Die irischen Schwestern (eBook)

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2021 | 1. Auflage
527 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-887-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die irischen Schwestern -  Tamera Alexander
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Carnton Plantage, Franklin, 1866: Catriona O´Toole und ihre Schwester Nora haben die grüne Insel hinter sich gelassen, um in Amerika ein neues Leben zu beginnen. Sie wollen zu ihrem Bruder, der bereits vor einigen Jahren ausgewandert ist. Doch auf der Südstaaten-Plantage Carnton verliert sich dessen Spur. Als die Geldscheine, die ihr Bruder ihnen geschickt hatte, sich dann auch noch als Fälschungen herausstellen, überschlagen sich die Ereignisse: Die beiden Schwestern geraten in das Visier von Regierungsagenten und stehen plötzlich völlig mittellos da. Ihnen bleibt keine andere Wahl, als um Aufnahme in Carnton zu bitten. Zu ihrem Glück meint es der neue Aufseher Wade Cunningham gut mit ihnen. Er fühlt sich zu der temperamentvollen irischen Schönheit Catriona hingezogen, doch sie geht auf Abstand. Ihr Instinkt sagt ihr, dass dieser Mann nicht der ist, der er zu sein vorgibt ... Die Aufbruchszeit nach dem Ende des Bürgerkriegs und das Los ehemaliger Sklaven bilden den historischen Hintergrund dieser facettenreichen Liebesgeschichte.

Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.

Kapitel 2

»Ich heiße Wade Cunningham, Oberst McGavock. Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig heute Nachmittag Zeit für mich haben, Sir.« Wade war zufrieden, dass sein Tonfall herzlich klang, und freute sich über McGavocks einladende Miene.

»Es ist mir eine Freude, mit Ihnen zu sprechen, Mr Cunningham. Bitte nehmen Sie Platz.«

Wade setzte sich in den antiken Schaukelstuhl und schaute den Mann an, der hinter dem Schreibtisch saß. Über diesen Mann führte er seit mehreren Wochen Untersuchungen durch.

McGavock hatte ihn in das Büro des schön eingerichteten imposanten Hauses geführt. Der Geruch von Pfeifentabak und gut geöltem Leder, der im Raum lag, erinnerte Wade an das »Arbeitszimmer« seines Vaters – ein Zimmer an der Seite des Stalls, in dem er seinem Vater geholfen hatte, Sättel und landwirtschaftliche Geräte zu reparieren. Wenn von der Arbeit des Tages »genug getan war, auch wenn nicht alles vollständig erledigt war«, wie sein Vater immer gesagt hatte, hatte dieser oft die Seitentür aufgestoßen und seine Jungen zu sich gelassen. Dann hatten sie zusammen den Sonnenuntergang bewundert und sein Vater hatte seine Pfeife geraucht. Wade hatte diese Pfeife und diese Momente mit seinem Vater geliebt und diese Erinnerung hielt er bis heute in Ehren.

McGavock warf einen Blick aus dem Fenster. »Wie ich sehe, wird das Wetter wieder schlechter. Ich hatte gehofft, die Kälte und der Regen wären inzwischen vorbei.«

Wade zog eine Braue hoch. »Anscheinend hat dem März niemand gesagt, dass der Frühling beginnt.«

»In dieser Gegend kann der März genauso nass und kalt sein wie der Dezember. Aber im Frühling ist es in Franklin sehr schön. Ich weiß nicht, ob die Angelegenheit, die Sie nach Carnton führt, es zulässt, aber ich hoffe, Sie können lange genug bleiben, um den Frühling hier zu erleben.«

Wade nickte. »Das hoffe ich auch, Sir.« Ein freundschaftliches Gespräch mit Oberst McGavock war genauso unangenehm wie ein spitzer Stein im Stiefel. Dieser Mann, der sich seinen militärischen Rang nicht erarbeitet, sondern ihn verliehen bekommen hatte, repräsentierte einen typischen konföderierten Plantagenbesitzer. Er war gut erzogen, wenigstens im Sinne des Südens, und strahlte Reichtum und Selbstvertrauen aus. Dieser Ausstrahlung haftete jedoch ein unangenehmer Geruch an, den Wade im Krieg bekämpft hatte. Nein, er hatte ihn nicht nur bekämpft. Er hatte ihn auslöschen wollen. Aber weitaus mehr beunruhigte ihn, dass er wieder hier in Franklin, Tennessee, war, in einem Winkel des Landes, in den er nie hatte zurückkehren wollen.

