Die erste Orientierung und das Bewerbungsschreiben
Die Auswahl der möglichen Arbeitgeber
Die Arbeit, die tüchtige, intensive Arbeit, die einen ganz in Anspruch nimmt mit
Hirn und Nerven, ist doch der größte Genuss im Leben.
Rosa Luxemburg, poln./dt. Politikerin
(1871 - 1919)
Die Erwartungshaltung des Arbeitgebers
Es kann sinnvoll sein einmal hinter die Kulissen zu schauen und zu überlegen, wie ein Bewerbungsgespräch von ‚der anderen Seite’ aus vorbereitet wird. Je nach Größe eines Betriebes wird der Personalchef oder die Personalchefin mehrere Male an einem Tag ein Einstellungsgespräch führen.
Aus Sicht des Personalverantwortlichen wird das Bewerbungsgespräch auch Einstellungsgespräch genannt. Der Personalverantwortliche kann Eigentümer oder Angestellter sein. Beide mögen verschiedene Bedürfnisse/Ansprüche an die Leistungen der Kandidatin (die sich bewirbt) haben.
Wird das Einstellungsgespräch seriös geführt, wird sich auch der Personalverantwortliche (Personaler) seriös auf das Gespräch vorbereiten. Für jeden Betrieb kostet die Suche nach einer neuen Mitarbeiterin, sei es als Auszubildende, Praktikantin, Studentin oder Festangestellte, immer viel Geld.
Zuerst die Suche (zum Beispiel Inserate), dann die Vorarbeiten (Brief und Mailverkehr, Telefonate), das Einstellungsgespräch selbst (Zeitaufwand) und später die Einarbeitungszeit.
Es liegt also keineswegs im Interesse eines Personalverantwortlichen, ‚irgendjemanden’ auszuwählen.
Viele Arbeitgeber suchen händeringend nach qualifiziertem Personal. Einmal ist in einigen Branchen die Nachfrage bestimmter Arbeitnehmerinnen nicht mehr gegeben. Zum anderen rücken damit weniger gut passende Bewerberinnen in die mögliche Auswahl.
Versuche von Arbeitgebern, Kandidatinnen ‚der 2. Reihe’ zu wählen, gehen häufig im beruflichen Zusammenhang ins Auge. Also werden die weniger - und dafür umso mehr - Umworbenen gesucht.
Trotzdem ist der Arbeitgeber aus wirtschaftlichen Gründen nicht gewillt, beliebig Lohn zu zahlen - er muss verantwortlich Arbeitsleistung und Gehalt gegeneinander abwägen.
Was für Arbeitgeber wichtig ist
Je nach Untersuchung und Lesart, ist nicht eindeutig festzuhalten, welche der unten aufgelisteten Fähigkeiten an erster Stelle stehen. Aber alle hier aufgeführten Beispiele sind am ehesten zu erwarten:
- Teamfähigkeit
- Flexibilität
- Belastbarkeit
- Mobilität
- Sprachkenntnisse
- Kommunikationsfähigkeit
- Ausgereifte Persönlichkeit
- Sozialkompetenz
- Kontaktfähigkeit
- Durchsetzungsvermögen
- Praktika (auch im Ausland, eventuell aber auch ein vorangegangenes Praktikum im eigenen Betrieb)
- Zügige Ausbildung beziehungsweise zügiges Studium
- Soziales Engagement
- Soft Skills allgemein
- Das äußere Erscheinungsbild
- Auftreten
- Umgangsformen
- Ggf. Führungsfähigkeit
Die Bewerbung
War Tina schon einmal in der Situation, sich beruflich (neu) zu orientieren? Vielleicht verfügt sie über genügend ‚Vitamin B’ (Beziehungen) und fällt sozusagen ins gemachte Bett beziehungsweise auf den von ihr gewünschten Arbeitsplatz? Wenn nicht, bleibt ihr wohl nur der übliche Weg über die Bewerbung.
