Um fünf Uhr macht die Wüste zu (eBook)
368 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-34586-7 (ISBN)
Wolfgang Peters wurde im Jahre 1957 auf der Nordseeinsel Sylt geboren, wo er auch die ersten Jahre seines Lebens verbrachte. Schuljahre und seine Ausbildung zum Hotelkaufmann verbrachte er in der Hansestadt Bremen, um dann diesen Beruf gerade mal ein Jahr in der Schweiz auszuüben. Mit 21 Jahren ging er als Reiseleiter nach Ägypten, wo er sich als Autodidakt mit der Ägyptologie und der Kunst und Architektur des Islam auseinandersetzte und Studienreisen für diverse Veranstalter leitete. Seither führt er interessierte Reisende durch fast alle Länder dieser Erde. Nach 13 Jahren in Ägypten siedelte er nach Thailand über. Er hat mittlerweile 150 Länder der Welt besucht, war 20 Jahre lang als Lektor auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs und gründete im Jahre 2018 den REISEDIWAN neu, um auf seinen eigenen luxuriösen Traum- und Märchenreisen begeisterte Gäste durch alle Welt zu führen.
Wolfgang Peters wurde im Jahre 1957 auf der Nordseeinsel Sylt geboren, wo er auch die ersten Jahre seines Lebens verbrachte. Schuljahre und seine Ausbildung zum Hotelkaufmann verbrachte er in der Hansestadt Bremen, um dann diesen Beruf gerade mal ein Jahr in der Schweiz auszuüben. Mit 21 Jahren ging er als Reiseleiter nach Ägypten, wo er sich als Autodidakt mit der Ägyptologie und der Kunst und Architektur des Islam auseinandersetzte und Studienreisen für diverse Veranstalter leitete. Seither führt er interessierte Reisende durch fast alle Länder dieser Erde. Nach 13 Jahren in Ägypten siedelte er nach Thailand über. Er hat mittlerweile 150 Länder der Welt besucht, war 20 Jahre lang als Lektor auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs und gründete im Jahre 2018 den REISEDIWAN neu, um auf seinen eigenen luxuriösen Traum- und Märchenreisen begeisterte Gäste durch alle Welt zu führen.
Tod auf dem Nil
Der Stresemann wollte auch nach dem fast vollendeten Jahr an der Rezeption des Dolder Grand Hotels zu Zürich nicht passen, die Hosen waren immer noch zu kurz, doch im Vergleich zu Heidrun in ihren Schnürstiefeln sah ich immer noch sehr ordentlich aus. Aber all das machte uns nichts mehr aus, denn wir waren fest entschlossen, diesem Etablissement der Eitelkeiten und Heuchelei für immer den Rücken zu kehren. Den Eidgenossen waren wir lange genug auf die Nerven gegangen und hatten genug vom oder am Ende aller Sätze und vom Geschimpfe auf die Cheiberdütschen. Wir hatten längst beschlossen, dass es nach der Berg- und Seeidylle von Zürich noch anderes auf der Welt geben müsste. Daher begannen wir, den Hotelführer zu wälzen, und ich schrieb zehn Bewerbungen dorthin, wo ich seit der Lektüre von Götter, Gräber und Gelehrte sowieso längst hingehörte, nämlich nach Ägypten. Nicht wissend, dass es sich mit Ausnahme des Hilton in Kairo durchweg um staatlich verlauste Bettenburgen handelte, wunderte ich mich, dass sich nicht eines dieser Häuser im Reiche der Pharaonen für mich zu interessieren schien, nur das Hilton hatte geantwortet und mich gebeten, mich in ein paar Jahren wieder zu melden, da sie zwar durchaus an ausländischem Personal interessiert seien, aber leider nur in den höheren Sparten der Hotellerie und mir dazu noch die nötige Erfahrung fehle.
