Ich sehe das, was du nicht sagst (eBook)
208 Seiten
Yes-Verlag
978-3-96905-021-7 (ISBN)
Thorsten Havener absolvierte sein Studium zum Diplom-Übersetzer für Englisch und Französisch in Saarbrücken und Monterey. Er vermittelt seit über 30 Jahren sein Wissen als führender Experte für Körpersprache, Wahrnehmung, Verhaltenspsychologie, Illusion und Gedächtniskunst. Seine Bestseller erreichten ein Millionenpublikum und wurden in 16 Sprachen übersetzt. Die »SZ« bezeichnete ihn als »angehendes Weltwunder«.
Thorsten Havener absolvierte sein Studium zum Diplom-Übersetzer für Englisch und Französisch in Saarbrücken und Monterey. Er vermittelt seit über 30 Jahren sein Wissen als führender Experte für Körpersprache, Wahrnehmung, Verhaltenspsychologie, Illusion und Gedächtniskunst. Seine Bestseller erreichten ein Millionenpublikum und wurden in 16 Sprachen übersetzt. Die »SZ« bezeichnete ihn als »angehendes Weltwunder«.
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DIE EIGENEN GEDANKEN HÖREN UND SEHEN – SEI BEWUSST
»Bitte helfen Sie mir«, sagt der Patient zum Psychologen, »ich möchte so gern mal wieder herzhaft lachen.«
»Da habe ich eine tolle Idee für Sie«, antwortet der Psychologe, »gerade ist ein Zirkus in der Stadt. Da tritt ein Clown auf: Beppo, der Clown. Schauen Sie sich den mal an. Wenn Sie da nicht lachen müssen, weiß ich auch nicht weiter.«
»Ich bin Beppo, der Clown.«
Wir sehen den Menschen oft nicht an, was wirklich in ihnen vorgeht. Das liegt daran, dass wir die Welt durch unsere ganz eigene Brille betrachten. Diese Brille besteht aus unseren Erfahrungen und Werten, aus unseren Glaubensvorstellungen und Annahmen.
Um andere Menschen zu lesen und das Körperlesen zu perfektionieren, ist es sehr wichtig, dass wir diese Brille und ihren Zusammenhang mit unserem Denken kennenlernen. Je mehr wir über das Zusammenspiel unserer Wahrnehmung mit unseren Gedanken und damit auch unseren Emotionen wissen, desto stärker können wir auch die Realitäten unserer Gesprächspartner erkennen und uns in sie hineinversetzen, um ihre Gefühle und Gedanken zu erahnen.
Um in einem ersten Schritt zu erfahren, wie sich unsere innere Einstellung auf unsere Wahrnehmung auswirkt, bitte ich Sie, folgenden Selbstversuch zu machen.
Bitte schauen Sie sich einige Augenblicke in der Umgebung um, in der Sie sich gerade befinden. Was sehen Sie? Nehmen Sie sich ungefähr zehn Sekunden Zeit und betrachten Sie Ihr Umfeld. Danach lesen Sie bitte weiter.
Gut. Als Nächstes stellen Sie sich bitte vor, Sie seien Schreiner. Und jetzt betrachten Sie Ihr Umfeld in Ihrer Eigenschaft als Schreiner. Nach zehn Sekunden lesen Sie bitte weiter.
Jetzt schauen Sie sich noch mal um, dieses Mal als Immobilienmakler. Und dann als Innenarchitekt, dann als Konferenzplaner.
Ihre Umgebung hat sich jedes Mal verändert. Andere Dinge wurden wichtig, einige unsichtbar und weitere wiederum sind Ihnen möglicherweise erst beim dritten oder vierten Hinsehen aufgefallen. In dem Moment, in dem sich Ihre Aufmerksamkeit geändert hat, sind neue Möglichkeiten aufgetaucht, die Umgebung wahrzunehmen.
Ganz praktisch hat sich Ihr Umfeld geändert, sobald Sie Ihre innere Perspektive geändert haben.
Das ist eine der wichtigsten Grundannahmen für Körperleser.
