Erben wollen sie alle (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
352 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2505-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Erben wollen sie alle -  Tessa Hennig
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wer erben will, muss leiden Bianca will es noch mal wissen: In ihrer Finca auf Mallorca auf den Tod warten? Kommt nicht in Frage! Zusammen mit dem liebenswerten Rentner Wolfgang will die rüstige 75-Jährige die Welt bereisen und dabei ihr Vermögen verjubeln. Doch Bianca hat die Rechnung ohne die bucklige Verwandtschaft gemacht. Sohn Steffen und Tochter Anja glauben, ihre Mutter sei auf einen Heiratsschwindler reingefallen und sehen ihr Erbe zerrinnen. Mit Kind und Kegel reisen sie nach Sóller, um ihre Mutter umzustimmen. Doch die denkt gar nicht daran, das Erbe einfach so den Nachkommen zu überlassen. Nur wer sie wirklich liebt, soll etwas bekommen, und sie weiß auch schon, wie sie die Familie auf die Probe stellen kann ...

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Kapitel 1


Brauch bald ’ne mit 2.0. Mit 1,75 wird der Arm hin zur Tastatur ja immer länger. 1,5 Diop – das waren noch Zeiten!
Wenigstens kein Geierhals mehr. Weitsichtigkeit ist gut für die Haltung. Man lehnt sich zurück, um scharf zu sehen, aber das geht in die Schultern.
Wenn’s wehtut, merkt man, dass man lebt! Also jammre nicht!
Schon die zweite Nacht von Ernst geträumt. Koffer gepackt. Mutter hat mal gesagt, wenn alte Menschen Koffer packen, dann gesellen sie sich bald zu den Ahnen. Die Kiste mit den Nägeln drauf kann warten!
Will Ernst mich jetzt etwa holen? Bin doch erst 74, na gut, aufgerundet 75 – aber erst ab übermorgen.
Und holen? Ha! Wozu? !
Erst Luisa zusammenstauchen, dass sie ständig diese Emikodingsdas schickt, und jetzt biste selbst süchtig danach.
Jeder braucht ein Laster!
Und was, wenn Mutter in Sachen Koffer recht hat?
Bianca, beruhig dich! Es sind nur Träume. Sind Schäume. Auch das hat sie oft gesagt, und die hat keinen Koffer gepackt, bevor sie der Schlag getroffen hat.
Das kommt nur davon, weil ich diese Woche zweimal auf dem Friedhof war. Else ist jetzt auf ihrer letzten Reise, auch ohne Koffer. Hätte ja nicht bei Ernst vorbeischauen müssen. Der hat seine Blumen schon letzte Woche gekriegt, unverdienterweise.
Sollte ich nicht denken. Bringt Unglück. Nix Schlechtes über Tote reden.
Ach, Else … Du wirst mir fehlen. Mit dir war sogar der Ballermann schön. Jetzt sind se bald alle weg. Entweder in Alemania oder im Himmel, wobei Else sich nicht sicher gewesen war, ob sie nicht in die Hölle kommen würde . Fünf Männer verschlissen! Dann hatte sie doch den Himmel schon auf Erden gehabt . Vielleicht trifft sie in der Hölle ja auf Ernst . Dann hat sich’s ausgeballermannt.

Sonne scheint. Wird wieder heiß heut. Hoch lebe Mallorca! Rheumasaison ist endlich rum.

Tag fängt abgesehen von diesen Koffern gut an.
War ausnahmsweise ohne diese pflanzlichen Dragees auf dem . Geht also doch. Die richtige Atemtechnik. Allein dafür hat sich Yoga gelohnt. Und reichlich Olivenöl ins Essen. Gibt’s ab heute jeden Abend, zu allem, und nicht zu scharf essen. Muss ich Teresa sagen. Estufado so scharf. Nee! Stopft. Vermutlich heißt das Gericht deshalb »estufado«. Klingt doch schon irgendwie nach »stopfado«. Das braucht sie gar nicht mehr machen. Spanische Küche in allen Ehren, aber nix mehr mit scharf! Soll lieber putzen statt kochen. Kann sie bald woanders. Oh Gott! Ich muss es ihr heut sagen!

