Sanguis Corvi - Das Blut des Raben (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
328 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98810-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sanguis Corvi - Das Blut des Raben -  Jess A. Loup
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Für alle Leser*innen, die nie den Glauben an Liebe und Magie verloren haben. Eine Neuinterpretation von Krabat, die sich fragt: Was würde der erwachsene Krabat tun, erführe er, dass der teuflische Müller noch immer sein Unwesen treibt?  Hanka erhob wieder das Wort. »Als ich noch ein kleines Mädchen war, hörte ich Geschichten von einem Jungen aus der Teufelsmühle,  der anders war. Der Gefühle zuließ, der wusste, was Liebe heißt.« Krayan sah sie nicht an, beugte sich stattdessen zur Seite und suchte nach seiner Kleidung. »Aber auch jetzt erzähle ich nichts, das fremd in Euren Ohren klingt, nicht wahr?« Er zog seine Beinkleider an. »Dieser Junge ist tot.«  Mit sechzehn gerät Krayan in die Abhängigkeit der Schwarzen Mühle und ihres teuflischen Meisters, doch ihm gelingt die Flucht. Ein Dutzend Jahre später ist er zurück, ein weit gereister Soldat, durch Kriege und Kämpfe hart und kalt geworden. Er hat nur ein Ziel: sich am Müller für den Tod seiner Freunde und des geliebten Mädchens zu rächen. Der Liebe selbst hat er abgeschworen - bis er eine Frau trifft, die sein dunkles Herz berührt.  »Eins meiner persönlichen Highlights in diesem Jahr! Jess A. Loup schreibt einfach wunderbar, diese Adaption der Krabat-Legende dürft Ihr nicht verpassen.« ((Leserstimme auf Netgalley))  »Das ist eine Märchenadaption, wie ich sie liebe: Man erkennt das Original, aber es wurde neu interpretiert und das auf eine mega coole Art und Weise.« ((Leserstimme auf Netgalley))  »Der fesselnde Schreibstil hat mich nicht losgelassen, die Geschichte wird sehr bildhaft erzählt, oft hatte ich Gänsehaut, habe mich gefürchtet, war gespannt was als nächstes passiert und habe natürlich mit den Protagonisten mitgefiebert und gefühlt.« ((Leserstimme auf Netgalley))  »Ich habe die Sage schon immer geliebt, die Filme genossen und die Musik gehört über Krabat. Aber jetzt diesen neuen Roman zu lesen, war einfach ein unglaubliches Gefühl. Mich hat es gepackt und nicht mehr losgelassen bis zur letzten Seite« ((Leserstimme auf Netgalley))

Jess A. Loup versteht Deutsch, obwohl sie in Bayern lebt. Wenn sie nicht im Kopf mit imaginären Leuten spricht (oder über sie schreibt), ist sie auf dem Bogenparcours zu finden, lässt sich von ihren Katzen terrorisieren oder fotografiert wilde Tiere in Afrika. Solange der Brief aus Hogwarts verschollen bleibt, erschafft sie ihre eigenen magischen Welten.

Jess A. Loup versteht Deutsch, obwohl sie in Bayern lebt. Wenn sie nicht im Kopf mit imaginären Leuten spricht (oder über sie schreibt), ist sie auf dem Bogenparcours zu finden, lässt sich von ihren Katzen terrorisieren oder fotografiert wilde Tiere in Afrika. Solange der Brief aus Hogwarts verschollen bleibt, erschafft sie ihre eigenen magischen Welten.

Carny Młyn, Februar 1543


Der Mann saß hinter einem mächtigen Eichenschreibtisch, dessen zerkratzte Oberfläche auf viele Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte Gebrauch hindeutete. Er wühlte in einem Stapel Pergamente, bis er schließlich ein Blatt fand, das ihm zusagte oder nützlich erschien, breitete es vor sich aus und strich mit einer fast zärtlichen Bewegung darüber. Erst dann hob er den Kopf und sah den zitternden Jungen an, der mit zerschlissener, schmutzig grauer Kleidung im Eingang stehen geblieben war. Seine bloßen Füße starrten vor Dreck, waren blutig gekratzt und vor Kälte angelaufen. Sie zeichneten ein Muster in das feine weiße Pulver, das jede Oberfläche dieser Kammer bedeckte.

