Schattenelfen - Die Blutkönigin (eBook)

Roman

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2021 | 1. Auflage
784 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-26994-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schattenelfen - Die Blutkönigin -  Bernhard Hennen
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Die Fürstin von Langollion herrscht über ein märchenhaft wohlhabendes und schönes Reich, das all seinen Einwohnern das persönliche Glück ermöglicht. Doch Alathaias Neider sind zahlreich - und als die Königin der Elfen selbst ihr Assassinen schickt, muss die Fürstin, um Langollion zu retten, an einen Ort reisen, von dem noch niemand lebend zurückkehrte. Verfolgt von den Häschern der Königin und beobachtet von einer dunklen Macht, bricht sie auf. Doch sie weiß, dass mindestens einer ihrer Gefährten nur darauf wartet, sie zu ermorden.

Bestsellerautor Bernhard Hennen kehrt nach »Elfenmacht« erstmals wieder in seine Elfen-Welt zurück und legt ein episches Meisterwerk vor!

Bernhard Hennen, 1966 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Vorderasiatische Altertumskunde. Mit seiner »Elfen«-Saga stürmte er alle Bestsellerlisten und schrieb sich an die Spitze der deutschen Fantasy-Autoren. Bernhard Hennen lebt mit seiner Familie in Krefeld.

DAS JAGDRUDEL

Morwallon zog sein Messer und durchtrennte den Strick, an dem sie den Sack mit den Fellen an dem Baum hinaufgezogen hatten.

Mit dumpfem Laut fiel er dicht neben Laurelin zu Boden. Der Bogenschütze bückte sich nach dem Rucksack mit dem Eisenkessel und den Vorräten.

»Lass das hier!«, fuhr Morwallon ihn an. »Das hält uns nur auf.«

»Wovor laufen wir fort? Was hast du in dem Eber gesehen?«

Mit geübten Schnitten zog der Jäger den beiden Füchsen das Fell ab. Bei ihm sah es so leicht aus, wie einen Wollstrumpf vom Bein zu streifen. Hastig schlug er die Felle in ein altes Leinentuch ein. Plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne. Er drehte den Kopf und blickte nach Westen. Seine Nasenflügel zitterten wie bei einem Raubtier, das Witterung aufnahm.

Hastig stopfte Morwallon die beiden Felle in den Sack mit der restlichen Beute. »Lauf!«

Laurelin folgte seinem Blick. Ein breiter Streifen glühenden Rots am Horizont war der letzte Gruß des sterbenden Tages. In den Niederungen der sanft geschwungenen Landschaft sammelte sich Nebel, aus dem die Kuppen der Hügel wie Inseln ragten. Auf einem graste eine Herde von Büffeln. Hier und dort gab es kleine Wälder. Laurelin bemerkte einige auffliegende Raben, etwa eine Meile entfernt. Was hatte sie aufgescheucht?

Morwallon war fast im Nebel verschwunden. Mit einem leisen Fluch folgte Laurelin dem alten Jäger. Was fürchtete er? Ein paar Trolle? Laurelin wusste, dass Morwallon ihn vor allem wegen der Trolle mitgenommen hatte. Es gab eine berühmte Geschichte über ihn. Morwallon war bei den Maurawan gewesen, die ins Fjordland gezogen waren, um Königin Emerelle zu retten. Als Späher war er allein von drei Trollen gestellt worden. Sie hatte ihn im Wald angegriffen. Nur fünfzig Schritt entfernt waren sie aus einem Versteck hervorgebrochen. Er hatte jeden von ihnen mit einem Schuss ins Auge getötet. Der dritte war ihm so nahe gekommen, dass er sterbend auf ihn stürzte. Zwei Tage hatte Morwallon im Schnee unter dem Troll begraben gelegen, unfähig, sich unter dem massigen Hünen hervorzuwinden. Er war halb erfroren, als die Maurawan, die nach ihm suchten, in den kleinen Wald kamen.

