Tödliche Kantaten (eBook)

Ein Musikkrimi
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
192 Seiten
Ellert & Richter Verlag
978-3-8319-1041-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödliche Kantaten -  Sebastian Knauer
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Ein geheimnisvoller Fund unter Johann Sebastian Bachs Grabplatte in der Leipziger Thomaskirche und der Besuch eines fast schon vergessenen Bekannten bringen den Hamburger Detektiv Pit Koch auf die Spur verschollener Originalwerke des großen Barock-Komponisten. Sie führt ihn ins heutige London und an die Westküste der Vereinigten Staaten - nach Los Angeles - sowie ins Hamburg des frühen 18. Jahrhunderts, wo sich das Orgelgenie aus Thüringen seinerzeit so auffällig oft blicken ließ ... Korrupte Kunsthändler, manische Sammler, Musiker in Lebensgefahr: Dieser Krimi über die Macht der Musik schlägt den Leser ab der ersten Seite in den Bann. Sebastian Knauer bietet ein actionreiches Abenteuer, das bis hin zum Superschurken alles bietet, was ein kriminelles Lesevergnügen braucht. Am Schluss stehen die Buchstaben B.A.C.H. und geben ein neues Rätsel auf.

Sebastian Knauer, Jahrgang 1949, Diplom-Volkswirt, würde gerne so gut Klavier spielen wie sein Hamburger Namensvetter. Neben seiner Tätigkeit als Politikredakteur bei STERN und SPIEGEL zwischen 1977 und 2010 legte er mehrere Kriminalromane über das Spannungsfeld von Politik und Kriminalität vor. Knauer engagiert sich in der 'Stiftung Johann Sebastian' für das Projekt 'Eine Orgel für Bach in St. Katharinen' und in der SPIEGEL-Gruppe bei der Aufbauinitiative eines Deutschen Pressemuseums in Hamburg. Mehr über den Autor unter:sebastian-knauer.de.

Sebastian Knauer, Jahrgang 1949, Diplom-Volkswirt, würde gerne so gut Klavier spielen wie sein Hamburger Namensvetter. Neben seiner Tätigkeit als Politikredakteur bei STERN und SPIEGEL zwischen 1977 und 2010 legte er mehrere Kriminalromane über das Spannungsfeld von Politik und Kriminalität vor. Knauer engagiert sich in der "Stiftung Johann Sebastian" für das Projekt "Eine Orgel für Bach in St. Katharinen" und in der SPIEGEL-Gruppe bei der Aufbauinitiative eines Deutschen Pressemuseums in Hamburg. Mehr über den Autor unter:sebastian-knauer.de.

1


Magdalena machte diese bestimmte, drehende Kopfbewegung. Das pechschwarze Haar der jungen Frau flog kontrolliert nach hinten. An ihrer Wange schuf sie Platz für das polierte Ebenholz der Kinnstütze ihrer Bratsche, die mit einem blütenreinen weißen Tüchlein bedeckt war. Konzentriert verharrte sie mit dem gespannten Bogen, der in wenigen Sekunden die Saite kraftvoll anreißen und zum Schwingen bringen sollte.

Dies war der Moment, in dem sich der Amerikaner in sie verliebte. Er würde sich immer daran erinnern, wie er zum ersten Mal ihr markantes Profil wahrnahm. Bei jeder der vielen Frauen, denen er nahegekommen war, gab es diesen ersten Moment. Bei Magdalena waren es zwei kleine Falten auf der Stirn, die sich mit der ersten Schallwelle aus ihrem Instrument verflüchtigten, die Entspannung des ersten Tons, der den gesamten Raum füllt. Magdalena entsprach genau seinem Typ, er musste sie kennenlernen.

Stumm folgte er dem Konzert, mehr mit den Augen als mit den Ohren. Schubert und das Streichquartett traten zurück hinter Magdalena und ihrem besonderen Kopfschwung, der sich bei jedem neuen Einsatz wiederholte. Der Amerikaner wünschte sich, dass dieses Konzert nie zu Ende ging. Er wusste, dass etwas Großartiges passiert war. Er hatte die Frau gefunden, die sein größtes Geheimnis zum Klingen bringen würde, nur für ihn, auch wenn die Noten der ganzen Menschheit gehörten. Er hatte die richtige Botin für die göttliche Botschaft gefunden. Nach dem Konzert würde er Magdalena in sein Geheimnis einweihen. Er war sich sicher, dass sie nicht Nein sagen würde.

