Die Vergeltung des Adlers (eBook)

Roman
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2021 | 1. Auflage
512 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-26423-9 (ISBN)

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Die Vergeltung des Adlers -  Anthony Riches
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Auf der Jagd nach dem legendären goldenen Adler riskiert Zenturio Marcus Aquila alles ...
Kaum sind Zenturio Marcus Aquila und seine Kohorte Tungrier vom dakischen Feldzug nach Britannien zurückgekehrt, finden sie die Nordgrenze des Römischen Reiches im Chaos vor. Die am Antoninuswall stationierten Legionen sind durch die Angriffe der feindlichen Kelten stark geschwächt worden, die Festungen drohen zu fallen. Nur Marcus und seinen Soldaten ist es deshalb zuzutrauen, die gefährlichste aller kaiserlichen Missionen zu bestreiten: Ein wichtiges Symbol soll im Land der Barbaren geborgen und zurückgebracht werden - die goldene Adlerstandarte der Sechsten Legion! Doch in der unwegsamen Wildnis des Nordens lauern viele Gefahren. Werden Marcus Aquila und seine tapferen Männer es schaffen, unbeschadet aus dem Reich des Feindes zurückzukehren?

Die Imperium-Saga bei Blanvalet:
1. Die Ehre der Legion
2. Schwerter des Zorns
3. Die Festung der tausend Speere
4. Aufstand der Barbaren
5. Das Gold der Wölfe
6. Die Vergeltung des Adlers
(Die Romane sind einzeln lesbar)

Anthony Riches hat einen Abschluss in Militärgeschichte von der Manchester University. Nach dem Studium arbeitete er 25 Jahre für eine Reihe von Großkonzernen in aller Welt, bevor er sich mit Aufträgen in Europa, den USA, dem Mittleren und dem Fernen Osten selbstständig machte. Das Manuskript zum Auftakt der Imperium-Saga schrieb er bereits Ende der 1990er-Jahre, versteckte es allerdings in seiner Schreibtischschublade, bis er sein Werk 2007 endlich zu einem Verlag schickte, wo sich sofort begeisterte Fans fanden. Anthony Riches lebt mit seiner Frau Helen und drei Kindern in Hertfordshire.

Prolog


»Ruhe! Ruhe für den König!«

Naradoc, der König der Venicones, lächelte kalt, als er die bei rituellen Anlässen übliche Aufforderung hörte. Normalerweise wurde sie den lärmenden Kriegerscharen zugerufen, die die Königshalle des Stammesführers bei seinen Audienzen vor dem Volk füllten. Wann immer die Elite des Stammes zusammentraf, um ihrem Anführer zu huldigen, dröhnte die Halle vom Krach der Männer, die darum wetteiferten, gesehen und gehört zu werden. Jeder von ihnen wurde von einem halben Dutzend der größten und angsteinflößendsten Mitglieder seiner Hausgemeinschaft begleitet, die alle mit blau leuchtenden Tätowierungen – dem Kennzeichen des Stammes – bedeckt waren. Ihre Waffen gaben sie am mächtigen Torbogen ab, der den Eingang zur Königshalle bildete, und wurden dabei sorgfältig von der Leibgarde des Königs überwacht. Die reich tätowierten Meisterkämpfer jedes Clans drängten sich aneinander und warteten auf die Ankunft des Königs. Freund- und Feindschaften äußerten sich in derben Scherzen und boshaften Sticheleien, denn alle wussten, dass sie umgehend bestraft werden würden, wenn sie sich zu Taten hinreißen ließen. Das Hämmern eines eisenbeschlagenen Stocks gegen die dicken Bodendielen aus Holz, das von Naradocs grimmig dreinschauendem Onkel Brem mit seinem rasierten Schädel als Vollstrecker des königlichen Willens ausgeführt wurde, ließ die Clanchefs auf der Stelle verstummen.

Geschlossen wie ein Mann verneigten sie sich dann vor dem Thron, auf dem Naradoc sich niederließ, wonach er mit einer majestätischen Geste ihre Ehrerbietung würdigte.

Heute aber war alles anders. Obwohl die Halle wie immer vom Rauch der wärmenden Feuer erfüllt wurde, war der offene Raum vor dem Königsthron so gut wie leer. Auf Brems Anordnung hatte man ihn anlässlich der Audienz freigelassen, und der ältere Mann hatte mit unergründlicher Miene seine Meinung darüber kundgetan, wie ihr ungebetener Gast sein Leben lassen sollte.

