Tödliches Tarock: Waldviertel-Krimi -  Lore Macho

Tödliches Tarock: Waldviertel-Krimi (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
200 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-098-9 (ISBN)
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In Klein Schiessling findet erstmals die Endrunde der Bezirksmeisterschaft in Tarock statt. Der ortsansässige Leopold Polterer, der Eggenburger Friedrich Zackl, der Grasdorfer Siegfried Klescher sowie der von Wien nach Horn übersiedelte Max Meier-Schönberg haben es bis in die Endrunde geschafft. Während des Finales tobt ein heftiges Gewitter und sorgt für einen Stromausfall. Kaum geht das Licht wieder an, findet man Leopold Polterer mit einer Nagelfeile erstochen in seinem Sessel. Die Aufklärung sollte einfach sein, war doch der Raum während des Spieles abgeschlossen und kein Fremder hatte Zutritt. Der Verdacht fällt demnach auf die 13 Anwesenden und die drei Spieler am Tisch. Doch so einfach löst sich das Rätsel nicht.



Lore Macho lebt mit ihrem Mann seit 1987 in dem kleinen Weinort Straning, nahe Eggenburg (NÖ), wo Wein- und Waldviertel ineinander übergehen. Nach dem Besuch der Handelsschule und einigen Jahren der Tätigkeit als Sekretärin absolvierte sie 1974 die Sommerakademie für Malerei in Sirmione und ist seit dieser Zeit freischaffende Malerin. Neben dem Malen gilt ihre große Freude dem Schreiben. Bisher wurden von ihr drei Bücher zum Thema Malen veröffentlicht sowie ihre Dorfkrimis im Verlag federfrei.

 

 

»Spiel ist die höchste Form der Forschung.«

Albert Einstein

Kapitel 1


 

»Zwanzig!«

Der ortsansässige, kleine und pummelige Leopold Polterer, Bruder von Waltraud Zechbauer und Schwager von Gemeinderat Hugo Zechbauer, sitzt gegen dreiundzwanzig Uhr dreißig mit drei weiteren Spielern im neuen Klein Schiesslinger Kulturhaus am runden Tisch, welcher an der Stirnseite des Veranstaltungssaales aus praktischen Gründen platziert wurde. Praktisch deshalb, weil ein großer Teil des Raumes für die bei solchen Turnieren unausbleiblichen Kiebitze frei bleibt. Sie stehen in gewissem Abstand zum Spielertisch und geben mehr oder weniger passende Kommentare ab, was die Spieler jedoch nicht tangiert.

Diese sind so in ihre Karten vertieft und nehmen daher kaum wahr, was um sie herum geschieht. Der Schiedsrichter des Turniers, der Klein Schiesslinger Gemeinderat Heinrich Silvaner, beobachtet aufmerksam das Spiel. Er fungiert in dieser Endrunde als neutraler und unparteiischer Mann, steht er doch zu keinem der Akteure in einem verwandtschaftlichen oder sonstigen Verhältnis. Aber mehr verbindet ihn mit diesem Spiel auch wieder nicht. Wenn er schon einmal Karten spielen muss, was selten der Fall ist, weil ihn seine Berufung als Gemeinderat von Klein Schiessling voll und ganz auslastet, bevorzugt er lieber das traditionelle Schnapsen. Da er jedoch mit den Tarockspielregeln ein bisserl mehr vertraut ist als alle anderen Dörfler, ausgenommen Leopold Polterer natürlich, hat man ihn dazu verdonnert.

Den Vater Leopold Polterers, den Willibald Polterer, konnte man aus Gründen der Befangenheit ja schlecht als Unpartei­ischen nominieren. Er darf aber das Spiel im Saal kritisch mitverfolgen.

Leopold Polterer hat es bis in die Endrunde geschafft und sitzt gelassen am Spielertisch. Hie und da nimmt er einen genussvollen Schluck aus seinem Bierkrügerl, wischt sich mit dem Handrücken über den Mund und vertieft sich danach wieder in sein Spiel. Er vertritt heuer erstmals die Großgemeinde bei der Bezirksmeisterschaft im Tarock, und darauf ist er ganz besonders stolz.

