Kälter als die Angst (eBook)
304 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-0894-4 (ISBN)
Carla Delbrück wurde grausam ermordet. Zunächst sieht alles nach einer Beziehungstat aus, auch wenn ihr Ehemann jegliche Schuld leugnet. Tatsächlich bekam die Tote anonyme Drohbriefe, die in Zusammenhang mit einer angeblich längst aufgeklärten Bluttat stehen. Wurde Carla Delbrück Opfer eines Nachahmungstäters? Oder wusste sie mehr über den Mord von damals? Charlotte Schneidmann und Peter Käfer ermitteln - ohne zu ahnen, dass sie einen ruchlosen Killer jagen, der sich gerade erst warm läuft...
Ein weiterer Fall der Kommissare Charlotte Schneidmann und Peter Käfer.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Weitere Kriminalromane mit Schneidmann und Käfer:
'Schattenfreundin'
'Phönixkinder'
'Rachefolter'
'Denn mir entkommst du nicht'
Alle Romane können unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden.
<p>2013 erschien mit "Schattenfreundin" der erste Roman von Christine Drews, der in sechs Sprachen übersetzt und für das ZDF verfilmt wurde. Neben Romanen, Krimis und Thrillern schreibt sie Drehbücher für Filme, Familien- und Comedyserien und arbeitet als Autorin für zahlreiche Showformate. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln.<br><br></p>
2013 erschien mit "Schattenfreundin" der erste Roman von Christine Drews, der in sechs Sprachen übersetzt und für das ZDF verfilmt wurde. Neben Romanen, Krimis und Thrillern schreibt sie Drehbücher für Filme, Familien- und Comedyserien und arbeitet als Autorin für zahlreiche Showformate. Sie lebt mit ihrer Familie in Köln.
1
Katrin Ortrup lehnte mit einem Glas Wein an der grob verputzten Wand und versuchte, dem Monolog zu folgen, der ohne Pause aus dem Mund ihres Gegenübers strömte. Der breite Hausflur eignete sich perfekt für die Feier, die ihre neuen Nachbarn ihr zu Ehren organisiert hatten. Auch aus den umliegenden Häusern waren Gäste gekommen, insgesamt tummelten sich nun bestimmt fünfundzwanzig Personen im Hausflur und ließen es sich gutgehen. Neben dem Treppenaufgang stand ein Klapptisch mit selbstgemachten Frikadellen, Käse, Weißwein und Bier. Für die Kinder gab es Limo und Wasser, aber die hatten sich schon vor einer Weile in die Wohnung von Familie Mahnheim verdrückt, um dort mit der Playstation zu spielen. Alle Nachbarn machten einen netten Eindruck, und Katrin war froh, dass man sie hier so herzlich willkommen hieß. Vor zwei Wochen war sie eingezogen, und bisher hatte sie die Entscheidung keine Sekunde bereut. Es war der ideale Ort, um nach der Scheidung von Thomas neu anzufangen.
Katrin nippte an ihrem Weißwein und versuchte, sich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. Stefan Mahnheim, der Mann, der sie gerade vollquatschte, hatte offensichtlich schon einen sitzen, jedenfalls verlor er immer häufiger den Faden und verstrickte sich in nicht enden wollenden Sätzen. Sie konnte ihm einfach nicht folgen. Immer wieder ging ihr Blick zur Wohnungstür der Mahnheims, die einen Spalt offen stand und aus der vergnügtes Kindergeplapper zu hören war. Es ist alles in Ordnung, sagte sie sich. Eine gewisse Grundangst war seit damals einfach fest in ihr verankert.
Zum Glück hatte sich Leo schnell mit den Kindern der Mahnheims angefreundet, die ungefähr in seinem Alter waren. Hannes war mit elf Jahren ein Jahr älter als er, und Sarah war gerade neun geworden. Katrin überraschte es immer wieder, wie gut Leo die schrecklichen Ereignisse weggesteckt hatte. Sieben Jahre lag das alles nun zurück.
Ein helles Lachen riss sie aus ihren Gedanken, und im selben Augenblick stürmte eine junge Frau fröhlich kreischend aus der Wohnung der Mahnheims. Sie wurde von einer Horde Kindern verfolgt, die sie zu fangen versuchten. Kurz vorm Treppenhaus schlug die junge Frau sportlich einen Haken, und ihre langen roten Locken wirbelten durch die Luft. Wenige Sekunden später verschwand sie mit einem lauten »Ihr kriegt mich nicht!« wieder in der Wohnung. Ohne Berührungsängste zu zeigen, tobte Leo in vorderster Reihe mit. Katrin war froh, dass er trotz allem, was er erlebt hatte, immer noch schnell Vertrauen zu anderen Menschen fassen konnte. Manchmal kam es ihr so vor, als hätte er die Geschehnisse von damals vergessen. Während sie selbst in den letzten sieben Jahren jeden Tag an diese Zeit der Angst und Ungewissheit denken musste. Der Kommissarin, die ihn damals gerettet hatte, würde sie bis an ihr Lebensende dankbar sein.
