Kleeherz -  Daniela Polnitzky

Kleeherz (eBook)

romantischer Spannungsroman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
384 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7504-7290-7 (ISBN)
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Als Hannah nach einem schrecklichen Unfall aus Deutschland in die raue wilde Landschaft Irlands flieht, ist es ihr sehnlichster Wunsch, die Vergangenheit endgültig zu begraben und die Schuldgefühle aus ihrer Seele zu tilgen. Auf Greenstones, einem abgelegenen Landsitz inmitten von endlosem Grün, stellt der wohlhabende, zwiespältige Stuart O'Grady Hannah als Erzieherin für seine Tochter Reagan ein. Was zunächst wie eine Idylle anmutet, erweist sich bald als düsterer Ort - das trutzige Herrenhaus, das mysteriöse Heckenlabyrinth und der von Schilf verborgene See bergen tödliche Geheimnisse und in dem alten Bootshaus versteckt sich ein rätselhafter Traveller ... Eine Geschichte über Schuld und Sühne, Liebe und Hass, Unversöhnlichkeit und Vergebung vor der grandiosen Kulisse Irlands.

Daniela Polnitzky, geboren 1966 in München, lebt am liebsten in ihrer Heimatstadt. Nach der mittleren Reife machte sie eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin an der Fachakademie für Sozialpädagogik. In ihrer Freizeit liest sie mit Leidenschaft Bücher oder geht ins Kino. Das Schreiben von Geschichten bereitet ihr seit der Jugend große Freude. Der Schauplatz ihres ersten Romans ist Irland, da es ihr Lieblingsland ist, welches sie schon öfter besucht und über das sie mit Begeisterung viel gelesen hat.

1


Kreischen. Schrill. Unmenschlich. Der Bleistift rutschte Hannah aus der Hand und die saubere Linie, zu der sie ansetzte, endete in einer eigenwilligen Spirale.

Miststück! Ich krieg dich noch! Japsend zog sie den Kopf ein und würgte den ätzenden Geschmack in ihrem Mund hinunter. Hey. Schon gut. Der Bus hat gehalten. Das ist alles. Kein Grund, Aufsehen zu erregen.

„Bitte beeilen Sie sich, Miss“, rief der Fahrer durch den Mittelgang. „Das ist Ihr Stopp.“

Endlich! Die holprige Fahrt war zu Ende. Energisch stopfte sie Block und Wörterbuch in ihre Schultertasche. Von dem ewigen Grün der vorbeihuschenden Felder und Wiesen war ihr übel geworden. Noch nie hatte sie so viele Schattierungen von Grün gesehen. Die Zweige der Bäume, die ab und zu gegen die Scheiben geknallt waren, hatten ihr Unwohlsein noch verstärkt. Sie sehnte sich nach festem Boden unter ihren Füßen. Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster verpasste ihrer Vorfreude allerdings einen Dämpfer.

Eine Fuchsienhecke, zwei hohe Birken und ein moosiger Stein in deren Mitte waren die karge Ausbeute. Kein Schild weit und breit oder ein sonstiger Hinweis auf eine Ortschaft.

„Das ist doch keine Haltestelle.“

„Aye.“ Der Fahrer nickte. „Ich halte nur, weil Sie hier aussteigen wollten.“

Wollte er sie veräppeln? Sollte sie lieber nicht aussteigen? Aber was sollte sie dann tun? Im Bus sitzen bleiben, bis zur Endstation fahren, und dann zurück nach Dublin? Sie hatte kaum das Geld, um sich dort eine Unterkunft zu leisten.

Der Busfahrer räusperte sich. „Miss?“

Na los. Zick nicht rum. „Ich komm ja schon.“ Hastig hievte sie ihre beiden Koffer aus der Ablage. Schwer bepackt kletterte sie dann die schmalen Stufen hinab.

Die Gelassenheit des Fahrers faszinierte sie. Noch gerade eben war er die Straßen entlanggerast, als wäre der Teufel hinter ihm her. Je weiter der Bus sich von Dublin entfernt hatte, umso rauer und wilder war die Landschaft unter dem graublauen Himmel geworden.