Bei den Bewerbungsunterlagen, da Personalverantwortliche oftmals sehr viele Unterlagen Tag für Tag erhalten, ist ein wohl überlegtes Vorgehen angebracht, wenn Tina erfolgreich sein will.
Was will Tina überhaupt?
Bevor Tina wahllos Bewerbungen verschickt, findet sie heraus, in welcher Art Unternehmen (Großunternehmen mit über 500 MitarbeiterInnen, mittelständisches Unternehmen mit 50 bis 500 MitarbeiterInnen oder Kleinunternehmen mit unter 50 MitarbeiterInnen) sie tätig werden will.
Soll das Unternehmen lokal, regional, national oder international tätig sein? Welche Tätigkeit würde ihr zusagen? In welchem Unternehmen lassen sich ihre Berufswünsche erfüllen? Wo kann sie ihre Stärken zeigen? Tina überlegt vorab:
1 | Suche ich überhaupt Arbeit? | | | |
2 | Ist Arbeit wichtig für mich? | | | |
3 | Soll mir meine Arbeit in Zukunft Spaß bereiten? | | | |
4 | Ich suche eine feste Arbeitsstelle. | | | |
5 | Ich suche eine Teilzeitstelle. | | | |
6 | Ich suche einen Job nebenher. | | | |
7 | Ich kenne das Arbeitsgebiet, in dem ich gerne tätig wäre. | | | |
8 | Ich möchte in einem kleinen Betrieb arbeiten. | | | |
9 | Ich möchte in einem Familienbetrieb arbeiten. | | | |
10 | Ich möchte in einem internationalen Betrieb arbeiten. | | | |
11 | Ich bevorzuge einen Arbeitsplatz an meinem Wohnort. | | | |
12 | Mir macht es nichts aus, auch längere Zeit dienstlich von zu Hause weg zu sein. | | | |
13 | Ich kann mir vorstellen, auch im Ausland zu arbeiten. | | | |
14 | Ich bin mit einer ‚einfachen’ Tätigkeit zufrieden. | | | |
15 | Ich möchte bei der Arbeit gefordert werden. | | | |
16 | Ich möchte Abteilungsleiterin werden. | | | |
17 | Ich möchte später Chefin werden. | | | |
18 | Ich möchte später einen eigenen Betrieb haben. | | | |
19 | Ich möchte später mit Freunden ein eigenes Unternehmen gründen. | | | |
20 | Ich möchte bei der Arbeit mit Menschen zu tun haben. | | | |
21 | Ich suche eher eine Tätigkeit, bei der ich mich alleine mit der Arbeit beschäftige. | | | |
22 | Ich möchte einer Bürotätigkeit nachgehen. | | | |
23 | Ich möchte handwerklich arbeiten. | | | |
24 | Ich möchte mich kreativ entwickeln. | | | |
25 | Ich möchte im künstlerischen Umfeld arbeiten. | | | |
26 | Ich möchte im Freien arbeiten. | | | |
27 | Ich möchte an Computern arbeiten. | | | |
Je klarer Tinas Vorstellungen sind, desto erfolgversprechender ist ihre Bewerbung.
Tina muss wissen, was sie sucht
Bevor Tina loslegt, sollte sie sich darüber klarwerden, was, beziehungsweise welche Arbeitsstelle sie überhaupt sucht. Deshalb hinterfragt sie auch die angebotene Stelle. Entspricht diese Stelle ihren Vorstellungen?
- Tina prüft die angebotene oder ausgeschriebene Stelle genau.
- Erfüllt Tina die vorausgesetzten Qualifikationen?
- Tina achtet bei der Ausschreibung auf Muss- und Kann-Formulierungen. Im ersten Fall handelt es sich um feste Bedingungen, die (wenigstens zu 80 - 90 %) erfüllt sein müssen, im zweiten Fall werden sie lediglich gewünscht.
- Tina klärt, ob die angebotene oder ausgeschriebene Stelle wirklich ihren beruflichen Zielen entspricht.
Die Muss- und die Kann-Formulierung
Muss-Formulierungen: | Kann-Formulierungen: |
| - „… ist wünschenswert, dass …”
|