Man erzieht nur mit dem Herzen gut -  Cathy Zindel-Weber,  Daniel Zindel

Man erzieht nur mit dem Herzen gut (eBook)

Ein spirituelles Elternbuch
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
256 Seiten
SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
978-3-417-26990-1 (ISBN)
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Ein Ermutigungsbuch - liebevoll, klug, mitten aus dem Leben Manchmal tut Hilfe so gut. Hilfe von jemandem, der in unser Familienleben hineinblickt - liebevoll, beratend, pädagogisch erfahren, individuell, hoffnungsvoll und voller Glaubensstärke. Dieses Buch tut genau das: Sie finden Impulse, eigene Bewertungen von Dauerbrennpunkten in der Kindererziehung zu weiten. Inspiration, sich in der Familienphase auch als Liebespaar im Blick zu behalten. Und vor allem finden Sie Ermutigung, bei allen Erziehungs- und Beziehungsfragen in Ihrer Familie, das eigene Herz einzubringen: So kann die Nähe entstehen, die alle brauchen, um gesund zu wachsen - Kinder und Eltern.

Cathy Zindel-Weber (Jg. 1959) ist Mutter von vier erwachsenen Kindern und mehrfache Großmutter. Sie ist Lehrerin und leitet die Lebensberatungsstelle 'Rhynerhus' in Zizers, Schweiz. Dort arbeitet sie auch als Eheberaterin, Elterncoach und Seelsorgerin.

Cathy Zindel-Weber (Jg. 1959) ist Mutter von vier erwachsenen Kindern und mehrfache Großmutter. Sie ist Lehrerin und leitet die Lebensberatungsstelle "Rhynerhus" in Zizers, Schweiz. Dort arbeitet sie auch als Eheberaterin, Elterncoach und Seelsorgerin. Daniel Zindel (Jg. 1958, verheiratet, 4 erwachsene Kinder) ist Theologe und arbeitet als Gesamtleiter der Stiftung "Gott hilft", ein christliches Sozialwerk in Zizers/Schweiz. Er ist nebenberuflich als Eheseelsorger und Führungscoach tätig. Seine Hüttenzeiten nutzt er zum Beten und Schreiben. Er hat zu den Themen Leiterschaft, Spiritualität und Ehe publiziert.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

DER HAUSSEGEN


Ich fahre zuhinterst und sehe unseren Kindern vor mir zu. Zum ersten Mal gleiten alle vier selbstständig auf ihren Skiern davon, die Älteren schnell und agil, die Jüngste langsam und sicher wie ein Schneepflug. Mich erfüllt ein Glücksgefühl. Was für ein Segen!

Segen ist die Frucht menschlicher Arbeit und der Zugabe von oben.

Es ist, wie wenn wir im Garten Tomaten ernten. Wir haben gegraben, gepflanzt, gegossen und gedüngt. Und jetzt halten wir die rot-reife Frucht mit ihrem matten Glanz dankbar in unserer Hand. Die Frucht ist mit und ohne unser Dazutun gewachsen. Segen in unserem Familienhaus entsteht aus dem Miteinander von unseren menschlichen Bemühungen und dem nicht machbaren, unverfügbaren Geschenk Gottes.

Wir möchten Ihnen in diesem Kapitel aufzeigen, dass die Spiritualität von uns Eltern und von unseren Kindern zum Segen in unserem Haus beitragen kann. Wir meinen, dass der Glaube für uns zur Hilfe wird, wenn er intrinsisch ist. Intrinsisch bedeutet, mir wird der Glaube nicht von außen aufgedrückt, sondern er wächst tief in meinem Inneren passend zu meiner Persönlichkeit heran.

Seit ich lebe, liebe ich Worte. Lesen war mir schon immer eine Lust. Da lag es nicht fern, dass mir das Lesen in der Bibel leichtfiel. Am liebsten packte ich meine Taschenbibel in den Rucksack und las sie in der Natur. Ich erlebte schon sehr früh, wie die Psalmen in Worte fassten, was ich in meinem Inneren erlebte. Ob durch solche Momente die Grundlage für mein späteres Studium gelegt wurde? Jedenfalls entfaltete sich mein biblischer Glaube von innen heraus.