Die erste Zeit danach hatten sie alle wie in Trance erlebt. Katrin erinnerte sich noch, wie sie die Tage im Schlafanzug verbracht hatten. Nicht nur sie, auch Thomas und Leo, sie waren alle unfähig gewesen, vor die Tür zu gehen. Natürlich hatten sie psychologische Hilfe in Anspruch genommen, aber Katrin war sich nicht sicher, ob die ihnen wirklich geholfen hatte oder ob es im Endeffekt nicht Finn gewesen war, der der Familie wieder Normalität verschafft hatte. Denn als ihr jüngster Sohn auf die Welt gekommen war, war zumindest sie gezwungen gewesen, wieder zu funktionieren, am Alltag teilzunehmen und sich um ihre Familie zu kümmern. Sie war davon überzeugt, dass so auch Leo wieder ins normale Leben zurückgefunden hatte. Finn war ihr Sonnenschein, das große Glück, das sie alle ins Leben zurückgeholt hatte.
Ihre Ehe hatte das Drama trotzdem nicht überstanden. Dennoch hatte Katrin manchmal das Gefühl, an alldem auch gewachsen zu sein. Für sie war es ein großer Schritt gewesen, als sie vor gut drei Jahren damit begonnen hatte, sich aktiv in der Opfernachsorge zu engagieren. Thomas hatte das nie verstehen können, ihm wäre es am liebsten gewesen, wenn alles, was ihn an damals erinnerte, ein für alle Mal unter den Tisch gekehrt würde. Aber Katrin hatte gespürt, dass das nicht funktionierte. Und sie wollte sich auch nicht mehr nur in einer Psychotherapie ihren Ängsten stellen, sie wollte einen Schritt weitergehen. Sie wollte aus dem Erlebten etwas Positives ziehen, das Schlechte in etwas Gutes wandeln. Heute leitete sie eine Selbsthilfegruppe, in der sich einmal im Monat Eltern von Kindern trafen, die Opfer von Verbrechen geworden waren.
»Todeshaus ist natürlich total übertrieben«, lallte Stefan Mahnheim jetzt und pustete eine dunkle Strähne aus seiner Stirn. Katrin schreckte auf. Was redete der Mann da?
»Entschuldigen Sie.« Elli Mahnheim, seine gutaussehende und etwas zu blond gefärbte Frau, ging augenrollend dazwischen. »Du trinkst jetzt mal ein Wasser«, sagte sie streng zu ihm, bevor sie sich an Katrin wandte. »Hören Sie nicht auf sein Gewäsch, er übertreibt wie immer maßlos. Haben sich Leo und Finn gut eingelebt?«
Katrin nickte irritiert. »Ja. Gymnasium und Grundschule sind ja zum Glück direkt um die Ecke.« Dann wandte sie sich wieder an Stefan Mahnheim. »Wieso Todeshaus? Was meinen Sie damit?«
Der Mann trank sein Wasser aus und unterdrückte ein Rülpsen. »Hab ich doch gerade erklärt«, sagte er, und als er weitersprechen wollte, stieß seine Frau ihm den Ellenbogen in die Seite.
»Stefan! Jetzt mach der armen Frau doch nicht so eine Angst!«
»Er macht mir keine Angst, ich hatte nur nicht mitbekommen, was er genau erzählt hat«, sagte Katrin. Aufmerksam sah sie den angetrunkenen Mann an. »Was ist hier passiert?«
Grinsend beugte sich Stefan Mahnheim zu ihr herunter, sodass sein biergetränkter Atem sie mitten ins Gesicht traf. »Vielleicht kriegen Sie eines Tages ja auch diese Briefe«, meinte er mit verschwörerischem Tonfall. »Bisher hat sie noch jeder bekommen …«
»Herrgott noch mal, Stefan!« Nun klang seine Frau wirklich sauer. »Du gehst jetzt in die Wohnung und kochst Kaffee. Sofort!«
Ihr Mann stöhnte genervt auf, warf Katrin noch mal einen grinsenden Blick zu und verschwand dann wankend in seiner Wohnung.
»Bitte entschuldigen Sie, ich weiß auch nicht, was heute mit ihm los ist. Normalerweise verträgt er mehr …« Kopfschüttelnd blickte sie ihrem Mann hinterher.
