Tödliches Capri (eBook)

Ein neuer Fall für Commissario De Santis
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2021 | 1. Auflage
368 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-25739-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Tödliches Capri -  Fabio Paretta
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Capri sehen und sterben ...
Hochsommer in Italien: Commissario Franco De Santis ist froh, dass er der Hitze Neapels entfliehen kann und nach Capri beordert wird. Doch der grausame Fall, mit dem er sich konfrontiert sieht, mag so gar nicht zur scheinbaren Idylle im azurblauen Mittelmeer passen: Ein junger Mann wurde gepfählt - ein Tatort wie aus einem grotesken Gemälde. De Santis ist erschüttert von der Brutalität des Mörders und beginnt - ohne Rücksicht auf Verluste - zu ermitteln. Das gefällt nicht jedem, denn Capris malerische Strände und mondänen Gassen sind voller Touristen. Skandale kann sich hier niemand leisten. Als De Santis' Ermittlungen schließlich in eine glamouröse Künstlerkolonie führen, wird der Fall zum Politikum. Während der taffe Ermittler nach Gerechtigkeit sucht, wollen andere den Toten so schnell wie möglich vergessen ...

Fabio Paretta ist das Pseudonym eines in Italien lebenden deutschen Autors. Er hat bereits an einigen erfolgreichen Buchprojekten mitgewirkt. Mit 'Die Kraft des Bösen' verbindet er seine große Leidenschaft für das Erzählen mit seiner Begeisterung für das Land, in dem er seit Jahren lebt und erkundet dabei Sonnen- wie Schattenseiten Süditaliens. Fabio Paretta ist mit einer Italienerin verheiratet und hat zwei Kinder.

5


Franco De Santis wusste nicht, wie er sich die Villa Paradiso vorgestellt hatte, aber sicher nicht so: eine klobige weiße Frontfassade, mit Spitzbogenfenstern wie Schießscharten.

»Ja, bitte?«, flötete eine Frauenstimme, nachdem er am Holztor geläutet hatte.

»Commissario De Santis, ich muss Professor Sgarbanti sprechen.«

Er hatte auf der Website der Villa gelesen, dass Professor Giancarlo Sgarbanti hier eine Sommerakademie für Bildende Künstler leitete.

Das Tor öffnete sich einen Spalt, kühle Luft strömte heraus, und dann erschien eine schlanke, attraktive Frau um die vierzig. Sie ließ ihn lächelnd ein und tänzelte in Sandalen und leichtem Baumwollkleid durch das kühle Foyer und weiter ins Innere eines Kreuzgangs, wo sie De Santis in einem Holzpavillon Platz nehmen ließ. Sie saßen wie in einem Dschungel unter Palmen, Trompetenbäumen und Schlingpflanzen. Ein Papagei krächzte in einem Metallkäfig, ein Springbrunnen untermalte mit seinem Plätschern die Stimmen junger Leute. Die Frau schien nicht beunruhigt darüber, dass am Sonntagmorgen die Polizei bei ihr vorsprach.

»Wären Sie so freundlich, den Professor zu holen?«, fragte der Kommissar.

»Ich bin Edvige Sgarbanti, er ist mein Mann. Wir leiten das Institut gemeinsam.« Sie lächelte wieder und legte De Santis wie zufällig eine Hand auf den Unterarm. Der Kommissar holte sein Mobiltelefon hervor, rief das Foto des Opfers auf und zeigte es ihr. »Kennen Sie diesen jungen Mann?«, fragte er.

Sie zog die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt. »Aber … was …?«

»Also kennen Sie ihn?«

Sie nickte. »Natürlich, aber …«

»Woher?«

»Von der Accademia delle Belle Arti in Neapel. Er hat als Student in meinem Kurs für Bildhauerei angefangen.«

»Wann?«

»Vor etwa drei Jahren.«

»Ich dachte, Sie unterrichten hier.«

»Nur in den Sommermonaten. Mein Mann und ich haben auch Professuren in Neapel.«

»War der junge Mann auch einmal hier in der Villa Paradiso?«

»Er wohnt hier. Aber was ist mit ihm passiert?«

In De Santis sträubte sich etwas, gern hätte er der Frau die Wahrheit erspart, und so fragte er: »Wie heißt er?«

»Gabriele Cerriello.«

Der Papagei krächzte, als wäre er ebenfalls erschrocken, dann hörte man nur noch das Plätschern des Springbrunnens, der die Form einer großen Jakobsmuschel hatte. Antike und moderne Skulpturen lugten wie zufällig aus der üppigen Vegetation, das vermeintliche Chaos war geschmackvoll arrangiert.

»Was genau tun Sie in Ihrem Institut?«, fragte er.

»Wir bieten Sommerakademien für junge Talente an«, antwortete sie. »Was ist … passiert? Ist Gabriele … schwer … verletzt?«

»Tut mir leid«, antwortete der Kommissar. »Aber ich fürchte, er ist tot.«

Sie biss sich auf die Lippe, Tränen schossen ihr in die Augen. Ihr Schmerz war fast körperlich zu spüren.

»Wieso …? Wie ist er gestorben?«

»Keines natürlichen Todes. Deshalb bin ich hier und muss möglichst viel über Gabriele und sein Umfeld erfahren.«

Zwei junge Männer kamen lachend durch den Innenhof, mit Staffelei und Farbpalette. Sie grüßten, Frau Sgarbanti reagierte nicht.

»Wenn er hier Kursteilnehmer war, dann haben Sie doch sicher eine Akte über ihn, Bewerbungsunterlagen …«

»Die sind im Büro meines Mannes.«

»Wo finde ich ihn?«

Ihr Gesicht war starr, wie alles andere an ihr auch. »Wir haben eine harte Nacht hinter uns. Er ruht sich gerade aus.«

»Eine harte Nacht?«

»Ein Fehlalarm. Wir haben wenig geschlafen …« Sie winkte ab.

»Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«, fragte da eine leicht gereizte Stimme. Der Kommissar drehte sich um und sah einen Mann von Ende vierzig – heller Leinenanzug, offenes Hemd, das dichte Haar in langen Strähnen nach hinten gekämmt.

»Der Herr ist von der Polizei. Gabriele ist … Gabriele …«, flüsterte sie.

»Gabriele?«

»Gabriele Cerriello.«

De Santis stand auf, stellte sich vor und sagte: »Ihr Student wurde vermutlich Opfer eines Verbrechens. Könnten Sie mir die Unterlagen über ihn zeigen?«

»Sicher.«

Professor Sgarbanti geleitete De Santis zurück in das quadratische Gebäude, das wie ineinander eingepasste Schachteln um den Kreuzgang herum konstruiert war. Dieser wurde von Korridoren umschlossen, von denen dunkle Türen abgingen. Sie kamen an Marmorbüsten und modernen Gemälden vorbei, und Sgarbanti führte den Kommissar in ein schlichtes Büro, das aus einem massiven Schreibtisch und ebenso schweren Regalen bestand. Wären die Aktenordner nicht gewesen, hätte man meinen können, sich auf einer mittelalterlichen Burg zu befinden.

»Was ist passiert?«, fragte der Professor.

»Vermutlich ein Tötungsdelikt.«

»Vermutlich?«

»Wir beginnen gerade erst zu ermitteln. Wann haben Sie Gabriele zuletzt gesehen?«

Der Professor dachte nach. »Gestern Abend … im Kaminzimmer … Wissen Sie, meistens sitzen wir noch zusammen, es wird musiziert, ein wenig geplaudert und getrunken. Ab dreiundzwanzig Uhr ist Bettruhe. Hier wird hart gearbeitet, auch wenn manche meinen, Kunst entstünde einfach aus einer Laune heraus.«

»Also haben Sie ihn um dreiundzwanzig Uhr das letzte Mal gesehen?«

»Ja.«

»Es hat in der Nacht hier einen Alarm gegeben?«

»Ein Fehlalarm, wie so oft. Unsere Anlage sichert das Gebäude, hat aber auch Sensoren an den Zäunen, und manchmal bleibt ein Tier daran hängen oder ein Ast fällt herab. Wir haben die Gebäude und Teile des Parks kontrolliert und sind dann wieder schlafen gegangen.«

»Und dabei ist er Ihnen nicht über den Weg gelaufen?«

»Nein.«

»Wann genau wurde der Alarm ausgelöst?« De Santis zückte sein Notizbuch.

»Um zwei Uhr sieben, ich habe auf die Uhr gesehen, als die Sirene mich weckte.«

»Wo waren Sie da?«

Der Professor betrachtete De Santis ungnädig. »Im Bett.«

»Und weiter?«

»Ich bin hinaus in den Korridor gelaufen. Da habe ich einige Studenten und Camillo getroffen …«

»Wer ist Camillo?«

»Camillo Sciatarra, der Gärtner und Hausmeister. Fast alle waren geweckt worden durch den Lärm. Wir haben Zweiergruppen organisiert, das Hauptgebäude und dann die Gärten und den Park abgesucht.«

Gab es da einen Zusammenhang zu Gabrieles Tod? Hatte er vielleicht versehentlich den Alarm ausgelöst, als er das Gebäude in der Nacht verließ?

»Ich brauche alle Unterlagen über ihn. Adresse, Lebenslauf und so weiter«, sagte De Santis.

Sgarbanti fuhr mit einiger Mühe seinen Computer hoch und öffnete ein File. Ein buntes Passbild prangte oben in der Ecke. Die Haare waren ein wenig länger, das Gesicht kindlicher, und doch war es unverkennbar das Opfer. De Santis notierte sich Heimatadresse und Telefonnummern. »Würden Sie mir das bitte ausdrucken?«

Der Professor gehorchte, wie ein Roboter griff er sich ein Blatt nach dem anderen aus dem Drucker. De Santis nahm sie ihm aus der Hand und sagte: »Ich muss außerdem einen Blick in sein Zimmer werfen.«

Sgarbanti schien weit weg zu sein mit seinen Gedanken. Als er wieder bei sich war, fragte er: »Haben Sie dafür eine Befugnis?«

»Der junge Mann ist eines gewaltsamen Todes gestorben. Ich leite die Ermittlungen«, erklärte der Kommissar. »Ich kann auch morgen mit einer richterlichen Anordnung wiederkommen. Oder Sie zeigen sich kooperativ. Ich denke, der Tod Ihres Schülers …«

»Ja, natürlich, entschuldigen Sie«, sagte Sgarbanti.

Sie gingen wieder durch die langen Korridore, auf die Gegenseite des Quadrats, betraten einen kleinen Raum, eine Art Mönchszelle, vollgestellt mit halbfertigen Gemälden, Staffeleien, Farbtöpfen, Skizzen und Tonfiguren.

»Was war Gabriele für ein Mensch?«, fragte der Kommissar und blätterte in Unterlagen, die auf dem Sekretär lagen. Bleistiftskizzen von Felsformationen, Frauenakte, Notizen. Er suchte nach einer Zeichnung von der kleinen Lichtung, nach Porträts, die auf Freunde oder eine Freundin hinweisen könnten.

»Von seinem Talent zeugte schon seine Bewerbungsmappe. Aber was er hier in den drei Wochen für eine Entwicklung genommen hat … Als wäre ein Genie aus ihm herausgebrochen, wie ein Schmetterling aus einer Puppe.« Sgarbanti geriet ins Schwärmen und hielt plötzlich inne.

»War er beliebt?«

»Für einen Lehrer ist es eine Gnade, ein solches Talent formen zu dürfen.«

»Ich meine nicht, ob Sie ihn mochten, sondern auch die Mitschüler. Hatte er irgendwelche Schwierigkeiten? Feinde?«

»Nein. Sicher nicht.«

»Enge Freundschaften? Eine feste Beziehung?«

Sgarbanti zuckte mit den Achseln. »So gut kannte ich ihn nicht.«

»Wann sind Sie ihm zum ersten Mal begegnet?«

Wieder zuckte er mit den Achseln. »Das muss vier oder fünf Jahre her sein. Er war einer meiner Studenten an der Hochschule. Erst hier bin ich näher mit ihm in Kontakt gekommen, auch wenn er sehr zurückhaltend war.«

»Wie viele Schüler haben Sie in der Villa?«

»Im Moment achtzehn.«

»Alles, was Ihnen einfällt, kann wichtig sein. Gewohnheiten, Eigenheiten von Gabriele.« Er holte eine Visitenkarte aus der Tasche und reichte sie dem Professor, der sich aber nicht vom Fleck rührte. »Wenn ich Sie brauche, melde ich mich«, schloss De Santis, der sich auf den Schemel vor dem Sekretär gesetzt...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2021
Reihe/Serie Ein Fall für Franco De Santis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Capri • eBooks • Ermittlerkrimi • Franco de Santis • Golf von Neapel • Insel • Italien • ItalienKrimi • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Luis Sellano • Mord • Sophie Bonnet
ISBN-10 3-641-25739-5 / 3641257395
ISBN-13 978-3-641-25739-2 / 9783641257392
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