Die Frau im Beton -  Michael Connelly

Die Frau im Beton (eBook)

Der dritte Fall für Harry Bosch
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
590 Seiten
Kampa Verlag
978-3-311-70273-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
10,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Harry Bosch steht vor Gericht. Vor vier Jahren hat er den berüchtigten 'Puppenmacher' Norman Church erschossen, der seine Opfer - stets Frauen - brutal hinrichtete, um sie anschließend mit Make-up zu verschönern. Bosch ist überzeugt, dass er damals den Richtigen erwischt hat. Doch dann wird in einem abgebrannten Gebäude eine Frauenleiche gefunden. Und alles deutet darauf hin, dass auch dieser Mord die Tat des Puppenmachers war. Hat Bosch den Falschen erschossen? Oder handelt es sich um einen Nachahmungstäter? Für Bosch beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Er beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren, um zu beweisen, dass er keinen Fehler gemacht hat.

MICHAEL CONNELLY, ist mit über 75 Millionen verkauften Büchern in 40 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 in Philadelphia geboren, entdeckte während seiner Studienzeit Raymond Chandlers Romane und beschloss, Schriftsteller zu werden. Er arbeitete zunächst für verschiedene Tageszeitungen in Florida, bis er 1986 zusammen mit zwei Kollegen eine Reportage über ein großes Flugzeugunglück in Fort Lauderdale schrieb und für den Pulitzer-Preis nominiert wurde. Danach wechselte er zur Los Angeles Times und arbeitete dort auf dem Gebiet der Kriminalreportage. Für seinen ersten Roman 'Schwarzes Echo', (1992), als Kampa Pocket erhältlich, erschienen, wurde Connelly mit dem Edgar Award, dem renommiertesten amerikanischen Krimipreis, ausgezeichnet. Heute ist er einer der erfolgreichsten amerikanischen Krimiautoren, auch im deutschsprachigen Raum, wo mehr als 1,5 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft wurden. Seine Romane 'Das zweite Herz' und 'Der Mandant' wurden mit Clint Eastwood und Matthew McConaughey in den Hauptrollen verfilmt. Seit 2014 produziert Amazon außerdem die Serie 'Bosch', die auf den Fällen seines legendären Ermittlers Hieronymus 'Harry' Bosch basiert. Boschs Credo 'Jeder zählt, oder niemand zählt' würde auch Renée Ballard, Connellys neue Heldin, unterschreiben. 2018 erhielt er den Diamond Dagger, den wichtigsten britischen Krimipreis. Michael Connelly lebt in Florida.

MICHAEL CONNELLY, ist mit über 75 Millionen verkauften Büchern in 40 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 in Philadelphia geboren, entdeckte während seiner Studienzeit Raymond Chandlers Romane und beschloss, Schriftsteller zu werden. Er arbeitete zunächst für verschiedene Tageszeitungen in Florida, bis er 1986 zusammen mit zwei Kollegen eine Reportage über ein großes Flugzeugunglück in Fort Lauderdale schrieb und für den Pulitzer-Preis nominiert wurde. Danach wechselte er zur Los Angeles Times und arbeitete dort auf dem Gebiet der Kriminalreportage. Für seinen ersten Roman "Schwarzes Echo", (1992), als Kampa Pocket erhältlich, erschienen, wurde Connelly mit dem Edgar Award, dem renommiertesten amerikanischen Krimipreis, ausgezeichnet. Heute ist er einer der erfolgreichsten amerikanischen Krimiautoren, auch im deutschsprachigen Raum, wo mehr als 1,5 Millionen Exemplare seiner Bücher verkauft wurden. Seine Romane "Das zweite Herz" und "Der Mandant" wurden mit Clint Eastwood und Matthew McConaughey in den Hauptrollen verfilmt. Seit 2014 produziert Amazon außerdem die Serie "Bosch", die auf den Fällen seines legendären Ermittlers Hieronymus "Harry" Bosch basiert. Boschs Credo "Jeder zählt, oder niemand zählt" würde auch Renée Ballard, Connellys neue Heldin, unterschreiben. 2018 erhielt er den Diamond Dagger, den wichtigsten britischen Krimipreis. Michael Connelly lebt in Florida.

