To Me and You. Marissa & Davis (Secret-Reihe) (eBook)
350 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60691-1 (ISBN)
Mimi Heeger wurde 1983 in Kreuztal geboren und wohnt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und einem kleinen Hund im Siegerland. Die zweite Welt, in der sie lebt, ist die der Bücher. Tag und Nacht taucht sie mit Figuren aus den verschiedensten Genres in deren Geschichten ein. Das eigene Schreiben von Romanen ist schon seit Kindheitstagen ein Wunsch, der schnell zur Leidenschaft und schließlich zum großen Traum wurde.
Mimi Heeger wurde 1983 in Kreuztal geboren und wohnt mit ihrem Mann, ihren zwei Söhnen und einem kleinen Hund im Siegerland. Die zweite Welt, in der sie lebt, ist die der Bücher. Tag und Nacht taucht sie mit Figuren aus den verschiedensten Genres in deren Geschichten ein. Das eigene Schreiben von Romanen ist schon seit Kindheitstagen ein Wunsch, der schnell zur Leidenschaft und schließlich zum großen Traum wurde.
Kapitel 1
Davis
Ich bin ein Idiot. Die letzten vierundzwanzig Jahre hat niemand ausgelassen mir das immer und immer wieder unter die Nase zu reiben, doch in dieser Sekunde wird mir klar, wie recht alle hatten. Denn Scheiße, ich bin wirklich ein verdammter Idiot.
Es ist der stetige Regen, nicht die Kälte, die mich mit jeder Umdrehung meiner Reifen unruhiger werden lässt. Ich war nie zimperlich, was Temperaturen angeht, damit kann ich umgehen. Wahrscheinlich stumpft man einfach ab, wenn man in einer ungeheizten Werkstatt in Moss Side groß wird. Dummerweise lernt man dort anscheinend nicht, wie dämlich es ist, bei prasselndem Regen auf ein Motorrad zu steigen.
Denn mal ganz abgesehen von der schlechten Sicht habe ich inzwischen auch noch das Gefühl, die Maschine schwimmt mehr und mehr auf dem Asphalt. Und das macht mir wirklich langsam Angst. Ich umklammere die Griffe so fest ich kann und presse die Oberschenkel gegen den schwarzen Lack. Eine falsche Bewegung und sie können mich aus dem Straßengraben fischen.
Dreihundert gottverdammte Meilen. Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Oder doch. Eigentlich ist es mir glasklar. Ich habe mein Leben einfach nicht mehr ausgehalten. Die sogenannte Familie. Die Weihnachtsfeier unseres kleinen Familienunternehmens. Dass ich nicht lache. Leider bin ich offensichtlich nicht Idiot genug mein Leben einfach zu genießen, denn mir ist mit jeder Faser meines durchgefrorenen Körpers bewusst, wie widerlich diese Abende in jedem gottverdammten Jahr bei uns verlaufen. Wenn mein Dad sich mit seinen Arbeitskollegen besäuft, bis keiner mehr geradeaus laufen kann. Wie an jedem anderen Tag im Jahr. Nur dass sie am sechsundzwanzigsten Dezember dem Kind einen Namen geben können. Weihnachtsfeier.
Trotz meiner steifen Knochen durchfährt mich ein Schauder bei der Erinnerung an Susi, die Tussi vom Empfang, wie sie Luke und seinen Freunden, meinen tollen Arbeitskollegen, ihre künstliche Oberweite ins Gesicht drückt und sie ihre ölverschmierten Finger nicht von ihr lassen können.
Selbst einem unterbelichteten Schwachkopf wie mir ist bewusst, dass Weihnachten anders aussehen sollte. Mit einer echten Familie. Einem Tannenbaum und Rinderbraten. Zumindest hätte ich es mir so immer gewünscht. Doch ich musste vor langer Zeit lernen, man bekommt nicht immer, was man sich wünscht. Bis heute. Denn ich bin keine zehn mehr. Kein kleiner Junge, der von einem anderen Leben träumt. Ich bin erwachsen. Nehme mein Schicksal in die Hand und tue endlich, was mich glücklich macht.
Es war zwar keine geplante Sache, Manchester und meinem Dad ausgerechnet heute den Rücken zuzudrehen. Der Gedanke daran hat sich allerdings schon länger in meinem Kopf eingenistet. Gestern ist mir dann einfach die Sicherung durchgebrannt. Ich habe noch während der Party mein Hab und Gut in die alten Militärtaschen meines Dads gepackt und bin, ohne zu zögern, auf meine Maschine gestiegen.
