Der dunkle Kristall - Ära der Schatten (eBook)

Roman

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2021 | 1. Auflage
320 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-27268-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der dunkle Kristall - Ära der Schatten -  J.M. Lee
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Spektakuläre Magie, originelle Wesen und eine aufregende Geschichte: Der Auftakt der Fantasy-Saga »Der dunkle Kristall«, bekannt durch die Netflix-Serie!
Jim Henson hat nicht nur die weltberühmten »Muppets« geschaffen, sondern revolutionierte auch das Fantasygenre auf der Leinwand: Sein Film »Der dunkle Kristall« (1982) besitzt Kultstatus, was die Serienmacher von Netflix unlängst dazu bewogen hat, die Vorgeschichte des Meisterwerks zu erzählen. Der Serienhit »Der Dunkle Kristall: Ära des Widerstands« basiert auf der auf Deutsch noch unveröffentlichten Fantasy-Saga von J.M. Lee. Darin erzählt er die Geschichte der Gelflingfrau Naia: Sie versucht, ihren verschwundenen Bruder zu finden, der einer schrecklichen Intrige zum Opfer gefallen ist. Dabei deckt Naja ein entsetzliches Verbrechen auf, welches die Welt Thra für immer verändern wird.

Alle Bände der »The Dark Crystal«-Saga:
Der dunkle Kristall 1. Ära der Schatten
Der dunkle Kristall 2. Zeit der Lieder (in Vorbereitung)
Der dunkle Kristall 3. Nacht der Gezeiten (in Vorbereitung)
Der dunkle Kristall 4. Stunde der Flammen (in Vorbereitung)

J.M. Lee verbrachte seine Jugend in Minnesota, wo er in dem Glauben aufwuchs, mit Tieren sprechen und das Wetter beherrschen zu können. Am College interessierte er sich für vergleichende Filmwissenschaft, Drehbuchschreiben sowie Shakespeare und schloss sein Studium an der University of Minnesota im Fach Linguistik mit Schwerpunkt japanischer Phonetik ab. Er lebt in Minneapolis. Für die Netflix-Serie »Der dunkle Kristall. Ära des Widerstands« lieferte Lee mit seinen Romanen die Vorlage und fungierte als Berater und Drehbuchautor.

Kapitel 1


Die Besucherin tauchte am frühen Morgen auf, lange bevor die Große Sonne am blassblauen Himmel ihren Höchststand erreicht hatte.

Naia beobachtete sie aus dem kühleren Laubdach der großen, ineinander verschlungenen Affenknotenbäume. Zuerst legte sie die Hand auf ihre Stein-und-Seil-Bola, hielt aber dann inne, als die Besucherin zögerte und ihren völlig mit Schlamm und Algen verschmierten Umhang ablegte. Unter der Kapuze sah Naia das ernste Gesicht einer Gelfling-Frau mit langen silbernen Haaren. Was machte eine Vapra so tief im Sumpf von Sogg? Das war merkwürdig – vielleicht sogar verdächtig –, aber weil ihr Herz kein bisschen schneller schlug, nahm sie die Hand wieder von ihrer Bola weg. Der Sumpf von Sogg erstreckte sich in alle Richtungen und gähnte den Morgen an, und das Gebrumm der Summer und das Gezirpe der Kletterer fügte sich harmonisch in das große Lied der Welt ein. Ohne die Besucherin aus den Augen zu lassen, nahm Naia eine saure Alfenfrucht aus ihrer Hüfttasche und begann nachdenklich zu mampfen.

»Sie muss von weit her kommen«, murmelte Naia. Darauf antwortete ihr Gefährte Neech, der sich in ihren rankenähnlichen Haaren zusammengerollt hatte, nur mit einem leisen Geplapper und vergrub seinen Kopf noch tiefer in ihren Dreadlocks. Als die Besucherin ihren Weg wieder fortsetzte, schnippte Naia den glatten, fingerknöchelgroßen Alfenfruchtkern in eine Furche der Affenknotenbaumrinde. Er glitt ihre Spiralen und Windungen entlang und verschwand in den Tiefen der knorrigen Bäume. Dann folgte sie ihm, ein weiteres Flackern im Kaleidoskop der Schatten im Laubdach.

Die Fremde brauchte den ganzen Nachmittag, um das Herz des Sumpfs zu erreichen. Ein oder zwei Mal überlegte Naia, ob sie nicht vorauseilen sollte, um ihr Dorf zu warnen. Sie befürchtete jedoch, dass sie die Besucherin dann möglicherweise an den Treibsand oder irgendwelche hungrigen Sumpfkreaturen verlieren würde. Sie hätte sich auch bemerkbar machen und ihre Hilfe anbieten können, aber Fremde wurden aus einem guten Grund als fremd bezeichnet. In den Tiefen des Sumpfes jemandem von draußen entgegenzutreten mochte für Naia genauso gefährlich sein wie eine Sumpfkreatur für die Vapra.

