Der Bruder (eBook)

Psychothriller
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
624 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45364-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Bruder -  John Katzenbach
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wenn du bleibst, wird er dich töten. Wenn du fliehst, wird er dich finden. Du hast keine Chance - also nutze sie! Eine ahnungslose junge Frau, ein schwerreicher Psychopath - ein eiskaltes Spiel um Leben und Tod: Der Psycho-Thriller »Der Bruder« von Bestseller-Autor John Katzenbach ist ebenso raffiniert konstruiert wie meisterhaft erzählt. Für die junge Architektur-Studentin Sloane Connolly ist es ein schwerer Schlag, als ihre exzentrische Mutter spurlos verschwindet. Sloane hat sonst niemanden, ist fast völlig isoliert aufgewachsen. Zur selben Zeit erhält sie über einen Anwalt ein merkwürdiges Angebot: Ein reicher Mäzen möchte, dass Sloane Denkmäler für sechs Personen, die in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben. Allerdings sind alle sechs bereits verstorben, und das nicht an Altersschwäche. Sloane nimmt den Auftrag an, um sich von der Sorge um ihre Mutter abzulenken - und ahnt nicht, auf was für ein perfides Spiel sie sich einlässt ... »Der amerikanische Meister des Psycho-Thrillers« (Für Sie) beweist auch in »Der Bruder« wieder sein ganzes Können: Geschickt entwickelt John Katzenbach aus scheinbar harmlosen Alltagssituationen echte Gänsehaut-Momente. Nicht nur Sloane wird in diesem raffinierten Psycho-Thriller immer wieder in die Irre geführt.

John Katzenbach, geboren 1950, war ursprünglich Gerichtsreporter für den »Miami Herald« und die »Miami News«. Bei Droemer Knaur sind inzwischen zahlreiche Kriminalromane von ihm erschienen, darunter die Bestseller »Die Anstalt«, »Der Patient«, »Der Professor« und »Der Bruder'. Zweimal war Katzenbach für den Edgar Award, den renommiertesten Krimipreis der USA, nominiert. Er lebt mit seiner Familie in Amherst im Westen des US-Bundesstaates Massachusetts.Weitere Informationen unter www.john-katzenbach.de und www.johnkatzenbach.com

John Katzenbach, geboren 1950, war ursprünglich Gerichtsreporter für den »Miami Herald« und die »Miami News«. Bei Droemer Knaur sind inzwischen zahlreiche Kriminalromane von ihm erschienen, darunter die Bestseller »Die Anstalt«, »Der Patient«, »Der Professor« und »Der Bruder". Zweimal war Katzenbach für den Edgar Award, den renommiertesten Krimipreis der USA, nominiert. Er lebt mit seiner Familie in Amherst im Westen des US-Bundesstaates Massachusetts. Weitere Informationen unter www.john-katzenbach.de und www.johnkatzenbach.com

Kapitel 2


Eins


Spätnachts wippte Sloane auf ihrem Stuhl und starrte auf den Revolver, der immer noch unangetastet in der Schachtel lag. Noch nie im Leben hatte sie eine Waffe in Händen gehalten. Sie dachte über die rätselhafte Notiz nach und beschloss, den Rat ihrer Mutter nicht zu befolgen.

Ihrer toten Mutter, korrigierte sie sich.

Nein: möglicherweise tot. Vielleicht tot. Potenziell tot. Wahrscheinlich tot. Mit neunundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit tot. Mit hundertprozentiger Sicherheit verschwunden. Meine Mutter, die mit mir zu reden versucht.

Für Sloane hatte es im Grunde schon immer danach ausgesehen, dass ihre Mutter kurz davor war, etwas Dramatisches, Unumkehrbares zu tun. Wie oft habe ich schon gedacht, es ist so weit, sie will sich das Leben nehmen. Tat sie dann aber doch nie. Wieso also war sie jetzt zu dem Schluss gekommen, dies sei der richtige Moment? »Guten Morgen, Maeve. Es ist ein strahlender Dienstag im Wonnemonat Mai, milde Temperaturen, kein Wölkchen am Himmel. Sloane steht kurz vor ihrem Studienabschluss und tritt in die nächste Phase ihres Lebens ein. Guter Job. Gute Berufsaussichten. Sie wird einen besseren Ehemann finden, als es Roger je sein könnte. Denk drüber nach: ein perfekter Tag für Selbstmord. Heute ist es so weit. Alles ist geordnet. Geld. Testament. Grundbuchüberschreibung. Waffe. Bleibt nur noch, ihr eine kurze Nachricht mit der Post zu schicken, Sloanes Geburtstagsgeschenk hübsch einzupacken, mit Schleife, und alles zusammen auf ihrem Bett zu hinterlassen.«

Sloane führte Selbstgespräche und klang dabei wie eine Wetteransage im Fernsehen.

Eine einfache Frage, auf die es keine leichte Antwort gab, nagelte sie auf ihrem Stuhl fest:

Weglaufen? Warum? Wohin? Wovor?

