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Mein letzter Wunsch (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
496 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-22807-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
10,99 inkl. MwSt
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Maggie ist noch nicht einmal 16, als sie ungewollt schwanger wird. Ihre entsetzten Eltern schicken sie zu einer alleinstehenden Tante nach Ocracoke Island in North Carolina. Die Insel erscheint Maggie so trostlos wie ihr ganzes Leben - bis sie den jungen Bryce kennenlernt. Zwischen den beiden entspinnt sich ein ganz besonderes Band. Aber ihre Liebe steht unter keinem guten Stern ...

Nicholas Sparks, 1965 in Nebraska geboren, lebt in North Carolina. Mit seinen Romanen, die ausnahmslos die Bestsellerlisten eroberten und weltweit in über 50 Sprachen erscheinen, gilt Sparks als einer der meistgelesenen Autoren der Welt. Mehrere seiner Bestseller wurden erfolgreich verfilmt, drei weitere Filme sind derzeit in Planung. Alle seine Bücher sind bei Heyne erschienen.

Verbannt

Ocracoke

1995

Wenn ich ehrlich bin, fing mein geheimes Leben sogar schon mit fünfzehn an, als meine Mutter mich auf dem Badezimmerfußboden fand, ziemlich blass um die Nase, die Arme um die Kloschüssel geschlungen. Seit eineinhalb Wochen übergab ich mich jeden Morgen, und meine Mutter, in solchen Dingen bewanderter als ich, rannte sofort zur Drogerie und ließ mich auf ein Stäbchen pinkeln. Als das blaue Plus erschien, starrte sie lange wortlos auf das Stäbchen und zog sich schließlich in die Küche zurück, wo sie mehr oder weniger den ganzen Tag lang weinte.

Das war Anfang Oktober, und zu dem Zeitpunkt war ich ungefähr in der zehnten Woche. Ich habe an dem Tag wahrscheinlich genauso viel geweint wie meine Mutter. Ich blieb in meinem Zimmer, meinen Teddy im Arm – ich weiß nicht genau, ob meine Mutter überhaupt merkte, dass ich nicht zur Schule gegangen war –, und starrte mit roten Augen aus dem Fenster. Draußen goss es in Strömen. Es war typisches Seattle-Wetter, und selbst heute noch möchte ich bezweifeln, dass es auf der ganzen Welt einen deprimierenderen Ort gibt, besonders, wenn man fünfzehn und schwanger und fest davon überzeugt ist, dass das Leben vorbei ist, ehe es überhaupt richtig anfangen konnte.

Ich hatte natürlich keine Ahnung, was ich tun sollte. Daran erinnere ich mich am besten. Ich meine, woher sollte ich wissen, was es bedeutete, Mutter zu sein? Oder auch nur erwachsen? Sicher, es gab Momente, in denen ich mich älter fühlte, als ich war, zum Beispiel als Zeke Watkins, der Star der Basketballmannschaft, mich auf dem Schulparkplatz ansprach, aber gleichzeitig war ich auch noch sehr Kind. Ich liebte Disneyfilme und Geburtstagsfeiern mit Erdbeereis auf der Rollschuhbahn; ich schlief immer mit einem Teddy im Arm und hatte noch nicht mal einen Führerschein. Offen gestanden hatte ich nicht einmal besonders viel Erfahrung mit dem anderen Geschlecht. Ich hatte in meinem ganzen Leben nur vier Jungs geküsst, allerdings ging einmal das Küssen zu weit. Etwas mehr als drei Wochen nach jenem grauenhaften Tag des Übergebens und Weinens trafen meine Eltern die Entscheidung, mich nach Ocracoke vor der Küste North Carolinas zu verfrachten, auf eine Insel, von deren Existenz ich bis dahin noch nicht einmal etwas geahnt hatte. Angeblich war es ein bei Touristen extrem beliebtes, malerisches Strandörtchen. Dort sollte ich bei meiner Tante Linda Dawes wohnen, der viel älteren Schwester meines Vaters, einer Frau, die ich nur ein Mal gesehen hatte. Meine Eltern vereinbarten mit meinen Lehrern, mir den Lernstoff zur Verfügung zu stellen, damit ich nicht zurückfiel, und besprachen sich lange mit dem Rektor, der nach einem Telefonat mit meiner Tante entschied, dass sie damit betraut werden konnte, meine Arbeiten zu beaufsichtigen und aufzupassen, dass ich nicht schummelte und meine Hausaufgaben pünktlich einreichte. Und so wurde ich mir nichts, dir nichts zum Familiengeheimnis.

