Kann Gelato Sünde sein? (eBook)

Roman

*** 5 Bewertungen

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
368 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2273-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kann Gelato Sünde sein? -  Tessa Hennig
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Ein kleines Dorf in Kalabrien droht von der Landkarte zu verschwinden: Immer mehr junge Leute ziehen in die Stadt. Um sein schönes Dorf zu erhalten, verbietet der Bürgermeister den Bewohnern kurzerhand das Sterben. Statt Pizza und Gelato gibt es Rohkost und Morgengymnastik. Die älteren Herrschaften sind nicht amüsiert. Doch es naht Rettung, denn ausgerechnet in diesem Dorf will Emilia Bäumle die Italiener von den Vorzügen ihrer Schwarzwälder Kirschtorte überzeugen. Kurz vor der Rente soll der Traum von einer eigenen Konditorei wahr werden. Emilias Tochter Julia, die sich mit einem Agriturismo-Betrieb selbstständig machen will, ist von der Idee allerdings wenig begeistert, der Bürgermeister erst recht nicht. Doch was sich Emilia einmal in den Kopf gesetzt hat, zieht sie auch durch ...

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Kapitel 1


»Buongiorno. Sono Francesca Lombardi«, rief Emilia bereits zum dritten Mal dem in die Jahre gekommenen Laptop zu. Er stand direkt neben ihr auf der Arbeitsplatte, wo sie gerade den Teig für die Schwarzwälder anrührte. »Lombardi« war natürlich glatt gelogen, denn sie hieß Bäumle, doch ihren richtigen Namen kannte das Online-Lernprogramm für Italienisch naturgemäß nicht. Die Stimme aus dem Laptop wiederholte die Frage. Beim ersten Versuch hatte ihre Aussprache wohl nicht ganz gestimmt, beim zweiten Mal war dem Mikrofon das penetrante Hämmern des Schlagbohrers aus dem Erdgeschoss dazwischengekommen. Bald stand dort unten vermutlich kein Stein mehr auf dem anderen, doch damit war zu rechnen, wenn jemand aus einem ehemaligen Versicherungsbüro einen Fachhandel für Scooter machen wollte. Anscheinend musste man bei diesem Sprachprogramm alles mit süditalienischer Inbrunst aussprechen, damit die Software die Wörter schluckte und das Gesagte mit einem grünen Haken versah. Emilia schmunzelte unwillkürlich, denn das mit der Inbrunst war etwas untertrieben. Offen gestanden, hatte sie sich vorhin vorgestellt, die Loren zu sein, eine Sexbombe, die mit Franco Nero auf Flirtkurs war. Gut, dass das Sprachprogramm beim Vokabeltraining nicht auch noch die Webcam dazuschaltete, denn für eine Fast-Sechzigjährige mit grauem Haar und nicht mehr ganz so straffem Rubenslook kam sie höchstens als Synchronsprecherin für die Loren infrage. Besser als nichts!

»Piacere!« kam als Nächstes dran. Diese Vokabel saß bereits sicher und wurde daher gleich beim ersten Versuch als richtig erkannt. Ein »Vergnügen«, sich auf die bevorstehende Italienreise vorzubereiten, war es aber nicht gerade. Emilia hatte sich am Vorabend das Vokabular von gleich fünf Lektionen auf einmal reinprügeln müssen, um das bereits Erlernte parat zu haben. Das strengte an, war aber nötig. Schließlich war ihr Reiseziel nicht der Gardasee, wo man selbst mit schwäbischem Akzent überall verstanden wurde.