Nach etwas mattem Beifall und einer knappen Zugabe verließen die Musiker die Bühne. Magdalena verabschiedete sich mit einer tiefen Verbeugung ihres schlanken Körpers in dem schlichten schwarzen Kostüm vom Publikum. Diesmal fielen ihre Haare in die andere Richtung.

Sie sah den gut aussehenden Mittsechziger in der ersten Reihe genauso freundlich an wie die anderen Konzertbesucher. Gegen das grelle Licht der Scheinwerfer konnte sie keine Einzelheiten erkennen. Im Gesicht dieses Mannes nahm sie jedoch für einen Sekundenbruchteil die kalten und zugleich einladenden Augen wahr. Woher kannte sie diese Augen? Magdalena wendete sich schnell ab und steuerte auf den Raum für die Musiker hinter den Kulissen der Musikhalle zu. Der Cellist hatte die Tür zu dem muffigen Zimmer mit den hellbraunen Resopaltischen für sie offen gehalten. „Wo bleibst du denn?“, rief er ungeduldig.

„Hast du diese Frau bemerkt?“, fragte Napoleon Newman seinen Nachbarn in der ersten Reihe beim Aufstehen. Seine Knie waren vom langen Sitzen etwas steif geworden. In seinem fortgeschrittenen Alter ganz normal. Regelmäßiges Schwimmen in seinem Pool mit Blick über den Pazifik bei Santa Monica und die morgendlichen Ausritte auf seiner Ranch in den Bergen hielten ihn aber ziemlich fit.

„Du warst ja völlig weg.“

„John, du bist ein guter Beobachter, du kennst mich.“

„Mm.“

„Diese Kopfbewegung, dieser Ton, diese Ausstrahlung.“

„Willst du sie haben?“, fragte John.

In John Miles’ Welt war das eine normale Frage. Der hünenhafte Mann im hellgrauen Businessanzug, der nur notdürftig seine 9-Millimeter-Kanone unter der linken Achsel verdeckte, war der langjährige Bodyguard und unsichtbare Begleiter des Medientycoons Napoleon Newman. In seiner Welt war alles käuflich, und zwar wirklich alles. Nicht nur Frauen. Auch das Leben war käuflich, oder besser der Tod. John Miles hatte für seinen Herrn, der ihm ein komfortables Leben an der Westküste der Vereinigten Staaten ermöglichte, schon manche schmutzige Arbeit erledigt.

„Idiot, ich will sie nicht haben, ich will sie davon überzeugen, für uns tätig zu werden.“

„Verstehe. Tätig zu werden als Geliebte oder als Geschäftspartnerin?“

„Ich erkläre dir das später, sorge dafür, dass ich sie gleich treffen kann.“

Miles wusste mit solchen Aufträgen umzugehen. Sein Deutsch war zwar äußerst rudimentär, aber wer als Gesandter eines der mächtigsten Medienmanager der westlichen Welt kommt, findet auch in seiner Muttersprache schnell offene Ohren und Türen. Draußen in der Lobby wartete schon der Geschäftsführer des Musikverlags, der den heutigen Konzertbesuch arrangiert hatte. Für ihn ging es um ein millionenschweres Lizenzgeschäft mit den Amis. Wichtigtuerisch wedelte er mit dem Programmheft, während er sich aus einem weinroten Polstersessel emporschraubte.

„Mr. Newman, wir sind hier!“

„Mr. Newman hat einen Wunsch“, sagte John Miles.

„Schon erfüllt“, flötete der Verlagsmann.

„Mr. Newman möchte die Musikerin an der größeren Violine jetzt gleich treffen.“

„Größeren Violine?“

„Wie heißt das verdammte Ding? Die Lady im schwarzen Kostüm mit den langen Haaren.“

„Aha, die Bratschistin. Eine Bratsche, eine Viola.“

„Egal, können Sie das arrangieren?“

„Sicher, wir haben einen Tisch im Restaurant River, einem der schönsten Restaurants unten am Hafen mit Blick auf die Elbe, reserviert, für unsere Gesellschaft, wenn Sie erlauben. Die Musiker sind dazugeladen.“

„Keine Gesellschaft. Mr. Newman wünscht die Lady alleine zu treffen.“

Der Geschäftsführer wand sich. Die Sache kam auf die schiefe Bahn: Er wusste, wie selbstbewusst und eigensinnig Magdalena war. Sie würde sich nicht auf irgendwelche nächtlichen Treffen einlassen. Fieberhaft suchte er nach einer diplomatischen Lösung für den heiklen Auftrag.