Nicht immer darf der Glaube jedoch frei wachsen. Das folgende Beispiel verdeutlicht, wie die innere Überzeugung eines Kindes nicht aufgenommen, sondern übergangen und fromm umgedeutet wird:

Der dreijährige Samuel, auf den die Eltern lange gewartet haben, sagt zu seiner Mutter: »Nicht wahr, Mama, die Polizei, die Feuerwehr und die Soldaten schützen uns.« Die Mutter entgegnet: »Nein, das sind nur Menschen. Unser Schutz ist allein Gott. Nur wer unter dem Schutz des Höchsten steht, ist wirklich sicher.« Sie hätte stattdessen Samuels Begeisterung für Polizei- und Feuerwehrautos aufnehmen und antworten können: »Ja, diese mutigen Menschen schützen uns, darum sind wir sicher. Und Gott behütet uns auch.«

GLAUBE ALS RESSOURCE FÜR DIE FAMILIE


Für viele Eltern und Familien ist die Gottesbeziehung eine wichtige Ressource. Gott ist für sie ein Gegenüber, wo sie zur Ruhe kommen können, sich gehalten und geliebt wissen, wo sie herausgefordert und korrigiert werden. Jeder Elternteil lebt seine Spiritualität auf seine eigene Weise, mit einer ganz persönlichen Färbung. Unsere Unterschiedlichkeit als Eltern zieht sich durch alle Themen hindurch: von der Spiritualität über unsere Erziehungsstile und sexuellen Bedürfnisse bis hin zur Methode, wie wir den Kofferraum unseres Wagens für den Urlaub beladen oder den Geschirrspüler einräumen.

Schon bevor unser erstes Kind geboren wurde und bis heute erlebe ich die Quelle des Glaubens als essenziell. Wohin sollte ich gehen, wenn ich als Mutter aufgewühlt bin? Natürlich hilft es mir, mit meinem Mann oder einer Freundin darüber zu sprechen. Und doch spüre ich, dass ich für den Weg mit meinen Kindern eine Hilfe brauche, die bis in die Tiefe meines Herzens reicht. Wem soll ich für das Glück und die Freude an und mit den Kindern danken, wenn sie neugierig nach dem Warum fragen oder jede Ameise am Wegrand beobachten? Wohin soll ich mit meinen Ängsten und Sorgen um die Kinder gehen? Wohin mit meinem Unvermögen, wenn mich die Ohnmacht packt? Und wohin mit der Scham, wenn sich mein Kind beim Einkaufen auf dem Boden wälzt? Wer begleitet mich auf dem Weg, neu Ja zu sagen, wenn ich an meinem extrem willensstarken Kind fast verzweifle?

Die leere Hand: Spiritualität ist eine Quelle des Haussegens.

Vielleicht haben Sie viele der Ressourcen, die Sie benötigen, selbst. Dann freuen Sie sich daran. Doch manchmal haben wir nicht genug und Gott will uns zu Hilfe kommen.

Nicht nur für uns Eltern, sondern auch für uns als ganze Familie kann Gott zur Ressource werden. Solange unsere Kinder freiwillig mit einstimmen, können wir zum Beispiel als ganze Familie vor Gott kommen und ihm unsere Freude, unsere Dankbarkeit oder unsere Not bringen. Die Freiwilligkeit ist uns gerade im Hinblick auf unsere Jugendlichen in ihrem Streben nach Autonomie sehr wichtig. Sie sollen die Freiheit haben, sich in unsere Familienspiritualität einzubringen oder sich aus ihr auszuklinken, denn die innere Aneignung und Ausübung des Glaubens geschieht immer auf dem Boden der Freiheit.

Gott kann uns in Schwierigkeiten ganz praktisch zu Hilfe kommen.