»Prima, weiter so«, spuckte der Bildschirm aus. Neun von zehn richtig. Emilia beschloss daher, sich wieder ihrem Kunstwerk zu widmen. Die Schwarzwälder musste bis heute Nachmittag fertig sein, und ihr Anspruch, sich mit jeder Torte selbst zu übertreffen, entsprang dem Herzen einer wahren Künstlerin. Tortenbacken war eine Kunst. Wer das nicht wusste, hatte noch nie eine von ihr gegessen. Liebe ging durch den Magen, und Emilias ganze Liebe steckte nun mal in ihren Torten. Jeder Bissen musste verzaubern, wohlige Schauder vom Gaumen aus durch den Körper jagen und schlicht und ergreifend rundum glücklich machen. Mit »Backen nach Rezept« war Ekstase dieser Art natürlich nicht möglich. Während Emilia genüsslich den Biskuitteig in die Backform fließen ließ, lief ihr beim Gedanken an die Füllung, die sie bereits vorbereitet hatte, das Wasser im Mund zusammen. In einer Schüssel schwammen Sauerkirschen frisch vom Biobauern in der Nachbarschaft. Das war einer der Vorteile, wenn man in Achern lebte. Bauer Meisner machte nicht nur der Badischen Weinstraße Ehre. Sein Kirschwasser versetzte die Seele nach nur wenigen Schlucken in Schwingung. Der Geist seiner Kirschen durfte in Emilias Schwarzwälder genauso wenig fehlen wie der Birkenzucker. Oft waren es Kleinigkeiten wie diese, die selbst einem Tortenklassiker die besondere Note verliehen. Veredelung nannte sich das. Dazu gehörte auch etwas Weizenkleie, die für eine vortreffliche Konsistenz und Standfestigkeit sorgte, eines ihrer Geheimnisse, die sie nicht einmal ihren besten Freundinnen anvertraute. Zufrieden mit sich, strich Emilia den Teig in einer mit Backpapier ausgelegten Form glatt, schob sie in den vorgeheizten Backofen und beschloss, sich in der Wartezeit wieder dem Italienischen zu widmen.

Sie setzte sich auf den Stuhl neben der Anrichte und klickte auf Fortfahren. Aha, nun kamen die Wörter für Familie, Freunde und die Zahlen dran. Mal sehen, was von gestern noch hängen geblieben war. »Mia figlia ha sette anni«, sagte Emilia laut und deutlich ins Mikrofon. Der grüne Haken blieb aus. Kein Wunder, wenn man unentwegt lügen musste, denn Julia war schließlich schon zweiundzwanzig und keine sieben. Emilia fiel dann aber doch ein, warum sich das Programm beschwerte. Das »g« in »gli« war im Italienischen ja stumm. Der zweite Versuch gelang.

Emilia seufzte und lehnte sich für einen Moment gedankenverloren zurück. Sie vermisste ihre Tochter. Entgegen ihrer Annahme, dass sich dieses furchtbare Verlustgefühl mit der Zeit ein bisschen legen würde, schlug es aus den geringsten Anlässen immer wieder mit voller Wucht zu. Emilia tröstete sich mit dem Gedanken, dass Julia ja nur für ein Auslandsjahr in Italien war und in wenigen Monaten wieder zurück sein würde, um ihr Lehramtsstudium in Freiburg zu beenden. Die vielen Fotos per WhatsApp ließen immerhin darauf schließen, dass Julia ihr Studium in Kalabrien in vollen Zügen genoss. Es sei ihr gegönnt. Außerdem war das Leben da unten an der italienischen Stiefelspitze günstiger. Wenigstens musste Emilia sich keine Sorgen machen, dass das Geld aus dem Sparvertrag und ihre monatlichen Zuwendungen nicht reichten. Julia hätte ja auch auf den verwegenen Gedanken kommen können, in Rom ein Auslandsjahr einzulegen.

Die nächste Vokabel zum Thema »Familie« war dran. Und die sorgte auch nicht für gute Laune. Dass sie seit einem Jahr geschieden sei, wäre zudem die nächste Lüge. Acht Jahre waren es! Vokabeln, die mit Emotionen verbunden waren, konnte man sich aber besser merken. »Sono stato divorziato per un anno« saß deshalb bombensicher. Emilia war trotzdem die Lust am Lernen vergangen. Außerdem meldete sich nun eine Fräse lautstark von unten, ihrem alten Büro. Eigentlich seinem Büro, wenn er nicht so viele Hausbesuche bei attraktiven Damen gemacht hätte. Nicht daran denken! Acht Jahre her! Auch das konnte einen nach so langer Zeit immer noch aufwühlen. Jetzt half wirklich nur noch eines. Finger in die Schüssel tunken und von der magischen Füllung probieren. Himmlisch! Ein kleiner Kirschgeist pur könnte auch nicht schaden. Bis die Torte fertig war und die Freundinnen antanzten, war sie bestimmt wieder nüchtern. Das Schnapsgläschen stand sowieso noch griffbereit auf dem Tisch. Ahhh … brannte das gut die Kehle aus. Kirschwasser putzte zudem das Hirn frei. Ein Hoch auf Bauer Meisner, und überhaupt. Mir geht es doch gut, sagte sie sich und goss sich gleich noch einen zweiten Seelenputzer ein.