Jeder Elf im Norden kannte diese Geschichte. Doch Morwallon war nicht mehr der Krieger, der er einst gewesen war. Seine Hände zitterten manchmal, wenn er den Bogen hielt, und sein Blick war nicht mehr scharf wie der eines Falken. Er hatte ihn, Laurelin, ausgewählt, um diese Heldentat zu wiederholen, sollten sie von einem Jagdrudel Trolle überrascht werden. Die grauen Hünen schlossen sich selten zu größeren Rudeln zusammen, wenn sie auf die Pirsch gingen. Laurelin war sich sicher, drei oder vier von ihnen töten zu können, solange ihm fünfzig Schritt blieben, um zu reagieren. Aber es wurde Nacht, der Nebel erhob sich aus den Senken, und er wusste nicht einmal, ob sie vor Trollen davonliefen oder vor etwas ganz anderem. Wenn Morwallon nur reden würde!

Laurelin lauschte in die Dunkelheit. Da war kein verdächtiges Geräusch. Keine Witterung, die nicht zu den ziehenden Büffeln passte. Die Trolle rieben ihre Haut gern mit Fett ein. So roch man sie oft schon, bevor man sie sah.

Das hohe Gras war feucht vom Nebel. Ein Wind kam von Norden auf und schnitt Laurelin scharf ins Gesicht. Er spielte mit dem Nebel. Zerpflückte ihn. Gaukelte dem Blick Gestalten vor, wo es nur wogenden Dunst gab.

Ab und zu hielt Morwallon an und nahm Witterung.

Die ganze Zeit über hielt Laurelin den Bogen in der Linken. Seit Stunden schon war die Sehne aufgezogen. Bei jedem Herzschlag rechnete er damit, die wilden Schlachtrufe von Trollen zu hören. Das Eibenholz und die Sehne würden an Kraft verlieren, wenn er die Waffe immerzu gespannt ließ.

Laurelin blickte zum Mond hinauf. Er war zu zwei Dritteln voll. Keine Wolke zog über den Himmel. Das silberne Licht ließ die Hügelkuppen aussehen, als schwebten sie über dem Nebel. Es war eine Nacht voll magischer Schönheit. Eine Nacht, die er vielleicht auch dann durchwacht hätte, wären sie nicht auf der Flucht.

Etwa eine halbe Meile vor ihnen erblickte Laurelin den Wolvesdrüzzel, einen großen, grauen Felsen, der sich in einer Senke aus dem verdorrten Gras erhob. Er erinnerte entfernt an eine Wolfsschnauze. Es war der Ort, der ihnen die Flucht ermöglichen würde.

Plötzlich hob Morwallon den rechten Arm und ging in die Hocke. Das Gras wuchs hier besonders hoch, es verbarg sie fast ganz, als auch Laurelin niederkniete.

Er sog scharf die Luft durch die Nase ein. Er roch nichts Verdächtiges. Aber es mochte sein, dass der Geruchssinn des alten Jägers schärfer war als der seine.

»Wenn sie uns erwarten, dann hier«, flüsterte Morwallon.

Am Wolvesdrüzzel lag einer der zwei großen Albensterne im Umkreis von mehr als hundertfünfzig Meilen. Es war leicht vorhersehbar, dass sie zu einem der beiden Albensterne flüchten würden, wenn eine Hetzjagd begann. Aber wovor liefen sie davon?

»Wir trennen uns«, zischte Morwallon. »Du näherst dich dem Stein von Süden, ich von Norden. Und sei vorsichtig. Du wirst sie eher riechen als sehen.«

Ohne seine Antwort abzuwarten, verschwand der alte Jäger im Nebel. Laurelin fühlte sich verraten. Warum teilte Morwallon seine Befürchtungen nicht mit ihm? Was ging hier vor? Oder wollte der Jäger ihn einfach loswerden?

