Die dunklen Wasser von Inverness (eBook)

Ein Schottland-Krimi
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
544 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-24615-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die dunklen Wasser von Inverness -  G.R. Halliday
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Die schottischen Highlands: düster, abgelegen, faszinierend - und tödlich! Der zweite Fall für DI Monica Kennedy.
Eine junge Frau ist mit ihrem Auto auf einer Bergstraße in den Schottischen Highlands unterwegs, als plötzlich ein kleines Mädchen wie aus dem Nichts vor ihr auftaucht. Sie weicht aus und kommt von der Straße ab. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einem dunklen, feuchten Raum ... Dann verschwindet ein Tourist spurlos. Auch er hat kurz vor seinem Verschwinden ein kleines Mädchen gesehen.
Als ein verstümmelter Körper gefunden wird, übernimmt DI Monica Kennedy die Ermittlung. Nach sechs Monaten Abwesenheit ist sie zurück und wird dringender gebraucht denn je. Eine zweite Leiche wird gefunden und alles deutet auf einen Serienmörder hin, der schon seit Jahren aktiv und noch lange nicht fertig ist ...
Alle Bücher der Monica-Kennedy-Reihe
Die Toten von Inverness (Bd. 1)
Die dunklen Wasser von Inverness (Bd. 2)

G.R. Halliday wurde in Edinburgh geboren und wuchs in der Nähe von Stirling, Schottland, auf. Die Leidenschaft für ausgeklügelte Kriminalfälle hat er von seinem Vater, der Bücher über True Crime und mysteriöse Phänomene schrieb. Einige dieser Geschichten wurden zur Inspirationsquelle für seine eigenen Romane. Heute lebt er mit seiner Lebensgefährtin und einer Bande halbwilder Katzen in der Nähe von Inverness in den schottischen Highlands.

1


Früher, als sie noch all ihre Gliedmaßen gehabt hatte, war Annabelle leidenschaftlich gern Auto gefahren. Doch ausgerechnet auf einer ihrer geliebten Spritztouren beging sie den ersten folgenschweren Fehler.

Alles begann mit ihrem iPhone. Statt es in die dafür vorgesehene Halterung am Armaturenbrett zu stecken, hatte sie es achtlos auf den Beifahrersitz des BMWs geworfen. Dort war es neben einem Exemplar des Heat-Magazins und einer Straßenkarte vom nördlichen Schottland gelandet. Beides hatte sie an einer Tankstelle kurz hinter Stirling gekauft. Sie hatte einen kurzen Tankstopp eingelegt und sich ein schnelles Frühstück genehmigt, bestehend aus einem labberigen Schinkensandwich, das nach fast nichts geschmeckt hatte, und einem ungenießbaren Kaffee aus dem Pappbecher. Anschließend hatte sie die Umverpackung und den Becher ordentlich zusammengefaltet und beides in die entsprechenden Recyclingtonnen befördert. Der Anstand gebot es ihr, die Sachen nicht einfach auf dem Tisch liegen zu lassen, damit die Bedienung sie wegräumte. Die arme Frau hatte ohnehin einen extrem überarbeiteten Eindruck gemacht. Annabelle war zweiundzwanzig und immer darum bemüht, das Richtige zu tun.

Bevor sie sich nach ihrem Stopp wieder hinters Steuer klemmte, wägte sie kurz ab, ob sie Miss Albright anrufen sollte. Die ältere Dame wohnte in London im selben Haus wie sie auf ihrer Etage in der Wohnung gegenüber. Sie war schon jenseits der neunzig. Doch wenn Annabelle ehrlich war, war es nicht Miss Albright, der ihre Sorge galt. Tatsächlich ging es ihr in erster Linie um Mr. Pepper, Miss Albrights niedlichen Zwergspitz. Buschiges schwarzes Fell und eine winzige rosa Zunge. Da Miss Albright sich aufgrund ihres Alters nicht mehr allzu oft vor die Tür wagte, kam Mr. Pepper viel zu selten raus. Wann immer sie die Zeit fand, klopfte Annabelle deshalb an die Tür ihrer Nachbarin und drehte eine kurze Runde mit dem Hund. In der Regel scharrte er bereits ungeduldig mit den Pfoten, während er hinter der Tür auf sie wartete, und knurrte leise, weil er es kaum erwarten konnte, seinen Freilauf zu bekommen. Es klang vielleicht albern, aber irgendwie fühlte sie sich verpflichtet, Mr. Pepper wissen zu lassen, dass sie bald zurück sein würde und er keine Angst zu haben brauche. Sie selbst war nach der Scheidung ihrer Eltern innerlich wie zerrissen, die Sache war nicht leicht für sie. Nur in Gesellschaft von Miss Albright und Mr. Pepper fühlte sie sich rundum wohl. Die beiden freuten sich jedes Mal unbändig, sie zu sehen.