Julia hatte auf der Fahrt nach Pizzo große Mühe, die gefühlt kilometerlange Einkaufsliste zu lesen. Bei der Schaukelei, dem Rütteln und den gelegentlichen Angriffen auf ihre Schädeldecke war das ein Ding der Unmöglichkeit. Das lag im Moment aber eher an den schlechten Straßenverhältnissen und nicht an der guten alten Ape Piaggio von Francescos Großvater, die superpraktisch war, weil man die Einkäufe nach getaner Arbeit einfach auf die Pritsche packen konnte. Außerdem war die Mischung aus Motorroller und Mini-Laster irgendwie süß und gab Geräusche von sich, die an ein lebendiges Wesen erinnerten. Francesco sprach sogar mit ihr, als wäre sie eine gute alte Freundin. Er behandelte das Fahrzeug mit Sorgfalt und fummelte beim geringsten verdächtigen Geräusch so lange am Motor oder Fahrwerk herum, bis sie wieder schnurrte wie ein Kätzchen. Mehr Fürsorge ging nicht. Angeblich hatte sein Großvater das auch so gemacht – der einzige Grund, warum der Schepperkasten aus den Achtzigern überhaupt noch fuhr. Mit den hiesigen Straßenverhältnissen hatte die Ape aber ordentlich zu kämpfen: Pizzagroße Schlaglöcher zierten die Fahrbahn – manche erweckten den Eindruck, als wäre Godzilla über die Straße getrampelt.

Autsch! Es war nicht das erste Mal, dass ihr Kopf gegen die von Haus aus viel zu niedrige Decke der Ape knallte. Sie war für Piccolinos gemacht, also für Menschen mit süditalienischen Genen.

»Mensch, fahr halt drum rum«, maulte Julia nach inzwischen fast halbstündiger Serpentinenfahrt durch das kalabrische Hinterland.

»Wie denn?« Francescos Frage war berechtigt, denn letztlich hatte er nur die Wahl zwischen Pizza- und Godzillalöchern. Da konnte Italia noch so bella sein. Einmal von einer kalabrischen Haupt- oder Landstraße abgebogen, herrschte anscheinend Krieg. Sonne gegen Asphalt. Wer ihn gewann, war angesichts leerer Staatskassen sichtbar.

»Ich fahr langsamer, okay?«, schlug Francesco nun versöhnliche Töne an und fuhr ihr sanft durchs Haar.

»Autsch!« Eine der Beulen auf der Schädeldecke zu streicheln, war unter diesen Umständen keine so gute Idee.

»Tut mir leid, Bella«, sagte er und grinste verwegen. Seinen verliebten Blick hätte er wohl besser nach vorn gerichtet. Die Ape begann nämlich erneut zu rumpeln. Diesmal erwischte es aber seine Hand, die sich unbeabsichtigterweise schützend auf ihren Kopf gelegt hatte.

»Leg die besser wieder ans Steuer«, riet Julia.

Francesco nickte einsichtig, nicht ohne ihr einen weiteren verliebten Blick zuzuwerfen. So ein verrückter Kerl. An sich ja Italiener, aber alle außerhalb seines Heimatdorfs im Hinterland von...

Erscheint lt. Verlag 27.4.2020
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Agriturismo • Bäckerei • Bella Figura • Bücher für die Coronavirus Zeit • Bücher für die Coronazeit • Bücher für die Covid19 Zeit • Buch für den Strand • buch für den strandkorb • Buch für den Urlaub • Cappuccino • das Lesen geht weiter • Dolce Vita • Ernährungsberatung • Familie • Familiengeschichte • Familienstreit • Familienzwist • Frauenroman • für Social Distancing • gegen Langeweile • Gesundheitschecks • Gesundheitswahn • Herz und Homor • Humor • humorvoll • Italien • Kalabrien • Komödie • Konditiorei • Kuchen • Landhotel • Lesen in der Coronakrise • Lesen in der Covid19-Krise • Lesen in Karantäne • Lesen in Quarantäne • Lesen während Shutdown • lieber Buch als Coronavirus • Lieber Buch als Covid19 • lieber Bücher als Corona • Lieblingsbuch • lustig • Lustige Bücher • lustige Dialoge • Meer • Mit Buch in Karantäne • mit Buch in Quarantäne • Morgengymnastik • Mutter-Tochter-Beziehung • Mutter-Tochter-Geschichte • Mutter und Tochter • Neuanfang • Reise • Sommer • Sonne • Sterben verboten • Süditalien • Torten • Traum • Ü 50 • Urlaub • Urlaubsbuch • witzig
ISBN-10 3-8437-2273-0 / 3843722730
ISBN-13 978-3-8437-2273-5 / 9783843722735
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4 Perfekter Sommerroman