Es war eine warme, korsische Sommernacht. Wir fuhren auf einer zwölf Kilometer langen Piste zu einem einfachen Campingplatz an einen schwer zugänglichen Strand. Es war schon spät. Plötzlich knallte es zwei Mal kurz hintereinander. Wir stiegen aus. Der hintere und der vordere Reifen auf der linken Seite waren platt. Die Mücken schwirrten in Scharen um uns und stachen zu. Sollten wir jetzt den Weg mit vier kleinen Kindern zu Fuß fortsetzen? »Wir wissen im Moment noch nicht, was wir tun sollen«, sagten wir ihnen. »Wir erzählen jetzt Jesus von unserer misslichen Lage und bitten ihn, dass er uns zu Hilfe kommt.«

Wir taten das. Zehn Minuten später hielt ein Pick-up neben uns. Der Korse hievte unsere sechsköpfige Familie in die Führerkabine und hinten auf die Ladefläche. »Sie haben riesiges Glück gehabt«, sagte der braun gebrannte Mann. »Um diese Zeit fährt sonst niemand in die Désert des Agréates. Aber vorne an der Küste ist eine Segeljacht gestrandet, ich muss die Crew abholen.« Wir dankten dem Korsen und unserem Gott herzlich, dass er eine mitten in der Macchia gestrandete Familie geborgen hatte.

Es ist wichtig, dass wir mit unseren Kindern nicht nur »Erfolgserlebnisse« mit Gott feiern, sondern mit ihnen auch aushalten, wenn Gott scheinbar nicht eingreift, wenn er zu spät oder gar nicht kommt, wenn er schweigt oder zu schlafen scheint.8 Wir haben um die Heilung der krebskranken Großmutter gebetet. Doch dann gehen wir zu ihrer Beerdigung. Wir haben für das Gelingen einer Aufnahmeprüfung gebetet. Es ging schief. In solchen Momenten bringen wir unsere Enttäuschung vor Gott. Gerade wenn wir Gott in unsere Niederlagen und in unserem Scheitern als Familie mit einbeziehen, wird der Glaube lebensnah. In unserem Gebet bringen wir nicht Lehrsätze, sondern aktuelle Lebensinhalte vor Gott, denn unser Glaube ereignet sich im gelebten Augenblick vor ihm.

Fast ein Jahr lang waren wir als Eltern und Familie nach einem Umzug untröstlich. Jeder und jede von uns hatte Heimweh nach dem alten Ort. Wenn wir uns gute Nacht sagten und noch beteten, weinten wir oft zusammen.

Glaube als Moral


Das natürliche Familienleben wird eingeschnürt, wenn wir Gott, die Quelle allen Lebens, auf eine moralische Instanz reduzieren. Dann wird Gott zum »himmlischen Aufpasser«: Er sieht, wenn du Süßigkeiten klaust oder unter der Bettdecke an deinem Ding rummachst.

Bei gewissen Entscheidungen haben wir unsere älteren Kinder ermutigt, in der Selbstreflexion und im Gebet Lösungen zu suchen. »Was möchtest denn du tun oder was täte dir gut?«, fragten wir sie. Aber auch: »Was würde Gott dazu sagen?«

Wir haben einmal selbstkritisch festgestellt, dass wir uns insgeheim von ihrem Gebet mehr Anpassung an unsere Überzeugungen erhofft hatten. Wenn wir bei unseren Kindern Gott als Instanz benutzen, um sie damit in unserem Sinne zu beeinflussen, ist das ein manipulativer Missbrauch Gottes. Wir können unsere Jugendlichen nur dazu anhalten, eine Frage im Gebet mit Gott zu bewegen, wenn wir wirklich ergebnisoffen sind und ihnen in ihren Entscheidungen Freiheit lassen.