Sie checkte die Uhrzeit auf ihrem iPhone. Fünf nach sieben am frühen Morgen. Miss Albright schlief sicher noch. Deshalb entschied Annabelle, sie erst am Nachmittag anzurufen. Stattdessen wollte sie ein erstes Foto nach ihrer Ankunft in Schottland machen. Oder besser gleich mehrere, damit sie eine kleine Auswahl hatte. Sie nahm die typische Selfie-Haltung ein: den Kopf leicht gesenkt, die rot geschminkten Lippen etwas gespitzt, die langen braunen Haare hübsch um ihr Gesicht drapiert. Das langärmelige weiße Shirt mit dem Aufdruck BRAT in großen roten Lettern musste ebenfalls zu sehen sein. Der blaue BMW M4, den ihr Dad ihr zum einundzwanzigsten Geburtstag als extrem verspätetes Geschenk präsentiert hatte, stand im Hintergrund. Und jenseits davon, in weiter Ferne, die ersten Ausläufer der Highlands, die Gipfel selbst jetzt, im späten Frühjahr, noch leicht mit Schnee überzuckert.

Nachdem sie eine Viertelstunde lang mit verschiedenen Filtern experimentiert hatte, beschloss sie, dass die Qualität des Fotos ausreichen musste. Besser bekam sie es auf die Schnelle nicht hin. Hastig tippte sie den folgenden Begleittext: Leute, ich sehe beschissen aus, aber was soll’s! Bin auf dem Weg ins Land jenseits des Walls! Ein Roadtrip in den eisigen Norden! Ist das nicht megaaufregend? Küsschen xx. Sie las die Zeilen noch einmal durch und fand, dass sie ausreichend spontan klangen. Also postete sie die paar Worte zusammen mit dem Foto auf Instagram, der einzigen Plattform, die sie regelmäßig nutzte, und sah sich dann eine Reihe von Bildern auf anderen Profilen an. Wunderschöne Menschen mit strahlenden Gesichtern, die ganz offensichtlich Spaß hatten. Kaum einen von ihren Instagram-Freunden hatte sie je im richtigen Leben getroffen, aber vielleicht würden sich die Leute ihre Fotos ansehen und sich für sie begeistern, so wie das umgekehrt der Fall war?

Vielleicht sieht er es ja auch und wird eifersüchtig, weil du, ohne ihm was zu sagen, nach Schottland unterwegs bist? Mit einer fahrigen Geste fegte sie diesen lächerlichen Gedanken beiseite. Schließlich war er bei der Polizei und führte sich auf, als wäre er mindestens zehn Jahre älter. Wahrscheinlich hatte er keinen Schimmer, was Instagram überhaupt war. Sie wollte ohnehin nichts mehr mit ihm zu tun haben, nach allem, was geschehen war. Dieser Trip hatte nicht das Geringste mit ihm zu tun. Klar war ihr ein wenig bange bei dem Gedanken, diese weite Reise so ganz allein auf sich zu nehmen. Aber seit wann brauchte sie einen Vorwand, um sich ins Auto zu setzen? Wenn sie den Fuß aufs Gaspedal setzte und beschleunigte, ging es ihr sofort besser.

Noch eine Stunde später hatte sie den salzigen, fettigen Geschmack von Schinken auf den Lippen. Aber immerhin hielt der Kaffee sie wach, während sie auf der A9 Richtung Norden dahinbretterte. Sie war die Nacht durchgefahren und hatte für die Strecke von London nach Stirling, die sie über verschiedene Autobahnen geführt hatte, gerade mal sechs Stunden gebraucht. Kein schlechter Schnitt. Von dort aus dauerte es weitere zweieinhalb Stunden, bis sie Inverness erreichen würde. Auch das konnte sich sehen lassen.

Es war immer noch früher Vormittag, als die gut ausgebaute Straße, die sie durch weite, monotone Moorlandschaften geführt hatte, plötzlich abfiel und die Hauptstadt der Highlands sich zum ersten Mal vor ihr auftat: ein Meer an Häusern, das sich dicht ans Wasser drängte – der Moray Firth, wie ihr das Navi verriet. Direkt vor ihr spannte sich eine riesige Brücke auf Betonpfeilern über den Fjord. Annabelle hatte vorgehabt, einfach geradeaus weiter zur gegenüberliegenden Landzunge zu fahren. Doch das Navi hatte andere Pläne: Die Stimme forderte sie dazu auf, am nächsten Kreisverkehr links abzubiegen. Widerstrebend fügte sie sich und umfuhr die Außenbezirke der Stadt, vorbei an trostlosen Industrieanlagen, die so gar nicht zu ihrem perfekten Bild der Highlands passen wollten. Keine Spur von vielfarbig karierten Schottenmustern, nichts, das an die Romantik von Outlander erinnert hätte.