Mehl.

Es legte sich auf seinen schwarzen, verfilzten Schopf, verklebte die Poren seines Gesichts. Er hatte das Gefühl, es drängte sich bereits in seine Lungen, umschlänge die Atemwege und schnürte ihm die Luft ab.

Ein spöttisches Grinsen spielte auf den Lippen des Mannes. Sein Gesicht wäre fast schön zu nennen gewesen, so ebenmäßig waren die Züge, die Nase gerade und stolz wie die eines römischen Patriziers, die Wangen glatt rasiert. Dennoch musste der Junge ein Schaudern unterdrücken, dabei hatte er weiß Gott schlimmere Entstellungen gesehen. Die Augen des Mannes bildeten einen seltsamen Kontrast zu dem Rest seiner fast noblen Erscheinung. Das eine war klar und hellblau wie ein unberührter Bergsee, das andere …

Es wirkte, als hätte jemand aus einem Flussbett oder jenem unberührten Bergsee einen ausgewaschenen gräulichen Kieselstein entnommen und ihn in die Augenhöhle des Mannes gepresst.

Der Junge konnte diesen Blick kaum ertragen, alle seine Instinkte schrien: Lauf! Lauf schnell und weit und blick nicht mehr zurück!

Doch er konnte nicht einmal mehr gehen, geschweige denn laufen. Vor einer halben Meile war er mitten im Wald über einen unter Moos verborgenen Stein gestolpert, einen Abhang hinuntergestürzt und benommen liegen geblieben. Beim Aufrichten war er gleich wieder stöhnend zusammengesackt. Sein rechter Knöchel gab einfach unter ihm nach und schwoll nach kurzer Zeit an. Dass er auf den Bach stieß, empfand er als Glücksfall, und nicht einmal die dünne Eisschicht, die er durchbrechen musste, konnte ihn davon abhalten, seinen Fuß hineinzutauchen.

Ba-dumm.

Ba-dumm.

Sein Herzschlag wurde lauter und lauter, dröhnte in seinen Ohren. Oder war es gar nicht seiner? Ihm schien, das Trommeln eines gewaltigen Pulses hülle ihn ein wie das Lebenszeichen einer Kreatur jenseits seiner Vorstellungen. Trotz der Kälte bildete sich Schweiß auf seiner Stirn.

Ba-dumm.

Ba-dumm.

In diesem Moment vernahm er das typische Knarren eines Mühlrads.

Wo eine Mühle war, gab es auch Menschen, und die würden ihm vielleicht etwas zu essen geben oder ihm gar mit seinem Fuß helfen können. Ein warmer Windhauch strich über sein Gesicht. Komm!, schien er zu flüstern. Komm näher! Mit aller Macht drängte es ihn in diese Richtung.

Immer wieder umknickend fragte er sich nach einer Weile, ob er fieberte und sich etwas einbildete. Der Wald rechts und links des Baches war dicht und dunkel, wer sollte inmitten dieser Wildnis eine Mühle bauen? Und doch erschien sie unvermittelt vor ihm.

Eben kämpfte er noch damit, sich auf den Beinen zu halten, dann blickte er auf und befand sich am Rande einer Lichtung. Hier entdeckte er eine mit Raureif bedeckte dreistöckige Mühle, die größte, die er je gesehen hatte, sauber aus Stein und Holz errichtet. Nebengebäude schlossen sich an, alles wirkte gut gepflegt, aber dennoch verlassen. Raben stoben von den Bäumen, ihr heiseres Rufen glich einer Warnung, fast einer Drohung.