1


In den Gängen des U.S.-District-Gerichts von Los Angeles in Downtown stehen keine Bänke. Keine Sitzgelegenheiten. Wer an der Wand herunterrutscht, um auf dem kühlen Marmorboden zu sitzen, wird von dem ersten Deputy Marshal, der vorbeikommt, wieder aufgescheucht. Und die Marshals sind ständig auf den Gängen, gehen hin und her.

Dieser Mangel an Gastfreundlichkeit existiert, weil die Bundesregierung nicht den Eindruck entstehen lassen will, dass die Mühlen des Gesetzes langsam mahlen oder gar nicht. Sie möchte nicht, dass Leute sich in den Korridoren auf Bänken oder auf dem Boden niederlassen und mit glasigen Augen darauf warten, dass sich die Türen der Gerichtssäle öffnen und ihre Verfahren, oder die ihrer eingekerkerten Familienangehörigen, aufgerufen werden. Dieses Schauspiel wird zur Genüge auf der anderen Seite der Spring Street im County-Gerichtsgebäude geboten. Tagaus, tagein zwängen sich dort die Wartenden in allen Etagen auf die Bänke, welche die Gänge säumen. Meistens sind es Frauen und Kinder, deren Ehemänner, Väter oder Lovers in Untersuchungshaft sitzen. Meistens sind es Schwarze oder Lateinamerikaner. Und meistens sehen die Bänke wie überfüllte Rettungsboote aus – Frauen und Kinder zuerst –, in denen die Menschen zusammengezwängt und verschollen umherdriften. Warten und warten, dass man gefunden wird. Boat People nennen die Witzbolde im Gericht sie.

Während Harry Bosch auf den Stufen vor dem U.S.-District-Gericht stand und rauchte, ging ihm dieser Kontrast durch den Kopf. Das war ein weiterer Unterschied. Hier war Rauchen in den Gängen verboten. Während der Verhandlungspausen musste er mit dem Aufzug nach unten fahren und hinausgehen. Draußen war ein mit Sand gefüllter Kübel hinter dem Betonsockel platziert, auf dem eine Frauenstatue mit verbundenen Augen die Waage der Gerechtigkeit in die Höhe hielt. Bosch sah zur Statue auf; er konnte nie ihren Namen behalten. Die Göttin der Justiz. Irgendetwas Griechisches, dachte er, war sich aber nicht sicher. Sein Blick kehrte wieder zu der gefalteten Zeitung in seinen Händen zurück, und er las den Artikel noch einmal.

In der letzten Zeit hatte er morgens nur den Sportteil gelesen und sich auf die Seiten mit den Tabellen und den Statistiken der Baseballspiele konzentriert. Irgendwie spendeten ihm die Spalten mit Zahlen und Prozenten etwas Trost. Sie waren klar und präzise, sie symbolisierten absolute Ordnung in einer ungeordneten Welt. Zu wissen, wer von den Dodgers die meisten Home Runs geschlagen hatte, gab ihm das Gefühl mit der Stadt und mit seinem Leben noch irgendeine Verbindung zu haben.

Aber heute hatte er den Sportteil zusammengefaltet in seiner Aktentasche gelassen, die unter seinem Stuhl im Gerichtssaal lag. In seinen Händen hielt er den Lokalteil der Los Angeles Times, den er fein säuberlich zweimal gefaltet hatte, so wie es die Pendler auf dem Freeway machten, damit sie die Zeitung beim Fahren lesen konnten. Der Artikel über den Prozess war rechts unten auf der ersten Seite. Er las ihn wieder und wieder und fühlte, wie es ihm beim Lesen seiner Geschichte unter dem Kragen heiß wurde.

