Shenzhen - Zukunft Made in China (eBook)

Zwischen Kreativität und Kontrolle - die junge Megacity, die unsere Welt verändert

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
416 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-26381-2 (ISBN)

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Shenzhen - Zukunft Made in China -  Frank Sieren
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Shenzhen: Die Metropole der Zukunft zwischen Kreativität und Überwachung - Jetzt im Taschenbuch
Wer wissen möchte, wie wir und vor allem unsere Kinder bald schon leben, welche Technologien sie und die Welt prägen werden, muss durch Shenzhen streifen. Die 20-Millionen-Metropole in Südchina gehört zu den innovativsten Städten der Welt. Eine Megacity, die quasi aus dem Nichts entstand, wo Nachhaltigkeit und moderne Lebensqualität selbstverständlich sind, aber eben auch Gesichtserkennung und der gläserne Mensch. Die Cloud in Shenzhen weiß alles. Die Shenzhener Techies stellen inzwischen das Silicon Valley in den Schatten, ihre Start-ups zählen zu den wertvollsten der Welt. Shenzhen zieht immer mehr junge Talente aus aller Welt an, die nachts in eine ausgelassene Subkultur eintauchen können. Eine Stadt mit Modellcharakter und doch voller Ambivalenzen. Frank Sieren zeigt, wie man dort lebt, wohnt und arbeitet und was wir von dort zu erwarten haben.

Frank Sieren ist einer der führenden deutschen China-Experten. Der Journalist, Buchautor und Dokumentarfilmer lebt seit 1994 in Peking - länger als jeder andere westliche Wirtschaftsjournalist. Hautnah erlebt er den Aufstieg der neuen Weltmacht mit. Er hat im vergangenen Vierteljahrhundert als Korrespondent für die »Süddeutsche Zeitung«, die »Wirtschaftswoche«, die »Zeit«, das »Handelsblatt«, den »Tagesspiegel« und die Deutsche Welle gearbeitet. Nun auch für »China.Table«. Sieren hat bereits mehrere Bestseller veröffentlicht, zuletzt »Zukunft? China!« und »Shenzhen«.

VORWORT

»Man darf nicht aufhören, sich die Welt vorzustellen, wie sie am vernünftigsten wäre.«

Friedrich Dürrenmatt

Zum ersten Mal in den 27 Jahren, die ich nun schon in China lebe, beschleicht mich das Gefühl, ich müsste dringend umziehen. Aus der altehrwürdigen, manchmal schon etwas behäbigen und zuweilen auch strengen Hauptstadt Peking in die Stadt der Zukunft. Nach Shenzhen.

Nach wo?

Shenzhen, das ist die Nachbarstadt von Hongkong. Im Grunde ist Hongkong inzwischen jedoch die Vorstadt von Shenzhen – auch wenn Hongkong noch viel bekannter ist.

In Shenzhen leben rund 20 Millionen Menschen, in Hongkong nur 8,5 Millionen. Die Stadt hat nach Shanghai und Peking die drittgrößte Wirtschaftskraft in China. Noch vor Hongkong. Die Shenzhener Börse ist bereits wertvoller als die Londoner. Der Hafen vier Mal so groß wie der von Hamburg.

Zwei der vier wertvollsten Firmen Chinas haben ihren Sitz in Shenzhen: Tencent, der Social Media- und Gaming-Spezialist (WeChat, Fortnite), sowie die Versicherung Ping An, weltweit die zweitgrößte, aber die am stärksten digitalisierte. Das international erfolgreichste, wahrscheinlich innovativste, aber zugleich auch umstrittenste Unternehmen Chinas sitzt ebenfalls in der Boomtown: Huawei. Noch nie in der langen Geschichte Chinas war ein chinesisches Unternehmen weltweit erfolgreicher und einflussreicher – so einflussreich, dass es auf Platz 1 der Sanktionsliste Washingtons steht. Nirgends sonst wird der Machtkampf zwischen der aufsteigenden Weltmacht China und der absteigenden Weltmacht USA so plastisch wie im Fall von Huawei. Und keine andere Stadt symbolisiert das Ringen um die Spitze so sehr wie Shenzhen. Ein Machtkampf, der den Beginn des 21. Jahrhunderts durchaus prägt. Ausgetragen auch anhand einer Metropole, die zum Inbegriff der Zukunft werden könnte.