Nun, das Leben musste weitergehen, Heide begab sich auf die Kanarischen Inseln und ich wurde zum Debitorenbuchhalter in Hamburg ernannt, was aber wider Erwarten dem Hotel in der City Nord auf Dauer nicht schadete, da meine Tätigkeit sich auf ganze sechs Monate beschränkte, denn nach ein paar Wochen unter Hamburger Trübhimmel kam der ersehnte Anruf aus dem Atlantik: Heidrun hatte es geschafft unserem – ursprünglich eigentlich nur meinem – Traum vom Leben am Nil eine Grundlage zu verschaffen. Auf den Kanaren liefen im Sommer viele Reiseleiter mehr oder weniger kopflos den Gästen in Hotels und am Flughafen hinterher, versorgten diese mit nicht vorhandenen Hotelbetten und mussten sich dafür anmeckern lassen, übten ihr Spanisch an unwilligen Rezeptionisten und mürrischen Busfahrern mit einem Faible für blonde Mädchen und trafen sich regelmäßig zu den Abflügen der Chartermaschinen aus Deutschland am Flughafen oder abends zu den Sprechstunden in den Hotels der Inseln. Und so lernten sich Heidrun und Sieglinde kennen und die Sprache kam auf Ägypten. So schloss sich denn der Kreis, denn Sieglinde war bereits für einen süddeutschen Veranstalter am Nil tätig gewesen und der notwendige Kontakt wurde hergestellt. Nach nur diesem einen Anruf, der auch noch während meiner Arbeitszeit erfolgte, war ich nicht mehr zu halten, träumte von Sphingen und Kamelen und erzählte aller Welt, ich plane nach Ägypten auszuwandern. Müdes Lächeln war meist die leise Antwort, man wusste ja, dass ich mit zu viel Fantasie auf die Welt gekommen war, damals vor 21 Jahren auf der Nordseeinsel Sylt.
Ein erster Kontakt mit besagter Firma, die in Stuttgart ihren Sitz hatte, ergab, dass man eigentlich nur ganz erfahrene und mit allen Wassern der Touristik gewaschene Reiseleiter einstellen würde für diese sehr undankbare und schwierige Aufgabe, die Reisenden vor der Raffinesse der Niltalbewohner zu schützen, ihre Koffer zu zählen und sie vor Durchfällen und Reinfällen aller Art zu bewahren. Dafür sei man dann aber auch bereit, 900 Deutsche Mark Aufwandsentschädigung zu zahlen. Daran merkte ich natürlich sofort, dass hier eigentlich nur Ägyptologen oder hochkarätige Wissenschaftler gemeint sein konnten. Aber im letzten Satz las ich Hoffnung zwischen den Zeilen heraus, hieß es doch, dass man mir zwar nicht die Bahnfahrt von Hamburg erstatten könne, aber gerne zu einem Gespräch bereit wäre, sollten meine Wege mich einmal in die Schwabenmetropole führen. Damals sah ich das noch nicht als eine raffinierte Art der Schwaben an, Spesen zu sparen, sondern griff gleich zum Telefon, um einem Freund mitzuteilen, dass wir unbedingt zur großen Staufer-Ausstellung in Stuttgart müssten, im alten Schloss, um genau zu sein, Bildung gehöre zum Lebensstil und im Übrigen hätte ich schon für das Wochenende freigenommen.
Nun lag bis zum Wochenende sozusagen schon Nilduft in der Luft, ich schwebte die verbleibenden Tage in meine Debitorenzelle, plante bereits den Umbau der Pyramiden und war überglücklich, nicht in Hamburg als Buchhalter enden zu müssen. Für das besagte Hotel lag der Vorteil ebenfalls auf der Hand, hatte ich doch zum Monatsende, um den Abschluss einigermaßen korrekt hinzubekommen, auf den Ausständen die Pfennigzahlen soweit abgerundet, dass meine Bilanz zumindest für das jeweilige Monatsende stimmte. Somit kann man davon ausgehen, dass mein Nachfolger als Buchhalter ziemlich schnell ob dieser genialen Abschlüsse graue Haare bekommen haben muss.
Noch war die Schlacht zwar nicht gewonnen, aber nachdem wir erst einmal Richtung Süden unterwegs waren, zweifelte ich nicht mehr am Erfolg meiner Mission. Eine ältere Dame empfing mich, Miss Marple gleich, mit einem netten Lächeln, erzählte von den Freuden junger Menschen bei der Bewältigung ägyptischer Bettenprobleme, dem netten Team junger Menschen, die im Niltal ununterbrochen in netten Eisenbahnen schrecklich nette Gäste der Firma betreuen würden, die sich dann nach einer Woche Niltal in Stammgäste und Fans verwandelt hätten. Was sie mir verschwieg, wird die Seiten dieses Buches füllen, es würde dieses Kapitel sprengen, aber eines möchte ich vorwegnehmen: Sie verschwieg mir vor allem, dass es eigentlich erst einmal eines Sprachkurses bedurft hätte, dort an den heiligen Ufern Gäste zu betreuen. Nicht etwa eines Arabischkurses, nein, eines Schwäbischkurses für Anfänger, denn ich war darauf eingestellt, es mit hochdeutsch sprechenden Urlaubern zu tun zu haben, und das sollte sich am Anfang als grundlegender Irrtum erweisen.
