Straße des Ruhms (eBook)

Roman

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
640 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46077-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Straße des Ruhms -  Kate O'Hara
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Teil 3 der großen Familien-Saga um die Familie Caldwell aus der spannendsten Epoche Hollywoods, Kalifornien: Hollywood, 1926. Der Tonfilm hat in Hollywood eine neue Ära eingeleitet: Millionen fließen in den Bau moderner Tonbühnen und Aufnahmestudios. Neue Karrieren werden geboren, während die beliebten Stummfilmstars von früher für immer von den Leinwänden verschwinden ... Auch für Harriet Caldwell und ihren Geliebten Frank Maynard steht eine Zeit des Umbruchs bevor. Harriet kämpft nach wie vor um die Kontrolle in der familieneigenen Reederei der Caldwells, während Frank die technische Erneuerung seines Studios anpeitscht und durch den Konkurrenzdruck immer öfter zum Alkohol greift. Doch die große Katastrophe folgt erst noch. Denn als Franks Geschäftspartner ihn entmachten wollen, steht für Frank plötzlich alles auf dem Spiel: sein Studio, sein Traum - und allem voran Harriet. Wird es Frank gelingen, seine große Liebe zurückzugewinnen? Im Zentrum des dritten Romans der Caldwell-Saga steht die ebenso glamouröse wie korrupte Filmindustrie von Hollywood während der turbulenten, späten Zwanzigerjahre, als die 'Talkies' beinahe über Nacht ihren Siegeszug antraten und dem Stummfilm sowie vielen seiner Stars den Todesstoß versetzten. Das faszinierende Porträt dieser Zeit und der 'Traumfabriken' von Hollywood verknüpft Kate O'Hara mit dem dramatischen Schicksal der Reederei-Familie Caldwell - und einer großen Liebesgeschichte.

Aufgewachsen in Deutschland, studierte Kate O'Hara Germanistik sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Nach dem Studium war sie als freie Journalistin für den Rundfunk sowie für Tageszeitungen und Zeitschriften tätig. Sie veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten und Reportagen als Reiseschriftstellerin und wanderte in den 90er Jahren in die USA aus, wo sie heiratete und die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Sie arbeitete viele Jahre als Musik- und Reisejournalistin für Printmedien und den Rundfunk, bevor sie sich dem historischen Roman widmete.

Aufgewachsen in Deutschland, studierte Kate O'Hara Germanistik sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. In den 90er-Jahren wanderte sie in die USA aus, wo sie heiratete und die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm. Sie arbeitete viele Jahre als Musik- und Reisejournalistin für Printmedien und den Rundfunk, bevor sie sich dem historischen Roman widmete.

4


Das Rascheln seidiger Bettwäsche holte Harriet aus ihren Gedanken. Sie lächelte und gab ein wohliges Seufzen von sich, als Frank sich Augenblicke später an ihren Rücken schmiegte und sie seinen nackten bettwarmen Körper spürte. Seine Händen glitten unter das Oberhemd, strichen zärtlich über ihren Bauch und kamen dann mit sanftem Druck auf ihren Brüsten zu ruhen. Sein Kopf senkte sich in ihre Halskuhle.

»Bist du schon lange wach?«

»Mhm, ja, schon eine Weile«, sagte sie und schmiegte ihre Wange an seine. Das leichte Kratzen der Bartstoppeln störte sie nicht. Von seinen Armen fest und doch zärtlich umschlungen zu sein und seine Haut zu spüren beruhigte sie. Es nahm der bangen Frage, ob eine gemeinsame Zukunft vielleicht bloß eine romantische Illusion war, viel von ihrer quälenden Kraft.

»Und? Worüber hast du nachgedacht?«, fragte er und küsste sie auf die Schulter.

»Ach, über dies und das«, murmelte sie vage.

Er lachte leise. »Und was genau ist dies und das?«

»Nun, etwa dass ich mittlerweile auf die Fünfzig zugehe …«

»Was redest du denn da? Du bist gerade einundvierzig geworden! Was soll denn ich mit meinen sechsundvierzig Jahren sagen?«, fiel er ihr lachend ins Wort. »Davon abgesehen können dir in Sachen Aussehen und Ausstrahlung noch nicht einmal halb so alte Frauen das Wasser reichen, und seien sie noch so attraktiv!« Und das war nicht übertrieben. Mit den rabenschwarzen, leicht bläulich schimmernden Haaren, die ihr, dem modischen Trend zum jungenhaften Bob zum Trotz, mit herrlicher Fülle auf die Schultern fielen, und den smaragdgrünen Augen hatte Harriet noch nichts von ihrem betörenden Zauber verloren. Und dasselbe galt für ihre Figur, für ihre gesamte Erscheinung.

