Die Schlacht um Berlin und das Ende des Dritten Reichs 1945 (eBook)

Reclam - Kriege der Moderne

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
160 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961674-2 (ISBN)

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Die Schlacht um Berlin und das Ende des Dritten Reichs 1945 -  Peter Lieb
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Am 12. Januar 1945 begann die Rote Armee ihre lang erwartete Großoffensive gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich. Obwohl längst keine Hoffnung auf einen Sieg mehr bestand und sie weit unterlegen war, leistete die Wehrmacht vielerorts verbissen Widerstand. Allein die Schlacht um die Hauptstadt Berlin dauerte gut zwei Wochen. Am 2. Mai hissten schließlich Soldaten der Roten Armee die sowjetische Flagge über dem Reichstag. Der Historiker Peter Lieb erklärt, weshalb die Kämpfe in diesen letzten Monaten noch einmal so viele Opfer forderten, und veranschaulicht die gewaltige Vernichtungskraft des von Adolf Hitler ausgelösten Kriegs.

Dr. Peter Lieb, geboren 1974, ist Historiker und forscht am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Seine Arbeit befasst sich u. a. mit den Themenbereichen Strategie, Operationsgeschichte und Besatzungspolitik im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Aufstände und Aufstandsbekämpfung, Kriegsverbrechen sowie Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Militärs.

Dr. Peter Lieb, geboren 1974, ist Historiker und forscht am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Seine Arbeit befasst sich u. a. mit den Themenbereichen Strategie, Operationsgeschichte und Besatzungspolitik im Ersten und Zweiten Weltkrieg, Aufstände und Aufstandsbekämpfung, Kriegsverbrechen sowie Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Militärs.

1 Flucht und Tod im Berliner Inferno

2 Die militärische und politische Lage zur Jahreswende 1944/45

3 Die Kontrahenten
Wehrmacht, Waffen-SS und Volkssturm
Rote Armee

4 Der militärische Zusammenbruch des Deutschen Reichs
Der sowjetische Durchbruch an der Weichsel im Januar 1945
Die Entwicklung an der Ostfront von Februar bis April
Der Vormarsch der Westalliierten im Frühjahr 1945

5 Die Schlacht um Berlin
Der sowjetische Durchbruch an den Seelower Höhen
Berlin als "Frontstadt"
"Wo Spitze Wenck?" Hitlers letzte Hoffnung
Das Ende in Berlin

6 Verbrechen und Elend
Deutsche Verbrechen in der Endphase
Verbrechen an den eigenen "Volksgenossen"
Sowjetische Verbrechen
Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung
Alliierter Luftkrieg

7 Warum kämpfte die Wehrmacht so lange?

8 Die bedingungslose Kapitulation

9 Der Beginn einer neuen Weltordnung

Anhang
Zeittafel
Literaturhinweise
Abbildungsnachweis
Personenregister

[7]1 Flucht und Tod im Berliner Inferno


Berlin in Trümmern: Die Budapester Straße mit der zerstörten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Anfang Mai 1945

29. April 1945, im »Führerbunker« unter der Reichskanzlei: Fast acht Jahre war der noch junge Oberst Nicolaus von Below Luftwaffen-Adjutant bei Adolf Hitler gewesen; seinem »Führer« hatte er stets treu gedient. Die gesamte politische und militärische Elite des sogenannten Dritten Reichs hatte er getroffen, all die Interna und Ränkespiele im Zentrum der Macht kannte er nur zu gut. Der verbrecherische Charakter des NS-Staats konnte ihm nicht verborgen geblieben sein. Mehr noch: Below selbst gehörte zur »Ersatzfamilie« des Diktators. Seit einigen Wochen lebte er nun mit dessen letzten Getreuen unter der Erde, im »Führerbunker« im Herzen Berlins.

Früh um 4 Uhr hatte Below neben den Nazi-Größen Martin Bormann und Joseph Goebbels seine Unterschrift unter Hitlers privates Testament gesetzt. Sein Einsatz als Zeuge war seine letzte Aufgabe. Er hatte seine Schuldigkeit getan; zwanzig Stunden später, um Mitternacht vom 29. auf den 30. April 1945, konnte er gehen. Below erhielt damit die völlig unerwartete Chance, der Todesfalle unter der Reichskanzlei zu entkommen. Ob er überleben würde, war dennoch fraglich, weil [8]zu diesem Zeitpunkt die Rote Armee bereits fast ganz Berlin eingenommen hatte.

Below war der letzte aus dem engeren Umfeld Hitlers, der den »Führerbunker« verließ. Gegen Mittag war bereits eine andere Gruppe von drei jungen Offizieren aufgebrochen: Oberstleutnant Rudolf Weiß, Major Bernd Freytag von Loringhoven und Rittmeister Gerhard Boldt. Loringhoven und Boldt hatten in den vergangenen Tagen die Meldungen der Wehrmachtverbände gesammelt und für die Lagevorträge im »Führerbunker« aufbereitet. Below hatte von ihnen erfahren, dass es möglicherweise in Richtung Havel noch einen Fluchtweg nach Westen geben könnte. Als Einziger begleitete ihn Heinz Mathiesing, sein langjähriger Bursche aus der Luftwaffen-Adjutantur.

Luftwaffen-Adjutant Nicolaus von Below (Mitte) gehörte zu den engsten Vertrauten Hitlers. Rechts im Bild Hermann Göring sowie der Chef des Heerespersonalamts, Rudolf Schmundt. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1940.

So machten sich die beiden Männer auf den Weg, ausgerüstet mit MP40 Maschinenpistolen, ein wenig Verpflegung und Landkarten. Ihr Weg führte sie zunächst über die Hermann-Göring-Straße (heute: [9]Ebertstraße) zum Brandenburger Tor, von dort durch den Tiergarten bis zum großen Flakturm am Berliner Zoo. Das monströse Gebäude war während des Kriegs erbaut worden, auch als ein Symbol der Unbesiegbarkeit Berlins angesichts der alliierten Bomberangriffe. Inzwischen diente der Flakturm hauptsächlich als Lazarett. Der dortige Kommandant riet Below, seinen Weg entlang der Kantstraße und über den Adolf-Hitler-Platz (heute: Theodor-Heuss-Platz), dann über die Heerstraße bis zum Reichssportfeld (heute: Olympiapark) fortzusetzen.

Berlin glich einem apokalyptischen Niemandsland, die Stadt lag im Sterben: Überall sah man Häuserruinen, Bombentrichter, Rauch, Granateneinschläge. Mal war es still wie in einem Leichenschauhaus, mal heulten die Geschosse wie Sirenen des Todes. Am Himmel kreisten sowjetische Bomber und Schlachtflugzeuge. Hilflos irrten Zivilisten umher, die in Kellern und Luftschutzräumen Unterschlupf suchten, um dort irgendwie zu überleben. Deutsche Soldatengruppen und Einheiten des Volkssturms streiften ziellos durch die Straßen; eine klare militärische Struktur und Ordnung war kaum mehr zu erkennen. Auch eine Frontlinie gab es nicht mehr, so dass an jeder Straßenecke die Gefahr lauerte, auf sowjetische Soldaten zu treffen. Below und Mathiesing mussten befürchten, nach einer Gefangennahme sofort erschossen zu werden.

Als beide in den Nachmittagsstunden des 30. April das Reichssportfeld erreichten, trafen sie dort auf zahlreiche Kampfverbände mit 15- und 16-jährigen Hitlerjungen. Der Kampfgruppen-Kommandeur empfahl Below, sofort weiterzuziehen; die militärische Lage sei ungewiss, jederzeit könnten sowjetische Soldaten auftauchen. Die Havel war von dort noch etwa einen Kilometer entfernt. Ob die Brücken in Richtung Spandau noch intakt waren? Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten die beiden Männer schließlich den Fluss bei den zwei Brücken in der Nähe des Ortsteils Pichelsdorf, wo sie auf die andere Gruppe mit Weiß, Loringhoven und Boldt trafen. Letztere hatten einen nahezu identischen Weg genommen.

Unmittelbar an den Brücken lag ein weiteres Bataillon Hitlerjugend; auch diese Truppe hatte man erst vor wenigen Tagen am Reichssportfeld aufgestellt. Bei einer Lagebesprechung im »Führerbunker« hatte Reichsjugendführer Artur Axmann dieses Hitlerjugend-Bataillon freiwillig zur Verteidigung der Pichelsdorfer Brücken angeboten. Es sollte [11]nun die Brücken für den Entsatzangriff der Armee Wenck offenhalten. Generalleutnant Walther Wencks Angriff war zwar gescheitert, aber die Jungen lagen am 30. April immer noch an den Brücken in Stellung.

Below, Nicolaus von Mathiesing, Heinz Weiß, Rudolf Loringhoven, Bernd Freytag von Boldt, Gerhard

Der Befehlshaber des Abschnitts, Obergebietsführer Dr. Ernst Schlünder, erklärte den Offizieren die Lage. Die Straße über die Pichelsdorfer Brücken war das einzige noch halbwegs offene Ausgangstor aus Berlin. »Es war ein schrecklicher Gedanke, dass diese prächtige Jugend in den letzten Kämpfen sinnlos sich opferte«, bemerkt Below rückblickend in seinen Memoiren. Aber kein Offizier – auch Below nicht – hatte genügend Mut und Verantwortungsgefühl, um den nutzlosen Auftrag zu beenden und »diese prächtige Jugend« einfach nach Hause zu schicken. Vielmehr profitierte auch Below von ihrem Einsatz. Voller Enthusiasmus halfen sie den Offizieren bei ihrer Flucht und organisierten für sie ein Ruderboot. Noch immer machten sie dabei einen zuversichtlichen Eindruck. Schließlich gab es in ihrer Welt ja nichts Größeres, als das Leben für Deutschland und den »Führer« zu opfern. »Blut und Ehre« war ihnen als Wahlspruch immer wieder eingetrichtert worden. Dass sie in den letzten Tagen des Weltkriegs nur noch ›verheizt‹ wurden, erkannten sie nicht.

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai brachen Below, Mathiesing, Weiß, Loringhoven und Boldt schließlich auf und ruderten auf der Havel nach Süden bis zur nördlichen Spitze der Wannsee-Insel. Dort gingen die fünf Männer morgens an Land und trafen auf die kläglichen Reste der 20. Panzer-Grenadier-Division. Der Divisionskommandeur, Generalmajor Georg Scholze, hatte sich wenige Tage zuvor erschossen; seine Frau und seine vier Kinder waren beim britischen Luftangriff auf Potsdam am 14. April ums Leben gekommen. Die Truppe verschanzte sich nun im Wald und war auf der Insel eingeschlossen, weil die Rote Armee die Wannsee-Brücke weiter im Süden blockierte. Below und Mathiesing beschlossen daher, mit dem Boot ans Westufer der Havel überzusetzen. Hinzu kamen Hitlers Heeresadjutant, Oberstleutnant Willy Johannmeyer, sowie zwei weitere Männer, die bereits vor einigen Tagen den »Führerbunker« verlassen hatten. Sie hatten Erfolg, konnten sich schließlich weiter nach Westen durchschlagen und der sowjetischen Gefangenschaft entgehen.

Weiß, Loringhoven und Boldt hingegen...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2020
Reihe/Serie Reclam – Kriege der Moderne
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik 20. Jahrhundert bis 1945
Schlagworte Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht • Befreiung Berlin Rote Armee • Besetzung Berlins • Ende Zweiter Weltkrieg • Geschichte Zweiter Weltkrieg • Kriegsende 1945 • Tag der Befreiung • Untergang Nationalsozialismus • Zweiter Weltkrieg Ende
ISBN-10 3-15-961674-6 / 3159616746
ISBN-13 978-3-15-961674-2 / 9783159616742
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