Die Reise, für die Naia allein nur ein paar Stunden gebraucht hätte, war so nicht nur anstrengend, sie nahm auch den ganzen Tag in Anspruch. Es dämmerte bereits, als die dicht an dicht stehenden Affenknotenbäume einer runden Lichtung mit riesigen, uralten Bäumen wichen, die von Gelfling-Händen liebevoll gepflegt wurden. Sie hatten das Zuhause des Drenchen-Clans erreicht. Naia musterte das System aus Holzstegen, die zwischen den Affenknotenbäumen auf dem Sumpf trieben, und hob dann den Blick zu ihrem Dorf, das darüber lag. Ein Netzwerk aus Gehwegen und Gehseilen verband Behausungen, die in die gewaltigen, knorrigen Bäume eingearbeitet worden waren, mit anderen, die an dicken Pendeln hingen. Eine ganze Welt in der Schwebe über dem Sumpf.

Als die Besucherin, deren Haut schweißnass schimmerte und mit Prellungen und Insektenstichen übersät war, sich am Rand der Lichtung eine Verschnaufpause gönnte, lief Naia eilig weiter zum Dorfzentrum. Sie sprang vom Ast auf das nächstgelegene Gehseil und hielt sich mit ihren nackten Zehen daran fest, während sie auf ihm entlanghastete. In der Mitte des Tals erhob sich der Große Smerth, der älteste Baum im ganzen Sumpf und seit Generationen der Wohnsitz ihrer Familie. Gewundene Gehwege zogen sich um seinen gewaltigen Stamm, gespickt mit kreisrunden Zugängen und Fenstern, die mit hübschen Blumen und dicken herabhängenden Ranken geschmückt waren.

Sie machte einen großen Satz, der sie ein halbes Dutzend Schritte weitertrug, und landete mit einem wohlberechneten Ba-Bumm! auf dem äußeren Landebalkon. Die flügellose Landung klang, als wäre ein Junge aufgeschlagen, aber das war nicht zu ändern. Sie hatte jetzt keine Zeit für Anmut. Als sie sich mit der Schulter voran durch die Tür ins Innere schob, hallten ihre Schritte vom goldenen Kernholz des runden Raums wider. Unterwegs begegneten ihr freundliche Gesichter, aber sie hatte jetzt nicht die Zeit, ihre Begrüßungen zu erwidern.

»Mutter!«

Neech gab ein kurzes, erleichtertes Zwitschern von sich und plusterte das Nackenfell auf, als Naia atemlos ins Zimmer ihrer Familie stürmte. Ihre Mutter saß in kunstvoll besticktem Stoff aus sattem Türkis und Gold gehüllt auf einem kleinen Stuhl, während ihre zwei jüngeren Schwestern Perlen und bunte Schnüre in ihre dicken Locken flochten. Maudra Laesid konnte man die Maudra des Drenchen-Clans nur allzu gut ansehen; Weisheit verlieh ihrem freundlichen Gesicht etwas Geduldiges, und Lachen machte es jung. Flecken, die das helle Frühlingsgrün spiegelten, sprenkelten ihre lehmfarbene Haut, und ihre Flügel schimmerten wie ein wunderschöner Umhang aus Indigo und Türkis. In ihren Händen lag ein Muski-Junges, das nur halb so groß wie Neech war. Auf seiner glatten schwarzen Haut zeichnete sich deutlich eine kleine Schnittwunde ab.

»Oh, Naia, guten Abend!«, sagte Laesid. »Du hast das Mittagessen verpasst, aber ich schätze, du kommst gerade rechtzeitig zum Abendessen.«

»Eine Fremde«, sagte Naia. Sie nahm sich ein feuchtes Tuch aus der Schüssel bei ihren Schwestern und wischte sich damit die Reste des Sumpfnebels von den Wangen. Ihre Schwestern sahen sie schief an, und Naia begriff, dass sie nicht von Anfang an erzählt hatte. »Heute Morgen, während meiner Wache. Ich habe gesehen, wie eine Fremde den Sumpf betreten hat. Sie ist jetzt hier und wartet unten. Sie scheint eine Vapra zu sein – ein Silberling, mit hellen Haaren und heller Haut. Hast du dich an die All-Maudra gewandt, Mutter?«

»Nein«, sagte Laesid. Sie richtete den Blick immer noch auf den kleinen Aal, den sie sanft in der einen Hand hielt, während sie mit der anderen eine langsame, kreisende Bewegung über ihm vollführte. Ihre Finger schimmerten in einem sanften, blauen Licht, das sich zusammenzog, sammelte wie eine Handvoll Kristallwasser. Als die Maudra ihre Hand wieder zurückzog, hatte sich der Schnitt geschlossen, und die Schwellung war zurückgegangen. Der Aal zwitscherte dankbar, bevor er durch das Fenster davonflitzte.