Ihre Augen leuchteten auf, doch sie ging nicht auf seinen Protest ein, sondern fuhr eher nüchtern als wehmütig fort: »… und dass wir so entsetzlich viel Zeit verloren haben, Frank. Zwei volle Jahrzehnte genau genommen.«

Das traf Frank wie eine kalte Dusche, und seine Stimmung verdüsterte sich schlagartig. Er musste schlucken und sich fassen, bevor er antworten konnte. Und die Antwort fiel ihm nicht leicht. »Was allein meine Schuld ist. Ich hätte damals, als du mit deiner Mutter in Boston warst, nicht an deiner Liebe zweifeln dürfen, nur weil in den Monaten deiner Abwesenheit kein Brief mehr von dir eintraf«, erklärte er, so bitter es ihn auch ankam. »Und schon gar nicht hätte ich aus verletzter Liebe und gekränktem Stolz die alte Beziehung wieder aufnehmen und mich in diese unselige Ehe mit Florence stürzen dürfen. Damit habe ich es nur noch schlimmer gemacht. Für uns alle.«

Dass Florence, als das Erdbeben halb San Francisco in ein tagelanges Flammeninferno verwandelt und eine Trümmerwüste von fünfhundert zerstörten Häuserblocks hinterlassen hatte, hochschwanger beim Einsturz ihres Hauses auf der Octavia Street umgekommen und in der Stunde der Not allein gewesen war, weil er die Nacht heimlich mit Harriet verbracht hatte, das würde er sich sein Lebtag nicht verzeihen. Er fühlte sich für ihren Tod verantwortlich, und für ihn stand fest, dass es für sein Versagen keine Entschuldigung gab. Dieses Wissen hatte ihn seelisch aus der Bahn geworfen. Deshalb war er damals Hals über Kopf aus San Francisco geflüchtet und, getrieben von Scham und Schuldgefühlen, vier Jahre lang mit seinem alten Lieferwagen sowie einem Projektor und einem halben Dutzend kurzer Stummfilme ziel- und rastlos durch die Provinzstädte und Dörfer des amerikanischen Westens gezogen. Bis er an einem heißen Sommertag des Jahres 1910 am Fuß der Santa Monica Mountains in Hollywood, einem staubigen, verschlafenen 500-Seelen-Nest von Citrusfarmern, gestrandet war, in der Bar des »Hollywood Hotel« Vergil Hall kennengelernt hatte, den Kameramann einer kleinen Filmfirma, und spontan auf dessen verrücktes Angebot eingegangen war, für die Centurio Film Company aus Philadelphia zu arbeiten und sich ins Handwerk des Filmens einweisen zu lassen. Ach, wie er seinen alten Partner und Freund Vergil doch vermisste!

»Nein, ist es nicht«, widersprach Harriet ruhig und legte besänftigend ihre Hände auf seine, die noch immer ihre Brüste umschlossen. »Mich trifft nicht weniger Schuld, also quäl dich nicht länger mit diesen Selbstvorwürfen. Was bringt es, wenn wir unsere Versäumnisse und Fehler gegeneinander aufwiegen? Wir haben eine zweite Chance bekommen, nicht wahr?«

»Ja, das haben wir. Und wir werden sie nutzen!«

»Aber wie soll es weitergehen, Frank?«, fragte sie. »Mein Leben spielt hier in San Francisco, wo ich alle Hände voll zu tun habe, um mich gegen Onkel Henry zur Wehr zu setzen und die Kontrolle über die Reederei zurückzugewinnen.«

»Was dir bestimmt gelingen wird, vielleicht sogar schon heute, bei deinem Treffen mit den Anderson-Brüdern. Mit deren sechzehn Prozent hättest du wieder die Mehrheit in der Firma. Ich bin sicher, du schaffst es, dein Plan ist einfach zu gut. Sie müssten schon reichlich dumm sein, wenn sie nicht auf dein Angebot eingehen«, sagte Frank, während sein Blick einem Doppeldecker mit zitronengelbem Anstrich folgte. Das Flugzeug tauchte über dem Häusermeer nördlich von Nob Hill auf, flog eine Schleife über das Hafenviertel, drehte ab und entschwand in Richtung Oakland.

»Ja, darauf vertraue ich, aber das heißt noch lange nicht, dass sie auch wirklich an mich verkaufen«, erwiderte sie. »Oft genug habe ich Geschäfte, die angeblich in trockenen Tüchern waren, noch im letzten Moment platzen sehen. Und selbst wenn mir die Andersons ihre Anteile verkaufen, kann es für mich noch eine Zeit lang raues Wetter mit hohem Wellengang geben.«

Frank lachte trocken. »Damit beschreibst du genau das, was mich in Hollywood erwartet. Es wird ein verdammt harter Kampf, meine Partner davon zu überzeugen, dass die Stummfilmzeit auf ihr Ende zurast und die Zukunft den Talkies gehört.«

»Bist du dir dessen so sicher?«, fragte sie.