Die Waffe war eine mehr als deutliche Botschaft. Sie konnte die Stimme ihrer Mutter hören, dicht an ihrem Ohr: »Sloane, Liebes, ich weiß, du hast im Moment mit deinem Studium und so schrecklich viel zu tun, und ich bin unheimlich stolz auf dich und auf alles, was du erreicht hast, aber bitte nimm dir die Zeit zum Töten …«

Wen?

Besser müsste es wohl heißen: »Sloane, Liebes, ich weiß, du hast alle möglichen Pläne, aber sollte dieser Jemand zufällig an die Tür klopfen, musst du ihn … oder sie … unbedingt erschießen … sorge dafür, dass er … oder sie … mausetot ist.«

In Sloane stieg eine Woge der Wut auf, als die alte Überzeugung die Oberhand gewann, dass sich ihre Mutter nie auch nur im Geringsten dafür interessiert hatte, wer Sloane war und was für eine Art Leben sie sich aufzubauen hoffte. Genau das macht nämlich ein Architekt, dachte sie. Wir bauen für andere. Und dabei bauen wir uns selbst etwas auf.

In wütendem Ton sagte sie laut: »Du springst in irgendeinen verdammten Fluss und meinst, das gäbe dir das Recht, mir Vorschriften zu machen?« Das Verschwinden ihrer Mutter erinnerte an einen hoffnungslosen Schauspieler, der beim Abgang die absolut entscheidende, unglaublich wichtige letzte Zeile herunterhaspelt und vernuschelt.

Sofort rief sie sich wieder zur Ordnung: Du liegst vollkommen daneben.

Ein ganz anderes Bild schlich sich ein: Sie rief sich in Erinnerung, wie ihre Mutter stundenlang hingebungsvoll mit ihr komplizierte Gebilde aus Legosteinen aufgebaut hatte – in den Ich-werde-mir-nicht-das-Leben-nehmen-Momenten. Und es hatte andere Gelegenheiten gegeben, heimliche, spontane, exotische und wunderbar abenteuerliche Ausflüge in die eine oder andere Stadt, bei denen ihre Mutter plötzlich stehen blieb, auf ein prächtiges Gesims oder ein ungewöhnliches Element an einem Gebäude zeigte und Sloane fragte: »Was meinst du? Wozu ist das da?« Oder auf einen Obelisken: »Was sagt dir diese Form?« Oder bei einem Spaziergang durch einen Park: »Wie fühlt sich das für dich an? Woran erinnert dich das?« Lange Besuche von Museen oder Kunstgalerien, ohne Eile. In Boston, Beacon Hill und Old Ironsides und in der Tate. In New York das MOMA, das Empire State Building und der Highline Walkway. In Washington das Lincoln und das Jefferson Memorial, der Nationalfriedhof Arlington sowie das Marine Corps Memorial und dann noch das Luft- und Raumfahrt-Museum und schließlich die Capital Mall entlang zum Vietnam-Memorial. Sloane schüttelte den Kopf. Höchstwahrscheinlich verfügte jeder erfolgreiche Architekt über einen ähnlichen Fundus an Kindheitserinnerungen und hatte irgendwann die Erfahrung gemacht, dass ihm die Vielfalt der Formen plötzlich nicht mehr zufällig erschien, sondern dass er darin die Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien erkannte.

Als sie endlich aufstand und sich die Tränen abwischte, war es schon nach Mitternacht. All das, was passiert war, seit sie den Brief bekommen hatte, rann ihr das Gesicht herunter, und am Ende hatte sie das Gefühl, ihre Gedanken einfach abstellen zu können. Sie kam sich vor wie eine leere weiße Tafel, die darauf wartete, von jemandem beschrieben zu werden. Sie ging ins Schlafzimmer, wusste, dass sie erschöpft sein müsste, war jedoch ganz plötzlich wie elektrisiert und dann wieder ebenso schnell ausgelaugt. Sie verstaute die Versicherungspolice, den Grundbuchauszug, das Bargeld und die Schachtel mit der Waffe neben dem einzeiligen Brief in der obersten Schublade ihrer Kommode, hinter den Sportsocken und der Unterwäsche. Sie sah sich in ihrer Wohnung um und kam nicht gegen den Gedanken an, dass sich die Vergangenheit gerade mit aller Macht in ihre Gegenwart drängte und die Zukunft bedrohte. Ihr wurde bewusst, dass sie jetzt gerne mit jemandem, dem sie wirklich etwas bedeutete, über alles gesprochen hätte, erkannte aber zu ihrer Verblüffung, dass sie auf ihre Weise genauso isoliert war, wie es ihre Mutter gewesen war. Nur dass ich mich nicht gleich in einen Fluss stürze, dachte sie. Vielleicht bin ich gerade dabei, meinen ersten richtigen Auftrag anzunehmen. Sie würde in Erfahrung bringen müssen, wie sie sich die Versicherungspolice auszahlen lassen konnte. Das Sparbuchguthaben würde sie auf ihr eigenes Konto bei einer anderen Bank überweisen. Sie würde sich mit einem Makler in Verbindung setzen und, sobald sie ihr Diplom in der Tasche hatte, das Haus auf den Markt bringen. Zu verkaufen. Komplett möbliert. Geh nie wieder dorthin zurück, schärfte sie sich ein.