PROZESSBEGINN FÜR POLIZISTEN IM TOUPET-FALL

Joel Bremmer, Los Angeles Times

In einem ungewöhnlichen Bürgerrechtsprozess, der heute eröffnet wird, ist ein Detective der Polizei von Los Angeles angeklagt, unverhältnismäßig gehandelt zu haben, als er vor vier Jahren einen mutmaßlichen Serienmörder erschoss, von dem er annahm, dass er nach einer Pistole griff.

Tatsächlich hatte der Mann jedoch nach seinem Toupet gegriffen.

Detective Bosch, 43, wird vor dem U.S.-District-Gericht von der Witwe Norman Churchs verklagt, eines Angestellten der Luftfahrtindustrie, der auf dem Höhepunkt der Jagd nach dem sogenannten Puppenmacher-Mörder von Bosch erschossen wurde.

Die Polizei hatte zu diesem Zeitpunkt fast ein Jahr nach dem Serienmörder gefahndet, dem die Medien seinen Namen gaben, weil er die Gesichter seiner 11 Opfer mit Make-up bemalt hatte. Die von der Öffentlichkeit mit großem Interesse verfolgte Jagd zeichnete sich durch die Gedichte aus, die der Mörder an Bosch und die Times sandte.

Nachdem Church erschossen wurde, gab die Polizei bekannt, dass sie unwiderlegbare Beweise habe, dass der Maschinenbauingenieur der Mörder sei.

Bosch wurde vom Dienst suspendiert und später von der Einheit für spezielle Mordfälle beim Raub-Mord-Dezernat der Polizei von Los Angeles zur Mordkommission der Hollywood Division versetzt. Die Polizei unterstrich, dass die Degradierung wegen Verstöße gegen die Dienstverordnung erfolgt sei – u.a. weil er unterlassen hatte, Unterstützung zum Apartment in Silverlake zu rufen, in dem Church erschossen wurde.

Die Polizeiführung stufte den Fall als »guten« Schusswaffengebrauch ein – was im polizeilichen Sprachgebrauch bedeutet, dass kein unkorrektes Handeln vorlag.

Da es wegen Churchs Tod nicht zu einem Prozess kam, sind viele der von der Polizei gesammelten Beweise nie der Öffentlichkeit unter Eid präsentiert worden. Das wird sich wahrscheinlich mit diesem Prozess ändern. Die seit einer Woche stattfindende Auswahl der Jurymitglieder sollte heute abgeschlossen werden, sodass mit den Eröffnungsplädoyers der Anwälte begonnen werden kann.

 

Um den Artikel auf einer Innenseite weiterlesen zu können, musste Bosch die Zeitung wieder umfalten. Für einen Moment wurde er von seinem Foto abgelenkt, das dort abgedruckt war. Es war ein altes Bild von ihm, das aus einem Verbrecheralbum hätte stammen können. Das gleiche Foto zierte seinen Dienstausweis. Irgendwie ärgerte ihn das Bild mehr als der Artikel. Es war eine Verletzung seiner Privatsphäre, sein Foto zu veröffentlichen. Dann versuchte er sich wieder auf die Zeilen zu konzentrieren.

 

Die Rechtsabteilung der Stadt hat die Verteidigung von Bosch übernommen, da er in Ausübung seines Dienstes geschossen hat. Falls der Klägerseite ein Schadenersatz zuerkannt werden sollte, wird dies von den Steuerzahlern der Stadt getragen werden müssen, nicht von Bosch.

Churchs Gattin, Deborah, wird von der Bürgerrechtsanwältin Honey Chandler vertreten, die sich auf polizeilichen Amtsmissbrauch spezialisiert hat. Chandler erklärte, dass sie vor der Jury den Beweis dafür erbringen werde, dass Bosch derartig fahrlässig gehandelt habe, dass der tragische Tod Churchs unvermeidbar war.