Laurelin wartete, horchte in die Nacht. Da war kein Geräusch. Er blieb im hohen Gras knien und wog seine Möglichkeiten ab. Etwas war dort im Dunkel. Etwas suchte nach ihnen. Aber er verstand nicht, was es mit dem Eber zu tun hatte. War das Tier besessen? Oder vermochte es zu zaubern? Oder war es Morwallon, der besessen war? Vielleicht war sein Gefährte einfach zu alt. Vielleicht hatte er zu vieles gesehen, und die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit verstellte ihm den Blick auf das, was in der Gegenwart tatsächlich vor sich ging.

Laurelin wandte den Kopf in alle vier Himmelsrichtungen. Er roch die Feuchtigkeit und den schweren, schwarzen Boden. Da war ein Hauch von nassem Pelz im Süden. Aber es war ihm unmöglich zu sagen, was für ein Pelztier es war. Und etwas Kleines bewegte sich im Westen durch das hohe Gras. Ein Fuchs vielleicht?

Laurelin richtete sich auf. Vorsichtig hielt er das Gras zur Seite, setzte jeden Schritt mit Bedacht und wagte kaum zu atmen. Jetzt erkannte er den Geruch. Diese unverwechselbare Mischung von Ausdünstungen. Irgendwo vor ihm verbarg sich ein Keiler im hohen Gras.

Der Elf verharrte. Einen Herzschlag. Zwei. Er tastete nach dem Köcher an seiner Seite, schlug die Klappe zurück, die seine Pfeile vor der Feuchtigkeit schützte. Seine Fingerkuppen tasteten über die Nocken aus Horn und die Befiederung der Schäfte. Sie alle unterschieden sich. Er fand den Pfeil, den er gesucht hatte. Den mit der schweren, dreikantigen Spitze. Er war dazu gefertigt, Plattenrüstungen zu durchschlagen. Traf er im rechten Winkel auf, vermochte er fast jeden Helm zu durchdringen. Dieser Pfeil würde vielleicht auch den dicken Schädelknochen des Ebers durchschlagen, wenn er nahe genug an ihn herankam.

Er hakte den Pfeil in die Sehne. In der Finsternis würde er den Eber erst im allerletzten Augenblick sehen. Er sollte sich mehr auf seine anderen Sinne verlassen.

Eine sanfte Bö entlockte dem hohen Gras ein leises Rauschen. Der Nebel geriet in Bewegung. Wie ein Reigen tanzender Geister wirkte er im Mondlicht.

Der Geruch des Eberfells war nun sehr deutlich. Der Schwarzkittel konnte nicht mehr weit entfernt sein. War da ein leises pfeifendes Geräusch?

Laurelin fand eine Gasse niedergetrampelter Halme. Und dann sah er ihn. Gestalt gewordene Dunkelheit. Keine drei Schritt entfernt. Der Eber! Er lag am Boden.

Mit angehaltenem Atem näherte sich Laurelin und zog die Sehne durch.

Die Läufe des Ebers zitterten schwach.

Angespannt beobachtete der Elf den Schwarzkittel. Mit dem Tier stimmte etwas nicht.

Er nahm den Pfeil von der Sehne und schob ihn zurück in den Köcher. Vorsichtig näherte er sich.

Noch ein Schritt.

Er beugte sich vor.

Der Atem des Ebers war nur noch ein sachtes Pfeifen. Laurelin berührte die drahtigen Borsten. Der Körper fühlte sich kalt an. Das Herz schlug schwach und unregelmäßig. Der alte Keiler war zu Tode erschöpft. Er würde sich nicht mehr erheben.

Dunkle Augen blickten zu ihm auf. Da lag nichts Lauerndes mehr in dem Blick. Nichts, was unnatürlich wirkte. Nur das Wissen um den nahen Tod.

Der Nebel über Laurelin zerriss. Fahles Licht leuchtete den letzten Ruheplatz des Ebers aus. Da war etwas … Laurelin stieg über den Schwarzkittel hinweg und fand noch mehr niedergedrücktes Gras. Etwas hatte hier gelegen. Viele Stunden lang.