Die Waffe würde sie der Polizei aushändigen, um sie entsorgen zu lassen.

Doch ebenso schnell, wie sie ihren Entschluss gefasst hatte, verwarf sie den Plan.

Falls diese Pistole das Letzte ist, was mir meine Mutter schenkt, weil sie glaubte, dass ich es brauche, hatte sie dafür aus ihrer Sicht vermutlich einen triftigen Grund. Einen verrückten Grund vielleicht. Unsinnig. Töricht. Bedeutungslos. Doch in dem Moment muss es ihr plausibel erschienen sein. Und solange ich nicht weiß, was sie sich dabei gedacht hat, nun ja …

»Aber wie soll ich das je erfahren?«, fragte sie sich laut.

Sloane ging wieder zu ihrer Kommode zurück, griff hinein, holte die Schachtel mit der Waffe heraus, nahm den Revolver und wog ihn in der Hand. Sie ging zu ihrem Laptop und googelte: Wie bedient man einen Colt .45? Tausende von Antworten erschienen auf dem Bildschirm. Sie klickte ein Youtube-Video an und sah einem übergewichtigen Mann mit üppigem Bart, mit Baseballkappe und in fleckigem T-Shirt mit NRA-Logo dabei zu, wie man »mit einer Halbautomatik, der perfekten Waffe für die Selbstverteidigung, sachgerecht umgeht«. Der Mann hatte den charakteristischen näselnden Midwestern Zungenschlag. Sie folgte seinen Instruktionen aufmerksam. Sie leerte eins der Magazine; ließ die Patronen einfach auf die Bettdecke fallen. Das leere Magazin schob sie in den Griff ein. Sie führte die Ladebewegung aus, indem sie das Verschlussstück zurückzog und vorschnellen ließ, und spürte, wie es einschnappte. Sie drehte die Waffe um und sah sie sich genau an. Simpel. Tödlich. Sie zog den Hahn und horchte auf das Klicken des Ladehammers. Mit der Waffe in der Hand ging sie zum Spiegel, legte an und betrachtete sich dabei, wie sie, in einer Femme-fatale-Pose reif für ein Kino-Poster, die Waffe schwang. Die Wirkung lag irgendwo zwischen lächerlich und wild entschlossen.

Nachdem sie das leere Magazin wieder entfernt, mit den scharfen Kugeln bestückt und alles in der Schachtel verstaut hatte, schlug sie alles in ein Wäschestück aus schwarzer Spitze und sexy rote Nylonstrümpfe von der Silvesterparty ein und verstaute das Paket hinten in einer Schublade.

Sie ging zu ihrem Handy und fand eine Nachricht von den Cops aus ihrer Heimatstadt, die schon vor Stunden eingegangen war: Die Suche für den Tag abgeschlossen. Kein Glück. Bitte rufen Sie so bald wie möglich Detective Shaw an, um sich auf dem Laufenden zu halten.

Kein Glück. Keine gelungene Wortwahl, dachte sie. Mit Glück hat das alles hier herzlich wenig zu tun.

Sloane scrollte ihre Nachrichten durch. Es folgten noch drei. Die erste war von Roger: Hey, ich finde, wir sollten reden. Ich denke an dich. Die nächste kam von einem Lieblingsprofessor und erinnerte sie daran, dass sie bis zu ihrem Abschluss nur noch eine Klausur schreiben musste, und nannte ihr den Termin, an dem sie ihr Projekt einem Prüfungsausschuss aus drei Personen vorzustellen hatte. Er war für die folgende Woche anberaumt.

Sloane gingen mehrere Gedanken durch den Kopf:

Du kannst mich mal, Roger. Vergiss es.

Und:

Ruf den Polizisten morgen früh an.

Auch wenn meine Mutter möglicherweise tot ist, gehe ich zu...

Erscheint lt. Verlag 26.11.2020
Übersetzer Anke Kreutzer, Dr. Eberhard Kreutzer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte amerikanische Psychothriller • amerikanische thriller • Bestseller-Autor • Bruderliebe • Denkmal • Der Bruder • Identitätsflucht • John Katzenbach Bücher • John Katzenbach Thriller • Katzenbach Bücher • Katz-und-Maus-Spiel • martha's vineyard • Mäzen • Mord • Neuengland • Psychopath • Psychothriller • Psychothriller bücher • Psychothriller Familie • Psychothriller Romane • Rache • Selbstmord • Sloane Connolly • Stalking • Studentin • Thriller • thriller familie • Thriller Rache • Thriller und Psychothriller • Thriller USA • untertauchen • US-Thriller • Verfolgungsjagd
ISBN-10 3-426-45364-9 / 3426453649
ISBN-13 978-3-426-45364-3 / 9783426453643
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Psychothriller

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2022)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99
Krimi

von Jens Waschke

eBook Download (2023)
Lehmanns Media (Verlag)
9,99
Psychothriller | SPIEGEL Bestseller | Der musikalische Psychothriller …

von Sebastian Fitzek

eBook Download (2021)
Verlagsgruppe Droemer Knaur
9,99