Lene und die Blumenmafia -  Katrin Müller

Lene und die Blumenmafia (eBook)

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2020 | 1. Auflage
140 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-7699-2 (ISBN)
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Lene und die Blumenmafia erzählt die Geschichte einer auf den ersten Blick ungleichen Freundschaft. Lene ist gerade erst nach Frankfurt gezogen, als sie Jonathan kennenlernt. Kurz danach wird die kostbare Zuchtpflanze von Lenes Nachbarin gestohlen. Jonathan und sie machen sich auf eigene Faust auf die Suche und stoßen dabei dank Jonathans Tricks am Computer bei ihren Recherchen auf eine skrupellose Blumenmafia, die in der Szene ihr Unwesen treibt. Mit Mut und Köpfchen stürzen sich die beiden jungen Detektive ins Abenteuer und meistern dabei gemeinsam gleich noch ein paar Herausforderungen in ihrem Familienleben.

Katrin Müller, geboren und aufgewachsen in der Nähe von Saarbrücken, schreibt seit ihrer Kindheit kürzere und längere Geschichten sowie Gedichte. Die Saarländerin mit französischen Wurzeln studierte nach dem Abitur Interkulturelle Kommunikation und spanische Literaturwissenschaften und arbeitet seitdem in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Ihr Faible für außergewöhnliche Kriminalfälle lässt sie heute in ihre Kriminalgeschichten einfließen, die sie unter dem Pseudonym Greta R. Kuhn auch für Erwachsene schreibt. Sie lebt mit ihrer Familie und drei Hunden an der Deutschen Weinstraße.

Seit zwei Stunden streunte Lene jetzt schon durch den Park. Um halb sieben musste sie zu Hause sein, das war in 30 Minuten, aber sie hatte noch gar keine Lust in die neue Wohnung zurückzukehren. Sie war mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder erst vor drei Wochen hier nach Frankfurt gezogen, aber sie mochte die Stadt nicht. Sie fühlte sich hier einfach nicht zu Hause. Vorher hatten sie in einem Vorort von Paris gewohnt, weil ihr Vater in der französischen Hauptstadt für eine deutsche Bank gearbeitet hatte. Dort war es schön gewesen. Sie hatte alles gehabt, was man sich wünschen konnte: ihre Freunde aus der deutschen Schule, ihren Lieblingsbäcker, der ihr jeden Morgen ein Croissant mit Schokoladenfüllung aufhob, welches sie auf dem Schulweg abholen durfte. Und da war natürlich ihr Judoverein, in dem sie regelmäßig trainierte. Mit ihren 11 Jahren hatte sie es sogar schon bis zum grünen Gürtel geschafft, und sie war viel besser gewesen, als so mancher Junge in ihrem Verein. Das wusste jeder.

Doch hier in Frankfurt war das anders. Sie war sich sicher, dass sie hier nie Freunde finden würde. Die Kinder hier waren auch bestimmt nicht so toll, wie ihre alten Freunde. Elias, Claire, Cécile oder sogar Sébastien, mit dem sie sich immer gekabbelt hatte, den sie aber doch sehr mochte. Was sie ihm aber natürlich nie hätte sagen können, auch nicht, als sie sich bei Lenes Abschied mit einem dicken Kloß im Hals gegenüberstanden und nicht wussten, was sie einander sagen sollten.

Kaum in Frankfurt angekommen, hatte sie ihren Eltern verkündet, dass sie mit dem Judo aufhören wollte. Dass sie nie wieder irgendetwas damit zu tun haben wollte. Dass sie ja nicht denken sollten, dass sie hier glücklich werden würde.