Nach weiteren zehn Minuten, als sie die Stadt endlich hinter sich ließ und der Landstraße folgte, war ihre Enttäuschung vergessen. Ihr Weg führte sie nun unmittelbar am Ufer des Meeresarms entlang, und in der Ferne konnte sie die ersten dunkleren Schemen der Bergketten ausmachen. Mit einem Mal wurde sie von großer Vorfreude gepackt: auf die schroffen Massive des Westens und Glen Affric, angeblich das malerischste Tal in ganz Schottland. Sie hatte bei ihren Online-Recherchen von der berühmten Panoramaroute hinunter in dieses Naturschutzgebiet gelesen und wollte unbedingt dorthin, allerdings plante sie, eine weniger befahrene, unbekannte Straße zu nehmen. Laut Navi waren es noch rund vierzig Kilometer bis zum Ziel.

Gerade mal eine halbe Stunde später ragten die hohen Bergflanken bereits drohend nah vor ihr empor. Nachdem sie ein verwahrlost wirkendes Dorf hinter sich gelassen hatte, hielt sie schließlich an, als ein Hinweisschild vor ihr auftauchte: GLEN TURRIT.

Hier, an der Zufahrt zu diesem entlegenen Tal, machte sie den zweiten Fehler.

Das Zufahrtstor zu der durch ein Schild als privat gekennzeichneten Straße war mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert. Die letzte Person, die hier vorbeigekommen war, hatte die Kette allerdings nur lose um den Holzpfosten geschlungen und dann den Bügel nicht richtig einrasten lassen, wie Annabelle zu ihrer Freude feststellte. Sie hielt das Schloss in der Linken und sah sich verstohlen nach den steilen, bewaldeten Hängen um, die sich zu beiden Seiten der Straße erstreckten. Aus diversen Online-Foren wusste sie, dass der Weg ursprünglich als Zufahrt zu einem Wasserkraftwerk genutzt worden war. Der dazugehörige Staudamm war in den Fünfzigerjahren errichtet worden. Die Straße, die gerade mal breit genug für ein Fahrzeug war, wand sich über viele Kilometer hinweg durch die Talsenke, immer dem Verlauf des Flusses folgend, und führte schließlich über den Damm, bis man nach weiteren dreißig Kilometern unweit von Strathcarron auf ein weiteres verschlossenes Tor traf. Von dort aus war es nicht mehr weit bis zur Isle of Skye an der Westküste.

Als Annabelle ihren spontanen Ausflug hierher geplant hatte, war sie in einem der Foren auf einen Post gestoßen, in dem es hieß, man könne den Verwaltern, die über den Schlüssel verfügten, ein kleines Trinkgeld zahlen, damit sie die Tore für einen öffneten. »Zwanzig Pfund sollten jeweils reichen«, hatte es da geheißen. »Und selbst beim zwanzigfachen Preis wäre die Strecke noch jeden Penny wert. Denn wo sonst findet man eine Privatstraße, auf der man ungestört durch ein Tal der Highlands fahren kann?«

Eine schmale geteerte Fahrbahn also, zu beiden Seiten gesäumt von hoch in den Himmel ragenden, düsteren, lange Schatten werfenden Bergen, und kein anderes Fahrzeug weit und breit: Unweigerlich musste Annabelle an eine Autowerbung denken. Sie stellte sich einen extrem disziplinierten Fahrer in Anzug und Krawatte vor, der seinen Wagen in angemessenem Tempo über viele Kilometer Asphalt steuerte, der feuchte Traum eines jeden Autofans. Allein bei dieser Vorstellung bekam sie schwitzige...

Erscheint lt. Verlag 21.6.2021
Reihe/Serie Monica Kennedy
Übersetzer Bettina Spangler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Dark Waters (Monica Kennedy 2)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Die Toten von Inverness • eBooks • Ermittlerkrimi • Forensik • Gerichtsmedizin • Ian Rankin • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Schottische Highlands • Schottland • Serienkiller, Serienmörder • Thriller • Val McDermid
ISBN-10 3-641-24615-6 / 3641246156
ISBN-13 978-3-641-24615-0 / 9783641246150
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