„Lassen Sie mich nachdenken.“

„Das sollten Sie aber schnell tun“, sagte John Miles, „wir wollen doch nicht, dass Mr. Newman ungeduldig wird.“

„Nein, natürlich nicht, ich gehe gleich mal zu den Musikern, um die Sache zu klären.“

„Gut“, sagte Miles mit seiner Baritonstimme, die noch eine Oktave tiefer zu rutschen schien. Er wäre eine Idealbesetzung in Webers Freischütz gewesen. „Mr. Newmans Limousine wartet vor dem Haupteingang.“

„Sicher, Geduld, ich fliege!“

Inzwischen hatte Napoleon Newman die Lobby betreten. Er nickte dem davoneilenden Verlagsmann knapp zu und setzte sich in einen Polstersessel.

„Okay, John, wie sieht es aus? Wann kommt sie?“

„Wir arbeiten dran, die Deutschen haben vor, uns ins Restaurant zu schleppen. Irgend so ein Ding am Hafen.“

„Oh, am Hafen, klingt interessant. Wir haben allerdings keine Gummistiefel dabei.“

„Da werden wir aber in Gesellschaft sein. Du wolltest doch die Lady alleine sprechen.“

„John, du bist kulturell so ungehobelt. Liebe geht durch den Magen. Lass uns mit der Truppe was Kleines essen gehen, ein paar Austern oder was immer dieser Hafen so bietet. Sorge nur dafür, dass ich neben der Violinistin sitze.“

„Das ist eine Bratsche.“

„John, ich bin beeindruckt. Du lernst immer noch schnell. Sorge dafür, dass ich neben der Bratschen-Violine sitze. Der Abend ist noch lang. Ich will sie kennenlernen und nicht verführen. Jedenfalls heute Abend nicht.“

„Verstanden, Chef“, sagte Miles regungslos.

In diesem Moment kam der Geschäftsführer zurückgewedelt. Auf seiner hohen Stirn hatten sich Schweißtropfen gebildet. Natürlich hatte Magdalena es brüsk abgelehnt, mit dem scheinbar wichtigen Geschäftspartner des Musikverlags zu entschwinden. Sie sei eine hoch gebildete Musikerin und kein Callgirl, das hatte sie ihm in aller Deutlichkeit ins Gesicht gesagt. Der Cellist hatte vor Schreck fast sein wertvolles Instrument fallen lassen, als er den lauten Dialog mit anhören musste. Was dieser Ami sich denn einbilde, er musste ja ein besonders übles Exemplar von Westküsten-Chauvi sein. Kein Bitten und Flehen konnte sie umstimmen. Magdalena würde wie die anderen Musiker gerne noch mit ins Restaurant kommen. Mehr nicht. Punkt. Fermate. Fine. Basta.

„Also“, wand sich der Geschäftsführer, „es gibt da ein kleines Problem …“

„No problem“, sagte John Miles. „Mr. Newman ist sehr neugierig auf den Hafen. Sorgen Sie nur dafür, dass die Dame neben ihm sitzt.“

Die gequälte Miene des Geschäftsführers hellte sich schlagartig auf. „Das ist ja wunderbar, Mr. Newman wird sehr zufrieden sein. Ich schlage vor, ich begleite Sie jetzt zum Restaurant, die anderen folgen unverzüglich.“

„Okay, let’s go“, sagte Miles.

Newman schaute ihn aus seinem Sessel...

Erscheint lt. Verlag 30.4.2020
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bach • Barock • Detektiv • Hafencity • Hamburg • Johann Sebastian Bach • JSB • Klassik • Klassische Musik • Krimi • Kriminalroman • Leipzig • London • Musik • Musikkrimi • Privatdetektiv • Thomaskirche • Thriller
ISBN-10 3-8319-1041-3 / 3831910413
ISBN-13 978-3-8319-1041-0 / 9783831910410
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