The Beauty in the Tragedy (eBook)
350 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98758-5 (ISBN)
Vanessa Hußmann wurde 1992 in Detmold geboren und ist gelernte Erzieherin. Wenn sie nicht gerade ein fremdes Land bereist, verbringt sie ihre Zeit mit dem Schreiben von Romanen, ihrem Mann und drei Katzen. Die »Beauty«-Reihe ist ihr Debüt.
Vanessa Hußmann wurde 1992 in Detmold geboren.Sie ist gelernte Erzieherin und liebt es, zu reisen.Diese Leidenschaft hat sie bereits nach Thailand und Vietnam als Backpackerin geführt. Unter anderem war sie auch ein Jahr lang als AuPair in den USA.Wenn sie nicht gerade ein fremdes Land bereist,verbringt sie ihre Zeit mit dem Schreiben von Romanen,ihrem Mann und ihren drei Katzen. "The Beauty in the Broken" ist ihr Debütroman.
1 Nia
Es war merkwürdig, nach drei Monaten Klinikaufenthalt wieder zu Hause zu sein. Nichts hatte sich hier verändert, und trotzdem fühlte es sich an, als wäre ich eine Fremde in diesem Haus.
Ich versuchte, die Scherben der Vergangenheit zu beseitigen, anstatt sie zu reparieren. Verbannte alte Fotos und Erinnerungen aus dem letzten Schuljahr, um mich damit nicht mehr auseinandersetzen zu müssen. Trotzdem schmerzte es, denn am Ende vergaß man die Wunden nie. Vor allem nicht, wenn sie zu Narben verblassten und stets sichtbar blieben.
Die letzten Tage hatte ich damit verbracht, mich wieder einzuleben und mein Zimmer umzudekorieren, in der Hoffnung, dass es sich dann ein bisschen mehr nach mir anfühlte. Dabei wusste ich nicht einmal, was das bedeutete.
Ich seufzte und betrachtete mich nachdenklich im Spiegel. Meine blonden Haare fielen kraftlos über die Schultern und benötigten dringend einen neuen Schnitt. Die zuletzt eingefallenen Wangen rundeten sich wieder und das blasse Gesicht wirkte nicht mehr ganz so kränklich. Dennoch brauchte ich die doppelte Menge an Concealer, um die Augenringe halbwegs zu kaschieren.
Meine blauen Augen aber erzählten all die Geschichten, die ich am liebsten für immer vergessen hätte. Geschichten über Schmerz, Verlust und Verrat.
Mir blieben noch ein paar Wochen, bis die Schule losging, und ich war froh darüber. So hatte ich die Möglichkeit, wieder anzukommen.
Verloren stand ich in der Mitte des Raumes, sah mich um und versuchte, mich daran zu erinnern, wie es war, ich zu sein. Wollte ich das überhaupt noch?
Wenn es nach mir ginge, hätte ich alles am liebsten vergessen, begraben und die Erinnerungen nie wieder herausgeholt. Aber sie waren nun ein Teil von mir, und ich musste lernen, damit zu leben.
Mit schlaffen Gliedern setzte ich mich an den Schreibtisch und öffnete den Laptop. Ich war noch nie ein großer Fan von Social Media gewesen, aber dennoch öffnete ich Instagram. Zumindest auf meinem Handy hatte ich es geschafft, die App zu löschen. Zuletzt war sie Gift für mich gewesen.
Meine Finger schwebten über die Tastatur, doch ich stockte, als ich bemerkte, welchen Namen ich dabei war einzutippen.
Meine Eltern würden mir den Laptop auf der Stelle wegnehmen, wenn sie davon Wind bekommen würden. Ich selbst verstand nicht, warum ich ausgerechnet nach ihm suchte.
Trotz allem, was vorgefallen war – die unendlichen Tränen, der Schmerz und die zerbrochenen Freundschaften –, trotz allem sehnte ich mich nach ihm.
Es erschreckte mich, dass ich nach wie vor an ihn dachte, und hastig klappte ich den Laptop zu. In den letzten Monaten war ich zerbrochen und war nun mühsam dabei, mich wieder zusammenzuflicken. Das funktionierte allerdings nicht, wenn ich in der Vergangenheit feststeckte.
