Inseldrama. Ostfrieslandkrimi -  Rita Roth

Inseldrama. Ostfrieslandkrimi (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-167-1 (ISBN)
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Norderney ist alarmiert, als ein Enkeltrick völlig außer Kontrolle gerät. Sind die älteren Bewohner der idyllischen Nordseeinsel nicht mehr sicher? Gefesselt und geknebelt wird Elske Visser in ihrem eigenen Haus zurückgelassen. Die hinterlassene Drohung lässt keinen Zweifel: Es geht um ihr Grundstück, das einem millionenschweren Bauvorhaben im Wege steht. Gretje Blom nimmt sofort die Ermittlungen auf, um ihre alte Freundin Elske zu unterstützen. Wer ist die junge Frau, die sich als Lebensgefährtin des Enkels ausgegeben und das Opfer so brutal überfallen hat? Ist Elskes Enkel Björn, der kurz nach der Tat auf Norderney erscheint, womöglich selbst in die Sache verstrickt? Und machen die Hintermänner ernst, falls sie das gesetzte Ultimatum verstreichen lässt? Als tatsächlich eine Leiche auftaucht, nimmt das Drama auf der ostfriesischen Insel seinen Lauf...

Kapitel 1


 

Gedankenverloren schlürfte Gretje Blom eine heiße Schokolade. Sie hatte es sich in den gemütlichen Polstersesseln ihres Lieblingsstrandlokals auf Norderney bequem gemacht, so ließ sich das Schietwetter dieses Apriltages einigermaßen ertragen. Der Regen pladderte monoton gegen die Fensterfront, die den Blick auf Himmel und Meer freigab. Die rüstige Ostfriesin, die aus ihrem Alter noch immer ein Geheimnis machte, nahm die Hintergrundmusik, die Geräuschkulisse der Urlauber und selbst die Anwesenheit ihres besten Kumpels Piet kaum wahr. Sie schaute hinaus aufs Meer, auf die stetig heranrollenden Wellen, die sich brachen und einen Schauer sprühende Gischt in die Luft spuckten. Es war ein wundervolles Schauspiel der Natur.

»Was guckst du?«, riss Piet sie aus ihrer Versenkung. So ausdauernd schweigend kannte er sie normalerweise nicht. Konnte es sein, dass sie Sorgen hatte oder etwas seine alte Freundin bedrückte, von dem er nichts wusste.

»Meer«, erwiderte sie. Mehr nicht.

»Denn will ich man nicht länger stören.«

»Mannomann, Piet, nun sei man nicht gleich eingeschnappt«, lenkte Gretje ein. »Willste wirklich wissen, was mir durch den Kopf geht?«

»Hmm.«

»Der teuflische Plan«, nuschelte sie kaum hörbar, damit die anderen Gäste es nicht mitbekamen. Piet sah sie irritiert an, sodass seine lüttje Friesenrose erkläre, was sie damit sagen wollte. »Ich frage mich jeden Tag, ob der teuflische Fluch mir in diesem Urlaub wieder übel mitspielt oder ob ich über die Ostertage von Mord und Totschlag verschont bleibe. Ich habe da so ein komisches Gefühl.«

»Seit wann hast du das denn im Gefühl, wenn ein Verbrechen passiert? Du wirst mir langsam unheimlich, meine lüttje Friesenrose«, sagte Piet.

»Mach du dich man lustig über mich. Wirst schon sehen. Wäre ja ein Wunder, die Feiertage ausnahmsweise ohne Stress und vor allem ohne Leiche genießen zu können.«

»Willst wohl mit mir Ostereier suchen?«

Gretje grinste. »Wir können auch zum Eiertrullern gehen«, schlug sie vor und erzählte dem Freund aus ihrem Heimatort Rhauderfehn von dem österlichen Brauch. Sie einigten sich aber dann doch darauf, lieber zum Osterfeuer zu gehen.

