Der Mensch versteht sich selbst nicht mehr -  Günter Theisen

Der Mensch versteht sich selbst nicht mehr (eBook)

Sich selbst besser verstehen lernen
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2021 | 1. Auflage
668 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-6797-9 (ISBN)
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In einer Zeit, in der zunehmender Egoismus und Materialismus einer nachlassenden Ethik und Moral gegenüberstehen und der Mensch daran gemessen wird, wie materiell erfolgreich er ist und inwieweit er nach den gesellschaftlich vorgegebenen Wert- und Normvorstellungen funktioniert, wundert es nicht, wenn sich der Mensch von seinem innersten Kern immer weiter wegbewegt und sich in der Folge immer weniger selbst versteht. Dieser Prozess der eigenen Verfremdung und des verloren gehenden Selbstverständnisses ist schleichend und soll im ersten Teil dieses Buches thematisiert werden. Der zweite und größere Teil des Buches zeigt Gedanken- und Handlungsansätze auf, wie wir uns selbst wieder näherkommen und wieder verstehen können oder - besser noch - wie wir uns gar nicht erst verloren gehen.

Der Mensch in Sorge


Wenn wir in Sorge um uns sind, kümmern wir uns um uns, weil wir uns wichtig sind, wichtig genug, um an uns zu denken, was wir in gewissen Abständen immer wieder tun sollten. Nicht die Frage nach dem Materiellen sollte dabei unser Hauptinteresse sein, sondern vielmehr die Frage, ob wir das tun, was wir tun wollen und ob wir so leben, wie wir zu leben gedenken. Gleichzeitig sollten wir besonders darauf achten, was uns gerade bewegt. Je nachdem, ob gerade etwas ansteht, ob wir in Sorge sind und wie groß die Sorge um uns ist, fallen unsere Antworten unterschiedlich aus. Viele Menschen versuchen ihre Sorgen so lange wie möglich zu verdrängen. Doch werden diese zu lange verdrängt und nicht be- und verarbeitet, kann das Ursache ständigen Zweifelns sein und die Sorgen werden irgendwann, je nach Situation, so stark über uns hereinbrechen, dass sie in einer Verzweiflung münden. Dies kann uns aber auch Anlass dazu geben, das Liegengelassene endlich anzugehen und zu beheben. Gelingt uns das, dann haben wir uns um uns gesorgt und uns versorgt. In der Folge erlangen wir in unserem Leben wieder mehr Freiheit. Nun fühlen wir uns entspannter und können uns leichter dem widmen, was gerade sonst noch ansteht und was wir in der Vergangenheit vielleicht aufgrund der vorhandenen, aber verdrängten Sorgen vernachlässigt haben.

Die Sorge um uns, sofern wir uns tatsächlich um uns sorgen, geht mit geistiger Bewegung einher und mit dem Versuch, mithilfe von Nachdenken und Selbstreflexion diese Bewegung für uns konstruktiv zu nutzen. Es ist ein Nutzen, der ohne Nachdenken, ausgelöst durch die Sorge um uns, so nicht hätte möglich werden können.

Im Zuge der Selbstreflexion erfahren wir eine Menge über uns selbst und darüber, wie wir sind. Auf diese Weise werden wir uns unserer selbst bewusster. Damit wir in echter Sorge unseren Sorgen gerecht werden können, müssen wir tief in unser Inneres vordringen. Das jedoch versuchen wir häufig tunlichst zu vermeiden, selbst dann, wenn es uns gut geht. Aber gerade dann müssten wir uns der notwendigen Aufgaben annehmen, um eine zunehmende Belastung zu vermeiden. Würden wir uns zu gegebener Zeit um uns kümmern, wäre es für uns leichter, nachzuvollziehen, welchen tatsächlichen Ursprung eine Sorge hat. Wenn jedoch die Ursache durch Symptome verdrängt wird, erkennen wir oft nur die Letzteren und versuchen diese folglich zu bekämpfen. Der Ursache kommen wir damit aber nicht näher. Diesen Kampf können wir nicht gewinnen, da wir nicht an die Ursache gelangen. Tatsächlich sorgen wir uns um etwas, das für uns nicht sichtbar ist. Etwas Tiefgreifenderes verbirgt sich dahinter. Wir aber stürzen uns auf die Symptome. Diese sind so stark, dass sie uns von der zu behebenden Ursache ablenken.