Meine Eltern kamen nicht mit nach North Carolina, was es für mich noch schwerer machte. An einem kühlen Novembermorgen, ein paar Tage nach Halloween, verabschiedeten wir uns also am Flughafen. Ich war gerade sechzehn geworden, im vierten Monat und völlig verängstigt, aber ich weinte im Flugzeug nicht, Gott sei Dank. Auch nicht, als meine Tante mich an einem Miniflughafen mitten in der Pampa abholte, nicht einmal, als wir in einem schäbigen Motel am Strand übernachteten, da wir auf die Fähre nach Ocracoke warten mussten, die erst am nächsten Morgen fuhr. Mittlerweile hatte ich mir eingeredet, dass ich überhaupt nicht mehr weinen würde.

O Mann, lag ich damit falsch.

Nachdem wir von Bord der Fähre gegangen waren, zeigte mir meine Tante kurz den Ort, und zu meiner Enttäuschung war Ocracoke ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte mir in die Dünen geschmiegte, hübsche, pastellfarbene Häuschen ausgemalt, mit Blick auf das bis zum Horizont reichende Meer. Dazu eine Promenade mit Burger-Lokalen und Eisdielen, auf der sich Teenager drängten, vielleicht sogar ein Riesenrad oder Karussell. Aber nichts dergleichen. Sobald man an den Fischerbooten in dem winzigen Hafen vorbei war, in dem die Fähre uns abgesetzt hatte, war Ocracoke einfach … hässlich. Die Häuser waren alt und verwittert, es war weit und breit kein Strand, keine Promenade, keine Palme zu sehen, und das Dorf – so nannte meine Tante es, ein Dorf – schien vollkommen verlassen. Meine Tante erklärte, dass Ocracoke im Prinzip ein Fischerdorf war und weniger als achthundert Menschen ganzjährig dort wohnten, woraufhin ich mich fragte, warum man überhaupt hier leben wollte.

Ihr Haus lag direkt am Wasser, eingeklemmt zwischen weiteren, ähnlich heruntergekommenen. Es war auf Pfähle gebaut, blickte auf den Pamlico Sound und besaß eine kleinere Veranda vor dem Haus und eine weitere, etwas größere an der Seite zum Wasser hin. Außerdem war es klein: gleich hinter der Eingangstür ein Kaminzimmer mit großem Fenster, Wohnküche, zwei Schlafzimmer und ein Bad. Ein Fernseher war nicht zu entdecken, was bei mir spontan Panik auslöste, obwohl sie das gar nicht bemerkte, glaube ich. Sie zeigte mir alles und brachte mich schließlich in den Raum, in dem ich schlafen sollte. Er lag ihrem gegenüber und diente normalerweise als Lesezimmer. Er war nicht einmal halb so groß wie mein Zimmer zu Hause. Unter dem Fenster befand sich ein schmales Bett, daneben ein gepolsterter Schaukelstuhl, eine Leselampe und ein Regal mit Büchern von Betty Friedan, Sylvia Plath, Ursula K. Le Guin und Elizabeth Berg, dazu Bände über Katholizismus, Thomas von Aquin und Mutter Teresa. Auch hier kein Fernseher, aber immerhin ein Radio, das allerdings aussah wie hundert Jahre alt, und eine altmodische Uhr. Der Einbauschrank, wenn man ihn so nennen mochte, war winzig, und meine Kleider passten nur hinein, wenn ich sie gefaltet auf den Boden stapelte. Es gab weder Nachttischchen noch Kommode, wodurch ich mich plötzlich fühlte, als wäre ich unerwartet für eine Nacht zu Besuch gekommen statt der beabsichtigten sechs Monate.