Shenzhen ist nicht nur ein wichtiger Innovations-Hub, sondern auch das Mekka der neuen Mobilität. Die alltagstaugliche und bezahlbare Kombination aus E-Mobilität, autonomem Fahren und 5G-Vernetzung ist hier einmalig. Überhaupt ist Shenzhen für eine Megacity sehr umweltfreundlich. Alle Taxis und Busse zum Beispiel fahren mit Strom. Weltrekord. »Die erste stillere Megacity«, schreibt die US-Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Geburtsstadt der globalen Drohnenindustrie ist Shenzhen ebenso, aber auch ein Zentrum der Sprach- und Gesichtserkennung. Die Metropole ist bereits heute so eng mit dem Thema Künstliche Intelligenz im Alltag verwoben wie keine andere weltweit. Inzwischen setzt Shenzhen aber auch globale Maßstäbe in Sachen Design und Architektur. Und es ist die Metropole mit der unbändigsten Subkultur in China.

Die Coronapandemie, die Ende 2019 erst China und dann die ganze Welt erfasste, hat dem Aufstieg Shenzhens noch einen weiteren, überraschenden Schub gegeben. Im Westen nennt man die Viruskrise gern einen »Brandbeschleuniger«. Und meint damit: dass alles, was gewohnt und über viele Jahre bewährt, aber eigentlich schon länger nicht mehr zeitgemäß war, nun schneller im Niedergang begriffen ist, als es ohnehin irgendwann der Fall gewesen wäre. Alles, was im Argen liegt, fliegt auf. In Asien dagegen gilt Corona als Crashtest für die Wettbewerbsfähigkeit von Nationen in den neuen Zeiten. China – und vor allem Shenzhen – hat diesen Crashtests mit fünf Sternen bestanden. Während im März 2021 in Europa und den USA noch kein Ende der Krise in Sicht ist, hat China das Virus längst besiegt. Während die USA das Jahr 2020 mit einem Wirtschaftseinbruch von 2,3 Prozent abschließen und die EU gar mit minus 6,4 Prozent, wächst die Wirtschaft Chinas um 2,3 Prozent. Und am besten unter den chinesischen Großstädten schneidet Shenzhen ab. Hier ist der Spuk schon Mitte März 2020 vorbei. Die Bilanz: 499 Fälle und drei Tote. Das Wirtschaftswachstum in der Stadt legt sogar um 3,2 Prozent zu. London, die größte und schillerndste Stadt Europas, verzeichnet hingegen ein Minus von 9,9 Prozent. Wenn man also zu Beginn des zweiten Coronajahres nach einem Zentrum der globalen Machtverschiebung sucht, dann ist man in Shenzhen gut aufgehoben.

Die Superlative gelten allerdings auch auf der anderen, der eher verstörenden Seite: Shenzhen ist die Stadt, die ihre Menschen am umfassendsten überwacht. Längst bewegt sich niemand mehr unbeobachtet, sobald er seine Wohnung verlässt. Beides, die unbändige Innovation und die rücksichtslose Überwachung, will die Partei, will Staats- und Parteichef Xi Jinping, obwohl es sich eigentlich widerspricht. Dass Shenzhen diese Gratwanderung nicht nur schafft, sondern in dieser Konstellation eine selbst für chinesische Verhältnisse nie da gewesene Dynamik entfaltet, macht sie zu einem Lehrbuchbeispiel für den Aufstieg Chinas, bei dem die Gleichzeitigkeit von Ultramodern und Totalitarismus gleichsam auf die Spitze getrieben wird. Die Frage ist, ob diese Gleichzeitigkeit von Dauer ist. Denn eines ist unbestritten: Innovation gedeiht am besten in Freiheit. Die Partei wird sich in diesem Dilemma positionieren müssen, sie wird entscheiden müssen, ob sich die Waagschale stärker in Richtung Kontrolle oder in Richtung Innovation neigt. Denn Shenzhens Wirtschaftskraft wächst und wächst, in den letzten vierzig Jahren durchschnittlich um unglaubliche 20 Prozent jährlich. Und es gibt noch immer viel Luft nach oben: Während die boomende Stadt 2020 ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 429 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet hat, war es in Nordrhein-Westfalen, das mit knapp 18 Millionen ähnlich viel Einwohner hat, fast doppelt so hoch.

Die Bezeichnung Megacity erscheint dennoch angemessen. Denn während in Shenzhen rund 8000 Menschen auf einem Quadratkilometer leben, sind es in Nordrhein-Westfalen nur 526. So dicht gedrängt lebt man sonst nur noch im indischen Mumbai. Die Immobilienpreise gehören zu den höchsten der Welt: 20 000 Euro pro Quadratmeter. Das zeugt von der Attraktivität der Stadt und ist gleichzeitig ein großes Problem.