Körperleser beobachten ihre Mitmenschen und ihre Umwelt von vielen verschiedenen Standpunkten aus. Und je mehr wir über diese verschiedenen Standpunkte wissen, desto mehr Möglichkeiten haben wir, sie einzunehmen und zu wechseln. Je erfahrener und geübter wir darin sind, desto besser und geschickter können wir uns in andere hineinversetzen und deren Perspektive und Realität annehmen.
Wenn ich einen Menschen kennenlerne oder auch wenn ich einen Zuschauer auf die Bühne bitte, frage ich mich als Erstes: Wie alt ist dieser Mensch wohl? Aus welcher Perspektive heraus beobachtet er sich und die Welt? Und ich? Wie alt bin ich für diesen Menschen und aus welcher Perspektive beobachtet er mich? Unsere Aufgabe als Körperleser ist, die Perspektive zu wechseln und unsere Umwelt und unsere Mitmenschen von vielen Blickwinkeln aus zu betrachten. Dann können wir von deren Standpunkt aus agieren und ein tiefes Verständnis für sie entwickeln. Vorausgesetzt natürlich, wir möchten das. Das bedeutet übrigens nicht, dass wir mit dem Standpunkt der anderen einverstanden sein müssen oder dass wir ihn akzeptieren. Es bedeutet nur, dass wir einen anderen Zugang entwickeln und dem anderen dadurch auch unseren Standpunkt deutlicher vermitteln können.
Der Körperleser wertet nicht, was er liest und übersetzt!
Er gibt dabei nicht seine eigene Meinung wieder und er muss auch nicht einverstanden sein mit dem, was er dolmetscht.
Sobald wir beginnen, das Beobachtete zu werten, in »gut« und »schlecht« einzuteilen, in »hübsch« und »hässlich« oder in »richtig« und »falsch«, haben wir die Rolle des Dolmetschers verlassen und können nicht mehr richtig beobachten. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich schreibe. Denn während meines Studiums war eine der wichtigsten Lektionen meiner Dozenten: Bleib neutral. Selbst, wenn du mal einen Redner vor dir hast, dessen Standpunkte du verabscheust. Nicht zu werten und zu urteilen ist ein sehr wichtiger Aspekt, auf den wir in Kapitel 6 noch näher eingehen werden.
Das große Ziel unseres Austauschs mit anderen Menschen besteht immer darin, eine harmonische Verbindung mit ihnen aufzubauen. Dass es hierbei nicht um Balance geht, sondern um dynamische Harmonie, haben wir bereits gesehen. Das bedeutet, dass wir in manchen Momenten sehr wohl energischer auftreten können und in manchen eher besänftigend.
Ohne die Verbindung zu anderen Menschen vereinsamen wir. Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ganz allein auf der Welt, ohne ein anderes Lebewesen. Ein solches Leben erscheint leer und sinnlos. Selbst Robinson Crusoe hatte mit »Freitag« einen Mann an seiner Seite. Die Tatsache, dass wir alle Crusoe und die Geschichte kennen, zeigt, dass die Vorstellung des Alleinseins uns tief berührt, denn das Buch erschien 1719. Ewige Einsamkeit ist für fast jeden von uns eine Horrorvorstellung. Wir brauchen andere Lebewesen, um uns mit ihnen auszutauschen. Tom Hanks bastelt sich in dem Film Cast Away aus einem Volleyball einen Kopf, mit dem er redet. Er gibt diesem Kopf sogar einen Namen, Wilson, und der Verlust dieses Balls im Film berührt uns, weil wir sofort fühlen, dass Hanks damit seinen einzigen Gesprächspartner verliert. Im Film I am Legend ist der Virologe Dr. Robert Neville (gespielt von Will Smith) der einzige Überlebende auf der Welt. Außer ihm gibt es nur noch zombieähnliche Überlebende und seinen Hund. Das Einzige, was Neville antreibt, ist die Entwicklung eines Heilmittels für die Zombies und die Suche nach anderen Menschen.
Der Mensch braucht den Austausch. Aber so natürlich dieser Austausch auch ist, er ist und bleibt menschlich. Und damit oft schwierig und voller Missverständnisse.