Katrin bemühte sich, so gelassen wie nur möglich zu wirken. »Kein Problem.« Eine Mischung aus Neugier und Beunruhigung durchströmte sie. »Briefe?«, fragte sie dann.
»Ja. Aber bitte, das dürfen Sie nicht so ernst nehmen«, meinte Elli Mahnheim. »Tatsächlich trudeln in regelmäßigen Abständen so alberne Drohbriefe hier ein. Die Schmieds aus dem Erdgeschoss hatten schon welche, genauso wie wir und Ihre Vormieter. Harmloses Zeug, wahrscheinlich irgendein Dummejungenstreich.«
»Aha. Was stand denn in den Briefen?«
Eric Schmied, der mit seiner Frau Anke im Erdgeschoss wohnte, hatte die Unterhaltung mitbekommen. Der untersetzte Mann, der die fünfzig längst überschritten haben durfte, kam mit einer Flasche Weißwein zu ihnen und füllte die Gläser neu auf.
»Lassen Sie sich von den schwachsinnigen Briefen nicht verängstigen«, meinte er grinsend. »Angeblich hat dieses Haus eine düstere Vergangenheit …«
»Angeblich!«, warf Elli Mahnheim genervt ein.
»Sag ich ja, angeblich«, bestätigte der Mann. »In den Achtzigerjahren soll unten im Keller jemand ermordet worden sein, so stand das jedenfalls in einem dieser Briefe. Ich hab das mal versucht zu googeln, kam aber nichts. Wahrscheinlich also eine Legende.«
»Verstehe.« Katrin nickte. »Und die Drohbriefe beziehen sich nur auf diesen Vorfall?«
»Ganz genau«, bestätigte Eric Schmied. »Ich war mal mit meiner Frau in Los Angeles, da konnte man so Gruselfahrten buchen. Sie wissen schon, Stadtrundfahrt zu den Häusern, in denen früher berühmte Morde passiert sind.«
Davon hatte Katrin schon mal gehört, und sie fragte sich, was das hiermit zu tun haben sollte.
»Und so ähnlich ist es meiner Meinung nach auch mit diesen Drohbriefen«, erklärte Eric Schmied. »Garantiert steckt da jemand aus der Nachbarschaft hinter. Irgendjemand, der es cool findet, dass hier angeblich so was passiert ist. Der hat was von einem alten Mord gehört und will nun auf persönliche Gruseltour gehen. Und wenn man die Leute ein bisschen erschreckt, macht es natürlich gleich viel mehr Spaß. Kann man doch nicht ernst nehmen.« Er lachte.
»Aber was steht denn nun in den Briefen?«, hakte Katrin nach.
»So ’n Blödsinn wie: Geht nicht in den Keller oder Dich wird es noch genauso erwischen oder Das Todeshaus wird dich nicht in Ruhe lassen. So’n Quatsch halt!«
Eric Schmied lachte, und Elli Mahnheim stimmte in das Lachen ein.
»Und das immer in Reimform, aber in so einer Kleinkinderart, wirklich schlecht und einfallslos. Total kindisch. Da hat jemand zu viele Horrorfilme gesehen, so viel steht fest!«, meinte sie, und nun musste auch Katrin lächeln. Das klang tatsächlich alles absurd. Ein Todeshaus, das seine Bewohner verfolgt – was für ein Blödsinn!
»Sollte nicht noch getanzt werden?« Anke Schmied war zu ihnen gekommen. Sie wirkte ähnlich angeheitert wie Stefan Mahnheim, der in seiner Wohnung verschwunden war.
»Tanzen ist immer gut!«, meinte Elli Mahnheim und drehte ihren Kopf Richtung Wohnungstür. »Schatz? Mach mal Musik!«, rief sie laut, und es dauerte nicht lange, bis Kurt Cobain durch den Flur dröhnte.
Die junge Frau mit den roten Locken kam gut gelaunt aus der Wohnung der Mahnheims zu ihnen herüber....
Erscheint lt. Verlag | 30.3.2021 |
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Reihe/Serie | Ein Schneidmann und Käfer Krimi |
Ein Schneidmann und Käfer Krimi | |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Catherine Shepherd • Charlotte Link • Deutschland • Drohbriefe • Ermittlerduo • Ermittlerkrimi • Frauenleiche • Käfer • Krimis • Münster • Münsterkrimi • Münsterland • Nachahmungstäter • Nach dem Schweigen • neue Krimis • NRW • Polizei • Regionalkrimi • Regionalkrimi,Spannung • Schattenfreundin • Schneidmann • Spannung • Tatort • Tatort Münster • Todesangst • Trittbrettfahrer • ZDF Fernsehspiel |
ISBN-10 | 3-7517-0894-4 / 3751708944 |
ISBN-13 | 978-3-7517-0894-4 / 9783751708944 |
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