Bianca klappte ihr Notebook entschlossen zu und trank den letzten Schluck ihrer zweiten Tasse Kaffee. Mit nur einer waren Albträume kaum zu vertreiben. Ein Hirnputzer, dieser spanische Lösliche. Und der Kreislauf kam dabei auch noch in Schwung. Biancas Blick fiel auf die Uhr über ihrem Sekretär. Schon halb neun, und sie saß immer noch im Schlabber-T-Shirt vor der Schlafzimmerkommode. An sich kein Problem, wenn man allein lebte, doch solche Dinge durften gar nicht erst einreißen. Disziplin ist das halbe Leben! Bianca betrachtete sich bei diesem Gedanken im Spiegel und erschrak über ihren Gesichtsausdruck, die schmalen, zusammengekniffenen Lippen, aber auch über ihr Haar, das noch kreuz und quer abstand. Keine gute Idee, diese Kurzhaarfrisur. Gib’s zu! Haste dir doch nur so machen lassen, weil Wolfi die Beimer aus der Lindenstraße so toll findet. Der bloße Gedanke an ihn zauberte die erschreckende Strenge ihres Spiegelbilds sofort weg und belebte es mit einem Lächeln. Das verschwand aber, als sie die Haustür ins Schloss fallen hörte. Teresa!

Bianca stand auf und huschte hinüber zum begehbaren Kleiderschrank, in dem nun, seitdem Ernsts Sachen entsorgt waren, alles viel übersichtlicher auf den Stangen hing. Obwohl Bianca sich eigentlich nur ihre bequemen Leggings herausholen wollte, schnappte sie sich gleich noch ihr blaues Kleid und legte es sich für später auf dem Bett zurecht. Wolfi liebte Blau, das gefiel ihm auch an ihren Augen so, und früher hatte die Farbe sowieso perfekt zu ihren naturblonden Haaren gepasst. Zu Friedhofsblond passte gottlob alles. Einer der Vorzüge des Alters. Hinein in die Hose. Das T-Shirt ließ sie gleich an. Für eine Zugehfrau musste man sich schließlich nicht schick machen.

Hatte Teresa etwa Fledermausohren? Natürlich hörte man normalerweise jeden Schritt auf der ausladenden Wendeltreppe aus Marmor, die hinunter ins Erdgeschoss führte, aber doch nicht, wenn jemand barfuß darauf heruntertapste. Bianca liebte die sanfte Kühle an ihren Fußsohlen, wenn es draußen schon recht warm war – mit ein Grund, weshalb sie sich für Marmorfliesen im ganzen Haus entschieden hatten. Die waren auch leichter zu reinigen, vor allem im Frühjahr, wenn der Wind aus dem bergigen Umland Kiefernpollen über ganz Port de Sóller verteilte und ihn gelegentlich damit sogar gelb einnebelte.

»Hola Bianca. Que tal?«, hallte es erneut hinaus ins Treppenhaus. Teresas Stimme kam aus der Küche, begleitet von Gerumpel und einem daraufhin einsetzenden Geräusch von fließendem Wasser, das munter in einen Eimer pritschelte. Schon zog Bianca der Duft des in Spanien allseits beliebten Chlorreinigers, den sie hierzulande »Lejia« nannten, in die Nase. Angeblich ja das Allerbeste, um ein Haus keimfrei und blitzeblank zu bekommen, insbesondere die Bäder. Wenn Teresa mit ihrer Putzaktion fertig war, roch es in ihrem Domizil wie in einem Krankenhaus. Man konnte dann vom Boden essen. Das Haus wurde zugleich zur Todeszone für Ameisen und sonstiges Krabbelzeug, mit dem Mutter Natur sie im grünen Teil Mallorcas, im Nordwesten, reichlich segnete.