Laurelin flüsterte ein Wort der Macht. Er konzentrierte sich auf das Licht. Fasste es zusammen, lenkte es. Er legte die Rechte flach und mit weit...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2021
Reihe/Serie Die Schattenelfen-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Bestsellerserie • Blutmagie • eBooks • Elfen • Epos • Fantasy • Herr der Ringe • High Fantasy • Kobolde • Liebe • Schlachten • Spiegel Bestseller Autor • Tolkien • Trolle • Verrat
ISBN-10 3-641-26994-6 / 3641269946
ISBN-13 978-3-641-26994-4 / 9783641269944
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5 Thriller im Gewand von Fantasy

von (Unterschleißheim), am 09.01.2024

Was bringt mir der neue Bestseller des deutschen Fantasyautors Bernhard Hennen? Als Verfasser eines eigenen Fantasyromans und einiger Kurzgeschichten auch in diesem Genre interessierten mich Schreibstil und Aufbau beinah mehr als die Handlung. Ich gestehe, dass ich anfangs so wenig angetan war, dass ich überlegte, das Buch aus der Hand zu legen. Doch mein Durchhalten hat sich gelohnt: Romantisches wie auch Gewalt und Brutalität machen diese Fantasy zum Thriller. Von amerikanischen Autorinnen und Autoren bin ich eine solche Mischung auf dem hohen Niveau der "Schattenelfen" nicht gewohnt.

Schreibstil: Hennen überzeugt durch einen lebendigen, handlungsgetriebenen Schreibstil. Dialoge, Gedanken und Handlung wechseln einander ausgewogen ab. Seine abwechslungsreiche Sprache harmoniert mit dem Setting, passt sich ständig der jeweiligen Umgebung an und gibt die hervorstechenden Charakterzüge der gerade im Mittelpunkt stehenden Figur treffend wieder. Thrillermäßig geschrieben, lässt der Roman den Leser nach einer dramatischen, jedoch wegen des Wechsels zwischen Elfen, Trolle und Tieren chaotisch wirkenden Eingangssequenz nicht Atem holen. Gefühlte hundert kurze Kapitel aus der jeweiligen Sicht der zahlreichen, aber nicht nur der wesentlichen Figuren offenbaren dem Leser aus ebenso vielen Blickwinkeln das Leben bei Hofe oder in der Wildnis. Nach einem Zehntel des Romans führt der Autor die Handlungsstränge so weit zusammen, dass die Geschichte dahinter verständlich wird. Dennoch spart er wichtige Details auf, um sie später häppchenweise preiszugeben. Orte und Handlungen präsentieren sich so plastisch, dass man sich hineinversetzt glaubt. Die interessant gestalteten Figuren sind dreidimensional, der Leser sieht sie vor sich, fühlt, hofft und bangt mit ihnen. Was verwundert, ist, dass Hennen zahlreiche Figuren, die ganze Handlungsstränge beherrschen und denen er oft genug mehrere Kapitel widmet, sterben lässt, nachdem der Leser lange mit ihnen gelebt hat. So erhalten die Intrigen eine weitere Betonung.

Fazit: Durchhalten ist angesagt! Die ersten 80 der beinahe 800 Seiten füllt Hennen mit der Vorstellung einiger Figuren und der Albenmark. Obwohl hier schon reichlich Handlung einfließt, erschließen sich dem Leser die Handlungsstränge erst danach, wenn sie sich einander annähern. Dann geht es rasant vorwärts. Jedes Kapitel eröffnet einen neuen Blickwinkel und fesselt. Als Leser fiebert man nicht nur dem Fortschreiten der Handlung entgegen, sondern fragt sich auch, wann man endlich die Figuren wiedertrifft, die einen ein paar Kapitel vorher fasziniert haben. Hennen präsentiert einen hervorragend geschriebenen Thriller im Gewand bester, packender epischer Fantasy!
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