»Absolut! Sehen und Hören, Ton und Bild gehören einfach zusammen, Harriet. Die Pantomime der Schauspieler und die erklärenden Zwischentitel, die zum Verständnis der Handlung eingeblendet werden, sind bestenfalls Krücken. Sie widersprechen den menschlichen Sinnen und der natürlichen Form der Darstellung fundamental. Sonst würden ja wohl auch Theaterstücke stumm aufgeführt.«

»Also was ich in der letzten Zeit gesehen habe, hat mich doch sehr beeindruckt, besonders die Verfilmung von Elliots Roman, den man wohl nicht bewegender auf die Leinwand hätte bringen können«, sagte sie voller Stolz auf ihren »kleinen« Bruder, der mittlerweile zweiunddreißig war, sich als Romanautor einen Namen gemacht hatte und schon seit vielen Jahren in Paris lebte, wo seine sexuelle Veranlagung wenig Beachtung fand. Er fehlte ihr.

Unweigerlich musste sie an Ashley denken. Ihre Schwester, vierzehn Jahre jünger als sie, war vor vier Jahren nach Hollywood gegangen und hatte sich der Schauspielerei verschrieben. Nun ja, mit ihrer gertenschlanken Erscheinung, dem puppenhaften Gesicht und dem honigblonden Haar brachte sie zumindest die äußerlichen Voraussetzungen mit. Und an Ehrgeiz fehlte es ihr auch nicht. Dumm nur, dass sie versucht hatte, an ihre erste Rolle zu kommen, indem sie ausgerechnet Frank erpressen wollte. Sie hatte ihm alte Liebesbriefe präsentiert, die sie bei ihr, Harriet, gefunden und heimlich entwendet hatte. Das war böse ins Auge gegangen. Was nun ihre Talente als Schauspielerin betraf, so hatten sich diese in den drei, vier belanglosen Filmen, in denen sie in Nebenrollen mitgespielt hatte, als eher bescheiden erwiesen. Ganz abgesehen davon, dass Harriet für diese Slapsticks genannten Klamauk-Filme nichts übrighatte. Aber vielleicht war sie auch zu kritisch. Es gab leider so vieles, das ihre Schwester und sie trennte, und sich das einzugestehen war schmerzlich. Manchmal quälten sie Gewissensbisse, weil sie als die Ältere den Kontakt zu Ashley so vernachlässigt hatte. Es betrübte sie, dass sie sich mit ihr so wenig verstand und noch keinen Weg gefunden hatte, ein schwesterlich-herzliches Band zu ihr zu knüpfen. Allerdings war das wohl nicht allein ihre Schuld. Ashley machte es einem mit ihrer Arroganz und Großspurigkeit wahrlich nicht leicht. Ihre berechnende Art war einfach zu verletzend. Und wann hatte Ashley sich das letzte Mal bei ihr gemeldet? Nur wenn sie dringend Geld für ein Filmprojekt brauchte, erinnerte sie sich an ihre Schwester, die ihr mit erheblichen Summen aus der Klemme helfen konnte. In weiser Voraussicht hatte ihr Vater in seinem Testament festgelegt, dass Ashley erst mit Vollendung des siebenundzwanzigsten Lebensjahrs über den ihr vererbten zehnprozentigen Anteil an der Firma verfügen konnte. Das hatte sie nicht davon abgehalten, mit ihr, Harriet, einen Vorverkaufsvertrag abzuschließen und sich einen Vorschuss von vierhunderttausend Dollar auszahlen zu lassen. Harriet wünschte, sie hätte sich nicht dazu erweichen lassen, aber Ashley hatte sie derart angefleht und sich nicht gescheut, zu sticheln, sie, Harriet, sei »dank« Jordans frühem Tod ja nun eine der reichsten Frauen Kaliforniens, dass sie gar nicht anders gekonnt hatte, als nachzugeben.

»Hast du in letzter Zeit mal was von meiner Schwester gehört?«, fragte sie. »Oder bist ihr begegnet? Sie hat sich schon so lange nicht mehr gemeldet. Obwohl das ja nichts Neues ist.« In Gedanken fügte sie hinzu: und auch kein schlechtes Zeichen sein muss. Zumindest bedeutet Funkstille, dass sie nicht wieder Geld braucht! »Aber ich wüsste doch gern, wie es ihr geht.«

Frank zögerte....

Erscheint lt. Verlag 1.5.2021
Reihe/Serie Die Caldwell-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 20er Jahre Romane/Erzählungen • Caldwell-Saga 3 • Familie Caldwell • Familiensaga • Familiensaga Amerika • familiensaga historisch • Filmindustrie • Frank Maynard • Harriet Caldwell • Henry Caldwell • historische romane 20. jahrhundert • Historische Romane Serie • historische Romane USA • Historischer Roman Amerika • Hollywood • Kalifornien • Kino • Kinobetreiber • Kinokette • Liebe • Reederfamilie • Roman Liebe • San Francisco • Schauspieler • Starke Frauen • Stummfilm • Tonfilm • USA
ISBN-10 3-426-46077-7 / 3426460777
ISBN-13 978-3-426-46077-1 / 9783426460771
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