Tarock ist auf dem Land nicht so bekannt und verbreitet wie Schnapsen, aber dennoch. Es gesellen sich jährlich immer mehr Interessenten dazu, was nicht zuletzt an dem überaus großen Engagement Leopold Polterers liegt. Tarock gehört zu seinen absoluten Lieblingskartenspielen, wurde es ihm doch schon vor unzähligen Jahren von seinen Eltern mit in die Wiege gelegt. In seiner Familie hat man Tarock, hier ist natürlich die Rede vom ganz gewöhnlichen »Zwanzigerrufen« und nicht vom anspruchsvollen »Königsrufen«, dem edelsten aller Tarockspiele, stets dem ortsüblichen Schnapsen vorgezogen. Es bietet erstens mit zehn Spielkarten in der Hand mehr Möglichkeiten als mit fünf, wie beim Schnapsen, und zweitens ist es ein Kartenspiel der gehobenen Klasse. Behauptet zumindest sein Vater, Willibald Polterer. Durch dessen unermüdliches Engagement wird das Endspiel ja heuer auch zum ersten Mal in dem niedlichen Weinort Klein Schiessling, im westlichsten Zipfel des niederösterreichischen Weinviertels, an der Grenze zum Waldviertel gelegen, ausgetragen. Noch dazu in dem neuen Kulturhaus, auf welches die Dörflerinnen und Dörfler des kleinen Weinbauortes besonders stolz sind, hat es doch ihr Bürgermeister, Alfons Pummerl, im Frühjahr feierlich eröffnet und der Pfarrer des Ortes, Miroslav Jankovic, mit allem Brimborium eingeweiht. Kurz nach dieser Einweihungszeremonie ließ sich allerdings der Reporter Ferdinand Schlaumeier genau dort erschlagen und hat es damit auch schon wieder entweiht.

Bei dem im Garterl des Kulturhauses spärlich vor sich hin tröpfelnden Brunnen, welcher vorwiegend von den weiblichen Bewohnern sofort ins Herz geschlossen und sogar zum »Wallfahrtsort« erklärt wurde, herrschte danach verständlicherweise längere Zeit Ruhe.

So einen mordswichtigen Event wie das Endspiel dieses Turniers, sämtliche Vorrunden finden ja leider immer in Wien statt, bloß mit den Endrunden beglückt der Verband jährlich einen anderen österreichischen Ort, kann und darf man sich in Klein Schiessling natürlich nicht entgehen lassen. Noch dazu, wo das neue Kulturhaus als solches auch genutzt werden will. Aus diesem Grund hat die Familie Polterer dafür gesorgt, dass eben diese Endrunde der heurigen Bezirksmeisterschaft nur hier und nirgendwo anders stattfindet.

Leopold Polterer ist Elektriker und hat ein ansehnliches Geschäft in Eggenburg. Seine kleine, rundliche Figur steckt heute in Jeans, rotkariertem Hemd und bequemen Schuhen. Seine knollige Nase ist der Farbe seines Hemdes angepasst.

Weiterer Teilnehmer in dieser Endrunde ist zunächst einmal der überaus schlanke und aufgemascherlte Feschak Max Meier-Schönberg, der vor ein paar Monaten von Wien nach Horn gezogen ist. Der Grund für diesen Tapetenwechsel ist nicht bekannt.

Kaum in Horn angekommen, setzte er sich vehement für dieses Kartenspiel ein. Er bezeichnet sich selbst als Profi, da er im Großraum Wien bereits etliche solcher Tarockturniere gewonnen hat und nun bestrebt ist, diese Siegerserie im Bezirk Horn fortzusetzen. Man sieht ihn stets in lässiger Designerkleidung, jedoch nie ohne knallrotes Schirmkapperl, das selbst beim Spielen seine Haarpracht bedeckt, und ebensolchen Sneakers. Bei einer Länge von fast einem Meter neunzig und Schuhgröße achtundvierzig ist er damit nicht zu übersehen. Und das will er auch nicht! Übersehen werden! Immerhin kommt er aus Wien, und das hat schon allerhand zu bedeuten! Meint er! Als ehemaliger Bundeshauptstädter blickt er verächtlich auf diese Landeier, wie er die Horner samt Umgebung nennt, herab. Man fragt sich nur, warum er nicht in Wien geblieben ist. Hinter vorgehaltener Hand wird eifrig gemunkelt, er sei abergläubisch, weshalb er in diesem auffälligen Outfit herumrennt, hat er doch sein erstes Turnier in Wien in ebendiesem knallroten Beiwerk haushoch gewonnen.