von (Burghausen), am 11.07.2020

Emilia plant einen Überraschungsbesuch bei ihrer Tochter Julia, die in Italien studiert. Was sie nicht ahnt ist, dass Julia mit Francesco in Kalabrien eine kleine Pension aufgemacht hat, die aber nicht viel Gewinn abwirft. Auf einem ihrer Streifzüge ins Dorf entdeckt Emilia eine alte leerstehnde Bäckerei und verliebt sich in diese. Dort möchte sie ihre selbstgemachten Torten verkaufen, aber sie hat die Rechnung ohne den Bürgermeister gemacht. In seinem Dorf darf kein Bürger mehr sterben und alle müssen Sport treiben und sich gesund ernähren, da kommt diese Bäckerei genau zur falschen Zeit...
Aber Gott sei Dank gibt es ein Happy End. Beide finden ihr Glück. Emilia mit ihrem Cafe und Arturo und Julia mit Francesco.

Das Buch ist locker und leicht geschrieben. Die Personen besonders Emilia, Julia, Francesco und Arturo sind einem gleich sympathisch. Beim Lesen habe ich gleich Appetit auf diese leckeren Kuchen und Torten bekommen. Auch das Lebensgefühl in diesem kleinen Dorf kommt perfekt rüber. Da will man gleich selbst hinfahren.

Fazit: Ein perfekter Sommerroman zum Lesen im Freien auf der Liege oder auf dem Balkon. Am Besten mit einem Glas Wein oder eim Aperol Spritz in der Hand. Dieses Buch bringt gute Laune und zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. Ach wie schön wäre es, jetzt in Italien zu sein.

4 Schön für ein paar unbeschwerte Stunden

von , am 18.06.2020

Das Buch ist eine Liebeserklärung an Süßes und speziell an Torten. Denn Torten sind nicht nur lecker, sondern machen auch glücklich und sind deswegen gesund – zumindest ist die Protagonistin des Buches, Emilia, dieser Ansicht. Eine sehr sympathische Einstellung, wie ich finde. Insgesamt ist die positive, lebensbejahende Art des Buches sein größter Pluspunkt. Man muss die Personen im Buch einfach gern haben und neben dem Lesen ein Stück Schwarzwälder genießen. Die Handlung ist dabei ganz gefällig, aber wirkliche Überraschungen oder Spannungsmomente gibt es nicht.
Ausgangssituation der Erzählung ist ein kleines kalabrisches Dorf, dem junge Einwohner fehlen und das deshalb droht auszusterben. Darum hat der Bürgermeister, sehr zum Leidwesen der Bewohner, entschieden, dass niemand vor seinem 85igsten Lebensjahr sterben darf und jeder gesund essen und regelmäßig Sport machen muss. Emilia landet auf der Suche nach ihrer Tochter Julia in dem Dorf. Eigentlich sollte die in Italien an der Uni Lehramt studieren. Stattdessen will sie jetzt gemeinsam mit Francesco Agrotourismus anbieten. Emilia, die stets auf Nummer sicher geht, fällt da aus allen Wolken. Sie beschließt ihre Tochter erst einmal nicht aus den Augen zu lassen und entdeckt gleichzeitig eine Möglichkeit sich ihren Lebenstraum vom Backen zu erfüllen. Weder Julia noch der Bürgermeister sind von der Idee begeistert. Aber Julia hält auch nicht viel vom Bürgermeister und Francesco dafür umso mehr von Emilia. Eine unterhaltsame Geschichte mit vielen kleinen Streitereien, ausgefuchsten Ideen und unzähligen Liebes- und Freundschaftsbeweisen nimmt ihren Lauf.
Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen. Ich wurde gut unterhalten, auch wenn, wie bereits gesagt, die Handlung alles in allem vorhersehbar war. Der Schreibstil ist dabei leicht und unkompliziert und passt somit perfekt zur Geschichte. Ebenso wie die Länge des Buches. Kurz um: schön für ein paar unbeschwerte Stunden, aber nicht anspruchsvoll.