Shenzhen steht nicht allein. Es ist das dynamischste Zentrum der Greater Bay Area, mit über 70 Millionen Menschen einer der größten Ballungsräume der Welt und mit großem Abstand derjenige, der am schnellsten wächst. Hier, auf weniger als einem Prozent der Fläche Chinas, werden schon heute 12 Prozent der Wirtschaftskraft des Landes erarbeitet und knapp 40 Prozent der Exporte abgewickelt. China wiederum gilt als das Zentrum der größten Freihandelszone der Welt. Die Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), zu der sich die asiatischen Länder zusammengeschlossen haben, wurde erst 2020 auf Initiative Chinas gegründet – als Gegengewicht zu den USA und Europa. Keine andere Freihandelszone weltweit ist so vielfältig, was die verschiedenen Religionen, die Größe der Länder, ihre unterschiedlichen politischen Systeme und ihren wirtschaftlichen Entwicklungsstand angeht. Wie groß die gegenseitige Toleranz in dieser Vielfalt ist, wird sich nun zeigen müssen.

Shenzhen, die Greater Bay Area, China und die RCEP greifen ineinander und stehen dafür, dass sich der Schwerpunkt der Weltwirtschaft allmählich in Richtung Asien verschiebt, angeführt von China. 500 Jahre westlicher Vorherrschaft neigen sich dem Ende zu. Man kann zugespitzt sagen: Die Vorherrschaft der weißen, westlichen Minderheit über die Mehrheit der Welt schwindet. Wenn man es am Anteil des BIP an der Weltwirtschaft misst, dann hat der Westen nach einem steilen Aufstieg um 1950 den Gipfel erreicht. Danach setzte eine allmähliche Abwärtsbewegung ein, die seit dem Jahr 2000 deutlich an Gefälle zunahm. Es sollte uns also längst nicht mehr überraschen.

2000 Jahre globaler Wirtschaftsgeschichte

Dieser Abstieg verläuft komplementär zum Aufstieg Chinas. Inzwischen trägt China knapp 40 Prozent zum Wachstum der Weltwirtschaft bei – in normalen Jahren. 2020 waren es fast 100 Prozent. Und für diese Phase ab 2000 steht Shenzhen wie keine andere Stadt.

Ihre Stärken sind in ihrer Mischung weltweit einmalig und machen die Metropole zum Innovationslabor der Welt, zum neuen Silicon Valley. Hier schlagen die jungen Wilden weite Pässe in die noch undefinierten Räume der Zukunft.

Trotz mancher Schwächen und Übertreibungen, die diese Stadt im Überschwang auch hervorbringt, ist offensichtlich: Wer wissen möchte, wie die Zukunft Chinas aussieht, vielleicht sogar die der Welt, sollte einen Blick nach Shenzhen werfen – auch wenn es hier Entwicklungen gibt, die wir kritisch sehen mögen.

Shenzhen ist in vielerlei Hinsicht jung und dynamisch. Die Stadt selbst wurde erst vor rund vierzig Jahren als Sonderwirtschaftszone gegründet. Seitdem ist sie so schnell gewachsen wie keine andere in der Weltgeschichte, haben Forscher der Vereinten Nationen herausgefunden. In einem Jahr...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2021
Zusatzinfo mit Abb.
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 5G • Aktie Shenzhen Guangju Energy • Aufstieg von Shenzhen • Batterien E-Autos • Batteriezellen • ByD • Chinas Silicon Valley • Corona • corona china • deutsche Autobauer China • E-Autos • eBooks • Flughafen Shenzhen Baustelle • Flughafens Shenzhen Baustelle • Hongkong • huawei • Huawei Smartphone • Investition China • KI • Lieferkettenproblem • Musikszene • Nachhaltiger Verkehr • nachhaltige Stadt • Perlflussdelta • Shanghai Lockdown • Shenzhen Bücher • shenzhen einwohner • shenzhen linehaul • shenzhen linehaul nahm ab • Shenzhen Sonderwirtschaftszone • Silicon Valley • Social Scoring • Sozialpunkte • Stadtplanung • Tencent • Überwachung • Uiguren • Unternehmen in Shenzhen • Wirtschaft • Xi Jinping • Zukunft? China!
ISBN-10 3-641-26381-6 / 3641263816
ISBN-13 978-3-641-26381-2 / 9783641263812
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