»Sind ja noch ein paar Tage Zeit«, sagte Piet, »heute ist ja erst Dienstag. Soll ich dir noch eine heiße Schokolade holen? Oder möchtest du ein Gläschen mit Fittaminchen?«

»So ein schöner heißer Sanddornpunsch, das wäre jetzt genau das Richtige«, seufzte Gretje. Sie glaubte an die gesundheitsfördernde Wirkung der Vitamine im Sanddorn und auch im Sanddornschnaps.

 

»Nun hör sich das mal einer an!« Eine fette Schlagzeile der Norderneyer Zeitung hatte ihre Aufmerksamkeit gefesselt. »Brutaler Überfall auf Norderney! Alte Insulanerin im eigenen Haus gefesselt und geknebelt! Was sagst du dazu, Piet?« Schnell überflog sie die Zeilen und mokierte sich über die Dreistigkeit und Brutalität der Gangsterin. Schon beim Lesen des Berichts sträubten sich ihr die Haare. Erst einen Tag später war die Rentnerin völlig entkräftet und dehydriert an einen Stuhl gefesselt, mit einem Knebel im Mund von einer Nachbarin aufgefunden worden. Noch gerade rechtzeitig. Einen weiteren Tag hätte das Überfall­opfer aus Sicht des Arztes nicht überlebt.

»Das ist doch eine Schande! Eine bodenlose Schweinerei! Was sagst du denn dazu, Piet? Angeblich soll die Lebens­gefährtin von dem Enkelkind der Rentnerin angeklingelt und erzählt haben, der Enkel wäre in Gefahr und bräuchte dringend Geld von seiner Oma. Die alte Frau ist immer noch nicht zu einer vernünftigen Aussage fähig, so dolle hat die Ganovin die eingeschüchtert.« Noch einmal überflog sie den Artikel. Der Name des Opfers, Elske Visser, kam ihr bekannt vor.

»Elske Visser! Die kenne ich«, rief sie. »Aus meiner Zeit damals als Briefträgerin, als ich auf der Insel ausgeholfen hab. In einem Jahr, da hab ich Elske kennengelernt. Dat Häuschen von ihr lag nämlich etwas abgelegen, das war ganz schön weit weg, bis ich an ihrem Briefkasten war. Den Namen Visser, den gibt’s ja wie Sand am Meer, aber Elske Visser … Das muss meine Elske sein.«

»Und ich hab immer geglaubt, hier ist die Welt noch in Ordnung«, brummelte Piet. »Frag doch mal bei deinem Inselpolizisten nach, was da los gewesen ist. Der wird das ja wohl ganz genau wissen.«

»Da kannste aber Gift drauf nehmen!«

Piet nahm ihr die Zeitung aus der Hand und las den Artikel zur Sicherheit noch einmal selber. »Auf dein Gefühl scheint Verlass zu sein. Hier hast du deinen Fall. Bist du nun zufrieden?«

»Mein Inselpolizist? Was ist das denn für’n Schnack? Nur weil ich Jan Berg schon kannte, als er noch im Sand gebuddelt hat, ist der noch lange nicht mein Inselpolizist

»Dass die Gangster es mit diesem Trick jetzt auch schon auf den Ostfriesischen Inseln versuchen! Das ist doch der klassische Enkeltrick, vor dem immer gewarnt wird«, schnaubte Piet verächtlich. Gretje nickte, mit erstaunlicher Fingerfertigkeit tippte sie auch schon eine WartsAb an den Hauptkommissar in ihr Smartphone. Anschließend leerte sie ihr Glas, sie wollte schnellstens zurück in ihre Unterkunft, in Onno Fokkens Friesenrose.

Bei dem grantigen alten Seebären konnte sie jederzeit wohnen, wenn sie das Meerweh plagte. Onno Fokken war mit ihrem Mann Freddy, der jetzt bei die Fische wohnte, viele Jahre zur See gefahren, er war sein bester Freund gewesen. Sogar für umsonst konnte sie bei ihm unbeschwerte Tage verbringen und das turbulente Inselleben genießen. Ihr Kumpel Piet Hansen zählte auch zu den erlesenen Gästen, die von der Gutmütigkeit des kauzigen Seebären profitierten. Ursprünglich wollte der auf seine alten Tage seine Ruhe haben. Doch dann traf er Gretje Blom nach langer Zeit wieder. Die fünf Zimmer, die er mit viel Liebe modernisiert und mit eigenen Bädern ausgestattet hatte, wollte er keinesfalls an Touristen vermieten. Nur für Leon, den sympathischen Physio­therapeuten, machte er eine Ausnahme.