Aber ich konnte nicht anders. Wieder öffnete ich den Laptop und klickte auf sein Profil. Gleich darauf sprangen mir etliche Bilder von ihm in die Augen. Sein schönes Lächeln war perfekt in Szene gesetzt, und Hunderte von Kommentaren waren darunter zu lesen.
Nando …
Mir schossen die Tränen in die Augen. Es hätte alles anders kommen können, wenn … Das Wenn war keine Option.
Ich scrollte weiter, bis ein bestimmtes Bild meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Es zeigte einen Flyer einer Collegeparty. Dieses Wochenende.
Mein Herz raste. Mom und Dad würden mich niemals auf die Party gehen lassen. Es war ein dummer Gedanke, Hoffnung zu hegen, Nando dort zu sehen. Und selbst wenn … Was würde es mir bringen? Außer Herzschmerz?
Ich seufzte und raufte mir gleichzeitig das Haar.
Jetzt, da ich von der Party wusste, konnte ich an nichts anderes mehr denken.
Meine Schwester Hailey würde mich niemals einfach so mitnehmen, wenn ich keine ausschlaggebenden Argumente lieferte. Das Problem war, dass es keine gab. Aber irgendwie musste ich auf diese Party. Und wenn nur, um mir selbst zu beweisen, dass ich in der Lage war, ihn hinter mir zu lassen.
***
Mom und Dad saßen im Wohnzimmer, als ich am Nachmittag aus meinem Zimmer trat. Bislang kam es mir so vor, als würde jeder Schritt von mir überwacht werden, und ich schlich umher wie eine Maus, die immerzu auf der Hut war.
Die Sonne schien durch die Fenster, draußen zwitscherten die Vögel, und ich hörte die Nachbarskinder nebenan im Garten lachen.
»Hallo Schatz. Willst du noch los?« Mom lächelte freundlich, aber es erreichte ihre Augen nicht. Diese waren stets mit Sorge um mich gefüllt, und ich fand es schrecklich, der Grund dafür zu sein.
»Ich wollte zu Hailey, wenn das okay ist. Ich bin … zum Abendessen wieder da.«
»Natürlich.«
Mom und Dad wechselten einen Blick, der mir nicht entging, und er sagte mehr aus, als sie jemals laut aussprechen würden. Sie vertrauten mir nicht. Am liebsten hätten sie es gehabt, wenn einer von ihnen mich begleiten würde. Ich zwang mich zu einem Lächeln, das sich falsch anfühlte. So als hätte ich es verlernt.
»Ich bin pünktlich wieder da. Versprochen.«
Dad nickte. »Okay, viel Spaß dir. Grüß Hailey von uns und sag ihr, dass sie sich hier auch mal wieder blicken lassen kann.«
»Mach ich. Aber ihr kennt sie ja.«
Hailey liebte die Familie, nur legte sie nicht so viel Wert darauf, Zeit mit uns zu verbringen. Mom und Dad wussten das, aber manchmal fiel es ihnen schwer, es zu akzeptieren.
Meine Schwester würde sicherlich an ihrem Van arbeiten, und hoffentlich schaffte ich es, sie zu überreden, mit mir auf die Collegeparty zu gehen.
Mit dem Fahrrad fuhr ich die Straßen entlang, die mich über weite Felder und kurze Zeit später zum College führten. Haileys Van stand dort ganz in der Nähe.
Eine warme Brise wehte mir durch das Haar, der Geruch von den Gräsern und Sommer kitzelte in der Nase. Es war belebend. Trotzdem fühlte ich nichts.
Zwar ging es mir deutlich besser, aber ich hatte Schwierigkeiten damit, Gefühle wieder zuzulassen. Mich damit auseinanderzusetzen, was sie bedeuteten. Und dass es okay war, wenn es mir schlecht ging.
All meine Gefühle, die guten, die schlechten und alles dazwischen, ich durfte sie fühlen. Es gab nichts, das ich betäuben musste, indem ich einen Weg fand, es wegzusperren.
Ich sehnte mich danach, glücklich zu sein. Aber es war noch ein langer Weg bis zu diesem Punkt, es wieder voll und ganz zuzulassen.
Wie vermutet, werkelte Hailey an dem Motor des Vans herum, in dem sie lebte. Sie trug einen Pferdeschwanz, blonde Strähnen fielen ihr auf die Schultern, und an ihrer blauen Latzhose klebten Ölflecken.