„Wo genau ist denn der Ort?“ Nach der kurvenreichen Fahrt hatte sie jede Orientierung verloren.

„Nicht weit.“ Der Fahrer schmunzelte. „Sie können‘s nicht verfehlen. Bye, Miss.“ Er schloss die Türen und brauste davon.

Hannah sah sich verzagt um. Außer ihr war niemand ausgestiegen. Wer sollte auch auf die abwegige Idee kommen? Der Platz war völlig abgeschieden. Das niedergetretene und verbogene Schild, welches sie erst jetzt im Gebüsch entdeckte, war keine Hilfe. Der englische Name war mit schwarzer Farbe übermalt worden. Die gälischen Schriftzüge ergaben für sie keinen Sinn. War sie wirklich am Ziel? Sie hatte sich ganz auf den Fahrer verlassen. Der Ort Arais war aber nicht zu sehen. Nur dieser Wall aus roten Fuchsien und die einfache Landstraße, die sich zwischen den Hügeln verlor. Ein einsamer Vogel trällerte in einem Busch und sonst war es so still, als hätte die Welt aufgehört sich zu drehen. Nichts als Himmel und Erde und das ewige Grün.

Was, wenn niemand kam, um sie abzuholen? Was sollte sie dann tun? Sie wusste nicht mal, wo ihr zukünftiges Zuhause lag. Wo sollte sie jemanden finden, um zu fragen? Sollte sie sich zu Fuß auf den Weg machen? Aber in welche Richtung? Sie würde sich ja doch nur verlaufen. Also lieber nicht. Es war besser zu warten. Sie hatte davon abgesehen auch wenig Lust, ihre Habseligkeiten meilenweit durch die Landschaft zu schleppen.

Kurzerhand machte sie es sich auf dem Stein bequem. Das Moos fühlte sich trocken genug an. Der Stamm der Birke links von ihr war mit den typischen Liebessymbolen verziert worden. Die dunklen Linien hoben sich deutlich von der weißen Rinde ab. Sie fühlte sich weich und griffig an wie gutes Papier. Oder wie Asche. Alles, was noch übrig war. Ihr Mund wurde staubtrocken.

Schnell holte sie ihre Flasche heraus und trank ein paar Schlucke. Das Wasser gab ihr neue Kraft und sie kramte nach dem Telegramm, um es noch einmal zu lesen.

Greenstones, Arais, Irland, August 1980

Sehr geehrte Miss Ritter,

wir erwarten Ihre Ankunft kommenden Freitag.

Ich werde selbstverständlich jemanden schicken, um Sie abzuholen.

Hochachtungsvoll

Stuart O’Grady

Ihr neuer Arbeitgeber war offensichtlich kein Mann vieler Worte. Der Ort Arais war weder bekannt, noch hatte sie ihn auf irgendeiner Landkarte finden können. Niemandsland. Ideal, um für immer unterzutauchen. Erst vor wenigen Wochen hatte sie spontan auf eine Anzeige von O‘Grady geantwortet, die ihre Schwester Marion, die bei der Zeitung arbeitete, ihr gezeigt hatte.

Ihre Entscheidung, ganz allein in ein Land zu ziehen, das sie nur aus Büchern und Filmen kannte, hatten ihre Eltern als hirnverbrannt bezeichnet. Nicht für immer, hatte sie entgegnet. Nur bis Gras über die Sache gewachsen ist. Sie zwickte die Augen zu. Nur bis es nicht mehr wehtut, daran zu denken.

Sie packte das Telegramm weg und holte ihren Block heraus, dann zog sie ihren Bleistift hinter dem Ohr hervor, den sie wie üblich dorthin gesteckt hatte. Kein Wunder, dass der Busfahrer dieses Funkeln in den Augen gehabt hatte. Er hatte sie bestimmt für leicht bekloppt gehalten. Mit geübten Strichen skizzierte sie erste Eindrücke, tauchte tief ein in die fremde Welt aus Grün, um die Stimmen der Vergangenheit wenigstens für eine Weile zum Schweigen zu bringen.