»Detective Bosch hat sich wie ein Cowboy aufgeführt, und ein Mann musste deshalb sterben«, sagte Chandler. »Ich bin mir noch nicht darüber im Klaren, ob es nur Fahrlässigkeit war oder ob dahinter etwas Bösartigeres steckt; das wird sich im Prozess herausstellen.«

 

Den letzten Satz hatte Bosch mindestens sechs Mal gelesen, seit er die Zeitung in der ersten Gerichtspause bekommen hatte. Bösartig. Was meinte sie damit? Er bemühte sich, sich nicht davon beunruhigen zu lassen. Es war klar, dass Chandler auch ein Zeitungsinterview dazu benutzen würde, um ihn psychologisch zu treffen. Trotzdem glaubte er, dass es ein Warnschuss war. Er wusste, es würde noch mehr kommen.

 

Chandler sagte weiterhin, sie würde die Stichhaltigkeit der von der Polizei gesammelten Beweise, dass Church der Puppenmacher war, widerlegen. Sie erklärte, Church, Vater von zwei Töchtern, sei nicht der von der Polizei gesuchte Serienmörder gewesen. Die Polizei habe ihn nur als solchen gebrandmarkt, um das Fehlverhalten von Bosch zu vertuschen.

»Detective Bosch tötete kaltblütig einen unschuldigen Menschen«, sagte Chandler. »Mit dieser Bürgerrechtsklage tun wir das, was die Polizei und die Staatsanwaltschaft unterließen: die Wahrheit ans Licht bringen und Norman Churchs Familie Gerechtigkeit widerfahren lassen.«

Bosch und der ihn verteidigende Anwalt der Stadt Rodney Belk verweigerten jeden Kommentar für diesen Artikel. Außer Bosch werden folgende Zeugen in dem ein bis zwei Wochen dauernden Prozess aussagen …

»Kleingeld, Kumpel?«

Bosch blickte von der Zeitung auf und sah das verschmutzte, aber bekannte Gesicht des Obdachlosen, dessen Revier die Stufen vor dem Gericht waren. Jeden Tag während der Auswahl der Geschworenen hatte Bosch ihn hier beobachtet, wie er seine Runde machte und um Geld oder Zigaretten bettelte. Er trug ein abgewetztes Tweedjackett über zwei Pullovern und Cordhosen. In einem Plastiksack schleppte er seine Habseligkeiten mit sich und einen riesigen Pappbecher, den er bei der Kollekte den Leuten unter die Nase hielt. Außerdem hatte er einen Block mit gelbem Papier bei sich, wie sie von Anwälten benutzt werden, der voller Notizen war.

Instinktiv klopfte Bosch seine Taschen ab und zuckte mit den Schultern. Er hatte kein Kleingeld.

»Ich würde auch einen Dollar nehmen.«

»Ich hab keinen Extradollar.«

Der Obdachlose wandte sich ab und schaute in die Tonne. Gelbe Zigarettenkippen bedeckten den Sand wie Krebsgewächse. Er klemmte den gelben Schreibblock unter den Arm und begann das Angebot zu sichten. Wenn die Kippen noch einen Zentimeter Tabak enthielten, steckte er sie ein. Ab und zu fand er noch fast ganze Zigaretten und machte ein klickendes Geräusch mit dem Mund, um seiner Freude über den Fund Ausdruck zu geben. Die Früchte der Kippenernte warf er dann in den Pappbecher.

Glücklich über seinen Fund, trat der Mann von dem Kübel zurück und blickte zur Statue hinauf. Dann schaute er zu Bosch hinüber, zwinkerte mit den Augen und begann seine Hüften in der obszönen Pantomime eines Geschlechtsakts zu...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2021
Reihe/Serie Kampa Pocket
Übersetzer Norbert Puszkar
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Brand • Frauenleiche • Gericht • Harry Bosch • Mord
ISBN-10 3-311-70273-5 / 3311702735
ISBN-13 978-3-311-70273-3 / 9783311702733
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 698 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99