Diese großzügige Offenheit fehlte in Tilmann Mosers Elternhaus. Er hat in den 1970er-Jahren als Psychotherapeut eine wuterfüllte Abrechnung mit seiner engen religiösen Erziehung geschrieben, bei der Gott mit Moral gleichgesetzt wurde. Er schreibt:

Neulich war ich auf einem gruppentherapeutischen Training und es ging um das Ausmaß von Hemmungen, das jeder mit sich herumträgt. Da fragte der Trainer, welche Sätze uns in unserem Leben am meisten eingeschüchtert hätten. Weißt du, was bei mir zum Vorschein kam? Die mich domestizierende, einengende, schachmattsetzende, stereotype Phrase: Was wird der liebe Gott dazu sagen? Durch diesen Satz war ich früh meiner eigenen inneren Gerichtsbarkeit überlassen worden. Im Grunde genommen mussten die Eltern gar nicht mehr sehr viel Erziehungsarbeit leisten. Der Kampf um das, was ich tun und lassen durfte, vollzog sich nicht mit ihnen als menschliche Instanz, mit der es einen gewissen Verhandlungsspielraum gegeben hätte, sondern die Selbstzucht, wie das genannt wurde, war mir überlassen, oder besser, der rasch anwachsenden Gotteskrankheit in mir.9

Wir dürfen uns als Eltern nie aus der Verantwortung rausnehmen und unsere Erziehung an eine Ideologie, ein Prinzip oder eben an Gott delegieren.

Wir müssen uns als Vater oder Mutter hinstellen und dürfen nicht Gott vorschieben. Dann hat unser Kind in uns ein leibhaftiges Gegenüber, mit dem es ringen kann. Es sieht das lebendige Gesicht eines nicht perfekten Papas und einer Mama aus Fleisch und Blut vor sich und wird nicht auf eine unsichtbare graue göttliche Eminenz verwiesen.

Nur in der Beziehung, nur »face to face« können wir dem Dilemma »Zwischen Furcht und Freiheit« der christlichen Erziehung...

Erscheint lt. Verlag 12.1.2021
Verlagsort Witten
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Achtsamkeit • Annemarie Pfeifer • anstrengende Kinder • Aufatmen • auf engem Raum • Axel Volk • beziehungsfähig • Beziehungsglück • beziehungskonstellationen • biblische Erziehung • Bindung • Buch Eltern • Buch Familienleben • Buch Pädagogik • Christlicher Ratgeber • christliches Buch • Christliches Sozialwerk • Claudia Mühlan • Eberhard Mühlan • Ehe • eltern coaching • Eltern-Kind-Beziehung • Eltern-KInd-Ratgeber • Elternratgeber • entspannte Eltern • Entwicklungspsychologie • Ermutigungsbuch • Erziehen ohne Schimpfen • Erziehung Kinder • Erziehungsbuch • Erziehungsprobleme • Erziehungsratgeber • Erziehungstipps • Familie • Familie harmonisch bleiben • Familienalltag • Familien-Handbuch • Familienhaus • Familienphase • Family • Förderung • Frauen in der Partnerschaft • Frühe Erfahrungen • Geistliche Erziehung • geistliches Buch • Gelassen • gesunde Beziehungen • glückliche Familie • Glückliche Kinder • Graubünden • Grenzen setzen • Haltungsorientierte Pädagogik • Haussegen • Hüttenzeit • ICF München • Jeff VanVonderen • Kindersegen • Kleinkinder • Kleinkinderphase • Lebensberatung • Liebe • Männer in der Partnerschaft • Mehrgenerationen • mein kind schreit mich an • Miteinanderreden • Mutter • ohne strafe • optimieren • orientieren • Pädagogik Ratgeber • Partnerschaft • Persönlichkeitsentfaltung • Probleme mit Kindern • Pubertät • Ratgeber Erziehung • Ratgeber pädagogik • Schule • Segen • Selbstoptimierung • Starke Familie • starke Kinder • starke Mütter • Stiftung Gott hilft • systemisch • Teenager • Trotzphase • Vater • Wunschkind
ISBN-10 3-417-26990-3 / 3417269903
ISBN-13 978-3-417-26990-1 / 9783417269901
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