»Es wäre günstiger, das Blut dieses Mannes nicht öffentlich zu vergießen, mein Herr und König. Wenngleich er in Ungnade gefallen und verbannt worden ist, werden die Selgovae seine Ermordung nicht leichtnehmen.«

Naradoc hatte diesen klugen Rat mit einem bedächtigen Kopfnicken zur Kenntnis genommen und zugestimmt, in seiner Halle namens Der Hauer nur so viele Männer zuzulassen, wie für die Sicherheit vonnöten waren, also eine Handvoll Wachen, deren Gefolgstreue zweifelsfrei feststand. Hinter Naradoc waren Geräusche von vier Männern zu hören, die sich auf kleineren, in einem Halbkreis angeordneten Thronen niederließen. Es waren sein Onkel, sein Bruder, sein Vetter und sein Neffe – die einzigen Überlebenden der königlichen Familie, die zwei Jahre zuvor im Kampf gegen Rom drastisch dezimiert worden war, als der Stamm schmerzliche Verluste hinnehmen musste. Naradoc wandte sich um und erblickte Brems Jagdmeister, der aufgrund einer abscheulichen Entstellung »Fratze« genannt wurde. In jener Schlacht, der auch Naradocs Bruder zum Opfer gefallen war, hatte er schreckliche Wunden davongetragen, sodass es eine Weile nicht danach aussah, als würde er je wieder gesund werden. Damals hatten die Römer ihn auf dem Schlachtfeld dem Tode überlassen, da es ohnehin unwahrscheinlich war, ihn als Sklaven verkaufen zu können. Das Wundmal, das die eine Hälfte seines Gesichts überzog, war zum Teil knochenweiß, teilweise von einer scheußlich roten Farbe und verlieh ihm ein so angsteinflößendes Äußeres, dass der König sich stets wunderte, wie es ihm gelungen war, eine Gruppe von mehr als zwanzig jungen Stammesfrauen um sich zu scharen. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte er sie zu einer Schwesternschaft von Jägerinnen ausgebildet, deren zielstrebige Grausamkeit einzig darauf ausgerichtet war, Römer von den Wallkastellen gefangen zu nehmen und zu foltern. Dies erweckte in den Kriegern, die Seite an Seite mit ihnen kämpften, eine unangenehme Mischung aus unerwidertem Begehren – tatsächlich waren die »Fähen« bekannt für ihre Keuschheit und, wie zuweilen hinter vorgehaltener Hand gemurmelt wurde, für ihre gleichgeschlechtliche Zuneigung – und Unbehagen den Frauen gegenüber, die es genossen, ihren Gefangenen die Geschlechtsorgane abzuhacken und deren getrocknete Überreste an ihre Gürtel zu nähen. Als das Stühlekratzen und Geraschel verklungen waren, wartete der König noch einen Augenblick, bevor er über die Schulter eine Frage stellte. Dabei imitierte er bewusst den Stil, den sein Bruder Drust immer angewandt hatte, bevor er die unheilvolle Entscheidung traf, gemeinsame Sache mit dem Stamm der Selgovae zu machen und einen Krieg herbeizuführen.

»Wer ist der Erste, Kammerherr?«

Der Beschluss, in den Krieg zu ziehen, dachte Naradoc weiter, hatte Drust in jener Schlacht das Leben gekostet. Sein heldenhafter Tod wurde in einem Lied besungen, denn es war ein ehrenvolles Ableben gewesen, umringt von einem Dutzend niedergestreckter römischer Soldaten. Dennoch war er tot und hatte seinem Bruder die Pflicht hinterlassen, einen Thron zu besteigen, für den Drust geradezu geschaffen gewesen war, auf dem Naradoc sich jedoch höchst unwohl fühlte. Sein Onkel Brem beantwortete die Frage mit schroffer Stimme, um sein Missfallen bezüglich des Ankömmlings deutlich zum Ausdruck zu bringen.

»Ein Besucher aus den Ländern jenseits unseres Stammesgebiets, mein Herr und König. Es ist ein Adliger der Selgovae, der uns um Hilfe ersucht. Tretet näher, Calgus!«

Sie warteten schweigend, während eine hagere Gestalt sich langsam durch die leere Halle zu ihnen schleppte. Neben ihm trotteten hartgesottene Stammesangehörige – die einzigen Männer, die dem ehemaligen König der Selgovae noch Gefolgstreue leisteten. Zwei Jahre zuvor waren dem Stammesführer von einem rachelüsternen römischen Offizier die Achillessehnen durchtrennt worden, so jedenfalls erzählte man sich. Die Wunden waren schon lange verheilt, doch seitdem war er nur noch zu einem unbeholfen-langsamen Schlurfen imstande. Hinter ihm schritt ein halbes Dutzend Leibwachen, die Hände auf die Schwertgriffe gelegt. Es waren Veteranen aus dem Krieg gegen Rom, die, wie Brem ihm mehr als einmal erzählt hatte, zu seiner Verteidigung ohne Zögern ihr Leben hingegeben hätten. Als Calgus den Rand des Thronpodests erreichte, verbeugte er sich so tief, wie es ihm möglich war, wobei er sich an seinen Begleitern festhalten musste. Seine Stimme hatte seit dem letzten Mal, als er in der großen Halle gesprochen hatte, an Kraft verloren, doch noch immer konnte Naradoc die stählerne Entschlossenheit in ihrem näselnden Klang vernehmen, weshalb er beim Gedanken an die Falschheit und Arglist, die den ehemaligen Selgovae-König einst ausgezeichnet hatten, unwillkürlich ein Schaudern unterdrücken musste.