Oft liegen diese Missverständnisse nicht an dem, was unser Gegenüber sagt, sondern daran, wie wir es einordnen. Und umgekehrt. Aus der Sicht unserer Mitmenschen: Kommunikation ist nicht das, was wir sagen, sondern das, was beim anderen ankommt. Dabei spielt unsere Körpersprache eine wichtige Rolle. Sie bringt zum Ausdruck, wie wir uns fühlen und welchen emotionalen Gehalt wir einer Botschaft geben. Stellen Sie sich vor, Ihr Partner steht vor Ihnen. Die Lippen zusammengepresst, der Blick mit starren Lidern auf Sie fokussiert. Sie fragen: »Was ist los?« und Ihr Partner antwortet mit zusammengebissenen Zähnen: »Nichts«. Glauben Sie der Sprache der Worte oder der Sprache des Körpers?
Die Körpersprache ist ein wichtiges Mittel, um uns mitzuteilen.
Auf diese Mitteilung des anderen erfolgt natürlich eine Reaktion von uns. Und jetzt kommt der Knackpunkt: Sehr oft erfolgt diese Reaktion aus Gewohnheit. Unsere Kinder reden darüber, dass sie zu viele Hausaufgaben aufhaben. Unsere gewohnheitsmäßige Reaktion: Wir winken ab und erzählen, dass wir früher auch viele Hausaufgaben aufhatten.
Im Zug redet ein Mann laut in sein Handy: Wir sind genervt. An der Kasse im Supermarkt steht ein älterer Herr, der lange sein Kleingeld zählt, weil er passend zahlt: Wir schauen auf die Uhr und verdrehen die Augen. Zumindest bei mir waren das schon gewohnheitsmäßige Reaktionen. Aber: Vielleicht sind es wirklich zu viele Hausaufgaben. Ich habe auch schon laut im Zug telefoniert, weil es dringend war und eines Tages bin ich vielleicht der ältere Herr, dessen Augen die Münzen nicht mehr unterscheiden können.
Inzwischen sehe ich das so: In solchen Momenten lerne ich etwas über mich. Ich lerne, dass ich meine Kinder nicht immer ernst nehme. Ich lerne, dass mich laute Gespräche anderer sauer machen. Und ich lerne, dass ich unter Zeitdruck schnell ungeduldig werde. In solchen Momenten höre und sehe ich also nicht, was andere mir sagen – ich höre und sehe, was ich denke! So betrachtet, ist das alles eine Lerneinheit des Lebens.
Welche Möglichkeit habe ich nun, damit nicht mehr gewohnheitsmäßig, sondern angemessen, konstruktiv und manchmal auch kreativ umzugehen?
Mein Vorschlag: Lassen Sie zunächst einmal die Emotionen weg! Emotionen sind meistens Nachrichten unseres Unterbewusstseins an unser Bewusstsein. Aufgrund einer vergangenen Erfahrung bewerten wir die Situation. Wenn wir viele Hausaufgaben erledigen mussten, können die Jugendlichen heute das ruhig auch tun. Die Welt hat sich aber seither geändert. Vielleicht ist ja wirklich zu viel zu erledigen. Oder mein Kind braucht so lange, weil es einen Kniff, den ich draufhatte, nicht kennt. Wie in unserer Übung mit den verschiedenen Berufen ändert sich unser Umfeld, wenn WIR uns ändern.
Eine sehr praktische Technik, die Emotionen wegzulassen, besteht in der Wahl unserer Worte. In einer meiner Coaching-Konsultationen war einmal ein Mann, der generell...
Erscheint lt. Verlag | 11.10.2020 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Anfänger • Bestseller • Buch • Deuten • Einschätzen • Einsteiger • Erfolg • Erkennen • Flirt • Frauen • Gegenüber • Geschenk • Gestik • Haltung • Hypnose • im beruf • Kommunikation • Körpersprache • Lesen • Liebe • Lügen • Manager • Männer • Menschen lesen • Mentalist • Mimik • Monika Matschnig • Navarro • NLP • Partner • Partnerschaft • Privat • Psychologie • Ratgeber • Rhetorik • Samy Molcho • Selbstbewusstsein • Spiegel Bestseller Autor • Stefan Verra • Verstehen • Wahrheit |
ISBN-10 | 3-96905-021-9 / 3969050219 |
ISBN-13 | 978-3-96905-021-7 / 9783969050217 |
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