Aber da ihre Eltern immer so beschäftigt waren, mit dem Umzug, ihrem Bruder Philipp und der neuen Arbeit, interessierten sie sich recht wenig für Lenes Probleme. Lene hatte gehört, wie ihre Mutter zu ihrem Vater gesagt hatte, dass das sicher nur eine Phase sei und dass sich das bald von selbst lösen würde. Das hatte Lene wütend gemacht. Und so hatte sie sich bis jetzt geweigert, ihr neues Zimmer einzuräumen und schlief immer noch zwischen Kartons und Koffern. Doch Lene kannte ihre Eltern. Sie wusste, dass sie das bald ändern musste, denn irgendwann wäre die Geduld ihrer Eltern aufgebraucht und dann würde es auch für sie ungemütlich werden können. Außerdem waren die Sommerferien bald vorbei und sie würde in ihre neue Schule gehen müssen. Aber Lene hatte den Dickkopf ihrer Oma geerbt und so versprach sie sich, noch ein bisschen zu streiken. Und so hatte sie sich, seit sie hier wohnten, bei jeder Gelegenheit in den Grüneburgpark verzogen, der nur fünf Minuten von ihrer neuen Wohnung entfernt war. Hier konnte sie es aushalten und ihren trüben Gedanken nachhängen. Sie mochte den Park, weil es hier immer etwas zu sehen gab. Da waren Eichhörnchen, die sich um den besten Platz am Mülleimer stritten. Ältere Damen, die ihre winzigen Hundchen ausführten, die die gleichen Frisuren wie ihre Frauchen trugen. Die Paare, die stumm miteinander spazieren gingen, während jeder auf sein Handy starrte. Außerdem waren da noch die vielen Jogger mit ihren roten Köpfen, die mit der besten Ausrüstung ausgestattet keuchend ihre Runden drehten. Lene setzte sich dann auf die Lehne einer Parkbank und wettete bei jedem einzelnen, wie viele Runden er oder sie noch schaffen würde. Das war lustig. Auch dieses Mal beobachtete sie amüsiert das Schauspiel der hochmotivierten Sportler, als sie einen Jungen bemerkte, der nicht weit von ihr in sich zusammengesunken auf einer Bank hockte. Er sah aus, als wäre er krank, denn er war ziemlich blass um die Nase und trug eine runde Brille, die ihm immer wieder bis auf die Nasenspitze rutschte, und eine Kippa auf dem Kopf. Lene kannte diese Kopfbedeckungen aus Paris, dort trugen sie viele Jungs und Männer in ihrem Viertel. Hier in Frankfurt hatte sie nur ein paar davon in der Nähe der Synagoge gesehen, die bei ihrer neuen Wohnung um die Ecke lag.

Sie betrachtete ihn genauer: Er war zwar etwas größer als sie, aber bestimmt nicht viel älter. Lene kannte sich aus mit Jungs, denn sie hatte ja in ihrem früheren Leben schon einige auf die Matte geschickt. Bei dem Gedanken daran musste sie schmunzeln und beobachtete weiterhin den Jungen, der seine Nase ganz tief in ein Buch gesteckt hatte. Von ihrem Platz konnte sie den Titel des Buches nicht lesen, aber es schien spannend zu sein, wenn er darin so versunken war. Ganz in der Nähe spielten ein paar Jungs Fußball. Sie waren ihr eben schon aufgefallen, weil sie immer wieder fluchten und grölten. Sie mussten so 15 oder 16 Jahre alt sein, auf jeden Fall keine, mit denen man sich anfreunden wollte. Plötzlich flog der Ball in hohem Bogen in Richtung des lesenden Jungen und rollte direkt neben seine Füße. Doch der blasse Junge schien den Ball gar nicht zu bemerken. Auf jeden Fall hielt er den Blick starr in sein Buch gesenkt und reagierte nicht. Lene hatte ein ungutes Gefühl und sie schaute nervös zwischen dem Jungen und diesen Typen hin und her. Die waren abwartend stehengeblieben und warfen sich immer wieder amüsierte fragende Blick zu. Sie erwarteten wohl, dass der Junge aufspringen und ihnen den Ball zurückwerfen würde. Doch der bewegte sich keinen Millimeter. Einer von ihnen machte zu dem pummeligsten unter ihnen eine auffordernde Geste mit dem Kinn, der fing an zu grinsen und lief los, um den Jungen anzupöbeln:

„Hey du Wicht, bist du taubstumm? Oder einfach nur zurückgeblieben? Nee, ich weiß – du willst uns provozieren. Haste etwa ein Problem mit uns?“. Der Junge schreckte auf und wurde mit einem Mal blass wie ein hauchdünner Zuckerguss. Wie auf den Éclairs, diese mit Vanillepudding gefüllte Spritzgebäcktaschen aus Frankreich, die Lene so vermisste. Sie hätte nicht gedacht, dass dieser Junge noch blasser werden konnte. Vor Schreck hätte er beinahe sein Buch fallen gelassen, er hatte den Ball also wirklich nicht bemerkt. Sie sah, wie sich an seinem Hals rote Flecken bildeten und er hektisch nach Worten suchte, aber keinen einzigen Ton rausbekam. Der Jugendliche lachte höhnisch, als er das erschrockene Gesicht sah und rief nach seinen Kumpels.