»Buenas«, begrüßte Bianca sie, als sie die Küche betrat. Das dazugehörige »Dias« ließ sie weg. Das machten hier alle Einheimischen, wie ihr Teresa erklärt und sie selbst oft genug in der Stadt aufgeschnappt hatte. Man war dann eine von hier, wobei Teresa froh war, dass Bianca de facto keine »von hier« war – vermutlich mit ein Grund, warum sie als Zugehfrau seit Jahren fast ausschließlich für sie, Überwinterer aus Berlin, und noch drei Deutsche, die Bianca nicht kannte, arbeitete. Brachte auch mehr ein als ihre früheren Jobs in der Hotellerie und Gastronomie, denen sie ihre Deutschkenntnisse zu verdanken hatte. Deutsche hatten Teresas Erfahrung nach stets ein aufgeräumtes und vor allem logisch organisiertes Haus. Bei Spaniern lag so viel herum, dass sie vor lauter Aufräumen gar nicht zum Putzen kam. Die minimalistische, moderne Einrichtung ihres Hauses musste für Teresa das Paradies auf Erden sein. Durchdacht bis ins letzte Detail, genau wie Bianca es immer für ihre Kunden getan hatte. Wer zwanzig Jahre für andere Wohnungseinrichtungen konzipiert hatte, der wusste, wie man aus einer Finca einen Luxustempel machte. Ein Traum in Weiß und Anthrazit mit wenigen und für jeden Raum abgestimmten Farbakzenten, die Gemälde und Skulpturen beisteuerten.

»Magst du einen Kaffee?«, fragte Bianca, obwohl sie genau wusste, dass Teresa vor der Arbeit keinen trank. Dementsprechend verdutzt sah sie zu ihr her. Doch lieber später mit ihr reden? Etwas vor sich herzuschieben, war an sich nicht Biancas Ding. Das sorgte nur für einen nervösen Magen.

»Es gibt etwas zu besprechen«, gab Bianca ihr zu verstehen, damit sie es so schnell wie möglich hinter sich hatte.

»Aber das Wasser. Es ist jetzt heiß«, protestierte Teresa.

»Dauert nicht lange.« Zumindest hoffte Bianca das.

Teresa stellte den Wasserhahn ab und hievte den nach Chlor stinkenden Eimer aus der Spüle. Schwungvoll und mit so angespanntem Bizeps, dass man meinen könnte, sie sei eine ehemalige russische Gewichtheberin. Bianca erstaunte immer wieder, woher diese Frau die Kraft nahm. Mit fünfundsechzig war man schließlich kein junges Ding mehr. In Teresas Alter hatte sie beim Treppensteigen bereits gekeucht und nach zwei fiesen Schüssen der Hexe nichts mehr angefasst, was die Hexe hätte ärgern können.

»Also doch einen Kaffee? Cortado?« Bianco hoffte, dass Teresa mit ihren Prinzipien brach.

Zunächst nickte sie – schulterzuckend –, nahm dann aber Bianca mit zusammengekniffenen Augen ins Visier, woraufhin aus ihren sonnengegerbten Falten regelrechte Furchen wurden, die ihre Stirn von der nach hinten gebundenen blondierten Mähne bis zu den Augenbrauen zierten.

»Ist alles in Ordnung? Du siehst blass aus«, stellte Teresa fest.

»Ja. – Was soll denn nicht in Ordnung sein?« Warum sie etwas blass war, wusste Bianca. Das musste die Aufregung sein. Wer überbrachte schon gern unangenehme Nachrichten? Da sah man nun mal nicht aus wie das blühende Leben.

»Du warst doch beim Arzt.« Aha, der Brief mit dem Laborbericht vom Centro de Salud von letzter Woche war Teresa also nicht entgangen.

»War reine Routine. Blutwerte einer Chica in den besten Jahren, hat der Arzt gesagt«, versicherte Bianca ihr, wobei sie natürlich wusste, dass er damit charmant übertrieben hatte. Fit war sie, aber schon lange kein Mädchen mehr.

Teresa erleichterte das sichtlich. Ihre Stirnfalten wurden wieder zu bloßen Zeitzeugen. Sie musterte sie aber immer noch...

Erscheint lt. Verlag 28.6.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alter • beste • Dialog • Erben • Familie • Frau • Geschichte • Herz • Humor • humorvoll • Komödie • Lieblingsbuch • lustig • Mallorca • Meer • Reise • Sommer • Sonne • Spanien • Strand • Strandkorb • Streit • Ü 50 • Urlaub • witzig • Zwist
ISBN-10 3-8437-2505-5 / 3843725055
ISBN-13 978-3-8437-2505-7 / 9783843725057
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Georgia Bockoven

eBook Download (2024)
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
8,99
Gedichte, Aphorismen, Kurzgeschichten und eine Abhandlung über Michel …

von Beatrix Antoni

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
5,49