»Ich liebe dieses Zimmer«, seufzte meine Tante und stellte den Koffer ab. »Es ist so gemütlich.«

»Ja, es ist nett«, rang ich mir ab. Nachdem sie mich zum Auspacken allein gelassen hatte, warf ich mich aufs Bett, immer noch fassungslos, dass ich wirklich hier war. In diesem Haus, an diesem Ort, mit dieser Verwandten. Ich blickte aus dem Fenster auf die rostfarbene Holzverkleidung des Nachbarhauses und wünschte mir inständig, ich könnte den Puget Sound oder das schneebedeckte Kaskadengebirge sehen oder zumindest die schroffe Felsküste, die ich schon mein ganzes Leben lang kannte. Ich dachte an die Douglastannen und Zedern und sogar an den ewigen Nebel und den Regen. Ich dachte an meine Familie und Freunde, die genauso gut auf einem anderen Planeten hätten sein können, und der Kloß in meiner Kehle wurde noch dicker. Ich war schwanger und allein, war an einen furchtbaren Ort verbannt worden und wollte nichts lieber, als die Uhr zurückdrehen und ungeschehen machen, was passiert war. Alles, das Ups!, das Reihern, den Rückzug aus der Schule, die Fahrt hierher. Ich wollte wieder ein normaler Teenager sein, ach, ich hätte mich sogar darauf eingelassen, wieder ein Kind zu sein, aber da fiel mir schlagartig das blaue Plus auf dem Schwangerschaftstest ein, und meine Augen begannen zu brennen. Auf der Fahrt war ich noch stark gewesen, aber als ich mir nun meinen Teddy an die Brust drückte und seinen vertrauten Duft einatmete, war es mit meiner Beherrschung vorbei. Es war kein hübsches Weinen, wie man es aus Kitschfilmen kennt; es war ein lautstarkes Heulen, mit Schniefen und Schluchzen und bebenden Schultern, und es schien kein Ende zu nehmen.

Über meinen Teddy: Er war weder niedlich noch teuer, aber ich hatte ihn, seit ich mich erinnern konnte. Der dünne, kaffeebraune Pelz war stellenweise blank gewetzt und ein Arm wurde von Frankenstein-Stichen gehalten. Als ein Auge abgefallen war, hatte ich meine Mutter gebeten, als Ersatz einen Knopf anzunähen, und durch die Unvollkommenheit wuchs er mir noch mehr ans Herz, da ich mich ebenfalls manchmal unvollkommen fühlte. In der dritten Klasse hatte ich ihm mit einem Filzstift meinen Namen auf die Unterseite einer Pfote geschrieben und ihn damit für immer und ewig als mein Eigentum gekennzeichnet. Als ich kleiner war, nahm ich ihn überallhin mit, meine Version einer Kuscheldecke. Einmal hatte ich ihn bei einem Kindergeburtstag vergessen, und zu Hause weinte ich so heftig, dass ich mich buchstäblich übergeben musste. Mein Vater war gezwungen, quer durch die Stadt zu fahren, um ihn zu holen, und ich bin ziemlich sicher, dass ich den Teddy danach eine volle Woche nicht mehr losließ.

Im Laufe der Jahre war er in den Matsch gefallen, mit Tomatensoße bespritzt und mit Schlafsabber durchtränkt worden; wenn meine Mutter entschied, dass er wirklich dringend gewaschen werden musste, warf sie ihn zusammen mit meinen Kleidern in die Maschine. Dann setzte ich mich auf den Fußboden und sah zu, stellte mir vor, wie er zwischen Jeans und T-Shirts herumkullerte, und hoffte, dass er die...

Erscheint lt. Verlag 30.8.2021
Übersetzer Astrid Finke
Sprache deutsch
Original-Titel The Wish
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bestsellerautor • eBooks • erste große Liebe • Fotografie • Frauenromane • Krankheit • Liebe des Lebens • Liebesromane • New York • North Carolina • Ocracoke Island • Romane für Frauen • Schicksalsschlag • Weihnachten
ISBN-10 3-641-22807-7 / 3641228077
ISBN-13 978-3-641-22807-1 / 9783641228071
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