„Hey Jungs, schaut euch die Lusche mal an. Habt ihr mal ein Handy? Den müssen wir für YouTube filmen.“, rief er ihnen zu. Lene ballte die Fäuste in ihrer Hosentasche. Jetzt würde es für den Jungen echt unbequem. Doch die anderen Typen interessierten sich schon nicht mehr wirklich für ihn, sie hatten ein paar junge Joggerinnen auf dem Weg entdeckt, denen sie hinterherpfiffen, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Ihrem Kumpel riefen sie zu: „Jetzt schmeiß den Ball schon her, Tom. Hör auf, hier rum zu stressen und lass den Pimpf in Ruhe. Wir wollen hier keine Wurzeln schlagen, Alter.“ Doch der Typ wollte einfach nicht aufgeben und grinste hinterhältig, während er langsam den Ball aufhob.

„Ja, ja, ich komm schon. Aber vorher muss ich hier mal eine kleine Lektion erteilen. Hier weiß wohl der kleine Judenjunge nicht, wen er da vor sich hat!“, zischte er drohend.

Lenes Herz schlug immer schneller, die Situation spitzte sich zu und der Junge würde keine Chance haben. Sollte sie einfach wegschauen? Nein, das war nicht die Lene, die sie kannte. In Frankreich wäre sie sofort dazwischen gegangen. Sie kannte die passenden Schimpfwörter, die dieser feige Halbaffe hier bestimmt nicht verstehen würde. Aber hier kannte sie noch niemanden und das bedeutete, dass sie ziemlich schnell rennen musste, wenn es schief ging. Aber schnell rennen konnte sie ja. Während sie noch überlegte, riss der Typ dem Jungen das Buch aus der Hand und begann, eine Seite nach der anderen zu zerfetzen. Damit der Junge nicht fliehen konnte, hatte er ihm mit dem Bein den Weg abgeschnitten, und so musste dieser mit Tränen in den Augen mit ansehen, wie sein Buch in Einzelteile zerfiel.

„Jetzt oder nie, Lene!“, sagte sie sich. Sie musste einfach reagieren. Ganz ruhig stand sie auf, ging mit festen und entschlossenen Schritten auf diesen feigen Halbstarken zu. Sie klopfte ihm von hinten auf die Schulter. Dass er größer war als sie, störte sie nicht, denn im Judo hatte sie schon einige dieser Gewichtsklasse aufs Kreuz gelegt. Doch es war auch riskant.

Als er sich verwundert umdrehte, nahm sie ihm, noch bevor er den Mund aufmachen konnte, gelassen das Buch aus der Hand: „Legst du dich eigentlich immer nur mit kleineren Jungs an? Du heißt Tom, oder? Wenn du so feige bist, dann schlägst du bestimmt auch Mädchen?“ fragte sie ihn herausfordernd. Der Typ traute seinen Ohren nicht. War hier heute Kindergeburtstag? Wollte diese Göre ihn wirklich hier vor seiner Gang provozieren? In seinem Kopf ratterte es. Das konnte er doch nicht auf sich sitzen lassen. Er blinzelte das Mädchen, welches sich eben vor ihm aufgebaut hatte, verwirrt an. Träumte er das alles?

Lene gab dem Jungen sein Buch zurück, oder besser gesagt, die kläglichen Reste davon und sagte: „Komm, lass uns gehen. Ich glaube, hier hat sich jemand für heute genug ausgetobt.“

Der Junge machte Riesenaugen, denn so ein mutiges Mädchen...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7407-7699-4 / 3740776994
ISBN-13 978-3-7407-7699-2 / 9783740776992
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