Es gibt aber auch Situationen, die völlig unerwartet über uns hereinbrechen, uns ebenfalls mit Sorgen belasten und uns dazu bewegen, uns um uns zu sorgen. In solchen Situationen können wir etwas herausfinden, was wir noch nicht über uns herausfinden konnten.

Dieser Prozess, den wir oft scheuen, stellt sich häufig als ein recht schmerzhafter dar. So schmerzhaft er ist, er trägt auch etwas Positives in sich. Wir erwerben mehr Wissen – nicht nur über uns, sondern auch über das, was mit uns in Verbindung steht. Zu dem, was uns Sorge bereitet, müssen wir eine Verbindung herstellen. Wir dürfen uns nicht einreden, dass es uns nichts angehe. Ein Verbundensein mit unserer Sorge ermöglicht uns ein Mehr an Wissen. Sowohl dieses Verbundensein als auch das Mehr an Wissen werden wir nicht erfahren, wenn wir die Angst in uns tragen, das über uns Hereingebrochene nicht bewältigen zu können. Erst, wenn wir erkennen, dass wir uns durch unsere Sorgen Wissen ermöglichen können, sind wir in der Lage, diese zu beheben. Oft können wir erst nach der Behebung des Problems erfassen, welches Mehr an Wissen wir erlangt haben und es nutzen. Diese Erkenntnis ist wichtig, denn sie stärkt uns in unserer Selbstwirksamkeit.

Wir sind dadurch in der Lage, auch nachfolgende Probleme besser zu lösen. Das verleiht uns die Zuversicht, die Dinge, die wir tun müssen, durch ein tatkräftiges Handeln zu vollziehen. Was auf uns zukommt, hat immer auch etwas mit uns zu tun. Dessen müssen wir uns bewusst werden. Durch ein Verbundensein mit dem Außen, das erst durch das Beheben unserer Probleme und Sorgen und das daraus geschöpfte Wissen entstehen konnte, tragen wir dazu bei, dass unser Leben an Zufriedenheit gewinnen kann. Bis wir soweit sind und unsere Sorgen hinter uns lassen können, müssen wir oft über eine längere Phase hinweg Schmerz und Leid erfahren. Befinden wir uns in dieser leidvollen Phase, sollten wir immer daran denken, dass wir in ihr mehr Wissen über uns erlangen und uns Zusammenhänge klarwerden, wenngleich wir das in diesem Moment nicht erkennen können. Doch gerade durch dieses Wissen können wir nicht nur uns und die Welt bewusst verstehen lernen, sondern wir ermöglichen uns auch ein logisch nachvollziehbares Handeln. Das heißt, wir können dann meistens für uns begreifen, welchen Nutzen das Erfahrene für uns haben kann. In diesem Wissen können wir auch anderen von Hilfe sein, denn wir haben die Möglichkeit, auch sie davon zu überzeugen, zu was ein mögliches Problem führen kann. Es bewirkt, sofern wir es bewältigen konnten, mehr Wachstum und ermöglicht uns Erfahrungen, aus denen wir Erkenntnisse gewinnen, mit deren Hilfe wir Darauffolgendes, das einer Veränderung bedarf, angehen können.