2 Ungewohnt langweilig

von , am 25.05.2020

Was Tessa Hennigs Bücher angeht, habe ich nur einen Anspruch: fluffige Kurzweil zu erleben. Und da war „Kann Gelato Sünde sein?“ nun unglücklicherweise ihr erstes Werk, das mich wirklich enttäuscht hat. Ich habe kurz überlegt, ob mir der Roman noch drei Sterne wert wäre, auf die ich definitiv hätte aufrunden müssen, aber für mich hängt das Buch zu sehr zwischen zwei und drei Sternen fest als dass ich das guten Gewissens noch hätte tun können, zumal ich bei ungefähr 45% des Inhalts angelangt faktisch auch kurz davor stand, den Roman abzubrechen, weil mich einfach nichts so wirklich bei der Stange hielt.

Tatsächlich fand ich an diesem Roman nun den Nebenstrang betreffs Julia, der Tochter der Protagonistin, die just mit ihrem Freund Francesco einen Agriturismobetrieb aufbaut, sehr viel interessanter als die Geschichte rund um Emilia, die gefühlt innerhalb von nur drei Tagen nach Kalabrien reist, eine leerstehende Bäckerei entdeckt, diese erwirbt und renoviert, um dort unter den bösen Blicken des Bürgermeisters eine sofort megaerfolgreiche und bei den Dorfbewohnern sehr beliebte Konditorei zu eröffnen. Da hatte ich zudem den Eindruck als habe man Emilia zum Ende hin unbedingt noch einen etwas tiefschürfenderen Hintergrund andichten wollen, um sie womöglich nahbarer erscheinen zu lassen oder zumindest verbundener mit ihrer Tochter, zu der sie insgesamt kein allzu inniges Verhältnis (gehabt) zu haben schien.
Emilia fand ich im Allgemeinen auch eher unsympathisch; für mich kam sie wie das Klischee einer „Deutschen, die den Italienern mal so richtig zeigen will, wie gutes Leben geht“ rüber. Dass der nachmittägliche Kaffeeklatsch in Italien nicht üblich ist, dass Kuchen/Torten dort eher als Dessert betrachtet werden: egal, wenn Emilia ihr Café erst einmal geöffnet hätte, würden die Leute sich dort schon den Bauch vollschlagen. Und natürlich machten die Dorfbewohner das auch gleich, weil deutsche Backwaren doch auch ach so legendär sind. Okay, nein, eigentlich wurde ständig Tartufo bzw. Tartufo-Eistorte gegessen, wobei auf die Idee, Tartufo auf einen Teigboden zu setzen, meiner Meinung nach eh auch nur eine Deutsche kommen kann. Für eine Eistorte würde es da doch schon ausreichen, eine größere Tartufo-Kuppel zuzubereiten und diese dann in Stücke zu schneiden?! Womit man die Italiener weniger von deutscher Tortenbackkunst als von ihrem eigenen Dessert überzeugt… da war das Glaubwürdigste am Emilia-Thema für mich noch die wiederholte Betonung, dass das Café prominent an einer Durchfahrtsstraße liegt – was mich denken ließ, dass man dort tatsächlich einen Gewinn einfahren könnte, denn rein auf die paar Menschen, die dort quasi im (N)Irgendwo lebten, hätte man wohl kaum vertrauen können, dass sie jetzt ständig kamen, um Schwarzwälder Kirschtorte zu essen und sich das Café dadurch refinanzieren könnte.

Ich habe mich aber wirklich über jede Szene gefreut, die auf dem Hof von Julia und Francesco spielte, die aber eben eher hauptsächlich im ersten Drittel von „Kann Gelato Sünde sein?“ vorkamen; als sich das Geschehen dann mehr zur alten, neuen Konditorei auf dem Dorfplatz verlagerte, verlor mich die Handlung mehr und mehr. Für mich würde es den Roman definitiv aufgewertet haben, wäre die Hauptfigur Emilia überhaupt nicht darin vorgekommen, sondern die Bühne allein Julia und Francesco und ihren Bemühungen, was ihre Agristurismo-Pension anging, nebst ihrer kleinen persönlichen Liebeskrise überlassen worden.
Ich fand es sehr überraschend und gar schon etwas erschreckend, dass mich dieser Roman insgesamt eher gelangweilt hat; Potential ist zwar durchaus vorhanden gewesen, wurde aber kaum ausgenutzt und mir bleibt letztlich nur die Hoffnung, dass ein nächster Roman Hennigs mir wieder deutlich mehr fluffige Kurzweil zu bieten vermag.