Der Junge blieb instinktiv stehen und wagte es trotz allem nicht, sich zu nähern. Etwas, das er nicht greifen konnte, zog ihn weiter auf die Mühle zu, etwas, das jenseits von Hunger und Schmerzen lag.

Ba-dumm.

Ba-dumm.

Es hämmerte in seinen Schläfen.

Ein kalter Klumpen brannte in seinem Magen, und je mehr er sich sträubte, desto übler wurde ihm. Die schwarzen Vögel kreisten, krächzten.

Forderten sie ihn auf zu gehen oder zu kommen? Einen letzten Blick warf er über die Schulter, doch der Pfad, dem er gefolgt war, verschwand in der einsetzenden Dämmerung. Hinter ihm drohte eine weitere eisige Nacht, vor ihm ein Gebäude. Seiner Erfahrung nach ging Gefahr nur von Menschen aus, nicht von Häusern, selbst nicht von Mühlen, die …

Seine Härchen stellten sich auf. Die Mühle war schwarz! Wer baute seine Mühle aus einem teuflisch schwarzen Holz, welches selbst dem Mehl widerstand, das überall in der Luft lag? Plötzlich war ihm, als bekäme er einen Schlag zwischen die Schulterblätter, und er stolperte, hinkte, kämpfte sich vorwärts. Jetzt, da er auf der Lichtung stand, erschien es ihm sinnlos, wieder umzudrehen. Falls hier jemand lebte, hatte er ihn mit Sicherheit bemerkt. Schneekristalle – oder war es gefrorenes Mehl? – fegten ihm ins Gesicht; die feinen Härchen auf Armen und Nacken stellten sich auf. Er würde erfrieren. Heute Nacht wäre es so weit, der Schnitter käme ihn holen, wenn er hier keine Zuflucht fand.

Er klopfte an dem schweren Holz der Eingangstür und zuckte zurück, denn sie ging lautlos auf, als hätte sie ihn erwartet.

Sie … die Tür? Oder jemand?

»Hallo?«

Keine Antwort. Nur das stetige Knarren des Mühlrads, das sanfte Plätschern von Wasser, das ununterbrochen von den Schaufeln zurückströmte in den Bach, der an dieser Stelle eine weitaus stärkere Strömung aufwies als dort, wo der Junge seinen Fuß gekühlt hatte. Mittlerweile spürte er vor lauter Frost nicht einmal mehr sein Bein.

Er wagte einen Schritt vorwärts. Noch einen. Zögernd wie ein wildes Tier, das eine Falle witterte.

Und dann öffnete sich am Ende des Flurs eine weitere Tür und er hörte die Stimme, die schon der Wind zu ihm getragen hatte. »Komm näher.«

Welche Wahl hatte er schon? Keine.

Er folgte der Aufforderung, wobei er sich an der Wand abstützte. Ihn schwindelte, es schien, als würde der Flur länger und länger werden, sich verengen, wieder weiten, als kämen Schatten auf ihn zugeflogen und würden ihn durchdringen. Das war nicht gut, gar nicht gut. Er hatte Fieber und musste es schleunigst in den Griff bekommen. Vernahm er ein hohes Kichern? Die Dielen unter seinen Füßen, die er nicht mehr spürte, knirschten, als würden auch sie ihn auslachen. Alles ringsherum drehte sich, Stimmen riefen, Hunde bellten, Wölfe heulten, und die Raben … Immer wieder Raben! Sie krächzten ein schauriges Willkommen.

Der Junge biss die Zähne aufeinander, blieb stehen und versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Er durfte nicht schlappmachen! Nicht zusammenbrechen, dem Fieber nicht nachgeben! Die Faust ballend hob er das Kinn, erreichte mit zwei weiteren wackligen Schritten die Tür und ging hindurch.

Mit einem Schlag war die Kakophonie aus Farben und Geräuschen verstummt, sein Blick hatte sich geklärt, war auf den Mann am Schreibtisch gefallen.