Als er sich im letzten Frühling dem neu gebildeten US-Geheimdienst angeschlossen hatte, war ihm bewusst gewesen, dass er als Agent überallhin geschickt werden konnte. Überallhin, wo es Geldfälscher gab. Überallhin, wo Geldfälschen weitverbreitet war. Über ein Drittel des Geldes, das derzeit im Umlauf war, war gefälscht – und der immer noch stark angeschlagenen US-Wirtschaft drohte der Bankrott. Die Geldfälscher trieben überall ihr Unwesen. In der Gegend von Nashville waren sie besonders stark vertreten und ihr Gewerbe boomte so sehr, dass sie für das Bankensystem des Landes eine ernste Bedrohung darstellten. Die Regierung musste also etwas unternehmen.

Als Chief Wood ihm mitgeteilt hatte, dass er nach Franklin fahren sollte, hatte er vehement widersprochen. Aber Wood war von seinem Standpunkt nicht abgewichen. Also hatte Wade entschieden hierherzukommen, den Fall zu lösen und dann so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Für immer. Er hatte geschätzt, dass er höchstens einen Monat brauchen würde, um diesen Fall zu lösen. Aber während er jetzt hier saß, nur eine Meile von der Stelle entfernt, an der alles passiert war, war er wesentlich weniger zuversichtlich. Bei den Erinnerungen an das, was er gesehen und was er getan hatte, als er das letzte Mal hier gewesen war, zog sich sein Magen schmerzlich zusammen. Er hätte seinem Vorgesetzten vehementer widersprechen sollen!

McGavock deutete auf ihn. »Der Schaukelstuhl, auf dem Sie sitzen, war ein Geschenk, das mein Vater von einem sehr angesehenen Freund bekommen hat. Vom verstorbenen Präsidenten Andrew Jackson.«

Wade bemühte sich, sich von seinen Gedanken loszureißen, als er die Bewunderung in der Stimme dieses Mannes hörte. Er strich mit der Hand über die geschwungene Armlehne aus Holz und Leder, als wäre er beeindruckt. »Das ist ein schönes Möbelstück, Herr Oberst. Sie und Ihre Familie verbinden damit bestimmt kostbare Erinnerungen.«

»So ist es. Diese Erinnerungen nehmen an Wert zu, je mehr Zeit vergeht. Als ich ein junger Mann war, beehrte uns Präsident Jackson einmal zum Abendessen. Danach saß er auf diesem Stuhl und unterhielt uns mit Geschichten von den Kriegen, in denen er gekämpft hatte, und von allen …«

Wade bemühte sich nach Kräften, interessiert zu wirken. Bei seinen Voruntersuchungen hatte er die Verbindung zwischen der Familie McGavock und dem verstorbenen Präsidenten ausgegraben. Jackson und Randal McGavock, Johns Vater, waren enge Verbündete gewesen. John McGavock selbst war schon in jungen Jahren bei Jackson »sehr beliebt« gewesen. Diese Beziehung hatte ihm zu einer Stelle verholfen, die Felix Grundy, Johns Onkel und ein einflussreicher Anwalt und Politiker, ermöglicht hatte. Grundy hatte es persönlich arrangiert, dass John Adjutant des verstorbenen Präsidenten James K. Polk, des Gouverneurs von Tennessee, geworden war. Und das, obwohl John erst 25 Jahre alt gewesen war. Es wäre untertrieben, würde man lediglich sagen, der Eigentümer von Carnton sei mit vielen Privilegien ins Leben gestartet.

Wade würde es vor McGavock nie offen aussprechen, aber Präsident Jackson würde er sich bestimmt nicht zum Vorbild nehmen. Der siebte Präsident des Landes war Sklavenbesitzer gewesen. Und ein leidenschaftlicher Demokrat, genauso wie McGavock. Trotzdem hatte Jackson eine Eigenschaft besessen, die Wade respektierte. Laut älteren Kollegen in Washington, D. C., die Jackson persönlich gekannt hatten, hatte der Präsident ein sehr starkes Ehrgefühl besessen. Das hatte dazu geführt, dass er sich gelegentlich zu Schlägereien hatte hinreißen lassen. Jackson hatte sogar in einem Duell einen Mann getötet, weil dieser seine Frau grundlos beleidigt hatte. Ein so starkes Ehrgefühl bewunderte Wade unwillkürlich. Ein Mann ohne Ehrgefühl war kein Mann.

Anstand. Geradlinigkeit. Gerechtigkeit. Auf diesen Werten wollte er sein Leben aufbauen. Manchmal erforderte seine Stellung beim Geheimdienst Geheimhaltung und Täuschung. Auch wenn es ihm nie gefiel, Menschen anzulügen, tat er, was getan werden musste. Ähnlich wie der verstorbene Präsident Lincoln betrachtete er die Bibel, die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung als die Grundprinzipien seines Lebens. Zugegeben, er las die Bibel nicht so oft, wie er wahrscheinlich sollte. Aber mit der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung war er bestens vertraut und er hatte große Auszüge beider Dokumente auswendig gelernt. Anstand, Geradlinigkeit und Gerechtigkeit waren in diesen Dokumenten stark eingeflochten. Seiner Einschätzung nach waren diese Eigenschaften bei Männern wie John McGavock kaum anzutreffen. Diese Männer waren, schlicht und einfach, Verräter ihres Landes.

Deshalb hatte es ihn überhaupt nicht überrascht, als bei seinen Voruntersuchungen John McGavocks Name ganz oben auf die Liste der Leute gerückt war, die unter dem Verdacht standen, Falschgeld zu verbreiten. Vielen dieser großen Plantagen drohte nach dem Krieg der finanzielle Ruin – und das aus gutem Grund. Diese Welt war Teil des alten Südens. Der neue Süden befand sich in einem Veränderungsprozess. Aber Carnton schien es immer noch gut zu gehen und er nahm sich vor, den Grund dafür herauszufinden.

Es war Chief Woods Idee gewesen, dass er seine Verbindung zum Geheimdienst verschweigen sollte. Natürlich verhielten sich Agenten routinemäßig unauffällig. Das war Teil des Jobs. Manchmal wurden vertrauenswürdige Führungspersonen in Leitungsfunktionen vor Ort über die Anwesenheit eines Agenten informiert. Aber dieses Mal waren mehrere dieser »vertrauenswürdigen Führungspersonen« verdächtig. Nein, bei fast 50.000 Dollar Falschgeld, das aus diesem Teil des Landes stammte, stand zu viel auf dem Spiel und der Geheimdienst wusste nicht, wer seine Verbündeten waren.

Nur zwei Personen in der Stadt wussten, wer er war und warum er hier war. Eine Kontaktperson bei der lokalen Bank und eine auf dem Postamt, zwei von drei beliebten »Geschäftswegen« für Geldfälscher. Die dritte Schiene waren aus offensichtlichen Gründen Geschäfte und Gemischtwarenläden. Die Angestellten bei der Bank und beim Postamt waren einer gründlichen Untersuchung unterzogen worden. Sie waren sauber und gern bereit, dem Geheimdienst zu helfen. Einer von ihnen hatte sogar starke, wenn auch heimliche Sympathien für den Norden, was gut zu wissen war. Trotzdem musste Wade vorsichtig sein, wie die jüngste Ermordung eines Agentenkollegen bewies. Als er an das begangene Unrecht dachte, zog sich sein Brustkorb zusammen.

Anson Berns Leiche hatte mit aufgeschlitzter Kehle im Cumberland River in der Nähe von Nashville getrieben. Bern war ein ehemaliger Polizist und ein ausgezeichneter Agent – und Freund – gewesen. Sie hatten gemeinsam an mehreren Fällen gearbeitet. Immer leutselig und humorvoll, hatte Bern leidenschaftlich für die Gerechtigkeit und die Einhaltung der Verfassung gekämpft. Er war sowohl in seinem Einsatz für den Geheimdienst als auch in seinem ganzen Leben eine eindrucksvolle Persönlichkeit gewesen. Bern war über einen Meter achtzig groß und so stark wie ein Baumstamm gewesen. Er...

Erscheint lt. Verlag 1.1.2021
Übersetzer Silvia Lutz
Sprache deutsch
Original-Titel Colours of truth; Carnton 2
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte christlicher Liebesroman • Diskriminierung • Einwanderung • Geheimdienst • Geldfälschung • Glaube • Gott • Historischer Liebesroman • Liebe • reconstruction • Sklavenbefreiung
ISBN-10 3-96362-887-1 / 3963628871
ISBN-13 978-3-96362-887-0 / 9783963628870
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