3 deutsche Torten erobern Italien

von , am 16.05.2020

Emilia ist eine einsame Rentnerin, das Highlight der Woche ist der Kaffeeklatsch mit den Freundinnen. Sie vermisst ihre Tochter Julia, die in Italien studiert. Kurzerhand entschließt sie sich zu einem Überraschungsbesuch. Jedoch findet sie Julia nicht an der Universität oder im Wohnheim vor. Zwei Studentinnen können ihr aber mit der Adresse des Liebhabers weiterhelfen. Emilia schwant Böses, sie hat schließlich eine Vergangenheit, in der sie genügend schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat.
Julia hat ihren Ausbildungsvertrag aufgelöst und das Geld in den Aufbau eines kleinen Pensionsbetriebes gesteckt, den sie mit ihrem Freund Francesco betreiben möchte. Ihre Mutter kontaktiert sie bewusst selten, da sie so verschiedene Ansichten haben.

Emilia findet Julia und kommt in der kleinen Pension unter. Im nahegelegenen Ort verliebt sie sich in eine lange leerstehende Bäckerei. Diese würde sie zu gerne mit einem Cafe wieder neu beleben, beim Backen macht ihr schließlich keiner was vor.
Francescos Vater, der Bürgermeister des Ortes, will die Pläne vereiteln, da er Kuchen für ungesund hält. Die Alten sollen lieber Sport treiben und gesund essen. Er boykottiert das Unterfangen mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, klischeemäßig sind diese in Italien nicht immer ganz legal.
Emilia möchte aber ihren Traum verwirklichen, sie erhält tatkräftige Hilfe vom Bestatter des Ortes, ihrer Tochter und von deren Freund, lernt aber auch viele neue nette Menschen kennen.
Das amüsante Gegeneinander kann man nett mal nebenbei lesen. Die Thematik ist wie erwartet leicht, ich hatte es mit im Vorfeld aber noch lustiger vorgestellt. Die Charaktere sind recht eindimensional, aber sympathisch angelegt. Die einfache Sprache lässt einen durch die Seiten huschen. Hier werden viele Klischees bedient, Korruption, Muttersöhnchen, Vorurteile – alles dabei.
Fazit: Eine nette leichte Unterhaltung für zwischendurch, die gut unterhält, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

4 Toller Roman

von , am 03.05.2020

Ein kleines Dorf in Kalabrien droht von der Landkarte zu verschwinden: Immer mehr junge Leute ziehen in die Stadt. Um sein schönes Dorf zu erhalten, verbietet der Bürgermeister den Bewohnern kurzerhand das Sterben. Statt Pizza und Gelato gibt es Rohkost und Morgengymnastik. Die älteren Herrschaften sind nicht amüsiert. Doch es naht Rettung, denn ausgerechnet in diesem Dorf will Emilia Bäumle die Italiener von den Vorzügen ihrer Schwarzwälder Kirschtorte überzeugen. Kurz vor der Rente soll der Traum von einer eigenen Konditorei wahr werden. Emilias Tochter Julia, die sich mit einem Agriturismo-Betrieb selbstständig machen will, ist von der Idee allerdings wenig begeistert, der Bürgermeister erst recht nicht. Doch was sich Emilia einmal in den Kopf gesetzt hat, zieht sie auch durch … (Klappentext)

Diesen Roman finde ich humorvoll und lustig, aber er hat mich auch etwas nachdenklich gemacht. Er nimmt teilweise den „Wahn“ wenn es um Gesundheit und Ernährung geht gehörig auf die Schippe. Ist aber auch treffend und offen wenn es um Tod und verpasste Gelegenheiten geht. Emotionen kommen auch nicht zu kurz. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und entwickeln sich auch gut weiter. Ich war sehr schnell in der Geschichte drin, da der Schreibstil flüssig, bildlich und gut lesbar ist. Besonders gut gefallen haben mir die Beschreibungen der vielen Leckereien. Ein tolles Buch für Zwischendurch. Letztendlich ein lockerer, leichter Roman für vergnügliche Lesestunden.
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