»Wir haben dich gerufen, Bursche«, sagte der.

Den Dialekt konnte der Junge nicht einordnen. Mittlerweile sprach und verstand er so viele Idiome, dass er beinahe instinktiv begriff, was jemand zu ihm sagte. Eine überlebensnotwendige Fähigkeit, manchmal.

Manchmal nützte nicht einmal sie ihm etwas.

»Ge… gerufen, Herr?«, brachte er hervor. Seine Kehle war trocken und ausgedörrt, das vermaledeite Mehl kratzte an seinen Stimmbändern.

»Wir haben dich gerufen, und du bist gefolgt.« Der Mann nickte. »Weißt du, wer ich bin?« Seine Sachen waren von ausgesuchter Qualität, und doch trug er über dem Leinenhemd eine Gugel; die Kapuze sollte beim Arbeiten das Mehl davon abhalten, durch den Kragen einzudringen und den gesamten Körper einzustauben.

»Ihr seid der Müller, Herr.« Es erschien ihm kaum möglich, denn dafür wirkte der Mann zu jung, er mochte kaum Mitte zwanzig sein.

Sein Gegenüber hieb mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es klatschte, und beugte sich vor. »Ich bin der Herr und Meister dieser Mühle, Bursche, begreifst du das?«

Nein, er hatte nicht das Gefühl zu verstehen, nur dass hier mehr vor sich ging, als er auch nur ahnte. Dennoch antwortete er. »Ja, Herr. Bitte, Herr: Gestattet mir, heute Nacht hierzubleiben und …« Sein Magen knurrte wie ein hungriger Wolf und ließ weitere Worte überflüssig werden.

Der Müller ignorierte sein Flehen, musterte ihn stattdessen von oben nach unten. »Wie alt bist du?«

Um Himmels willen, warum wollte er das wissen? Der Junge musste nachdenken, fühlte sich zu schwach, um sich zu konzentrieren. »Ich weiß nicht, Herr. Ist das alte Jahr bereits vorbei? Ich wandere schon so lange durch die Lande, dass mir jedes Zeitgefühl abhandengekommen ist, und dieser Winter scheint kein Ende nehmen zu wollen.«

»Vor sechs Wochen erblickte das neue Jahr das Licht der Welt«, erwiderte der Mann erstaunlich ruhig.

»Dann werde ich bald sechzehn, Herr. Mir wurde mitgeteilt, ich sei im April geboren worden.«

Der Müller lehnte sich zurück und strich sich mit der Hand über das Kinn. »Du bist klein und schwächlich für dein Alter. Und du siehst nicht aus, als kämest du aus diesen Gefilden. Woher stammst du?«

Sein verletzter Fuß drohte, unter ihm nachzugeben, und er musste sich an die Wand lehnen, um nicht umzufallen. »Herr, bitte!«

»Antworte!«, herrschte ihn der Müller scharf an.

»Ich wurde in einem kleinen Dorf in Dél-Dunántúl geboren. Ich glaube, Ihr nennt diese Gegend Transdanubien. Es gab nur wenige Einwohner, eine Mischung aus Kroaten und Ungarn.«

Die Augenbrauen des Müllers wanderten nach oben. »Sieh an, ein gebildeter Streuner. Kannst du...

Erscheint lt. Verlag 3.5.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 16. Jahrhundert • Bücher für junge Frauen • Dämon • Enchanted Reihe • fantasy bücher für jugendliche • Fantasy Liebesgeschichte • Fantasy Roman • für Leser ab 16 • historisch • Krabat • Liebesromane für junge Frauen • Märchen • Märchenaadaption • Märchenfantasy • Meister • Müller • Mythen • phantastischer Liebesroman • Raben • Romantasy • sorbische Legende • Teufel • Young Adult
ISBN-10 3-492-98810-5 / 3492988105
ISBN-13 978-3-492-98810-0 / 9783492988100
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,9 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich