Sieht Gott auf der ganzen Welt gleich aus? (eBook)

Wissen rund um die Religionen - Kinder fragen - Forscherinnen und Forscher antworten. Für Kinder ab 8 Jahren
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
128 Seiten
Kösel (Verlag)
978-3-641-26024-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sieht Gott auf der ganzen Welt gleich aus? -  Albert Biesinger,  Helga Kohler-Spiegel,  Simone Hiller
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Kleine Kinder, große Fragen
»Warum gibt es verschiedene Religionen?«. Kinder sind neugierig und wollen alles wissen, auch die Antwort auf diese Frage, bei der selbst Erwachsene ins Schwitzen geraten. Wenn sowohl muslimische als auch christliche und jüdische Kinder in eine Schulklasse gehen - wer hat dann die »richtige« Religion? Gibt es so etwas überhaupt? Und sieht Gott eigentlich auf der ganzen Welt gleich aus? Gibt es nur eine Art zu beten? Im neuen Band der erfolgreichen »Kinderfragen«-Reihe geben 16 renommierte Forscherinnen und Forscher Antworten zu den wichtigsten Aspekten der großen Frage nach der richtigen Religion. Lebendig geschrieben, mit vielen guten Anregungen zum Weiterdenken und liebevoll illustriert.

Albert Biesinger, geb. 1948, ist Professor (em) für Religionspädagogik an der Universität Tübingen. Rege Vortragstätigkeit im In- und Ausland. Autor erfolgreicher Bücher zur religiösen Erziehung in der Familie und zu neuen Wegen der Vorbereitung auf die Erstkommunion.

Veronika und Ralf Gaus

Wer entscheidet, welche Religion ich habe?


Donnerstags habe ich in der vierten und fünften Stunde immer Reli. Zwei Stunden bei Norbert. Ich finde die echt gut, weil wir uns über Gott und die Welt Gedanken machen und auch diskutieren können. Was ich aber lange Zeit komisch fand, war, dass ich nicht mit allen aus meiner Klasse Reli hatte. Stattdessen werden wir geteilt. Cool ist, dass ich dadurch mit den anderen aus den Klassen c und d zusammenkomme. Schade finde ich aber, dass Emma, meine beste Freundin, nicht dabei ist, sondern in evangelische Religion geht, und Jonas und Fahima gehen in Ethik.

Ich habe Emma mal gefragt, warum sie evangelisch ist. Da meinte sie, dass sie so getauft wurde. Und als sie mich fragte, warum ich katholisch bin, wusste ich auch keine bessere Antwort. Meine Eltern hatten mich nach meiner Geburt in der katholischen Kirche taufen lassen. Warum bin ich katholisch, Emma evangelisch, Fahima muslimisch und Jonas glaubt an gar nichts? Wer entscheidet eigentlich, welche Religion ich habe? Woher habe ich meine Religion? Hängt das alles an den Eltern? Man hat mich ja gar nicht gefragt! Was ist, wenn ich gar nicht katholisch sein möchte? Darf ich das nicht selbst entscheiden?

Was ist eine Religion oder Religionsgemeinschaft?


Diese Fragen zu beantworten, ist gar nicht so einfach. Denn es gibt unzählige Religionen auf dieser Welt und dabei verschiedene Wege, wie man Teil von ihnen wird. Manche dieser Religionen sind schon Jahrtausende alt, andere gibt es erst seit Kürzerem. Wenn ich versuchen müsste, kurz zu beschreiben, was eine Religion ausmacht, dann vielleicht dies: Eine Religion ist eine Form, wie Menschen die Welt sehen und verstehen. Ihre Sicht ist dabei von ihrem Glauben geprägt. Der Glaube kann sich auf etwas Übernatürliches oder Übersinnliches beziehen, was manche Religionen »Gott« nennen, oder aber auch auf den eigenen Stamm, das Land oder die Natur. Zu einer Religion gehört auch immer, dass es eine Gruppe von Menschen gibt, die sich zu diesem einen Glauben bekennen. Sie bilden dann einen Stamm, eine Religions- oder Glaubensgemeinschaft. In dieser Gemeinschaft feiern sie den gemeinsamen Glauben in Festen und Ritualen. Bei mir, ich bin römisch-katholisch, wird diese Gemeinschaft auch Kirche genannt.

Wenn ich also nun verstehen will, wie jemand zu seiner Religion kommt und evangelisch, katholisch oder buddhistisch wird, dann müssen wir sehen, dass im Kern zwei Dinge wichtig sind: einerseits der gemeinsame Glaube und andererseits, dass man Teil einer Gemeinschaft werden möchte, die einen bestimmten Glauben hat.

Ich habe meine Religion, weil ich in diese hineingeboren wurde …


Wie man Teil einer Religionsgemeinschaft oder Religion wird, ist sehr verschieden. In manchen Religionen hängt tatsächlich sehr viel an den Eltern. In ihnen ist von besonderer Bedeutung, in welche Familie man geboren wird: Kinder einer jüdischen Mutter sind zum Beispiel automatisch Teil der jüdischen Gemeinschaft und des jüdischen Glaubens. Auch im Islam geht man davon aus, dass ein Kind, welches in einer islamischen Familie auf die Welt kommt, muslimisch (»gottergeben«) ist. Dennoch spricht der Vater dem Kind die Shahada, das islamische Glaubensbekenntnis, gleich nach der Geburt ins Ohr.

Ähnlich verhält es sich auch bei vielen Stammesreligionen oder beim Hinduismus. Auch dort wird man in den Stamm oder als Hindu geboren. In manchen Religionen ist es auch so, dass man nur hineingeboren werden kann. Wenn man dies nicht ist, gibt es auch keine Möglichkeit, dort aufgenommen zu werden.

… oder weil ich mich dafür entschieden habe!


In vielen anderen Religionen oder Glaubensgemeinschaften ist es anders. Da wird man Teil, weil man sich bewusst für den Glauben und/oder für die Gemeinschaft entscheidet. In vielen Fällen übernehmen die Eltern bei kleinen Kindern diese Entscheidung. So ist meinem Vater und meiner Mutter die Beziehung zu Gott wichtig. Sie tut ihnen gut und das gilt auch für die Gemeinschaft in der katholischen Gemeinde. Weil sie wollten, dass auch ich in so eine Gemeinschaft komme und hoffentlich die gleichen Erfahrungen mit Gott mache, haben sie mich katholisch taufen lassen. Meistens ist diese Entscheidung mit einem Aufnahmeritual oder einer Zeremonie in der Religionsgemeinschaft verbunden. So bin ich, wie in allen christlichen Religionsgemeinschaften, in Anwesenheit von anderen Christen und Christinnen getauft worden. Jede Religion kennt andere Zeremonien, die auf eine wichtige Geschichte oder Begebenheit ihres Glaubens Bezug nehmen. So geht die Taufe im Christentum auf Jesus zurück. Er meinte, dass, wenn man sich für ihn entscheidet, man sich taufen lassen solle.

Auch wenn man als Jude geboren wird, werden jüdische Jungen am achten Tag nach der Geburt beschnitten. Das gilt als Zeichen, dass man sich bewusst für das Judentum entscheidet, und geht auf den Stammvater Abraham zurück. Er ließ sich als erster Mann der jüdischen Glaubensgemeinschaft als Zeichen für seinen Bund mit Gott beschneiden. Ähnlich ist es im Islam. Da wird man Muslima oder Muslim, wenn man vor zwei Muslimen die Shahada aufsagt. Im Islam ist die Beschneidung der Jungen eigentlich keine Pflicht. Aber da sich viele Muslime an ihrem Propheten Mohammed orientieren, lassen sie sich beschneiden.

Eine zwingende Zeremonie braucht es nicht immer. So ist man zum Beispiel schon Buddhistin oder Buddhist, wenn man sich nach den Regeln und der Lehre des Buddhismus verhält.

Egal, ob die Eltern entschieden haben, was man glaubt und ob und in welche Glaubensgemeinschaft man aufgenommen wurde, irgendwann kommt der Moment, da wird man erwachsen. Dann muss man selber sagen, dass man glaubt und ob man Teil seiner Religions-, Stammes- oder Glaubensgemeinschaft sein möchte. Das ist auch der Moment, wo die Person voll in die Gemeinschaft aufgenommen wird und Verantwortung übernimmt. Auch diese Aufnahme ist meistens verbunden mit einer Zeremonie und einem Fest. So bereiten sich etwa bei den Maori, einem Volksstamm auf Neuseeland, Mädchen und Jungen längere Zeit mit Fasten und Gebeten für diesen Schritt vor. Als Zeichen, dass sie nun keine Kinder mehr sind, sondern erwachsene Frauen und Männer, erhalten sie ihr Ta Moko. Das Ta Moko ist ein traditionelles Tattoo und zeigt: Diese Person kann im Stamm Verantwortung übernehmen. Im Judentum feiern Mädchen im Alter von 12 Jahren die Bat Mizwa und Jungs im Alter von 13 Jahren die Bar Mizwa. Das Mädchen darf ab dann die Schabbat-Kerzen anzünden, während der Junge zum ersten Mal aus der Thora im Synagogengottesdienst vorlesen darf.

In der evangelischen Kirche findet diese endgültige Aufnahme in der Konfirmation statt. Dort bestätigt die Person noch einmal ihre Taufe und darf ab dann zum Abendmahl gehen.

Natürlich kann man auch als Erwachsener noch in eine Religion eintreten. Manche Religionsgemeinschaften finden sogar, dass man keine Kinder in die Gemeinschaft aufnehmen kann. Ihrer Ansicht nach kann man sich nur selbst für den Glauben oder Gott entscheiden und niemand anderes kann das für einen tun, auch nicht die Eltern. So eine Gruppe sind die Baptisten. Sie sind eine christliche Freikirche und taufen deshalb nur Erwachsene.

Und wenn ich gar nicht dazugehören will?


Natürlich kann es auch passieren, dass man schon zu einer Glaubensgemeinschaft gehört, aber gar nicht (mehr) an das glaubt, für was die Gemeinschaft steht. Manche Menschen möchten deswegen gar nicht zu ihrer Religion gehören oder sie sogar wechseln. Aber wie ist es eigentlich, wenn ich merke, dass ich gar nicht daran glaube?

Bei manchen Religionen ist ein Austritt gar nicht schwierig. Der Buddhismus zum Beispiel versteht sich überhaupt nicht als Religion, deshalb kann man auch nicht wirklich austreten. Man hört einfach auf, nach der Lehre zu leben, und das war es. Anders verhält es sich jedoch zum Beispiel bei christlichen Kirchen oder dem Islam. Da gibt es zwei Formen, wie man die Religion sehen kann. Einerseits kann man sie wie einen Verein sehen und einfach sagen, dass man nicht mehr an Gott glaubt oder nicht mehr zu dieser Gemeinschaft gehören will. Dann geht man vielleicht nicht mehr zu den gemeinsamen Gebeten oder Feiern oder man meldet sich bei den Behörden »offiziell« ab. Die Religionen selbst sehen das jedoch meist anders. Sie verstehen sich nicht wie andere Gemeinschaften, in die man einfach so ein- und austreten kann, wie man gerade möchte. Für sie ist die Entscheidung für Gott und die Beziehung zu Gott zentral. Diese Religionen verstehen die Aufnahme als eine für immer geltende Entscheidung. Auch dann, wenn die Eltern diese für einen getroffen haben. Daher ist ein Austreten aus ihrer Perspektive eigentlich nicht möglich.

Am Ende entscheidet jeder selbst


Bis jetzt habe ich meine katholische Religion als irgendwie so gegeben angesehen. Aber wenn ich so darüber nachdenke, muss ich mir noch mal richtig Gedanken machen. Nächstes Jahr habe ich Firmung. Da werde ich gefragt, ob ich an Gott glaube und ob ich zur Kirche gehören will. Meine Eltern haben vor vielen Jahren für mich entschieden, aber nächstes Jahr darf und muss ich trotzdem am Ende selber entscheiden.

Dass ich nicht mit Emma in Reli bin, finde ich trotzdem schade. Gleichzeitig finde ich es schön und wichtig, dass ich in meinem Unterricht über meinen eigenen Glauben nachdenken, aber auch über Themen von anderen Glaubensgemeinschaften reden und Fragen stellen kann.

ZUM WEITERDENKEN

UND...

Erscheint lt. Verlag 26.4.2021
Reihe/Serie Albert Biesinger
Zusatzinfo Durchgehend vierfarbig und mit Illustrationen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte ab 8 • Buddhismus • eBooks • Erstkommunion • Erstkommunionvorbereitung • Gott erklären • Grundwissen Religion • Islam • Judentum • Kinderfragen • Kinder und Glaube • Kinderuni • reilgiöse Bräuche • Religionen der Welt • Religionslehre • Religionsunterricht • Weltreligionen
ISBN-10 3-641-26024-8 / 3641260248
ISBN-13 978-3-641-26024-8 / 9783641260248
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