White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht (eBook)

Roman

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
208 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-2601-3 (ISBN)

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White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht - Michelle Marly
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Dreaming of a White Christmas. Hollywood, Heiligabend 1937. Für den erfolgreichen Jazz-Komponisten Irving Berlin aus New York ist dieser Tag stets ein besonderer - er verbindet damit sein größtes Glück und gleichzeitig auch einen schweren Schicksalsschlag. Doch diesen Heiligabend muss Irving, zum ersten Mal getrennt von seiner Familie, unter der Sonne Kaliforniens verbringen. Voller Sehnsucht nach seiner Frau und den Kindern beginnt er an einem Song über die Weihnachtszeit zu arbeiten - und erfährt schließlich, dass auch in Hollywood ein Weihnachtswunder geschehen kann. Eine bezaubernde Liebesgeschichte und die Geschichte des erfolgreichsten Weihnachtsliedes aller Zeiten

Hinter Michelle Marly verbirgt sich die in Hamburg geborene deutsche Bestsellerautorin Micaela Jary, die in München und Lugano aufwuchs. Durch ihren Vater, den Filmkomponisten Michael Jary, begegnete sie vielen Künstlern und Filmschaffenden der fünfziger und sechziger Jahre, später berichtete sie als Reporterin über das Showbiz, bis sie nach Paris zog und Romane zu schreiben begann. Heute lebt sie mit Mann und Hund in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern.

Ihre Romane im Aufbau Taschenbuch 'Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe', 'Madame Piaf und das Lied der Liebe', 'Romy und der Weg nach Paris', 'Madame Piaf und das Lied der Liebe' und 'Die Diva. Maria Callas - die größte Sängerin ihrer Zeit und das Drama ihrer Liebe' sind internationale Bestseller. Zuletzt erschien von ihr 'White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht'.

»There’s No Business Like Show Business«

Beverly Hills
Dezember 1937

Kapitel 1


Das Schwimmbad des Beverly Hills Hotels befand sich in einem terrassenförmig angelegten Garten hinter einer dichten Mauer aus Orangen- und Zitronenbäumen, Bougainvilleen und Hibiskus. Trotz der üppigen Bepflanzung lag der Poolbereich im Sonnenlicht, so dass die wärmenden Strahlen das Wasser erreichten, die Liegestühle und Sitzgruppen standen jedoch meist unter weißen Sonnenschirmen im Schatten. Die Kellner servierten nicht nur im Trockenen, wo Herren und Damen in Sommerkleidung plauderten, sondern auf Wunsch auch den Herrschaften im Schwimmbecken, die sich trotz des an diesem Tag herrschenden kühlen Winds ins Nasse gewagt hatten. Harmlos wirkende Cocktails, deren Anteil an Gin und Curaçao-Likör für innere Hitze sorgte, oder wie Herbstblätter schimmernde Kreationen auf Whiskey- und Wermut-Basis, die mit Maraschinokirschen und kleinen Sonnenschirmen aus Papier geschmückt waren, wurden in Glasschalen an lachende Lippen geführt. Es wurde viel herumgealbert, die Gäste waren berauscht vom Alkohol, vielleicht aber auch von dem herrlichen goldenen Licht, das diese Stadt für Filmschaffende so anziehend machte – oder sie waren begeistert von der Ferienstimmung, die sich angesichts der Szenerie unweigerlich einstellte. An das bevorstehende Weihnachtsfest erinnerte jedoch nichts.

Er mochte dieses oberflächliche Leben nicht. Obwohl er es versucht hatte, war es ihm nie gelungen, in Kalifornien Fuß zu fassen. Mehrmals hatte er sich hier eingerichtet und dann doch alles wieder aufgegeben, um nach Hause, nach New York, zurückzukehren. Inzwischen war ihm mit aller Deutlichkeit klar geworden, dass er an der Ostküste Wurzeln geschlagen hatte und sich daran nichts mehr ändern würde. Wie ein Nomade wohnte er deshalb in einem Hotel, wenn er in Hollywood arbeiten musste.

»Izzy!«

Er umrundete ein Pärchen in heller Sommergarderobe und trat auf den Tisch zu, an dem der Herr saß, der ihn gerufen hatte.

Joseph Schenck war fast sechzig, nicht besonders attraktiv und auch nicht besonders elegant angezogen, ein liebenswerter, humorvoller Mensch, obgleich ein harter Geschäftsmann, der aus jedem Knopfloch seiner legeren Jacke die Macht ausstrahlte, die er in Hollywood besaß. Der einflussreiche Präsident der Filmgesellschaft Twentieth Century-Fox stand auf, um ihm herzlich die Hand zu schütteln.

»Gut, dich zu sehen, Izzy!«

»Du bist der einzige Mensch, dem ich erlaube, mich noch Izzy zu nennen. Und, Joe, wir haben uns erst gestern im Studio gesehen.«

»Betrachte es als Reminiszenz an unsere gemeinsame Jugend in der Lower East Side«, erwiderte der Tycoon, während er sich in seinen Korbsessel zurückfallen ließ. »Wer hätte damals gedacht, dass aus dem singenden Zeitungsverkäufer der beste und erfolgreichste Songwriter Amerikas werden würde?«

»Du vergisst Gershwin, Jerome Kern und Cole Porter …« Er zuckte mit den Achseln und fügte in einem bescheidenen Ton hinzu, der seine Worte Lügen strafte: »Aber vielleicht hast du recht.«

Er war eine einnehmende, mittelgroße Person, zwar immer ein bisschen nervös, aber attraktiv. Sein Haar war auch mit neunundvierzig Jahren noch so lackschwarz wie das des hoffnungsfrohen Jungen von einst, sein olivfarbener Teint und seine dunklen Augen unter den dichten Brauen verliehen ihm eine geheimnisvolle, sinnliche Aura. Am deutlichsten erinnerte aber wohl sein Talent noch an die alten Zeiten, als Joseph Schenck sein bester Freund wurde. Vieles war seitdem anders geworden: Seine Kleidung stammte aus der Savile Row in London und nicht mehr aus zweiter Hand, und sein Name war ein anderer und inzwischen weltberühmt: Aus Israel »Izzy« Baline war Irving Berlin geworden, und als er sich jetzt an dem Gartentisch niederließ, an dem sein Freund auf ihn gewartet hatte, wirkte er wie der Inbegriff eines Gentleman.

Der Kleine mit der schrillen Tenorstimme war tatsächlich ein singender Kellner geworden. Damals war er vierzehn. Nachdem ein Musikverleger aus der Tin Pan Alley nur wenige Jahre später im Pelham Café in Chinatown auf ihn aufmerksam geworden war, begann eine unvorstellbar erfolgreiche Zeit für ihn. Irving Berlin war der erste Komponist und Textdichter, der allein die Musik für eine ganze Broadwayrevue schrieb, er steuerte die Melodien zum ersten Tonfilm der Geschichte bei, und er war der erste Unterhaltungsmusiker, dessen Lebenswerk die Inspiration zu einem Spielfilm war. Letztlich waren große Teile der Handlung fiktiv, doch der Hauptdarsteller Tyron Power sah ihm nicht unähnlich, und der Titel des von Schenck produzierten Streifens – »Alexander’s Ragtime Band« – erinnerte an Izzys ersten großen Hit. Die Dreharbeiten hatten ihn kürzlich von New York nach Los Angeles geführt, zu seinem größten Verdruss war seine Anwesenheit ausgerechnet über die Weihnachtsfeiertage für die Musikaufnahmen nötig. Eine Jahreszeit, die er eigentlich lieber zu Hause an der Ostküste verbrachte – auch eine Reminiszenz, wie Schenck es nannte. Doch bei mehr als zwanzig Nummern aus seiner Feder stand außer Zweifel, dass der Songwriter auf seine privaten Vorlieben ver­zichten musste.

Ein Kellner eilte herbei und fragte nach seinen Wünschen. Irving, der seine Herkunft und Anfänge nie vergaß, verwickelte den jungen Mann in ein freundliches Gespräch, bevor er sich einen Kaffee bestellte. Als der Hotelangestellte verschwunden war, zog er sein Etui und Feuerzeug hervor und steckte sich eine Zigarette an. Nach dem ersten Zug erkundigte er sich: »Joe, was tust du hier?«

»Als ich dich gestern sah, hatte ich den Eindruck, dass dir etwas frische Luft guttun würde«, erklärte Joseph Schenck unumwunden. »Du bist ein bisschen bleich, Izzy. Wahrscheinlich siehst du nichts anderes als dein Hotelzimmer und das Studio. Aber das Leben besteht nicht nur aus Arbeit – du solltest auch die kalifornische Sonne genießen. Deshalb bin ich hier. Ich wollte dich einfach mal kurz rausholen – und das ist mir ja auch gelungen.«

»Ich bin hier, um zu arbeiten, nicht, um Ferien zu machen.«

»Wann arbeitest du nicht?« Mit einem nachsichtigen Lächeln lehnte sich Schenck in seinem Sessel zurück. »Ich kenne niemanden, der so wenig Schlaf braucht und ständig dermaßen unter Strom steht wie du.«

Genervt verdrehte Irving die Augen. Vor dem leuchtend blauen, wolkenlosen Himmel hoben sich die schmalen Stämme der hohen sogenannten Washington-Palmen wie Bleistifte ab, die etwas mit den grünen Wedeln an das Firmament schrieben. Einen Gruß vielleicht, den der Westwind weitertragen könnte. Zwischen seinem Zuhause in New York und seinem Arbeitsplatz in Los Angeles lagen nicht nur zweitausendachthundert Meilen, sondern ganze Welten. Natürlich schlürfte kein Mensch in Manhattan einen Tag vor Heiligabend ausgelassen Drinks an einem Pool. Es legte dort auch niemand während der Arbeitszeit einfach mal eine Pause ein, um den Tag zu genießen. Irving stieß einen tiefen Seufzer aus.

»Worüber machst du dir Sorgen?«, unterbrach Schenck seine Gedanken. »Ich muss mir Sorgen machen, wenn mein Komponist nicht bei bester Gesundheit und Laune ist. ›Alexander’s Ragtime Band‹ ist mein teuerster Film des Jahres.«

»Danke.« Irving lächelte dem Kellner verbindlich zu, der seinen Kaffee servierte. Nachdem sich der junge Mann entfernt hatte, beugte Irving sich vor, als wollte er seinem Freund ein Geheimnis verraten; sein Getränk ließ er unbeachtet stehen. »Joe, ich will an den Broadway zurück. Meine letzten Erfolge dort sind schon viel zu lange her, ich habe alles für Hollywood zurückgestellt, aber die Filmmusicals füllen mich nicht aus.« Als er Schencks vor Erstaunen hochgezogene Augenbrauen sah, fügte er rasch hinzu: »Das hat nichts mit meiner Arbeit im Studio zu tun, du bekommst meine volle Aufmerksamkeit, aber darüber hinaus schreibe ich eine neue Revue.«

»Hm«, machte Schenck wenig begeistert.

»Es soll etwas Neues werden, etwas ganz Besonderes. Statt der üblichen zwei Akte schweben mir drei vor, die in sich jeweils eine eigene Geschichte erzählen, etwas aus der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Eine Revue von heute, gestern und morgen wäre mal etwas wirklich Modernes, verstehst du?«

»Tatsächlich?«

Irving bemerkte die Skepsis seines Freundes nur am Rande, er war nun ganz in seinem Metier, redete, plante, skizzierte, setzte in seinen Gedanken die Bruchstücke von Texten und Musikfolgen zusammen, erzählte von seinem Skript. Seine Hände schwirrten durch die Luft, der Kaffee wurde kalt.

»Für die Gegenwartshandlung brauche ich noch ein Weihnachtslied, darüber denke ich gerade nach.« Er stockte, dann gestand er mit einer Geste, die den Garten des Beverly Hills Hotels umfasste: »Aber die Stimmung hier bringt mich nicht weiter.«

Schweigen senkte sich über die beiden Männer. Von den anderen Tischen wehten Gesprächsfetzen, Gläserklirren und Lachen herüber.

Nach einer Weile nickte Schenck. »Du vermisst nicht den Broadway, sondern deine Familie«, stellte er fest.

»Vielleicht … ja«, gab Irving zu. »Weihnachten ist ein Datum, das für mich eine große Bedeutung hat.«

»Sagt der Sohn eines jüdischen Kantors«, gab Schenck lakonisch zurück. Er lächelte Irving aufmunternd zu. »Ich möchte dich übrigens zum Essen einladen. An Weihnachten bist du bei mir.« Er machte eine deutliche Handbewegung: »Und keine Widerrede: Ich zähle auf dich.«

Irving hatte damit gerechnet, sich den Room Service...

Erscheint lt. Verlag 22.9.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Angelika Schwarzhuber • Anne Jacobs • Coco • Corinna Bomann • Der kleine Lord • Die Diva • Frida Kahlo • Julie Peters • Madame Piaf • Mademoiselle Coco • Manhattan • Michelle Marly • Nancy Naigle • New York • Ulrike Renk • Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg • Weihnachtswunder • White Christmas • Winterzauber
ISBN-10 3-8412-2601-9 / 3841226019
ISBN-13 978-3-8412-2601-3 / 9783841226013
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