»König Naradoc, ich danke Euch, dass Ihr mich in Eurer prunkvollen Halle empfangt. Ich komme als König der Selgovae und bitte Euch um Hilfe, von Stammesführer zu Stammesführer. Als Gegenleistung biete ich …«

»König der Selgovae?«, unterbrach Naradoc ihn höhnisch und beantwortete seine eigene Frage sogleich mit einem Kopfschütteln. »Ein halb verkrüppelter Bettler mit den letzten beiden ihm verbliebenen Gefolgsmännern, würde ich meinen. Ihr mögt einst zwar ein mächtiger Fürst gewesen sein, der die Herrschaft der römischen Armee in diesem Land erschüttert hat, doch noch immer regiert Rom die Gebiete südlich des nördlichsten Walls. Und jetzt steht Ihr als Bittsteller vor dem Volk der Venicones.«

Nachdem er den Selgovae mit diesem Einwurf zum Schweigen gebracht hatte, lehnte sich der König an die aus Holz geschnitzte Rückenstütze seines Throns. Er hatte ein boshaftes Lächeln aufgesetzt und wandte sich um, denn er wollte seine Belustigung mit seinen Familienmitgliedern teilen.

»Ich muss zugeben, dass du noch immer Eier hast, Calgus, ehemaliger König der Selgovae. Man hat mir erzählt, dein jüngerer Bruder führe inzwischen den Stamm an und dass er mit den Römern ein Friedensabkommen auszuhandeln versucht, um dein Volk vor den grausamen Misshandlungen durch die Legionssoldaten zu schützen, die euch seit der verhängnisvollen Niederlage im Krieg gegen das Imperium heimsuchen. Ich habe gehört, man hat dir unter Androhung der Todesstrafe verboten, in dein einstiges Reich zurückzukehren, denn du hast das Verbrechen begangen, einen Krieg auf dem Gebiet der Römer anzuzetteln, den du niemals gewinnen konntest. Dennoch stehst du jetzt hier …« Naradoc schüttelte über diese Kühnheit des Selgovae erneut den Kopf. »Du stehst tatsächlich hier, im Herzen der Macht des Stammes der Venicones, ungeachtet der Niederlage, in die du meinen Bruder Drust mit deinen Umgarnungen und deinem übersteigerten Selbstbewusstsein geführt hast, nur weil du glaubtest, die römischen Legionen im Kampf schlagen zu können. Ich gebe zu: Du hast ziemlich viel Mut.«

Er verstummte einen Augenblick und betrachtete den vor ihm stehenden Mann, der von den Kriegern flankiert wurde, die ihn zu den Toren von Der Hauer, seiner Halle, getragen hatten.

»Nun, entweder großen Mut oder ebenso große Dummheit.« Er machte eine Geste in Richtung der Krieger. »Setzt ihn auf die Knie.«

Scharfes Eisen blitzte im Schein des Feuers auf, als Naradocs sorgsam positionierte Wachen Calgus’ Gefolgsleute unversehens niederstreckten, indem sie ihre bis dahin verborgenen langen Messer in die Rücken und Hälse der Selgovae-Krieger rammten. Obgleich er sie selbst angeordnet hatte, ließ diese unvermittelte Gewaltexplosion den König zusammenzucken. Unter der Wucht glänzenden Eisens starben die beiden Männer, noch bevor sie ihre eigenen Klingen ziehen konnten, und ihre...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2021
Reihe/Serie Imperium-Saga
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Eagle's Vengeance (Empire 6)
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuer • Abenteuerroman • action • Aufstand der Barbaren • Bernard Cornwell • Das Gold der Wölfe • das Römische Reich • eBooks • Geschichte • Hadrianswall / Hadrian's Wall • Historische Romane • Historischer Roman • Historische Schlachten • Kelten • Krieg • Legion • Legionäre • Römer • Römische Geschichte • Römisches Reich • Schlachten • Simon Scarrow • Zenturio
ISBN-10 3-641-26423-5 / 3641264235
ISBN-13 978-3-641-26423-9 / 9783641264239
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