Schon armselig. All meine Besitztümer passen in die Seitentaschen eines Motorrads. Armselig ist überhaupt das Stichwort meines Lebens. Ich habe heute Morgen tatsächlich versucht mich von meinem Dad zu verabschieden. Ausgestreckt auf dem abgewetzten Sofa hinter der Werkstatttheke lag er und murmelte irgendwas vor sich hin. Das Hemd siffig von Schnaps und höchstwahrscheinlich seinem Erbrochenem war er zu besoffen, um irgendwas mitzukriegen. Ein Vater, wie man sich ihn wünscht. Ohne eine wirkliche Verabschiedung habe ich ihn und mein Zuhause verlassen. Ein Bestellschein auf dem Werkstatttresen ist alles, was ihm von mir bleibt. Mit den kümmerlichen Worten »Machs gut, Dad«. Ich sag ja … armselig.
Ich werde aus England weggehen. Meinem grandiosen Plan zufolge sogar den gottverdammten Kontinent hinter mir lassen. Und das mit nichts außer ein paar Taschen voller ausgetragener Klamotten, meiner Gitarre auf dem Rücken, einem einzigen Bild meiner Mum und meiner Yamaha. Die MT-10 ist so was wie mein Kapital. Sie bedeutet mir alles. Doch sie bei Regentropfen, die sich selbst durch meine Lederkombi mittlerweile wie Nadelstiche anfühlen, über den Motorway zu jagen ist und bleibt eine ganz dumme Idee. Doch der Drang, endlich frei zu sein, nur noch das zu machen, was ich liebe, ist größer. Und so ignoriere ich den Vernunftteil in mir und fahre weiter. Mit jeder Minute meinem Traum ein Stückchen näher. Musik. Das ist es, wofür ich brenne. Das ist es, was ich machen will. Und daher halte ich weiter meinen Lenker fest umklammert und bin froh um jede Meile, die ich hinter mich und mein altes Leben bringe.
Nachdem ich die Chiltern Hills durchquert habe und langsam wieder die ersten Häuser am Straßenrand auftauchen, bin ich gleichermaßen erleichtert und enttäuscht. Den größten Teil der Strecke habe ich zwar überstanden, dennoch haben die schlechte Sicht, die rutschigen Straßen und nicht zuletzt der Gitarrenkoffer auf meinem Rücken mich nur schwer vorankommen lassen. Ich werde die Nachmittagsfähre, die ich noch gestern Nacht online gebucht habe, ganz sicher verpassen. Das Schiff, das mich von Dover aus in ein neues Leben bringen sollte, wird ohne mich fahren.
Ich hätte mir gewünscht noch heute das Meer zu überqueren. Allein schon aus Angst, der kleine Teil in mir, der an seiner Heimat hängt, könnte es sich anders überlegen. Denn bis auf einen Trip letztes Jahr nach Rotterdam habe ich England nie verlassen.
Mein Dad und ich sind, solange ich denken kann, einmal im Jahr nach Bournemouth zum Great Dorset Steam Fair gefahren. Das Festival für Dampfmaschinen und alles, was mit Motoren zu tun hat, ist die einzige Urlaubserfahrung, die ich je mit meiner Familie gemacht habe. Als Kind habe ich es geliebt. Das waren meine besten Tage im Jahr. Später habe ich die Gelegenheit genutzt, um mich zu betrinken und Mädels kennenzulernen. Doch in den letzten Jahren hat es mich einfach nur noch angekotzt. Jahr für Jahr die gleichen Idioten, die sich einfach nur betrinken und dabei alte Militärfahrzeuge bewundern, als wären das damals tatsächlich bessere Zeiten gewesen. Nur um meinen alten Herren nicht zu enttäuschen, bin ich mitgefahren. Und … wegen der mehrstündigen Motorradfahrt. Letztes Jahr zum ersten Mal mit der Yamaha. Ein reicher Spinner hat sie vor vier Jahren bei uns in der Gegend gegen einen Baum gefahren und wollte sie verschrotten. Doch ich habe all mein Geld und jede freie Minute investiert, um sie wieder auf die Straße zu bringen.