»Hey«, begrüßte ich sie schlicht.
Hailey zuckte zusammen, blickte in meine Richtung und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Waren wir verabredet?«, fragte sie überrascht.
»Nein. Darf ich dich nicht einfach besuchen?«
Hailey legte das Werkzeug aus der Hand und trat näher. »Doch, klar. Aber wenn ich gewusst hätte, dass du kommst, dann hätte ich mich umgezogen. Gib mir einen Moment, okay?«
Während sie im Van verschwand, sich wusch und umzog, setzte ich mich auf einen der Campingstühle.
Es war so ruhig hier. Die ersten Bäume des angrenzenden Waldes ragten hoch auf. Die Hitze war dem Gras zwischen ihnen anzusehen, aber dennoch mochte ich die braunen Töne. In ein paar Monaten, wenn der Herbst sich richtig zeigte, war es noch schöner hier.
Ich schloss kurz die Augen, ließ die Natur auf mich wirken. Irgendwann wird es besser. Halte nur durch.
Hailey kam mit Getränken wieder nach draußen und setzte sich neben mich.
»Ist alles in Ordnung? Du siehst aufgewühlt aus.« Misstrauisch beäugte sie mich.
»Ich würde lügen, wenn ich Ja sagen würde. Ich arbeite dran, dass es wieder in Ordnung sein wird. Mom und Dad … Ich habe das Gefühl, als würden sie nur darauf warten, dass ich explodiere. Mir kommt es vor, als würde ich die Luft anhalten.«
»Du kannst jederzeit hier schlafen, wenn du eine Auszeit brachst. Aber nimm es ihnen nicht übel, dass sie noch besorgt sind. Sie brauchen Zeit.«
Traurig senkte ich den Kopf. »Ich weiß. Da wir gerade bei Auszeit sind …« Ich überlegte, wie ich am besten mit der Sprache herausrückte und es möglichst geschickt verpackte.
»Die Ferien sind noch nicht vorbei und ich hätte Lust darauf, etwas zu erleben. Mal rauszukommen.«
Hailey war stets diejenige, die sich von mir nicht täuschen ließ, und auch jetzt zog sie die Augenbrauen argwöhnisch zusammen. »Was schwebt dir vor?«
Auf einmal kam ich mir lächerlich vor. Nando war tabu. Geschichte. Ich wusste das alles.
Und trotzdem wollte ich auf diese verfluchte Party, weil die minimale Chance bestand, dass er auftauchen könnte.
Ich zuckte unschuldig mit den Schultern. »Ich hätte mal wieder richtig Lust zu feiern. Die letzten Veranstaltungen haben alle im Desaster geendet. Ich würde gern Spaß haben und die Nacht durchtanzen.«
»Du hasst Partys.« Hailey sah mich fragend an. »Was ist los? Warum willst du auf eine Party? Mom und Dad sind sicherlich begeistert.«
Ich verdrehte anlässlich ihres Sarkasmus’ die Augen und seufzte. »Ich brauche es einfach. Muss immer alles ein Grund haben?«
»Nein, aber wie ich schon sagte: Du hasst Partys.«
»Wir könnten doch zusammen hin. Demnächst ist eine Party in einem der Verbindungshäuser, soweit ich weiß.«
»Ich gehe mit dir auf keine Party.« Hailey verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. »Ich habe keine Lust, darauf aufzupassen, dass du keine Dummheiten machst. Ich erinnere dich gern an das Fiasko auf der Fieldparty, als Emma und ich dich holen mussten, weil du so betrunken gewesen warst.«
Ihre forsche Aussage traf mich unweigerlich, und ich...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2021 |
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Reihe/Serie | Beauty-Reihe |
Beauty-Reihe | |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Beauty Reihe • College Roman • Drama • gefühlvoll • Große Liebe • Impress • ivi • Liebe • Liebesroman • Liebesromane ab 16 • Liebesromane für junge Frauen • Mental Illness • New Adult • Romance • Romane für junge Erwachsene • songbird • Sportsromance • Sweek • The Beauty in the Broken • Tochter vom Coach • Young Adult |
ISBN-10 | 3-492-98758-3 / 3492987583 |
ISBN-13 | 978-3-492-98758-5 / 9783492987585 |
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