Die dumpfen Schläge einer Kirchturmuhr schreckten Hannah aus ihrer Beschäftigung. Der Ort war also gar nicht so weit entfernt. Sie zählte acht Schläge. Der Vogel war verstummt, und die Blätter der Hecken knisterten geheimnisvoll, ob es nun der Wind war oder der Vogel, der sich einen Schlafplatz suchte, das sanfte Rascheln war genug, um sie in Aufregung zu versetzen. Die Sonne stand schon tief und die Dunkelheit kroch heran. Das behagte ihr gar nicht. Sollte sie nicht doch das nächste Haus suchen und um Hilfe zu bitten? Nervös kaute sie auf ihrem Bleistift herum.

„Hallo! Alles klar?“

Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen und fuhr herum. Ihr Bleistift fiel ins Gras.

Ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht und einem struppigen grauen Vollbart stand vor ihr. Eine grün-braun karierte Schiebermütze saß lässig auf seinem Kopf. Trotz seines reifen Alters sah er ungezähmt und wenig vertrauenswürdig aus.

Zögerlich ließ sie die Hände sinken. „J-Ja.“ Gott! Ist das peinlich.

„Master O‘Grady schickt mich, Miss.“ Er schnappte nach einem Koffer.

Sofort umklammerte sie dessen abgewetzten Griff. „Wer sind Sie denn?“ Eine deutliche Alkoholfahne schwebte ihr entgegen.

„Cody Browne.“ Als er merkte, dass sie ihm ihr Gepäck nicht überlassen wollte, zuckte er die Schultern und ließ los. „Ich will Ihre Koffer nich stehlen, Miss.“

„Ich warte schon fast eine Stunde.“

„Dachte nich, dass der Bus pünktlich ist.“

„Wie bitte?“

„Na, der kommt doch immer zu spät.“

Eine schnippische Antwort blieb ihr im Hals stecken, denn nun starrte sie mit offenem Mund das einfache Pferdefuhrwerk samt Tier an, mit dem er gekommen war.

Das Pferd drehte den Kopf und schnaubte. Sein dunkles Fell war stumpf und an vielen Stellen grau, die Mähne so zottig wie die seines Fuhrmanns.

Cody streckte die Hand aus. „Geben Sie mir jetzt Ihr Gepäck, oder nich?“

„Ich mache das selbst.“ Sie sprang auf.

„Wie Sie wollen.“ Geschmeidig bückte er sich. „Sie hab‘n Ihren Bleistift vergessen.“

„Danke.“ Hektisch griff sie danach und ließ ihn fast noch einmal fallen.

Er schmunzelte in seinen Bart, dann wendete er sich ab und trottete zum Wagen.

In jeder Hand einen Koffer folgte sie ihm. Ihr Herz klopfte noch immer wild, als sie ihre Habe auf die Ladefläche hob.

Cody summte vor sich hin und zerzauste dem Pferd die Mähne noch ein wenig mehr. „Fertig?“ Er schwang sich auf den Kutschbock.

Sie nickte und kletterte hinterher, inzwischen erleichtert darüber, dass er nicht mit dem Auto da war.

„Hat Mr. O‘Grady viele Pferde?“

„Nur Thunder.“ Er fasste die Zügel und schnalzte mit der Zunge.

Fast hätte sie gelacht. Der Name passte so ganz und gar nicht zu dem alten Gaul. Seine Jahre schienen schon lange gezählt zu sein. Sehr behäbig setzte er sich in Bewegung. Doch war ihr ziemlich egal, wie lange sie bei diesem Tempo bis zum Anwesen brauchen würden, das war auf jeden Fall besser, als in einem Auto um die Kurven zu jagen.

„Ist es immer so friedlich hier?“ Noch war ihnen niemand begegnet. Keine einzige Seele weit und breit.

„Nur wenn Sie nichts sehen und hören.“

„Was ist?“ Seine wunderliche Bemerkung versetzte ihr einen Stich. Ihre Schultertasche umklammernd rutschte sie auf dem Hochsitz ein wenig nach links.

Die unzähligen Fältchen um seine blauen Augen vertieften sich, doch gab er keine Erklärung ab. Im nächsten Moment lenkte er...

Erscheint lt. Verlag 10.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7504-7290-4 / 3750472904
ISBN-13 978-3-7504-7290-7 / 9783750472907
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