. Er hält strikt Diät, fängt an zu joggen, geht regelmäßig schwimmen und nimmt Sonnenbäder. In nur drei Monaten nimmt er fünfzehn Kilo ab und reduziert seinen Hüftumfang um achtzehn Zentimeter, während sein Brustumfang um fünfzehn Zentimeter anschwillt. Durchtrainiert und gebräunt, wie er ist, beschließt er, dem Ganzen mit einem neuen, sportiven Haarschnitt die Krone aufzusetzen. Mit sich zufrieden, tritt er aus dem Friseurgeschäft auf die Straße – und wird von einem Bus überfahren.

Sterbend liegt er auf der Straße und schreit: »Oh mein Gott, wie konntest du mir das nur antun?«

Da antwortet ihm eine Stimme aus dem Himmel: »Um ehrlich zu sein, Thompson, ich habe dich nicht erkannt.«

Ganz offensichtlich hat der arme Thompson etliche zufällige Eigenschaften seiner Person geändert, dennoch sehen wir in ihm, und, was das betrifft, er auch in sich, immer noch den essentiellen, den eigentlichen Thompson, zwei Bedingungen, die für das Funktionieren dieses Witzes von essentieller Bedeutung sind. Ironischerweise ist die einzige Figur in dem Witz, die Thompson nicht wiedererkennt, Gott, dem man gemeinhin Allwissenheit unterstellt.

Eine ganze Reihe von Witzen dieses Strickmusters illustriert und nimmt diesen Unterschied zwischen essentiellen und zufälligen Attributen aufs Korn.

Abe: »Sol, ich habe ein Rätsel für dich. Was ist grün, hängt an der Wand und pfeift?«

Sol: »Keine Ahnung.«

Abe: »Ein Hering.«

Sol: »Aber ein Hering ist nicht...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2021
Übersetzer Thomas Pfeiffer, Reinhard Tiffert
Zusatzinfo mit s/w-Illustrationen
Sprache deutsch
Original-Titel Plato and a Platypus Walk into a Bar
Themenwelt Literatur
Sonstiges Geschenkbücher
Schlagworte eBooks • Geschenkbuch • Humor • Intelligent • Logik • lustig • lustige • Philosophie • Witze
ISBN-10 3-641-26937-7 / 3641269377
ISBN-13 978-3-641-26937-1 / 9783641269371
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