Der nächste Teilnehmer, der Grasdorfer Siegfried Klescher, ist mittelalt, mittelgroß, mittelstark, mit beginnender Glatze, kleidet sich unauffällig, und sonntags sieht man ihn mit seiner Frau Veronika Hand in Hand durch die Gegend streifen. Egal ob Sommer oder Winter, egal bei welchem Wetter. Nur zu diesem Endspiel hat ihn Veronika nicht begleitet, weil ihr am Kartenspielen, wie sie selbst behauptet, halt so überhaupt nichts liege. Und beim Tarockieren sei ihr schleierhaft, wie man mit römischen Ziffern überhaupt Kartenspielen kann.

Der vierte Mitstreiter ist Friedrich Zackl aus Eggenburg. Er steckt etwa in der gleichen Figur wie Leopold Polterer, nur sein Äußeres wird langsam schäbig, seit seine liebe Frau Gemahlin im vergangenen Sommer überraschend das Zeitliche gesegnet hat. Keiner aus der Gegend konnte sich damals erklären, warum Frau Zackl so plötzlich und unerwartet verstorben ist. Sie war stets gesund und munter, vor allem aber munter, was man von ihrem Mann nicht gerade behaupten kann. Denn außer Tarockspielen begeistert ihn so gut wie überhaupt nichts.

 

Nachdem sich also der pummelige Leopold Polterer mit dem Ruf »Zwanzig« seinen in dieser Partie bis dahin noch unbekannten Partner gerufen hat, lehnt er sich im Sessel zurück und blickt erwartungsvoll in die Gesichter seiner drei Mitspieler. Eggenburg und Grasdorf sagen »Weiter«, jedoch Horn gibt »Kontra«. Na, das kann ja heiter werden, denkt Polterer. Immerhin hält er Mond, Sküs und Neunzehn selber in der Hand, und mit dem Zwanziger seines Partners schaut das Spiel schon fast gewonnen aus. Bedauerlicherweise fehlt ihm der Pagat, sonst hätte er diesen ansagen können. Ein paar kleinere Tarocks und zwei Könige stapeln sich zusätzlich in seiner linken Hand. Deshalb nimmt er das »Kontra« des Horners Max Meier-Schönberg gelassen hin, wirft aber einen fragenden Blick auf den Grasdorfer Siegfried Klescher, der ihm gegenübersitzt, und den Eggenburger Friedrich Zackl zu seiner Linken. Aber beide haben schon »Weiter« gesagt und stieren stur in ihre Karten, ohne aufzublicken. Deshalb verzichtet Polterer auf ein »Re«, beginnt das Spiel und eröffnet damit die Endrunde der ersten Tarockbezirksmeisterschaft im Klein Schiesslinger Kulturhaus samt Tröpferlbrunnen.

 

Noch bevor diese letzte Runde im Kulturhaus beginnt, sitzt Hedwig Uhudler ihrem Gatten Günter Uhudler, Winzer in Klein Schiessling, daheim am Küchentisch gegenüber und hängt gespannt an seinen Lippen. Günter erklärt ihr soeben die Tarockspielregeln und beginnt damit, ihr verständlich zu machen, was es mit dem »Zwanzigerrufen« auf sich hat. »Also«, beginnt er, »jeder Spieler hält zehn Karten in der Hand, und der Rufer kann entweder allein spielen oder seinen Partner durch Rufen ermitteln.«

»Aha! Versteh ich nicht, aber mach weiter.«

Günter lässt sich durch Hedwigs Einwand nicht beirren und fährt mit seiner Erklärung schulmeisterlich fort: »Man ruft dabei stets die Tarockkarte ›Zwanzig‹, außer man hat sie selber in der Hand, dann ruft man ›Neunzehn‹, hat man die auch, ruft man ›Achtzehn‹ und so weiter. Und derjenige Spieler, der die gerufene Karte in seinem Blatt hat, ist der...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-098-9 / 3990740989
ISBN-13 978-3-99074-098-9 / 9783990740989
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