Das Immunsystem - Der Schlüssel zur Gesundheit (eBook)

Warum manche Menschen nie krank sind (und andere schon)
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
464 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-27224-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Immunsystem - Der Schlüssel zur Gesundheit -  Jenna Macciochi
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Immunologin Dr. Jenna Macciochi liefert neueste wissenschaftliche Erkenntnisse rund um das Immunsystem und zeigt, warum es für ein gesundes langes Leben so wichtig ist. Sie erklärt, warum manche Menschen anscheinend nie krank werden, warum Autoimmunerkrankungen drastisch zunehmen und warum das Immunsystem nicht nur vor Viren schützt, sondern vielen Krankheiten vorbeugt. Außerdem verdeutlicht Dr. Macciochi den Zusammenhang zwischen Immunsystem und Ernährung, Bewegung, Schlaf, Hormonhaushalt sowie psychischer Gesundheit. Denn wer versteht, wie das Immunsystem funktioniert, kann es ganz gezielt unterstützen, um dauerhaft gesund zu bleiben.

Dr. Jenna Macciochi ist Dozentin an der Sussex University und erforscht seit mehr als 20 Jahren den Einfluss unseres modernen Lebensstils auf das Immunsystem. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur enormen Bedeutung des Immunsystems einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Sie lebt mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern in Brighton, England.

Vorwort

Mein eigentlicher Beweggrund für dieses Buch war die Beobachtung, dass das Spektrum an Krankheiten, dem unser Immunsystem heutzutage ausgesetzt ist, sich in besorgniserregender Weise gewandelt hat. Hygiene, Impfstoffe und Antibiotika haben unser modernes Zeitalter eingeläutet und unsere Gesundheit verändert. Keime gelten nicht mehr als Hauptfeind des Menschen, doch der Krieg um unsere Gesundheit ist ganz sicher noch nicht gewonnen. Nichtübertragbare Krankheiten (non-communicable disease/NCD) und durch den Lebensstil bedingte Leiden haben sich weltweit zu einer Pandemie entwickelt, die sich in den letzten Jahrzehnten unbemerkt immer weiter ausgebreitet hat und durch eine schleichende Veränderung unserer Lebensweise begünstigt wird. Wir sitzen zu viel, finden an jeder Ecke etwas zu essen, stehen beruflich so unter Druck, dass wir auch nach Feierabend und am Wochenende nicht abschalten können, und haben allzu viele Gründe, unsere Zeit lieber vor dem Bildschirm als mit Schlafen zuzubringen. Selbst wenn wir länger leben, sterben wir mittlerweile mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit an nichtübertragbaren Krankheiten wie Krebs, Herzerkrankungen oder Alzheimer. Ein deutlicher Wandel gegenüber den Infektionskrankheiten, die uns in der Vergangenheit drohten. Wir werden immer kränker, doch das liegt nicht an Infekten.

Das ist die gute Nachricht. Die schlechte lautet, dass Infektionskrankheiten nicht verschwunden sind, wie COVID-19 uns deutlich zeigt. Für die globale COVID-19-Pandemie mag zwar ein neuartiges Virus verantwortlich sein, doch es steht außer Frage, dass damit ein sehr alter, nur allzu vertrauter Feind zurückgekehrt ist. Im Laufe der Geschichte sind mehr Menschen an winzigen, unsichtbaren Mikroben gestorben als aus irgendeinem anderen Grund. Während ich diese Zeilen schreibe (am 1. April 2020), wurden in aller Welt mehr als 470000 COVID-19-Fälle und mehr als 20000 Tote bestätigt, auf allen Kontinenten bis auf die Antarktis. Ganz zu schweigen von den vielen unbekannten Fällen, die es zweifellos geben muss. Das Geschehen hatte sich schon längst zur Pandemie entwickelt, als die Weltgesundheitsbehörde dies am 11. März 2020 schließlich offiziell erklärte. Und die meisten von uns traf das völlig unerwartet. Das sollte uns wirklich zu denken geben.

Die COVID-19-Pandemie hat bewirkt, dass die Welt aufmerkt und Keime wahrnimmt. Das Bewusstsein hat sich verändert: Alle Gesprächsthemen, die nichts mit der Pandemie zu tun haben, wirken plötzlich trivial. Während COVID-19 uns im Bann hält, werden in aller Welt Tipps und Tricks zur Förderung unserer wichtigsten Schutzvorrichtung – der Immunabwehr – diskutiert. SARS-CoV-2 macht uns unsere Schwächen schmerzlich deutlich. Vielleicht, weil viele andere Aspekte des modernen Lebens ebenfalls ansteckend sind: Fettleibigkeit, Einsamkeit und eine Fülle negativer psychosozialer und sozioökonomischer Faktoren, die zusammen unbemerkt unsere Immunität geschwächt haben. Krankheiten, ob ansteckend oder nicht, können sich in einer Bevölkerung nur ausbreiten, wenn mehr Menschen erkranken als wieder genesen. Der weltweite Anstieg vorzeitiger, durch NCD bedingter Todesfälle weist große Ähnlichkeit mit den Pandemien von Infektionskrankheiten auf, doch das öffentliche Gesundheitswesen sträubt sich bislang gegen eine solche Bezeichnung.

Ansteckende und nichtübertragbare Krankheiten schließen einander nicht aus. NCD sind ein maßgeblicher Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Infektion. Und auf die Flut von Todesfällen, die sowohl auf ansteckende Pandemien als auch auf andere saisonbedingte Infektionen zurückgehen, folgt oft eine Flut von Todesfällen aus anderen Gründen, insbesondere Herzinfarkte und Schlaganfälle – indirekte Folgen des Kollateralschadens, der durch die Entzündungsreaktion unserer Immunität entsteht. COVID-19 ist noch nicht ausreichend erforscht, aber vermutlich betrifft diese Krankheit nicht ausschließlich die Atemwege.

Während negative gesundheitliche Phänomene wie Pandemien rasant auf dem Vormarsch sind, hinkt der menschliche Verstand deutlich hinterher, um das zu begreifen. Früher dachte man – fälschlicherweise –, wer sich mit einer Infektionskrankheit anstecke, sei selbst dafür verantwortlich. Und genauso geben wir nun denjenigen, die von einem chronischen Leiden wie Fettleibigkeit betroffen sind, selbst die Schuld daran. Während wir im Limbus des Lockdowns schweben, offenbart diese Pandemie vielleicht eines: Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten und NCD müssen sich auf die gesamte Bevölkerung erstrecken. Immunität ist keine biologische, sondern eine gesellschaftliche Frage. Sowohl ansteckende als auch nichtansteckende Krankheiten ziehen fatale Kosten für die Wirtschaft nach sich und überfordern unser Gesundheitssystem, auch wenn die Folgen unterschiedlich schnell und unterschiedlich deutlich sichtbar werden. Es ist kaum möglich, dies unter den Lebensbedingungen des 21. Jahrhunderts abzustellen, da doch viele auch ohne diagnostizierte Krankheit das Gefühl haben, ihre Leistungsfähigkeit nicht voll ausschöpfen zu können. Ein Zeichen dafür, dass die Bedürfnisse ihres Immunsystems nicht erfüllt werden. Ein Zeichen, das wir alle seit langem missachten und auf das wir nun endlich hören müssen.

Gegen dieses Virus ist niemand immun. Diese Pandemie führt uns zwar vor Augen, dass manche verletzlicher sein mögen als andere, doch COVID-19 hat auch Todesopfer unter den unter 60-Jährigen gefordert, die zu Hunderten auf Intensivstationen liegen. Hierarchie ist unserem Immunsystem fremd, dazu ist es viel zu kompliziert. In der Kategorie »Nicht zu junge und nicht zu alte Erwachsene« lässt sich kaum abschätzen, wer von seiner Immunabwehr mit einer gefährlichen, schädlichen Überreaktion auf das Virus bestraft werden wird. Das zu entschlüsseln, bleibt der heilige Gral der Immunologie. Wie ich in Kapitel 1 erläutere, wird die genetische Anfälligkeit für Infektionskrankheiten (und vielleicht auch für nichtansteckende Krankheiten) typischerweise durch die »Kompatibilitätsgene« bestimmt. Der Mensch hat insgesamt etwa 25000 Gene. Grundsätzlich sind sie einander sehr ähnlich, doch die größten Unterschiede von Mensch zu Mensch gibt es bei den Kompatibilitätsgenen. Damit ist das Immunsystem fast so individuell wie ein Fingerabdruck.

Diese kollektive immunologische Vielfalt schützt uns. Doch jedes Individuum ist anders. Und zwar aus gutem Grund. So sichert die Evolution das Überleben unserer Spezies. Wenn wir alle in gleicher Weise auf eine Infektion reagieren würden, wären wir längst ausgestorben. Andererseits zeigt uns das, dass Keime nicht unterschiedslos töten. Die Spanische Grippe von 1918/19 zielte auf junge, gesunde Erwachsene ab. COVID-19 hat eine Vorliebe für Ältere sowie für Personen mit bereits geschwächtem Gesundheitszustand.

Zudem lernen wir von COVID-19, dass sich Infektionen vermeiden lassen. Dazu jedoch braucht es eine Strategie, die ultramodern und fast mittelalterlich zugleich ist. In aller Welt setzt die Wissenschaft fortschrittlichste Hilfsmittel und Technologien ein, um die Infektion zu verstehen, Informationen weiterzugeben und auf globaler Ebene zusammenzuarbeiten, viel schneller, als es je zuvor möglich war. Gleichzeitig besteht unsere einzige effektive Maßnahme darin, die Gesellschaft zum Stillstand zu bringen – ganz ähnlich, wie unsere Vorfahren versucht haben mögen, einen Ausbruch der Pest aufzuhalten. Vielleicht haben wir es mit der Hygiene etwas übertrieben, aber es kann nicht schaden, ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass Husten und Niesen Krankheiten übertragen und dass Händewaschen, das wir vermutlich alle nicht richtig (oder zumindest nicht lange genug) machen, ein Grundpfeiler der Vermeidung von Infektionen ist.

Während die Welt sich in nie geahnter Weise gegenüber einer Krankheit abschottet, fragen wir uns: »Wie lange dauert eine Pandemie normalerweise?« Die schlimmste Katastrophe des 20. Jahrhunderts, die sogenannte Spanische Grippe, die sich vor nur rund 100 Jahren ereignete, war allgemein in Vergessenheit geraten und ist nun wieder in aller Munde. Bei der Erstellung von Krankheitsmodellen gibt es den Spruch: »Wenn man eine Pandemie kennt ... kennt man eine Pandemie.« COVID-19 verhält sich anders als die Grippe, die wiederum nicht mit Ebola zu vergleichen ist. Es gibt zwar Gemeinsamkeiten, doch die Regeln sind nicht übertragbar. Die Wahrheit lautet, dass es lange dauern kann, bis die Pandemie abebbt, und dass niemand eine Prognose abgeben kann.

Aber was bedeutet der Lockdown für unsere Immunität? Das Leben ist nicht normal. Wir sind vollkommen durcheinander, uns fehlt die Routine, unser Schlafrhythmus ist aus den Fugen geraten, und wir tun uns schwer, ohne die üblichen Tagesabläufe und Routinen für körperliche Aktivität zu sorgen. Wir machen uns auf die Suche nach rascher Abhilfe. Alkohol und Junkfood versprechen schnelle Aufmunterung, während wir nach Nahrungsergänzungsmitteln für das Immunsystem googeln. Manchmal schafft der Druck der Pandemie eine seltsame Atmosphäre und Bedürfnisse, die nicht unbedingt dem entsprechen, was langfristig gut für die Gesundheit ist. Gute Fürsorge für das Immunsystem ist jedoch auf das ganze Leben ausgerichtet, nicht nur auf die Dauer der Pandemie. Es gab eine Zeit vor COVID-19, und es wird auch eine danach geben.

Nichtansteckende Krankheiten haben Keime zwar als führende Todesursache der Welt abgelöst, doch diese Pandemie setzt neue Maßstäbe. Sie führt uns vor Augen, wie mächtig Mikroben wirklich sind und wie anfällig unsere Lebensweise und unsere gesellschaftlichen Ökosysteme geworden sind. Keime versetzen die Bevölkerung in Panik, obwohl sie...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2021
Übersetzer Annika Tschöpe
Sprache deutsch
Original-Titel IMMUNITY - The Science of Staying Well
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alterserkrankung • Autoimmunerkrankungen • Chronische Entzündungen • Corona • Covid-19 • Depressionen • eBooks • Erkältung • Gesundheit • Gewichtszunahme • Grippe • Krebs • Ratgeber • Verdauungsstörung • Viren
ISBN-10 3-641-27224-6 / 3641272246
ISBN-13 978-3-641-27224-1 / 9783641272241
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