Eliona, die mittlere Tochter der Maudra, stand mit vor Aufregung gespitzten Ohren da, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die sich nichts anmerken ließ. »Eine Fremde!«, rief sie. »Von Ha’rar? Hat sie Geschenke von der All-Maudra dabei?«

»Wenn ja, dann müssen sie inzwischen voller Schlamm sein«, schnaubte Naia. »Sie ist unten gegangen. Es hat den ganzen Tag gedauert, Mutter! Haben Silberlinge überhaupt keinen Verstand, wenn es um Sümpfe geht?«

»Nein, denn an der Vapra-Küste gibt es keine Sümpfe«, erwiderte Laesid trocken. »Du hättest ihr helfen können, weißt du. Es hätte auch dir geholfen.«

Naia presste die Lippen zusammen, verschränkte die Arme und entschied sich, auf den leichten Tadel nicht einzugehen. Ihre Mutter schien immer eine noch bessere Lösung parat zu haben, ganz egal, wie sehr sie auch über ihre Entscheidungen nachdachte. Aber genau das machte eine Maudra schließlich auch aus – und Naia war noch keine Maudra.

»Wie auch immer … was tun wir jetzt?«

»Wenn sie wirklich von der All-Maudra geschickt wurde, sollten wir sie besser so schnell wie möglich begrüßen. Hol sie unten ab. Pemma, lauf zu deinem Vater und sag ihm, er soll zu Naia und unserer Besucherin gehen. Wenn sie nach mir fragt, ich werde sie in meinem Saal empfangen.«

Während Naias jüngste Schwester Pemma davonflitzte, um ihren Vater zu holen, nahm Laesid ihre Krücke vom Boden hoch und richtete sich mit ihrer Hilfe auf. Naia trocknete sich mit dem Ärmel das Gesicht ab. Die Vorstellung, die Besucherin alleine zu empfangen, verunsicherte sie ein wenig, und obwohl sie zu alt für einen Aufpasser war, freute sie sich insgeheim darüber, dass ihr Vater dabei sein würde. Aus irgendeinem Grund erzeugte das Auftauchen der Vapra in ihr ein Gefühl, als würde ein Wurm in ihren Eingeweiden herumkriechen.

»Mutter«, sagte sie jetzt leiser. »Könnte es etwas mit Gurjin zu tun haben?«

Maudra Laesid zuckte mit den Schultern und machte eine vage Geste mit der Hand; auch sie hatte keine Antworten.

»Es geht nicht bei allem um deinen Bruder, Liebes«, erwiderte sie, aber ihre Stimme klang besorgt, und das Salz darin nährte den Wurm in Naias Bauch.

»Als das letzte Mal ein Silberling hergekommen ist …«, fing sie an.

»Nicht jeder Bote von der All-Maudra kommt hierher, um dir deine Familie wegzunehmen«, beendete Laesid den Gedanken. »Und jetzt geh und lass unsere Besucherin nicht länger warten. Zeig mir, wie geschickt du offizielle Dinge handhaben kannst. Lade sie zum Essen ein; dann werden wir herausfinden, was hinteralldem steckt.«

Naia schwieg jetzt; sie wusste nicht, wie sie ihr erklären sollte, was sie wirklich empfand. Als Gurjin in den Dienst der Burg des Kristalls getreten war, hatte Naia jede Menge Groll und Neid verspürt. Obwohl sie und ihr Bruder gleich alt waren und sich auch hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und ihrer Willensstärke glichen, verliefen ihre Schicksale unterschiedlich. Er hatte der Aufforderung Folge leisten müssen, während sie in Sogg bleiben musste und von ihrer Mutter ausgebildet wurde. Das war schließlich die Pflicht der ältesten Tochter. So war es immer gewesen. Naia hatte inzwischen gelernt, es zu akzeptieren, aber insgeheim hoffte sie immer noch, dass eines Tages ein Soldat kommen und auch sie auffordern würde, den Sumpf zu verlassen. Ihre Mutter schien...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2021
Reihe/Serie The Dark Crystal
Illustrationen Brian Froud, Cory Godbey
Übersetzer Susanne Gerold
Sprache deutsch
Original-Titel Shadows of the Dark Crystal (1)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Age of Resistance • Ära des Widerstands • Buch zur Serie • Der dunkle Kristall • eBooks • Fantasy • Fantasy Abenteuer • Fantasy Bücher • Gelfling • High Fantasy • Jim Henson • Kultfilm • Muppets • Netflix • Skeks • The Dark Crystal • TV Serie
ISBN-10 3-641-27268-8 / 3641272688
ISBN-13 978-3-641-27268-5 / 9783641272685
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