Erfahrungs- und Erkenntnisgewinn aus einem Problem, das uns Sorgen bereitete, führen dazu, dass wir nicht nur spätere Probleme besser lösen können, sondern auch in der Zukunft mögliche Probleme verhindern. Zudem können wir praktisch für uns darlegen, was uns bei dem Beheben des Problems nützlich war und was nicht. Besonders wichtig dabei ist, dass wir Wissen darüber erlangen, worauf wir genau achten müssen, damit ein Problem nicht so groß wird. Vernachlässigen wir diesen Aspekt, kann das Problem so mächtig werden, dass unsere Sorgen uns zu überwältigen drohen. Wissen wir hingegen, worauf wir achten müssen, können wir möglichen weiteren Sorgen vorbeugen, auch jenen, die uns andere bereiten könnten, weil sie uns nicht verstehen. Es gilt also, nicht nur auf uns zu schauen, sondern auch auf die Menschen, mit denen wir zu tun haben. Lassen wir hier Achtsamkeit walten, dann werden wir im Ansatz erkennen können, wenn mögliche Missverständnisse Probleme hervorrufen könnten.

Diese Missverständnisse resultieren aus einer unklaren Kommunikation, die zu für unser Gegenüber nicht nachvollziehbaren Handlungen führt. Sorgen, die sich aus Problemen in uns entwickeln, entstehen, weil wir zu lange warten und uns nicht rechtzeitig darum kümmern, eine adäquate Lösung zu erzielen. Probleme in Bezug auf andere entstehen dann, wenn zu wenig, zu viel oder nichts kommuniziert wird oder auch, weil es an Klarheit mangelt, da Dinge nicht konkretisiert werden. Wir handeln jedoch so, wie wir handeln, aus gewissen Erfahrungen heraus, die wir in der Vergangenheit machten – und das teilweise in der vorbeugenden Sorge um uns.

Wenn wir anderen Menschen klarmachen können, warum wir so handeln, wie wir handeln, dann brauchen wir uns kaum Sorgen machen, dass diese Menschen Ursache unserer Probleme und Sorgen sein werden. Dadurch tragen wir letztendlich nicht nur zu einer verbesserten eigenen Lebenssituation bei, auch unser Gegenüber wird sich wohler mit uns fühlen. Wir sorgen somit für Klarheit und Transparenz, was in der Folge zu mehr Vertrauen führt. Wenn wir also achtsam sind, erkennen wir Probleme nicht nur schneller, sondern sind auch imstande, sie zügiger zu lösen, sofern wir ihr Kommen nicht verhindern konnten. Wir müssen uns unserer Sorgen ernsthaft annehmen, wenn wir verhindern wollen, dass sie zu Problemen führen. Dadurch ermöglichen wir nicht nur uns selbst, sondern auch anderen ein sorgenfreieres Miteinander. Dieses Wissen trägt zu innerer Sicherheit bei, nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen. Die gewonnene Sicherheit verringert potenziell aufkommende Sorgen um uns. Sorgen, Situationen nicht gewachsen zu sein oder auch Sorgen, die andere uns bereiten könnten, verringern wir dadurch deutlich.

Wenn wir von unserem Umfeld verstanden werden und dieses uns auch zu verstehen versucht, obgleich es nicht unserer Meinung ist, so kann unser Umfeld kaum Anlass für mögliche Sorgen sein, da wir auf Akzeptanz stoßen. Unsere klare Haltung trägt dazu wesentlich bei. Die Welt versteht uns besser und umgekehrt wir auch diese. Unklarheiten und Missverständnisse nehmen folglich ab. In diesem Wissen fällt es uns leichter, klare und verständliche Entscheidungen zu treffen, zu denen wir auch stehen. Beim Treffen von Entscheidungen belasten wir uns dann nicht mit dem Gedanken, was andere von uns denken könnten. Auch haben wir keine Angst mehr davor, etwas falsch zu machen. Wir wissen, dass andere uns eher dann akzeptieren, wenn wir das tun, was wir für richtig halten. Denn dann sind wir authentisch. Selbst gegenläufige Meinungen, die wir zur Kenntnis nehmen,...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-7534-6797-9 / 3753467979
ISBN-13 978-3-7534-6797-9 / 9783753467979
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