Nun, nach dem kurzen Gespräch, an dessen Ende man sich einig war, in mir genau den Mann gefunden zu haben, der die 900 Deutschen Mark am Monatsende auch wert sei und diese nicht etwa für unnötige Ausgaben verschwenden würde, hätte man mich am liebsten noch mit dem nächsten Flieger an den Nil transportiert, aber erst einmal musste ja meine Buchhalterkarriere abgeschlossen und die Kündigungsfrist ordnungsgemäß eingehalten werden. Am 5. Januar 1979 also sollte es losgehen und man würde mich am Abend vorher in Stuttgart erwarten. Noch sieben Wochen bis zum großen Exodus!
Wie praktisch, dass das alte Schloss so ganz in der Nähe des kleinen Schlossplatzes zu finden war, so konnte ich in wenigen Minuten meinem Freund unten auf dem Platz mitteilen, dass ich, Wolfgang Peters, Hotelkaufmann und zukünftiger Retter der Pharaonenschätze, nun bereit sei, dem Abendland Ade zu sagen und mit den Staufern eine Brücke zum Morgenland zu schlagen, dem großen Friedrich meine Aufwartung zu machen, dem Kopfreliquiar aus dem Kloster Fischbach ein letztes Lebewohl zuzurufen und die Grüße der Hohenstaufen an Sultan Saladin und Kamil il-Ayub entgegenzunehmen. Selten habe ich bei einem Freund so ein verblüfftes Gesicht gesehen wie an diesem sonnigen Herbsttag in Stuttgart, dem Tag, der meinem Leben eine gänzlich andere Richtung geben sollte, ein Tag, der so einschneidend war wie eine zweite Geburt.
Nicht, dass damit alle Hindernisse aus dem Wege geräumt waren. Zwar war die Kündigung ausgesprochen und auch akzeptiert worden, mein Mietvertrag in einem anonym-scheußlichen Hochhaus, dem Mexikoring 23, ebenfalls beendet, aber ein Brief der Reisefirma erbat Auskunft darüber, ob ich über reichliche Französischkenntnisse verfüge und gegen Gelbsucht geimpft sei, denn man habe beschlossen, mich lieber nach Gambia zu schicken, um dort eine Saison lang den Gästen des Hauses dienlich zu sein. Nicht mit mir, liebe Freunde. Es ging mir nicht darum, Reiseleiter zu werden, sondern einzig und allein darum, in das Reich des Ramses zu kommen, zwischen den Säulen von Karnak zu wandeln und das Rätsel der Sphinx zu lösen. Also verneinte ich beides, übrigens absolut wahrheitsgemäß, und es blieb beim 5. Januar als Abreisetag nach Kairo.
Als dann aber über Schleswig-Holstein der schlimmste Winter seit Menschengedenken einbrach, wäre ich fast doch noch so kurz vor dem Ziele gescheitert. Kein Zug fuhr mehr, Hamburg war völlig eingeschneit, Stromversorgung und Wasserzufuhr brachen zusammen, Chaostage waren angesagt, Deutschland in Not. Aber schon jetzt hatten Isis und Osiris Mitleid, ein einziger Zug verließ an diesem Tag völlig überfüllt die Stadt Hamburg Richtung Bremen, und dort, in der Stadt, in der ich zur Schule und von Fräulein Fink zur Liebe zur Geschichte erzogen worden war, wollte ich ja hin. Mit zwei Hosen, wenigen Hemden, ein paar Büchern und etwas flau im Magen verabschiedete ich mich von Freund und Feind und saß schließlich und endlich im Zug...
Erscheint lt. Verlag | 11.6.2021 |
---|---|
Verlagsort | Ahrensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Reisen ► Reiseführer | |
Schlagworte | Ägypten • Eindrücke • Hintergründe • Impressionen • Kultur • Reiseleiter • Reisen |
ISBN-10 | 3-347-34586-X / 334734586X |
ISBN-13 | 978-3-347-34586-7 / 9783347345867 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |

Größe: 19,4 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich