Die Königin der Welten -  Florian Franzke

Die Königin der Welten (eBook)

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2020 | 1. Auflage
260 Seiten
TWENTYSIX (Verlag)
978-3-7407-3974-4 (ISBN)
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Ein kleines Mädchen. Eine große Wüste. Eine Prophezeiung, die alles verändert... Der Fluss, der eine weit entfernte, kleine Oase durchströmt, ist ausgetrocknet. Die elfjährige Nuria macht sich auf die Suche nach Antworten. Mithilfe eines uralten Buches gerät sie in eine geheimnisvolle Parallelwelt, in der nicht nur sprechende Tiere, magische Kristalle und einsame Geister auf sie warten. Das Orakel im Land der heiligen Tiere hat eine Prophezeiung ausgesprochen: Nur Nuria kann die Oase retten. Doch dafür muss sie in vier Welten jeweils eine Aufgabe lösen - eine gefährlicher und rätselhafter als die andere. Erst, wenn sie ihre letzte Prüfung bestanden hat, kann sie zur sagenumwobenen Königin der Welten werden und wieder heimkehren...

Florian Franzke wurde am 20. November 1996 in Halle an der Saale geboren. Schon früh begeisterte er sich für Bücher und dachte sich bereits im Alter von acht Jahren eigene Geschichten aus. Heute lebt er in Bonn, wo er Geowissenschaften studiert. Meteoritenkrater und Vulkane faszinieren ihn nicht nur an der Universität, sondern öffnen auch in seinen Geschichten ein Tor zu spannenden Abenteuern.

ERSTES KAPITEL

BEWOHNTER ORT

„Nur noch einen kleinen Schluck.“, bettelte Amoud und sah sehnsüchtig auf den halbvollen Wasserschlauch in Yakins Hand.

„Magister Imre hat uns gesagt, wir sollen das Wasser fair aufteilen. Es ist doch unser letztes für heute und unser Brunnen hat auch nicht mehr viel.“ Yakin, der andere Junge, sah Amoud entschlossen an und gab den Schlauch, der sich zusehends leerte, an Nuria weiter.

Nuria hatte ebenfalls schrecklichen Durst. Die kleine Menge, die sie von dem Wasser abbekommen hatte, war viel zu wenig bis morgen früh; erst dann würden sie wieder etwas zu trinken haben. Nuria sah aus den Augenwinkeln hinüber zu Amoud, der noch immer traurig dabei zusah, wie der Schlauch reihum an alle Freunde weitergereicht wurde. Leyla trank als Letzte. Dann war der Wasserschlauch leer. Nicht ein Tropfen war mehr übrig.

Nuria fühlte sich, als sei ihr Mund noch trockener als er ohnehin schon gewesen war, bevor sie sich das letzte Wasser aufgeteilt hatten. Den Anderen schien es ähnlich zu gehen, besonders Amoud, dessen Gesicht nun von der Abendsonne beschienen wurde und rot leuchtete.

Nuria hatte es immer gemocht, kurz vor Sonnenuntergang über die Oase zu blicken und dabei zuzusehen, wie die weiße Stadt mit ihren Palästen und Tempeln im letzten Tageslicht erstrahlte, wie sich die Sonne langsam von den grünen Palmenhainen, dem saphirblauen Fluss sowie den roten Sandsteinschluchten am Rande ihres kleinen bewohnten Ortes zurückzog.

Doch diese Erinnerung fühlte sich an wie ein längst zu Ende geträumter Traum. Nichts war mehr so wie damals.

Das breite Flussbett lag versandet und trocken im Dämmerlicht, die Felder und Palmenwäldchen waren längst verdorrt und ihr saftiges Grün einem abweisenden Braun gewichen; selbst der Marmor, aus dem die Häuser gebaut waren, wirkte schmutzig grau und die goldenen Dächer der Paläste glänzten nicht mehr. Vereinzelt versuchten die Menschen mithilfe von Brunnen noch, kleinere Flächen weiterhin zu bewirtschaften, doch diese wurden von Tag zu Tag weniger. Das einzige, was von der Oase blieb, waren die roten Sandsteinfelsen an ihren Rändern, die wie zum Trotz weiterhin in der Sonne glühten. Zum ersten Mal seit der Katastrophe kämpfte Nuria mit den Tränen.

Von irgendwo draußen in der Wüste drang ein schauerliches Jaulen zu den Kindern. Die Sonne nahm für ihre allerletzten Strahlen noch einmal all ihre Kräfte zusammen.

Nuria hörte ein weiteres, hohes Heulen.

„Lasst uns gehen.“, bat Leyla in einem ängstlichen Tonfall und sah hinaus in die Wüste, dorthin, wo sie das unheimliche Geräusch vermutete.

„So spät dürfen wir eigentlich gar nicht mehr draußen sein.“

„Oh, hat die kleine Leyla Angst vor wilden Tieren?“, tönte Yakin und sah Leyla mit höhnischem Grinsen an.

„Sei bloß nicht so gemein.“

Leyla sah Yakin böse an. Aus der nunmehr fast komplett dunklen Wüste drang erneut ein Kreischen, das Nuria das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie ließ sich nichts anmerken, doch Yakin war mit einem Satz aufgesprungen und blickte mit bleichem Gesicht in die Nacht.

„Und der tapfere Yakin hat wohl Angst vor bösen Geistern?“, fragte Nuria und lächelte listig. Alle außer Yakin lachten, selbst Leyla schien für einen kurzen Moment ihre eigene Angst vergessen zu haben. Noch ein Kreischen, diesmal jedoch eindeutig mehrstimmig. Und auf einmal wusste Nuria, welches Tier diese Geräusche machte. Am östlichen Sternenhimmel war der Mond aufgegangen. Sie sah Amoud, der sich sofort wieder von den Kabbeleien abgewendet hatte und starr hinaus in die endlosen Sanddünen blickte.

„Jetzt schlag hier keine Wurzeln, Amoud, lass uns endlich nach Hause gehen.“

Yakin hatte offenbar seinen Mut wiedergewonnen.

„Wenn du nicht mitkommst“, fuhr er fort, denn Amoud rührte sich noch immer nicht, „dann kommen dich die Wölfe holen.“ Er gab ein Geräusch von sich, mit dem er wohl die Wölfe nachahmen wollte.

Doch obwohl es Nuria ziemlich gemein fand, dass Yakin so mit Amoud sprach, musste sie ihm in einem Punkt rechtgeben: Yakin hatte genau das Tier genannt, welches Nuria ebenfalls durch den Kopf gegangen war. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie jetzt weit draußen bestimmt ein kleiner Wolf durch die Dunkelheit irrte, durstig und mit den Kräften am Ende. Doch er war ja nicht allein. Zu beiden Seiten würden seine Eltern auftauchen und ihn in die Mitte nehmen und gemeinsam mit dem Rudel würden sie dem funkelnden Nachthimmel entgegensteuern – irgendwohin, wo es genügend Wasser gab und niemand verdursten musste.

„Warum grinst du denn so?“, riss Yakin Nuria aus ihren Träumereien und sah sie missmutig von der Seite an. Nuria hatte gar nicht gemerkt, dass sie bei der Vorstellung des kleinen Wolfs unwillkürlich gelächelt hatte.

„Wir brauchen keine Angst vor den Wölfen zu haben.“, antwortete sie, allerdings mehr an Amoud als an Yakin gerichtet. Amoud war endlich aufgestanden und trottete hinter den anderen her, die sich auf den Weg zurück in die sichere Altstadt machten. Instinktiv nahm Nuria seine Hand.

„Die Wölfe kommen nicht hierher. Sie interessieren sich gar nicht für uns.“

„Und was bei den Dämonen macht dich da so sicher?“, fragte Yakin lauernd.

„Wölfe sind böse, das weiß doch jedes Kind. Sie sind immer hungrig und beißwütig. Sie fressen gerne Kinder, so wie uns.“

„Das glaube ich nicht.“, sagte Nuria entschieden. Die Kinder gingen gerade über den zentralen Boulevard, einen weiträumigen Platz, der ganz die Form und das Muster eines schwarz-weißen Schachbrettes hatte. Die dazwischenstehenden Marmorsäulen sahen in der Finsternis aus wie Geisterfinger. Sie gingen an einem kleinen Brunnen vorbei, aus dem einst klares, sauberes Wasser im Überfluss gesprudelt war. Jetzt war an seinem Grund nur noch eine Pfütze aus brauner Brühe zu sehen. Es stank und sah gar nicht appetitlich aus.

„Was, glaubst du, sind Wölfe dann? Liebe kleine Schoßhündchen?“ Yakin wollte einfach nicht lockerlassen.

„Ich glaube“, sagte Nuria langsam, aber bestimmt, „dass Wölfe sehr scheue Geschöpfe sind. Tiefgründig und treu. Und unheimlich mutig.“

Wieder lachten alle – diesmal aber über Nuria. Nur einer lachte nicht: Amoud. Er blickte Nuria mit großen Augen an. Angst war in seinen tiefbraunen Augen nicht mehr zu sehen, dafür jedoch unverhohlene Bewunderung.

Sie gingen weiter durch enge Gassen, die von hohen Mauern eingeschlossen waren, über kleine Plätze, die früher zur nächtlichen Stunde ein Treffpunkt von Liebespaaren, Geschichtenerzählern und Straßenmusikern gewesen waren; die reicheren Leute hatten oftmals bis in die Morgenstunden riesige Weingelage veranstaltet. Doch nun war der „Platz des goldenen Palmenblatts“, ein besonders beliebter Ort etwas außerhalb der Altstadt, nahezu menschenleer. Die Wirtshäuser waren fast alle geschlossen, da es nicht mehr genügend Wasser gab. Nur zwei heruntergekommene Lokale waren noch geöffnet, doch von außen war nur diffuses Licht zu sehen und dumpfe Stimmen zu hören. Einladend sahen beide nicht aus.

„Kommt, weiter. Lasst uns endlich nach Hause gehen.“, drängte Yakin, „die würden uns da drin sowieso nichts verkaufen.“

„Verehrte Kinder der Oase“, tönte eine leise, gebrochene Stimme von einer Ecke des Platzes. Im schwachen Licht der Laternen versuchten Nuria und ihre Freunde zu erkennen, wer da gerufen hatte.

„Schön, dass ihr näherkommt.“, sagte der kleine, sehr alte Mann. Er hatte einen langen, ungepflegten weißen Bart und saß zusammengesunken in der dunkelsten und schmudde ligsten Ecke des Platzes. Die einzigen zwei Dinge, die er besaß, waren sein zerrissener brauner Umhang und eine kleine Geige.

„Ihr Söhne und Töchter des Himmels, verzeiht, wenn ich habgierig erscheine, aber hättet ihr vielleicht etwas Wasser übrig? Nicht viel, nur einen kleinen Schluck. Ich habe den ganzen Tag nichts getrunken.“ Der alte Mann sah flehentlich zu den Freunden auf.

„Es tut uns leid, erhabener Herr.“, meldete sich Yakin, so förmlich wie er konnte, zu Wort, „wir haben leider auch nichts mehr und sind selbst durstig.“

Wenn es denn gegangen wäre, wäre der Alte sicherlich noch weiter in sich zusammengesunken. Auf seinem faltigen Gesicht zeigten sich Tränen. Nuria trat einen Schritt auf ihn zu. Sie fand es taktlos von Yakin, zu behaupten, sie seien selbst durstig, wo sie doch im Gegensatz zu dem alten Straßenmusiker immerhin etwas hatten trinken können. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Keine Sorge, verehrter Mann. Wenn Sie wollen, können wir Ihnen ab morgen jeden Tag ein bisschen Wasser mitbringen, auch wenn wir selbst ebenfalls recht wenig haben. Aber das ist ein Versprechen.“

Zum ersten Mal lächelte der alte Mann etwas.

„Du hast ein gutes...

Erscheint lt. Verlag 17.3.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7407-3974-6 / 3740739746
ISBN-13 978-3-7407-3974-4 / 9783740739744
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