Wenn ich mit der Yamaha über die Landstraßen fahre, fühle ich mich lebendig. Frei. Nur dass sich heute das Gefühl der Freiheit einfach nicht einstellen will. Nicht zuletzt weil die Tropfen, die auf meinem Helm ein kleines Trommelspiel abhalten, immer lauter werden und sich nach und nach in Hagelkörnchen verwandeln. Großartig. Unter diesen Umständen werde ich es gar nicht erst bis nach Dover schaffen und einen Zwischenstopp einlegen müssen, ehe ich anstatt in der weiten Welt unter der Erde lande.
Adam. Wie aus dem Nichts taucht mein Kumpel in meinen Gedanken auf. Ich habe ihn und seine Freundin Grace letztes Frühjahr in Rotterdam kennengelernt. Vor zwei Tagen erst haben wir telefoniert und er hat wie bei jedem unserer Gespräche betont, wie dringend wir uns mal besuchen müssten. Tja, Adam, dein Glück, dass Davis Miller ein Idiot ist. Mein Glück, dass London auf dem Weg zur Fähre und nur noch eine knappe Stunde Fahrt vor mir liegt.
Wahrscheinlich zeugt es nicht gerade von immenser Intelligenz, am ersten Tag nach den Feiertagen unangekündigt auf der Matte zu stehen, nur sind meine Möglichkeiten in diesem Augenblick äußerst eingeschränkt. Selbst wenn ich irgendwo ein Zimmer finden würde, zwischen den Feiertagen wäre dieses wahrscheinlich unbezahlbar. Immerhin ist London nur ein erster Zwischenstopp und mein Erspartes mehr als überschaubar. Wo genau mein Ziel ist? Ich habe keinen gottverdammten Schimmer. Ich schnaube schmunzelnd in meinen Helm, dessen Visier bei meinem warmen Atem direkt beschlägt. New York vielleicht. Oder zu mir selbst, denke ich und bin froh, dass keiner meine Gedanken hören kann. Denn das ist einfach lächerlich. Aber jetzt ist es zu spät umzukehren. Ich will einen Neuanfang. Nein, ich brauche einen Neuanfang. Nicht tagein, tagaus in der Werkstatt meines Dads an alten Autos schrauben und abends mit ihm auf unserer abgewetzten Couch sitzen und nur aus den Nachrichten etwas über den Rest der Welt erfahren. Ich will selbst sehen, was das Leben zu bieten hat. Und vor allem will ich Gitarre spielen. So lange spielte die Musik nur eine Statistenrolle in meinem Leben. Das soll sich ändern.
Als Luke, der Dads Buchhaltung erledigt, mich letztes Jahr gefragt hat, ob ich mit ihm auf einen Trip nach Rotterdam komme, hätte ich nie gedacht, zwei Wochen in einem stinkenden Hostel könnten mein Leben so verändern. Doch das haben sie. Denn dort habe ich Blut geleckt. Ich habe mit fremden Menschen gesprochen, verrückte Bars und Clubs besucht und vor allem habe ich Musik gemacht. Und es hat sich richtig angefühlt.
Meine Mum hat damals darauf bestanden, dass ich ein Instrument lerne. Also habe ich, damals nur widerwillig, angefangen Gitarre zu spielen. Sie starb, als ich acht war, und ich konnte einfach nicht mehr damit aufhören. In Moss Side, Manchester gab es für mich in der Regel nur eine Möglichkeit, Gitarre zu spielen. Allein in meinem Zimmer. Das Erlebnis, auf einer echten Bühne zu stehen, durfte ich in Rotterdam das erste Mal erleben, als ein paar Jungs unbedingt mit mir jammen wollten. Wir haben ein paar Songs gecovert und es ist das unglaublichste Gefühl gewesen, das ich je erlebt habe. Rotterdam war … Es war wie ein Anfang für mich. Denn seitdem will ich mehr. Viel mehr.
Okay, jeder normale Mensch hätte mit seinen tollen...
Erscheint lt. Verlag | 21.1.2021 |
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Reihe/Serie | Secret-Reihe |
Secret-Reihe | |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Buch Liebesroman • college liebesromane deutsch • college romance deutsch • ebook new adult • impress ebooks • new adult bücher • new adult liebesroman deutsch • Secret kiss • travel love story • winterromane deutsch • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-60691-6 / 3646606916 |
ISBN-13 | 978-3-646-60691-1 / 9783646606911 |
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