»Unser Onno, der müsste die Elske doch auch ganz gut kennen. Der sagt zwar immer nicht viel, aber der kriegt eine ganze Menge mit.«

 

***

 

Im Schritttempo fuhren Hauptkommissar Jan Berg und seine junge Kollegin Swantje Robben mit dem Streifenwagen die Strandpromenade entlang, Richtung Weststrand. Sie waren auf der Suche nach der Person, die vor einer Woche bei Elske Visser hinterlistig und gewaltsam eingebrochen war. Bisher hatte die Fahndung nach der Frau nichts ergeben, nicht einmal Hinweise aus der Bevölkerung. Das war bei der miserablen Personenbeschreibung durch das Opfer allerdings auch nicht weiter verwunderlich. Jede kleine, schlanke Frau zwischen zwanzig und fünfzig kam in Betracht. Es gab weder ein Foto noch konnte Elske Visser sich an auffällige Merkmale der Person erinnern.

»Bei dir piept’s«, haute Swantje ihren Kollegen an, ohne die Augen von der Promenade zu nehmen. Sie meinte sein Handy. »Nun geh schon ran. Wollten wir nicht sowieso einen Fahrerwechsel vornehmen?«

Jan Berg stoppte den Wagen auf dem Fußweg, trotz nachlassenden Regens waren nur wenige Menschen unterwegs. Die zwei tauschten die Plätze, Swantje klemmte sich hinters Lenkrad und steuerte die nächste Abzweigung ins Zentrum an.

»Kannst mich an der Friesenrose absetzen. Gretje Blom ist wieder mal auf der Insel, da kann ich gleich mal Moin sagen. Und dann fahr weiter zum Anleger und hol unsere Neue von der Fähre ab.«

»Wann kommt die Bissick denn an? Mit welcher Fähre? Die ist doch noch gar nicht offiziell bei uns. Warum soll ich die dann abholen? Die hat doch noch Urlaub. Kann die Bissick nicht wie alle anderen auch mit dem Bus fahren?«, fragte Swantje mürrisch.

»Auch wenn Hauptkommissarin Bea Bissick erst ab Mitte April zu unserm Team gehört, wollen wir sie auf unserer Insel doch freundlich empfangen. Oder, Swantje?«

»Wenn du meinst, Chef.«

»Na also. Wenn ich bei Gretje war, will ich anschließend noch einmal bei Elske Visser vorbeischauen und ihre Türschlösser auf Einbruchsicherheit überprüfen. Vielleicht ist ihr inzwischen doch noch etwas Wichtiges eingefallen.«

Swantje fuhr zur Friesenrose und setzte ihren Kollegen ab. »Sie haben Ihr Ziel erreicht«, quäkte sie mit blecherner Computerstimme. Jan Berg stieg aus und schüttelte den Kopf, als sie mit quietschenden Reifen davonfuhr.

 

»He!«, begrüßte Gretje den Beamten nach Insulanerart. Sie war sichtlich erfreut, dass er sich nach ihrem Anruf sofort die Zeit genommen hatte und schon vor der Tür stand. Ohne Umschweife kam sie auf ihr Anliegen zu sprechen. »Sag mal, Jan, ich hab das mit dem Überfall auf Elske Visser in der Zeitung gelesen. Furchtbar! Hat sie sich inzwischen davon erholt? Das ist doch die Elske, die in dem schnieken Häuschen am Rande der Siedlung wohnt? Dat, wo die doch alle so scharf drauf...

Erscheint lt. Verlag 29.4.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-167-0 / 3965861670
ISBN-13 978-3-96586-167-1 / 9783965861671
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